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Artikel
1998
Kameras
Konica MR 70 - Minolta AF-T
Der zweite Blick
Mit einer zusätzlichen Brennweite zum obligatorischen Weitwinkel sollen neue Kleinbild-Sucherkameras für mehr unbeschwerten Spaß beim Fotografieren sorgen.
Was bei Pocketkameras und Disc-Kameras vorexerziert wurde, faßt nun auch bei den Kleinbildkompaktkameras mit automatischer Scharfstellung Fuß. Das eingebaute Weitwinkelobjektiv wird per Knopfdruck zum kurzen Tele und bringt einen entsprechend kleineren Bildausschnitt auf den Film.
Minolta hat dieses Prinzip in der AF-T verwirklicht, das Konica-Modell mit dem Doppelobjektiv hört auf den Namen MR 70, wobei "70" wohl auf die längste Brennweite von 70 mm hinweisen soll. Das "T" im Namen der Minolta signalisiert dagegen allgemeiner "Tele", das mit einer Brennweite von 60 mm aufwarten kann und damit 10 mm weniger zu bieten hat, als das der Konica.
Die Brennweitenverlängerung wird in beiden Fällen gleich durchgeführt: Auf Knopfdruck schwenkt eine Linse hinter das Objektiv und wirkt brennweitenverlängernd. Wie jeder Konverter schluckt auch der Brennweitenverlängerer in der Minolta und der Konica Licht. Die nicht gerade sehr großen Anfangsöffnungen von 1:3.2 (Konica) und 1:2.8 (Minolta), bei kürzester Brennweite von jeweils 38 mm, sinken dadurch auf Werte von 1:5.8 bzw. 1:4.3. Während bei der Minolta zum Brennweitenwechsel ein Hebel zur Verfügung steht, der auf die Symbole "S" oder "T" gestellt werden muß, verfügt die Konica über einen Schalter für diesen Zweck. Jeder Druck auf diesen Schalter bewirkt, daß die Brennweite ins jeweils andere Extrem verkehrt wird.
Das Minolta-Objektiv schnurrt nach der Brennweitenwahl schnell in die richtige Position, das Konica-Objektiv läßt sich da mehr Zeit.
Sowohl die Minolta als auch die Konica passen gleichzeitig den Sucher an die veränderten Brennweitenverhältnisse an, so daß der Fotograf immer darüber im Bilde ist, was im Bild festgehalten wird. Wie bei solchen Kameras üblich, grenzen auch bei der Minolta und der Konica Leuchtrahmen das Bild gegen ein schmales Umfeld ab, in beiden Kameras wird durch Parallaxen-Marken dem Umstand Rechnung getragen, daß Sucher und Objektiv das Motiv bei kleinen Entfernungen unterschiedlich sehen, und in beiden Fällen markiert ein kleines Viereck im Sucher die Zone, in der das Autofokussystem die Entfernung feststellt.
Der Sucher der Minolta ist größer als der der Konica und macht es deutlich leichter, das Motiv zu erkennen. Die Sucherinformation ist in beiden Fällen auf nur wenige Anzeigen beschränkt:
Bei der Konica leuchtet eine grüne Leuchtdiode auf, wenn die Entfernung gemessen wurde, eine orange LED, wenn es nötig ist, mangels Licht den Blitz zuzuschalten, was mit einem Knopf auf der Kamerarückseite geschieht.
Auch bei der Minolta weist eine grüne oder rote LED auf die erfolgte Scharfstellung hin, die grüne blinkt, wenn die Entfernung zum Motiv größer ist, als die Blitzreichweite, die rote LED zeigt an, daß der sich automatisch zuschaltende Blitz noch nicht völlig aufgeladen ist.
Der Blitz der Minolta ist also etwas bedienungsfreundlicher, was aber nicht überbewertet werden sollte. Wichtiger ist, daß der Blitz der Minolta mit geringerer Leistung als Aufhellblitz eingesetzt werden kann. Ein kleiner Knopf links unterhalb des Objektivs muß gedrückt werden, um diese für Gegenlichtaufnahmen oder Aufnahmen im Halbschatten wichtige Funktion abzurufen, die der Konica gänzlich abgeht.
Auch auf die Meßwertspeicherung kann nur der Minolta-Fotograf bauen. Den Meßwert zu speichern macht dann Sinn, wenn das Motiv beispielsweise im Gegenlicht liegt oder als kleiner weißer Klecks vor einem dunklen Hintergrund steht. In so einem Fall mißt man mit einer Nahmessung das Hauptmotiv an, das auf jeden Fall richtig belichtet sein soll, oder man sucht ein Ersatzmotiv, dessen helle und dunkle Partien sich zu einem Grauton ergänzen und bietet es dem Belichtungsmesser an. Wird die so ermittelte Zeit/Blenden-Kombination gespeichert und bei der Aufnahme abgerufen, hat alles seine Richtigkeit. Mit der AF-T ist aber die Meßwertspeicherung mit der Speicherung der automatisch ermittelten Entfernung gekoppelt - es kann also nur eine Ersatzmessung erfolgen, wenn die Entfernung des Ersatzmotivs zur Kamera nicht größer oder kleiner ist, als die des eigentlichen Motivs.
Beide Kameras bieten für den häufigeren Normalfall recht gut arbeitende Programmautomatiken, deren Meßbereiche von der gewählten Brennweite abhängen.
Die Filmempfindlichkeit wird sowohl von der Minolta als auch von der Konica automatisch von DX-codierten Patronen übernommen (beide male im Bereich von ASA 25 bis ASA 1600) und beide Kameras sehen uncodierte Filmpatronen als 100er Filme an.
Die eingebauten Blitzgerätchen leuchten um so weiter, je empfindlicher die eingelegten Filme sind. Mit ASA 1600 Film erhellt der Blitz der Minolta noch ein Motiv, das 22 m von der Kamera entfernt ist, während der Konica-Blitz nur 19 m weit reicht ebenfalls mit 1600-ASA-Film. Diese Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen - sie setzen frische, tatsächlich volle Batterien voraus und der Leuchtwinkel der Blitzgeräte ist nicht groß genug, um das ganze Bildfeld bei 38 mm Brennweite auszuleuchten. Aber nur bei kürzeren Brennweiten werden die maximalen Blitzentfernungen erreicht, bei Tele-Einstellung verhindert in beiden Fällen die nun kleinere Anfangsöffnung den weiten Blitz.
Vorzüge der beiden Kompaktkameras
In beiden Fällen kann den mit Infrarotstrahlern arbeitenden AF-Systemen bescheinigt werden daß sie mit fast allen Motiven gut fertig werden. Für den Fall, daß das Motiv nicht in der Bildmitte liegen soll, kann sowohl der Konica- als auch der Minolta-Benutzer die Entfernung bis zum Auslösen speichern.
Natürlich hilft auch die Schärfentiefe den Autofokussystemen, scharfe Bilder auf den Film zu projizieren, doch stellt die Telebrennweite, auch wenn sie noch nicht so ganz lang ist, Ansprüche an die Qualität der AF-Einrichtung, die nur mit "Verlassen auf die Schärfentiefe" nicht zu erfüllen sind.
Was bieten die beiden Kameras sonst noch? Filmeinlegen und Filmtransport erfolgen motorisch, die Filmrückspulung nach Knopfdruck bei der Konica ebenfalls per Motor, bei der Minolta wird sie sogar automatisch gestartet. Natürlich fehlt auch der Selbstauslöser nicht sein Ablauf wird bei der Minolta durch eine LED, bei der Konica durch einen Piepton angezeigt.
Fazit
Ersatz für eine Spiegelreflexkamera mit ihren Wechselobjektiven ist weder die Minolta noch die Konica, doch beide bieten doppelt so viel, wie andere AF-Kompaktkameras. Die Minolta hat im direkten Vergleich die Nase ein bißchen vorn, da sie die Möglichkeiten des Aufhellblitzens und den Meßwertspeicher bietet, die Konica hat mit 70 mm längster Brennweite dagegen schon eher ein "Tele" zu bieten, als die Minolta. Klein und leicht ist weder die eine noch die andere. Letztendlich wird der persönliche Geschmack entscheiden - sicher nicht der Geldbeutel: die Minolta und die Konica kosten etwa 600 DM.
PS: Als dieser Vergleich bereits gelaufen war, meldete Fuji ebenfalls Ansprüche auf das Marktsegment an. Die Fuji TW-300 wird ein 38-mm- und ein 65-mm-Objektiv bieten, ein LCD-Anzeigefeld und das von der DL-200 bekannte Drop-in-Filmladesystem mit automatischer Filmvorspulung.
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