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Artikel
1998
Normtest
Nikon F-301
Angebot mit Pluspunkten
Nikon bringt, was Käufer sich wünschen - das ist das Motto, unter dem die neue Nikon F-301 jetzt auf den Markt gebracht wurde. Die erste Nikon mit eingebautem Winder.
Der stabile Eindruck, den diese Nikon F-301 macht, läßt sich durch einige äußere Merkmale untermauern. Vor allem der "angeformte" Handgriff, mit der Kamera fest verbunden, läßt einen eine eigene Art der Sicherheit der Kamerahaltung spüren. Mit 570 Gramm Gewicht ist sie nicht sonderlich leicht geraten, doch eine entsprechende Kamera beziehungsweise eine Kamera mit extra angesetztem Winder erreicht praktisch die gleiche Gewichtsklasse. In einem Kompromiß zwischen einfacher Bedienung und größtmöglicher Sicherheit gegen Fehlbedienung beziehungsweise unabsichtliches Verstellen der Kameraeinstellungen ist ein Übergewicht zugunsten der Sicherheit feststellbar. So sind verschiedene Sicherungen angewendet worden um die Vorwahl der Belichtungskorrektur, den Hauptschalter, die Auswahl zwischen Belichtungsprogramm beziehungsweise manueller Belichtungsvorwahl sowie die Rückspulung unverrückbar festzulegen.
Die Stromversorgung der Kamera wird aus vier Batterien des Typs Mignon AAA bestritten. Die Batterien sind in einem Fach am Boden der Kamera unterzubringen. Auch hier hat Nikon auf Sicherheit gesetzt. So verbirgt sich unter dem Bodendeckel ein eigener Batterieeinsatz, der nicht ganz ohne Übung zu beherrschen ist. Um das Einlegen der Batterien auch "elektrisch sicher" zu machen wurde ein Formeinsatz entwickelt. Legt man ihn falsch herum ein, so ist der Deckel nicht zu schließen. Erst wenn ein weißer Punkt an der Kamera und ein weißer Punkt am Fach gegenüberliegen ist der Batteriesatz richtig eingelegt - erst dann läßt sich auch der mit einer kleinen Groschenschrauben gesicherte Deckel schließen.
Jeweils auf Filme einer Länge von 36 Aufnahmen bezogen ergeben sich in den Daten für die erzielbare Ausbeute schon recht beachtliche Unterschiede. Werden Nickel-Cadmium-Akkus der schlanken Bauform (Typ = AA) verwendet, so sollten 40 Filme mit einer Ladung belichtet werden können. Noch weniger Ausbeute ist bei Verwendung von Zink-Kohle-Batterien anzunehmen - nämlich gerade 20 Filme. Erstaunlicherweise nennt Nikon auch für diesen Batterietyp die Daten, empfiehlt also auch diese Batterien, die man jedoch nur für den Notfall einplanen sollte. Besser sind bekannterweise Alkali-Mangan-Batterien beziehungsweise Nickel-Cadmium-Akkus. Für die etwas größeren Alkali-Mangan-Batterien des Typs AA ist das beachtliche Maximum von 180 Filmen aus einem Batteriesatz zu erwarten - Indiz für den sparsamen Umgang mit dem Strom, der in erster Linie für den Transport durch den 2,5 Bilder pro Sekunde schnellen Motor eine Rolle spielt. Auch dieser größere Batterietyp (AA) wird empfohlen, doch um ihn zu verwenden muß man sich ein Zubehörangebot von Nikon anschaffen.
Dieses Zubehör besteht aus einem neuen Batterieeinsatz und einem zusätzlichen Deckel. Die Kamera wird dadurch nur wenige Millimeter höher und der Gewinn an Kapazität ist beachtlich. Auch wenn die kleineren Batterien für den durchschnittlichen Bedarf ausreichen mögen ist die Anschaffung dieses Zubehörs anzuraten.
Der Hauptschalter der Kamera ist als Ring um den Auslöser herum ausgebildet. Sicherheitshalber muß man ihn anheben, bevor man in einer kurzen Drehung eine der drei Schaltstellungen erreichen kann. Wie zu vermuten ist diese Einstellung in direktem Zusammenhang mit dem eingebauten Winder zu sehen. In "L"-Position (Lock bzw. Aus) ist die Stromzuführung unterbrochen - erst in der Position "S" beziehungsweise "C" wird die Kamera aktiviert. Im einen Fall für einzelne Aufnahmen, im letztgenannten Fall für Serienaufnahmen. Der erste Druck auf den Auslöser - er muß nicht allzu sanft erfolgen, da der Auslöser einen angenehmen Druckpunkt hat bei dem es kaum Anlaß zur Befürchtung einer versehentlichen Auslösung der Kamera geben dürfte - aktiviert die Messung, die ab diesem Zeitpunkt für knapp 20 Sekunden aktiv bleibt und über den gleichen Zeitraum auch zu einer Sucheranzeige führt. Danach schaltet die Kamera selbsttätig auf "Sparbetrieb" um.
Ein kleiner Schaltknebel, der nun nicht besonders gesichert sein muß, befindet sich hinter dem Auslöser. Mit seiner Hilfe läßt sich der eingebaute Piepser abschalten. Links daneben schließlich der Sicherungsknopf für einen Schieber, der vor dem Zurückspulen des Films zu betätigen ist. Auf der "Auslöserseite" der Kamera ist dann noch der Wahlknopf für die Belichtungszeiten und die Programme zu finden. Auch dieser Knopf besitzt wiederum eine Sicherung, die aber nur bei einem Wechsel zwischen den Programmen zu betätigen ist. Sobald nur zwischen den manuell vorwählbaren Zeiten zu schalten ist kann man sich auf die Rastung dieses Knopfs verlassen und ist darüber hinaus in der Lage, die Belichtungszeit zu ändern ohne das Auge vom Sucher zu nehmen.
Auf der linken Seite ist die Einstellung für die Filmempfindlichkeit zu finden. Zwischen 12 ASA und 3200 ASA läßt sich die Filmempfindlichkeit einstellen, sofern man den großen Rändelring anhebt. Eine weitere Position dient der Umschaltung auf DX-Automatik, die die Kamera in die Lage versetzt, die Empfindlichkeit von der Filmpatrone abzulesen. Nikon hat eine lobenswerte Leuchtdiode eingebaut: Sollte man einen nicht codierten Film bei angewählter DX-Automatik einlegen, so blinkt sie und fordert zur manuellen Einstellung auf. Allerdings hat diese LED noch weitere Funktionen. So leuchtet sie kurz beim Filmtransport auf - man sieht es, wenn man nicht gerade durch den Sucher blickt und sie leuchtet auch bei Filmende auf.
Sie leuchtet - so verkündet Nikon stolz in der Bedienungsanleitung - auch bei verschmutzten DX-Kontakten. Vorstellbar, da dann ja kein Kontakt zur Patrone hergestellt werden kann, und die Überprüfung der Kontakte beziehungsweise eine sanfte aber nachhaltige Reinigung sollte dann für den Besitzer kein Problem darstellen. Im Zusammenhang mit der Filmeinstellung ist auch die Belichtungskorrektur untergebracht. Wieder mit einem Druckknopf gesichert. Wird die höchste Filmempfindlichkeit gewählt, so ist eine Korrektur von bis zu +2 Blendenstufen möglich. Sonst ist stets der gesamte Bereich von Plus/Minus 2 Blendenstufen verfügbar, die zudem in halben Blendenstufen feinfühlig einstellbar sind.
Die Rückwand der Kamera weist zwei "Schaufenster" auf. Eines bietet Sicht auf die Filmpatrone und somit die Möglichkeit, sich über die Filmsorte zu informieren falls man einmal vergessen haben sollte, welchen Film man einlegte. Das zweite Fenster zeigt beim Filmtransport ein rotierendes Muster und ist somit die hundertprozentig genaue Anzeige dafür, daß der Film tatsächlich transportiert wird. Es gibt immer noch genug Anwender, die eine solche Sicherheit bevorzugen, obwohl kaum Grund zur Sorge bestehen dürfte, denn auch diese Kamera hat mit einer " Einlegehilfe" einen sicheren Start, der zudem die kleine Arbeit des Filmeinlegens erleichtert, erhalten.
Die Nikon F-301 bietet als kürzeste Belichtungszeit die zweitausendstel Sekunde. Die Testkamera bot in den Messungen sogar die kürzeste Zeit von 1/2768 sec an - eine wesentlich kürzere Belichtungszeit somit. Im Diagramm liest sich diese sehr kurze Zeit als Abweichung von -1/2-Blendenwert. Diese maximale Abweichung, die einer halben Blende Unterbelichtung entspricht, wird nur bei der kürzesten Zeit erreicht. Bis zur 1/250 sec wird die Abweichung immer geringer. Dann zeigt sich, daß die 1/125 sec etwas länger ist - sie entspricht einer geringen Überbelichtung von ca. 1/6 Blendenstufe. Das entspricht dem üblichen Verhalten der Kameras bei der kurzen Synchronzeit, die übrigens wie alle anderen Belichtungszeiten auch nur bei vorhandener Stromversorgung funktioniert. Von der 1/60 sec bis zur Belichtungszeit von 1 sec erreicht sie exakte Werte.
Bei manueller Bedienung bietet die F-301 eine Nachführbelichtungsmessung. Dazu wird im Sucher in kleinen Leuchtdioden-Ziffern an der rechten Sucherseite sowohl die eingestellte Zeit als auch die für eine korrekte Belichtung notwendige Belichtungszeit angezeigt. Im günstigsten Fall decken sich beide Zeiten - dann ist eine stehende Anzeige zu sehen. Andernfalls ist die richtige Zeit als blinkende Anzeige ober- oder unterhalb der eingestellten Zeit zu sehen. Drei Automatik-Betriebsarten werden von der F-301 geboten. Erstens eine Zeitautomatik. Bei bis auf kleinste Blende eingestelltem Objektiv wird der gesamte Arbeitsbereich dieser Automatik ausgenutzt, man kann diese Automatik jedoch auch bei anderen Blendeneinstellungen am Objektiv benutzen. Die Normtest-Messungen ergaben, daß die Zeitautomatik über den gesamten Bereich eine Neigung zu geringer Unterbelichtung besitzt. Im Durchschnitt handelt es sich um 3/3Blendenstufe - nur bei den kürzesten Zeiten ist eine weitere Veränderung zu bemerken. Bei der 1/2000 sec beträgt die Abweichung -2/3-Blendenstufen.
Zwei Programmautomatiken werden geboten. Während unter "P" eine Standardautomatik erreicht wird ist unter "PHi" eine Programmautomatik verfügbar, die besonderen Wert auf kurze Belichtungszeiten legt und damit für schnelle Schnappschußsituationen besonders geeignet erscheint. Beide Automatik-Betriebsarten machten im Test einen recht guten Eindruck. Auch hier sind Abweichungen vorhanden, doch mit einem Einfluß von maximal 1/3-Blendenwert sind diese Abweichungen sehr gering.
Erwähnenswerte Besonderheiten der Kamera: Sie besitzt einen elektronisch gesteuerten Selbstauslöser, der nur an der Frontseite der Kamera zu starten ist und mit einem zweiten Druck auch wieder abgebrochen werden kann. Er sollte in Verbindung mit der "Okularklappe" gegen Fremdlicht und damit mögliche Fehlmessung benutzt werden. Auf selber Knopf-Höhe ist eine kleine Taste zu finden, die der Blockierung des Meßwerts zur Belichtung dient (AE-Lock). In einer Gewindefassung ist ein Anschluß für einen Fernauslöser verborgen der allerdings wieder einmal das Vorhandensein eines Spezialkabels voraussetzt und damit zeigt, daß die einst beim "Drahtauslöser" weitgehend vorhandene Normung mit Einbruch der Elektronik von vielen Herstellern in keiner vergleichbaren Weise geboten wird.
Fazit
In der Praxis wurde die Kamera in der Handhabung stets gelobt. Die Ausnahme ist im von Brillenträgern schwer vollständig überschaubaren Sucherbild zu sehen.
In den Normtest-Messungen spielte praktisch nur die Abweichung bei kürzester Zeit eine Rolle, obwohl diese Abweichung noch in der Toleranz liegt. Auch unter Berücksichtigung des Preises (ca. 750 DM) erwies sie sich als empfehlenswerte Kamera.
+ Bequeme Handhabung
+ Gute Belichtungsgenauigkeit
+ Sinnvoll angewendete Sicherung bestimmter Bedienungselemente
- Für Brillenträger zu knapper Suchereinblick
- Fernauslöser-Spezialanschluß
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