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Artikel
1998
Beratung
Marktübersicht motorisierte Kameras
Schützenhilfe
Wir haben den Schnellschalthebel geopfert, weil ihm so viele Bilder zum Opfer gefallen sind. So pfiffig warb Konica seinerzeit und schuf mit der damaligen FS-1 einen Trend, dem bis heute viele Kleinbildkameras folgen. Der integrierte Motor steigert nicht nur den Bedienungskomfort, er verhilft sogar häufig zu besseren Bildern.
Canon, auf Superlative seit jeher programmiert, schuf mit der F-1 High Speed die schnellste und teuerste Kleinbildkamera der Welt. Die höchste Frequenz von 14 Bildern pro Sekunde streckt einen 36er Film in ganzen 2,57 Sekunden nieder. Das schafft von den integriert Motorisierten keiner und selbst Erzrivale Nikon steht mit den 6 B/Sek., die der MD-14 zur F 3 leistet recht verlassen da. Doch der enorm hohe Preis von 25.000 Mark macht die Hochleistungsmaschine nur für Großunternehmen erschwinglich, die sie in Wissenschaft und Forschung einsetzen.
Der engagierte Hobbyfotograf kommt jedenfalls mit weniger aus. Ihm reichen gewöhnlich die zwei bis vier Bilder pro Sekunde, welche die handelsüblichen Kameras mit integriertem Motor ohne allzu hohe Einbußen an Gewicht und Handling und zu erschwinglichen Preisen realisieren.
Bedienungskomfort ist gefragt
Den von Konica 1979 lancierten Trend nahmen andere Hersteller begeistert auf. Bedienungskomfort ist heutzutage gefragter denn je. Neuerscheinungen des letzten Jahres wie Canon T80, Minolta 7000, Pentax A 3 und Nikon F-301 kommen nicht ohne dieses zusätzliche Feature aus, das ständige Schnappschußbereitschaft sichert und dynamischen Motiven zugute kommt. Sie sind als "Marketing-Kamera" ganz nach den Wünschen der Käufer konzipiert, die wohl "Motor" mögen. Auch bei Porträts verbessert die von vornherein motorisierte Kamera entscheidend die Chance, den verführerischen Gesichtsausdruck der Freundin oder Frau optimal ins Bild zu setzen.
Denn oft liegt gerade im "Nachschuß", wenn das Modell das fotogene Lächeln ablegt und wieder zur Natürlichkeit übergeht, der fotografische Reiz. Ganz zu schweigen von dem enormen Vorteil, daß man sein Motiv ständig im Auge behalten kann und den Blick aus dem Sucher nicht verliert, nur weil der Fotograf dem schnöden Transportaufzug seine Aufmerksamkeit widmen muß.
Nachteile: Batterieabhängigkeit und höheres Gewicht
Auf den ersten Blick sprechen also viele Vorteile für die Integrationspolitik, die sich inzwischen viele Kamerahersteller an ihre Fahnen geheftet haben.
Die Nachteile des Prinzips der Integration sind in erster Linie im höheren Gewicht der Kamera und in der totalen Batterieabhängigkeit zu suchen. Wiegt die Contax 137 MA Quartz auf dem Papier zwar nur 110 Gramm mehr als die - abgesehen vom Motor natürlich - identisch ausgestattete 139 Quartz, so muß noch die Masse von vier Mignon Batterien dazu addiert werden. Gerade die motorisierte Contax ist ein Paradebeispiel für eine durchdachte überzeugende Konstruktion, die alles bietet, was der engagierte Fotograf sucht und auf neumodische Ausstattungsballast wie Programmautomatik und Displays verzichtet. Die Carl-Zeiss-Objektivpalette sorgt für weitere zusätzliche Reize.
Gänzlich extravagant präsentiert sich Rolleis 3003. Hier wurde eine "Integration total" betrieben, die sich in der unkonventionellen Würfelform ausdrückt. In der Praxis erweist sich der Abschied von der Leica-Konzeption dank Wechselmagazinen und zwei Suchersystemen als überaus vielseitig.
Geht es dem Fotografen in der Hauptsache um Action-Fotos so fährt er mit einer Blendenautomatik zweifellos am besten. Die gelungene Symbiose zwischen Motor und Verschlußzeitpriorität geht Canon T70 und Minolta 7000 ein. Die 7000 ergänzt das Prinzip der Schnelligkeit durch Autofokus-Scharfstellung. Im Mittelformat setzt Rollei ebenfalls auf Blendenautomatik. Die funktionelle Kubusform von 6002 und 6006 wirkt homogen. Hasselblad ELX und Zenza Bronica SQ-Am können hingegen nicht verleugnen, daß ihnen der Motor nicht hinein sondern ankonstruiert wurde.
Die moderne Elektronik steht bei der Bronica etwas im Gegensatz zu diesem antiquierten Konzept. Die futuristische, epochemachende Pentax 645 wirkt dagegen ebenfalls aus einem Guß und sie bietet eine Fülle von Automatikfunktionen. Sogar im Notfall - beim Energiekollaps - haben die Pentax-Konstrukteure vorgesorgt, der Film läßt sich auch von Hand transportieren. Ob Mittelformat oder Kleinbild, integriert motorisiert ist einfach in. Dabei stehen zwei Philosophien im Vordergrund. Motor als Gestaltungshilfe (Contax 137 MA, Rolleiflex 3003, Mittelformatkameras) und Motor als Bedienungskomfort (Pentax A 3, Nikon F-301). Daß sich das eine nicht vom anderen trennen läßt leuchtet ebenso ein wie zwei gravierende Vorteile im Vergleich zu minderbestückten Kameras. Integrierte sind teilweise erheblich preiswerter und bieten außerdem in den meisten Fällen eine höhere Bildfrequenz.
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