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Artikel

1998

Normtest

Fuji AX Multiprogram

Multi-einfach

Fuji setzt voll auf Programm und Automatik mit der neuen Fuji AX Multi Program, eine an sich schlichte Kamera, die mit einem Preis unter 600 Mark noch deutlich in der Nähe der Einsteigerkameras angesiedelt ist.

Multi Programmkameras der oberen Preisklasse konnten in den letzten Jahren besonders interessant ausgestattete Funktionen aufweisen, die schließlich dazu angetan waren, einen vielleicht noch unentschlossenen Käufer nun restlos zu überzeugen. Mit der neuen Fuji AX Multi Program wird ein neuer Weg beschritten: Diese Kamera bietet nur drei ausgeteilte Funktionen - jedoch keine der Standardfunktionen wie manuelle Wahl von Zeit und Blende. In der Fuji AX haben sich ihre Schöpfer auf drei Funktionen beschränkt. Auf eine "Standard-Programm-Automatik", eine Programmautomatik, die bevorzugt für Motive mit großem Schärfentiefen-Bereich angewendet werden soll und eine Programmautomatik, die insbesondere kurze Belichtungszeiten benutzt, um schnelle Bewegung optimal festzuhalten. Für den, der zur Kamera nicht stets die Bedienungsanleitung dabei haben will, sie ist übrigens mehrsprachig und nicht besonders umfangreich ausgefallen, ist die Charakteristik der drei Belichtungsprogramme in Form eines "Multi-Diagramms" auf der auswechselbaren Kamerarückwand aufgedruckt.
Die Automatikfunktionen der Kamera können auf den Bereich der Belichtungszeiten zwischen einer halben Sekunde und der 1/1000 Sek. zugreifen. Ein begrenzter Bereich, der höheren Ansprüchen nicht gerecht wird, in der üblichen Praxis aber vollauf reicht. Mangels einstellbarer Belichtungszeiten ist in diesem Normtest-Bericht keine Aussage über das Verhalten der Belichtungszeiten zu finden. Lediglich eine Aussage über die Belichtungsgenauigkeit ist möglich und sinnvoll. Der Test ergab dabei nur minimale Abweichungen, die bei einem Höchstwert von 1/6 Blendenwert Unterbelichtungsneigung liegt. Diese Neigung ist insbesondere bei hohen Lichtwerten (EV) feststellbar gewesen - stets dann also, wenn ein Überschuß an Licht in der Aufnahmesituation herrscht. Da die Abweichung praktisch vernachlässigbar klein ist, sollte der Benutzer dieser Kamera mehr auf die Eigenart der Belichtungsmessung sehen, sie ist schwach mittenbetont, integral und besitzt eine deutliche Verschiebung der empfindlichsten Meßzonen nach der linken Seite (bezogen auf das Querformat). In Grenzen ist durch diese Eigenart der Belichtungsmessung die Möglichkeit gegeben, etwas dunklere Aufnahmen dadurch zu erhalten, daß bei einer Hochformataufnahme die linke Kameraseite nach oben gehalten wird. Etwas hellere Aufnahmen sind zu erzielen, indem man die linke Kameraseite nach unten hält, womit der dunklere Boden (eine Wiese, ein Waldstück) stärker in die Messung einbezogen wird.

Messung auf der Filmoberfläche

Nach guten Vorbildern bekam diese Kamera für die TTL-Belichtungsmessung einerseits ein schwarzweißes Muster auf den ersten Verschlußvorhang ihres horizontal ablaufenden Tuchschlitzverschlusses aufgedruckt. Andererseits, und diese Eigenschaft hängt nun wieder von der Kameraelektronik ab, wird auch, nachdem der Verschluß geöffnet ist und somit dieses bis dahin angemessene Muster auf dem Verschlußtuch aus dem Blickfeld der Siliziumdioden für die Belichtungsmessung verschwunden ist, die Belichtungsmessung weiterhin in die Aufnahmeaktion der Kamera einbezogen. Die Belichtungsmessung wird fortgesetzt, auf die aktuelle Belichtung umgesetzt, und sie kann damit jederzeit noch Einfluß auf die tatsächliche Belichtung nehmen. Wichtig und nützlich dann, wenn sich die Beleuchtung während der Aufnahme schlagartig ändern sollte, wie das der Fall ist, wenn beispielsweise ein Blitzgerät gezündet wird, während der Verschluß der Kamera geöffnet ist. Sobald die Belichtung ausreicht, schließt die Elektronik den Verschluß.
Die Charakteristik des Standardprogramms sorgt dafür, daß die längste Belichtungszeit und die offene Blende so lange beibehalten werden, bis eine erhöht verwacklungssichere Belichtungszeit von 1/30 Sek. erreicht wird. Ab diesem Punkt werden Blende und Zeit praktisch gleichberechtigt nachgeführt, bis schließlich die kürzeste Belichtungszeit und die kleinste Blende erreicht sind.
Der Anfangsbereich der beiden anderen Programme ist praktisch identisch zur Steuerung im Normalprogramm. Ab der 1/30 Sek. geschehen dann die beachtenswerten Unterschiede. Wurde das DP-Programm gewählt, so versucht die Elektronik dieser Kamera, nun schnellstmöglich kleine Blendenöffnungen zu benutzen, um das Maximum an Schärfentiefe zur Verfügunq zu stellen. Zwischen der dreißigstel- und der sechzigstel-Sekunde hat die Kamera diese Aufgabe zu bewältigen. Erst, wenn die Zeit/Blendenkombination von 1/60 und der kleinsten Blende erreicht ist, wird auch die Belichtungszeit immer kürzer eingestellt.
Im HP-Programm, das stets dann gewählt werden soll, wenn es darauf ankommt, schnelle Bewegung möglichst scharf abzubilden, ist bis zur 1/500 Sek. die offene Blende "festgelegt". Die Kamera versucht also, möglichst schnell die kürzestmögliche Belichtungszeit zu erreichen. Zwischen der 1/500 Sek. und der kürzesten Zeit von 1/1000 Sek. wird dann stetig die Blende geschlossen.

Verzicht auf Anzeigenballast

Die Sucheranzeigen sind analog zu der Begrenzung auf drei Programm-Automatik-Funktionen knapp ausgefallen. So gibt es praktisch nur drei kleine Leuchtdioden, hell genug und recht gut erkennbar in allen Aufnahmesituationen, die neben den Buchstabenanzeigen in schwarzer Schrift für die Programmbezeichnungen angeordnet sind. HP steht für das schnelle Belichtungsprogramm, P steht als Symbol für das Standardprogramm und DP für das auf Schärfentiefe ausgelegte Programm. Daneben die rote Leuchtdiode, die stets nach leichtem Druck auf den Auslöser als Dauerlicht leuchtet, wenn eine einwandfreie Belichtung zu erwarten ist. Langsames beziehungsweise schnelles Flackern der jeweiligen LED signalisiert damit zweistufig eine zu erwartende Unter- beziehungsweise Überbelichtung.
Leuchtet keine der drei LED-Dioden, so ist dies ein sicheres Zeichen für eine falsche Einstellung des Objektivs.
Als Einstellhilfe für die Schärfe fungieren drei verschiedenartige Zonen in der Mattscheibe. Zum einen natürlich die Mattscheibenoberfläche selbst, wobei anzumerken ist, daß diese Mattierung nicht zum feinkörnigsten gehört, das man kennt. Des weiteren ist ein Mikroprismenring vorhanden. Drittens: Der Schnittbildindikator mit waagerechter Trennung, in dem eine Senkrechte (auf das Querformat bezogen) gegeneinander verschoben erscheint, so lange die Schärfe nicht richtig eingestellt ist. Nur wenige Bedienungselemente sind an der Kamera zu finden. Einerseits natürlich der Auslöser, dem man ein sehr angenehmes Verhalten in punkto Druckpunkt bescheinigen muß. Es ist praktisch unmöglich, beim leichten Druck auf den Auslöser versehentlich eine Aufnahme auszulösen, da der Druckpunkt sehr gut zu spüren ist. Um diesen Auslöser herum ist ein gerändeltes Rädchen angeordnet, mit dessen Hilfe eines der drei Programme ausgewählt werden kann. Zur Frontseite der Kamera schließlich findet sich der dreistufige Hauptschalter, mit dem die Kamera aus- bzw. anzuschalten ist.
Neben der Einstellung fester Belichtungskorrektur-Werte unter der Rückspulkurbel wird man vergeblich nach einer Möglichkeit zur Einstellung der Filmempfindlichkeit suchen. Die Fuji AX ist eine DX-Kamera, die diese Daten von der Patrone selbst zu lesen versteht. Legt man einen Film ohne DX-Code ein, so sollte es ein 100-ASA-Film sein, denn auf diese Empfindlichkeit stellt die Kamera ein, sobald kein DX-Code auf der Filmpatrone vorhanden ist.

Fazit

Eine recht preiswerte Kamera, die ausschließlich Programmfunktionen bietet und zum einen durch saubere Belichtungsleistung, die im Normtest dokumentiert werden konnte, zum anderen durch die Möglichkeit, alles Zubehör aus der Fuji X-Klasse verwenden zu können interessant ist. Eine Multiprogramm-Kamera, deren Konzept bewußt auf manuelle Individualität und technische Manipulierbarkeit verzichtet.

+ Sehr gute Belichtungsgenauigkeit 
+ DX-Code-Abtastsystem für Filme zwischen 18 und 33 DIN 
+ Auslöser mit deutlichem Druckpunkt

- Etwas grobkörnige Mattscheibe B
- Batteriefachdeckel nicht optimal gesichert (bei Batteriewechsel)

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