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1998

Vergleichstest

Canon AS-6/Nikon L35AW/AD

Alle Wetter...

Kameras, die alles mitmachen sind die neuen Kompaktkameras von Canon und Nikon. Sie standen bei ihrer Einführung im Schatten der großen "Schwestern" Canon T90 und Nikon F-501 AF, aber sie haben es verdient, auch ins Rampenlicht zu treten.

Kleinbild-Kompaktkameras sind dank des großen Formates und der kleinen Abmessungen von jeher bei allen Fotografen beliebt gewesen, die in ihrer Freizeit etwas unternehmen wollen: Wanderungen, Radtouren oder die in den Bergen unterwegs sind. Sobald allerdings während einer solchen Unternehmung das Wetter umschlug, Regenwolken aufzogen und Blitz und Donner drohten, verschwanden die kleinen Kameras in der Tasche. Und wer ein nasses Hobby hatte, wie Schnorcheln oder Surfen, nahm sie meist erst gar nicht heraus. Für solche Aktiv-Freizeitler schufen Canon und Nikon zwei Kameras, die auch den Wassersportlern das Fotografieren nahebringen sollen. Bis zu einer Wassertiefe von 3 Meter soll die Nikon wasserdicht sein, bis 10 m die Canon, die inoffiziell unter dem Namen Aqua-Snappy läuft, und im Prospekt als Abenteuerkamera tituliert wird.
Taucher der Wasserwacht am Tegernsee erklärten sich freundlicherweise bereit, die Kameras auf ihre Wasserdichte hin zu untersuchen und nahmen sie auf einige Tauchgänge mit, die mit der Nikon bis 5 Meter Tiefe und mit der Canon bis 12 Meter Tiefe führten, beide Male also zwei Meter unter die garantierte Grenze. Beide Kameras überstanden den Druck klaglos. Daß wir keine Bilder zeigen liegt nicht daran, daß die Taucher nicht fotografiert hätten, sondern am wenig klaren Wasser des Tegernsees und am überdies schlechten Wetter während der Unterwasserausflüge. Auch die eingebauten Blitze halfen nicht weiter. Das Licht der ohnedies nicht starken Blitze, über deren Leistung später noch etwas zu sagen ist wird im trüben Wasser stark gestreut, so daß allenfalls Nahaufnahmen möglich sind.
Nicht nur der größeren erreichbaren Tiefe wegen ist die Canon AS-6 für den Wassersportler zu empfehlen. Zum einen bietet sie außerdem ein kleines, aber durchdachtes Zubehörsystem, zu dem eine Zubebörhalterung, eine Nahlinse, ein Distanzrahmen für Nahaufnahmen unter Wasser gehören. Die Distanzstange AS ist besonders wichtig, weil man sich unter Wasser allzuleicht verschätzt. Der größere Brechungsindex von Wasser (1,33 gegenüber 1 für Luft) läßt alles um 1/3 näher erscheinen, als es tatsächlich ist. Zum Zubehör gehörten weiterhin ein Sportsucher (empfehlenswert, wenn mit Tauchermaske gearbeitet wird), Taschen und schließlich Filmschachteln, die die Filme gegen Feuchtigkeit und Schmutz schützen. Das mag unnütz scheinen, aber Sandkörnchen im Patronenmaul haben schon vielen Fotografen Telefgrafendrähte auf den Bildern beschert, jene langen Kratzer, die sich quer durchs Bild ziehen. Zum zweiten, um die Vorteile der Canon als Taucherkamera abzuschließen, schwimmt die AS-6. Wenn Sie dem Taucher oder Surfer aus der Hand gleitet treibt sie zur Wasseroberfläche, während die Nikon (bei entsprechender Wassertiefe sogar auf Nimmerwiedersehen) sinkt.
Eingedenk der Tatsache, daß unter Wasser für ungeübte UW-Fotografen das Scharfstellen ohnehin schwierig ist, wurde die Canon AS-6 mit einem Fixfokus-Objektiv ausgestattet, das an Land von 1,50 m bis Unendlich alles scharf auf den Film bringt und unter Wasser für Schärfe von 1 m bis 3,20 m sorgt. Die Brennweite des Fünflinsers beträgt über/unter Wasser 35/43.6 mm, die Lichtstärke wird mit 1:4,5 angegeben.
Im Gegensatz dazu ist die Nikon eine Autofokuskamera. Die automatische Scharfstellung funktioniert im Bereich von 0,7 m bis Unendlich, allerdings nicht unter Wasser. Dort muß das vierlinsige Objektiv von Hand auf eine von vier Entfernungen (0,7, 1,1, 1,6, oder 3,5 m) eingestellt werden. Die Lichtstärke ist um anderthalb Stufen höher als bei der Canon und beträgt 1 :2,8.
Beide Kameras tasten die Filmempfindlichkeit automatisch ab. Die Nikon erkennt Filme der Empfindlichkeiten von ASA 50 bis ASA 1600, die Canon unterscheidet nur zwischen DX-codierten ASA-100- und ASA-400-Filmen.
Beiden Kameras eigen ist die Programmsteuerung der Belichtungsautomatik; von LW 10 bis 15 (Canon), von LW6 bis 17 (Nikon). Während die Nikon von Unterbelichtung bei niedrigen Lichtwerten wechselt, liegt die Belichtung der Canon durchweg zu hoch und gelangt zeitweilig über die Grenzwerte der DIN-Toleranzen. Für Diafilme ist die Nikon nur bedingt, die Canon nicht zu empfehlen. Auf Negativfilm bringen beide sicher gute Ergebnisse, da Überbelichtung in Bezug auf Farbwiedergabe und Körnigkeit beim Negativ-Positiv-Prozeß eher nutzt als schadet.
Wer den eingebauten Blitz zu Belichtung heranziehen muß sollte sich auf deutliche Vignettierungen gefaßt machen, im Fall der Canon mit zu knapper Belichtung verbunden.
Die Handhabung läßt bei beiden Kameras nichts zu wünschen übrig. Motorischen Filmtransport vor- und rückwärts bieten beide, gleichzeitig wurde das Filmeinlegen in beiden Fällen so einfach, daß es auch mit klammen Fingern nicht mißlingen kann.
Was unter Wasser dicht bleibt, bietet auch an Land Schutz: Regen, Schnee oder Sand sind keine Gefahr für diese Kameras, die dennoch Pflege verlangen. Den Dichtungsringen können kleinen Mengen Fett die Elastizität erhalten, und nach Berührungen mit Salzwasser sollten die Gehäuse mit Süßwasser gründlich gespült und sie sollten immer gut abgetrocknet werden.

PLUS

Canon AS-6: Schwimmfähig, Tauchtiefe mindenstens zehn Meter, brauchbares Zubehör. 

Nikon L35AS/AD: stärkerer Blitz, gleichmäßigere Belichtung, differenziertere DX-Abtastung

MINUS

Canon AS-6: deutliche Vignettierung des Blitzes deutlich Überbelichtung ohne Blitz 

Nikon L35AW/AD: deutliche Vignettierung des Blitzes, schwimmt nicht.

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