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Test & Technik Praxisbericht
Die ungleichen Dynax Schwestern
Minolta Dynax 9xi und Dynax 5xi im direkten Vergleich
Minoltas Neuschöpfungen Dynax 9xi und Dynax 5xi sollen mit etwas mehr Fortune als die revolutionäre Dynax 7xi auf dem Kameramarkt agieren. Die 5xi ist am unteren Rand der Mittelklasse, die 9xi in der Oberklasse angesiedelt, ragt aber weit in die Profiklasse hinein. Trotz diese Unterschieds sprechen beide Modelle pragmatisch orientierte Fotografen an, die in der jeweiligen Klasse nicht nur den Vergleich von Preis und Leistung vor Augen haben, sondern auch praxisgerechte Kameras suchen. Unter diesem Aspekt haben wir die neuen Kameras geprüft.
Der Star dieses ungleichen Vergleichs ist die Minolta Dynax 9xi. Zahlreiche Highlights, wie beispielsweise die kürzeste Verschlußzeit von 1/120M Sekunde oder die Blitzsynchronzeit von 1/300 Sekunde, vor allem aber der Anspruch, eine Profikamera zu sein, wecken hohe Erwartungen.
Das Gehäuse der Dynax 9xi ist aus glasfaserverstärktem Polycarbonat gefertigt und zusätzlich mit einer gehärteten, kratzunempfindlichen Schicht überzogen. Außerdem ist die Gehäusekonstruktion spritzwasserfest, so daß die hochwertige Elektronik bestens geschätzt ist. Das macht die Dynax 9xi zu einem robusten Werkzeug für den harten Profi-Einsatz. Die üppige Ausstattung trägt zur Attraktivität der Kamera bei. Die Dynax 9xi ist ausgestattet mit Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie manueller Belichtungseinstellung. Das Belichtungsmeßsystem der Dynax 9xi ist weitgehend identisch mit dem der 7xi (Wabenfeldermessung mit vierzehn Segmenten und Spotmessung). Die 9xi ist aber zusätzlich mit einer mittenbetonten Integralmessung ausgestattet, bei der 80 Prozent der Gewichtung auf die mittleren drei Wabensegmente konzentriert sind.
Die Minolta Dynax 5xi ist im unteren Segment der sogenannten Mittelklasse angesiedelt und ist zwischen den Basismodellen 3xi beziehungsweise SPxi und der 7xi einzuordnen. Sie bietet eine vernünftige Ausstattung zu einem vernünftigen Preis. Die Dynax 5xi ist ebenfalls ausgestattet mit Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie manueller Belichtungseinstellung. Bei der Mehrfeldmessung ist die Silizium-Fotodiode in acht wabenförmige Segmente aufgeteilt. Bei der Spotmessung ist nur das zentrale Meßsegment, das 2,7 Prozent der Bildfläche umfaßt, aktiv. Die TTL-Blitzsteuerung funktioniert sowohl mit dem leistungsstarken Aufklappblitz als auch mit systemkonformen Blitzgeräten.
Programmautomatik
Die Grundfunktion beider Dynax-Modelle ist die Programmautomatik (P). Blende und Verschlußzeit werden in Abhängigkeit zu den Objektivdaten und der Motivcharakteristik automatisch eingestellt. Spezielle Motivprogramme müssen nicht einzeln eingestellt werden, sondern sind laut Minolta in die Belichtungssteuerung der Kameras integriert, die jeweils aus einem Programmumfeld mit zahlreichen Belichtungsvarianten diejenige auswählt, die der Helligkeitsverteilung im Motiv am besten gerecht wird.
In Standardsituationen, genauer unter normalen Kontrastverhältnissen, reagieren beide Kameras fast gleich. Bei erhöhtem Kontrast zeigt sich jedoch die Überlegenheit der 9xi, die fast immer korrekt belichtete Aufnahmen lieferte.
Der Fotograf hat bei beiden Kameras jederzeit die Möglichkeit, in die Programmautomatik einzugreifen, indem er Blende oder Verschlußzeit bei gleichbleibendem Belichtungswert verändert (Programmshift, PA und PS). Die Kameras reagieren dann wie in Zeit- oder Blendenautomatik, so daß man sich die Umschaltung in diese Funktionen über die Funktionstasten auch sparen kann.
Zeitautomatik
In der Zeitautomatik (A) können die Blendenwerte in halben Stufen vorgewählt werden, wobei sowohl bei der 9xi (über das hintere Einstellrad) als auch bei der 5xi (über den Schalter oberhalb der Bajonettverriegelung) die entsprechende Verschlußzeit automatisch gebildet wird. In dieser Funktion kann man beispielsweise auf bequeme Art durch eine große Blendenöffnung das Hauptmotiv vom Hintergrund, der unscharf abgebildet wird, lösen.
Blendenautomatik
In der Blendenautomatik (S) können die Verschlußzeiten bei der Dynax 5xi nur über den Schalter neben dem Auslöser in ganzen Stufen vorgewählt werden. Bei der Dynax 9xi dagegen sind die Verschlußzeiten in halben Stufen über das vordere Einstellrad vorwählbar. Die passende Blende wird dann automatisch eingestellt.
In dieser Automatikfunktion kann man problemlos Bewegungen verwischt wiedergeben (längere Verschlußzeit) oder einfrieren" (kürzere Verschlußzeit).
Großen Reiz übt in der Blendenautomatik die 1/12000 Sekunde der 9xi aus. Allerdings ist die 1/12000 Sekunde nur bei guten Lichtverhältnissen, mit lichtstarken Objektiven und, falls erforderlich, hochempfindlichen Filmen (ISO 400/27') zu erreichen.
Die Blendenautomatik ist auch dann sinnvoll, wenn im Telebereich verwacklungsfrei fotografiert werden soll.
Manuelle Belichtungseinstellung
Bei der 9xi können in der manuellen Belichtungseinstellung (M) sowohl die Blenden als auch die Verschlußzeiten in halben Stufen eingestellt werden, während die 5xi das schon gewohnte Bild bietet: Die Blenden können in halben, die Verschlußzeiten nur in ganzen Stufen eingestellt werden.
Der Belichtungsabgleich erfolgt bei der Dynax 9xi über den Belichtungsindikator im Sucher. Die Nullposition entspricht dem von der Kamera ermittelten Belichtungswert. Der Zeiger gibt die Abweichung des eingestellten Belichtungswerts zum gemessenen an. Wenn der Zeiger auf Null weist, stimmen beide Werte überein. Die 9xi hat auch in dieser Funktion ein Manuell-Shift, mit dessen Hilfe die Zeit-Blenden-Kombination bei gleichbleibendem Belichtungswert schnell verändert werden kann. Für den Manuell-Shift wird bei gedrückter Taste für die Belichtungsspeicherung das vordere Einstellrad gedreht. Auf diese Weise kann man mit der Dynax 9xi gezielt belichten und Lichtstimmungen problemlos einfangen.
Etwas umständlicher ist die manuelle Belichtungseinstellung bei der Dynax 5xi, weil sie über die recht gewöhnungsbedürftigen Schalter für Blende und Verschlußzeit vorgenommen wird. Der Belichtungsabgleich wird von einer Art Lichtwaage im Sucher angezeigt.
Blitzfotografie
Die Dynax 9xi hat kein eingebautes Blitzgerät. Ein solches würde nicht ganz zu einer Profikamera passen. Die 9xi verfügt jedoch über eine ausgeklügelte TTL-Blitzsteuerung mit kompatiblen Programm-Blitzgeräten. Außerdem hat die Dynax 9xi mit der 1/300 Sekunde die gegenwärtig schnellste Blitzsynchronzeit aller Kameras. Erfreulicherweise hat die neue Dynax 9xi auch eine Synchronanschlußbuchse mit herkömmlichem Gewinde, so daß auch professionelle Studioblitz-Anlagen angeschlossen werden können.
Mit dem neuen Aufsteckgerät für die drahtlose Blitzfernsteuerung können zwei Programmblitzgeräte 5400xi (oder 3500xi) beispielsweise im Verhältnis 2:1 gesteuert werden. Wenn ein Programmblitzgerät des Typs 5400xi oder 3500xi verwendet wird, sind mit der Dynax 9xi auch automatische Belichtungsreihen möglich.
Das eingebaute Blitzgerät der Dynax 5xi kann ebenfalls für die drahtlose Fernsteuerung eines zusätzlichen systemkonformen Blitzes verwendet werden. Auch die Belichtungssteuerung zwischen dem externen und dem eingebauten Blitzgerät im Verhältnis 2:1 ist möglich. Aufhell- und Vorblitzfunktion runden die Möglichkeiten des eingebauten Blitzgeräts ab.
Wir haben mit beiden Kameras ausnahmslos korrekt belichtete Blitzaufnahmen erhalten.
Autofokus
Das Autofokussystem der Minolta Dynax 9xi ist weitgehend identisch mit dem der Dynax 7xi. Dies bezieht sich aber nur auf die Größe, Anzahl und Anordnung der Autofokus-Sensoren. Den Entwicklungsingenieuren von Minolta ist es nämlich gelungen, die Soft- und Hardware der 9xi gegenüber der 7xi nochmals zu verbessern und dadurch auch die Autofokus-Geschwindigkeit zu erhöhen. Der Autofokus der Dynax 9xi ist außerdem in der Lage, sogar im Highspeed-Dauerbetrieb mit 4,5 Bildern pro Sekunde für jede Aufnahme einzeln scharfzustellen. Wie bei der 7xi kann das Autofokussystem der 9xi die Objektbewegung in allen drei Dimensionen verfolgen, und zwar unabhängig davon, ob das Objekt beschleunigt, abbremst oder die Bewegungsrichtung ändert.
Das Autofokussytem der Dynax 5xi hat nur einen CCD-Bildsensor, und die Vorausberechnung der Schärfe ist nur bei Bewegungen in Karnerarichtung möglich. Anders als die AF-Sensoren der 9xi erkennt der AF-Sensor der 5xi keine horizontalen Strukturen, so daß man in solchen Fällen die Kamera im Hochformat halten und die Bildschärfe speichern muß, ehe man im Querformat auslöst.
Handhabung
Die Dynax 9xi liegt, vor allem im Querformat, ausgezeichnet in der Hand, die Bedienungselemente sind gut plaziert. Die eingebaute Belichtungsreihenautomatik, die konventionelle Abblendtaste oder die Blitzsynchronbuchse mit herkömmlichen Gewinde leisten gute Dienste. Mit der automatischen Brennweitenvorwahl konnten wir uns immer noch nicht recht anfreunden, doch glücklicherweise funktioniert sie nur mit den Objektiven der xi-Serie. Die Sucheranzeigen sind übersichtlich und informieren über alle wesentlichen Aufnahmedaten. Wenn man den Einstellring eines xi-Zooms zur Kamera hin zieht, wird sogar die Brennweite im Sucher angezeigt. Eine sinnvolle Arbeitsweise wird auch durch die sogenannte Schnellwahl-Taste ermöglicht, die man mit verschiedenen Funktionen, belegen kann. Es genügt, die Schnellwahl-Taste durchzudrücken, um wahlweise automatische Belichtungsreihen, Blitz-Belichtungsreihen oder Mehrfachbelichtungen zu machen beziehungsweise die Filmtransportfunktion, das AF-Meßfeld oder die Belichtungsmeßart zu wechseln.
Ein Novum bei der Dynax 9xi ist der Belichtungsindikator, der an die Differenzmessung der Hasselblad 205 TCC erinnert. In der Spotmessung wird bei angetippter Belichtungsspeichertaste die Helligkeitsdifferenz zwischen dem gespeicherten und dem momentan gemessenen Wert angezeigt. Der Belichtungsindikator erscheint im unteren Teil des Sucherbilds und reicht von -4 LW bis +4 LW (in halben Stufen). In den Automatikprogrammen zeigt er beim Drücken der Funktionstaste die Belichtungsdifferenz zwischen der Wabenfelder-Messung und der mittenbetonten Integralmessung. Dadurch kann der Fotograf abschätzen, in welchem Maß die motivrelevanten Daten (Größe und Position des Hauptobjekts, Gegenlicht usw.) von der Mehrzonenmessung berücksichtigt wurden. Bei eingeschalteter Integralmessung in den Automatikprogrammen zeigt der Belichtungsindikator beim Antippen der Funktionstaste gegebenenfalls den Wert der manuellen Belichtungskorrektur. Bei manueller Belichtungseinstellung zeigt der Indikator den Unterschied zwischen dem eingestellten und dem von der jeweiligen Meßmethode automatisch vorgeschlagenen Wert an (und dient dem Belichtungsabgleich).
Die Dynax 5xi hat erwartungsgemäß nicht das Format der 9xi, wobei das sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn gilt. Das kann man aber bei einer Kamera, die in einer niedrigeren Preisklasse angesiedelt ist, nicht bemängeln. Zu bemängeln ist die gewöhnungsbedürftige Bedienung von Zeiten- und Blendenschalter.
Fazit
Die Minolta Dynax 5xi ist eine technisch gut ausgestattete Kamera, die für ambitionierte Fotografen, vor allem als Zweitgehäuse, interessant sein kann. Unangenehm fällt nur die bereits bemängelte Einstellung von Blende und Verschlußzeit über zwei Schalter auf, wobei der Blendenschalter zudem noch schlecht positioniert ist. Sie liegt in der Bewertung zwischen "gut" und "sehr gut", allerdings näher an "gut". Die Minolta Dynax 5xi erhält aufgrund dessen das COLOR FOTO-Prüfsiegel Praxisbericht gut***.
Die Minolta Dynax 9xi hat nicht nur all das, was man bei der 7xi noch vermißt hat; sie reagiert bei der Belichtung in den automatischen Funktionen auch so, wie man es sich bei der 7xi oft gewünscht hat. Vermutlich liegt das daran, daß die Minolta-Entwicklungsingenieure die Software gründlich überarbeitet haben. Der Profi-Anspruch wird bei Ausstattung, Belichtung, Verarbeitung und Handhabung eingelöst. Die Mängel sind gering und fallen angesichts der Vorzüge der Kamera nicht ins Gewicht. Die Minolta Dynax 9xi erhält wegen ihrer insgesamt tadellosen Leistung das COLOR FOTO-Prüfsiegel Praxisbericht hervorragend*****.
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