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Aufnahmesysteme mit motorischem Filmtransport
Die Chinon CE-3 und CM-3 plus Autowinder PW-510
Eine feine Sache
Die photokina 1978 hat es eindeutig bewiesen: Der Trend zur Fotografie mit motorischem Filmtransport nimmt zu. Und zwar auf allen Gebieten, sogar bei den Pocketkameras. Man mag nun fragen, ob das Sinn hat oder schlechtweg als Unsinn zu bezeichnen ist, als eine Modekrankheit oder "Winderitis". Ich bestreite das, und ich rede dabei absolut nicht pro domo, weil ich der Autor dieser Kolumne bin. Es ist vielmehr eine folgerichtige Entwicklung genau wie beim Automobil, bei dem sich künftig in immer stärkerem Maße anstelle des manuellen Schaltgetriebes die Schaltautomatik durchsetzen wird. Vereinfachung in der Handhabung bringt fast immer verbesserte Einsatzmöglichkeiten und nicht nur das, sondern bezogen auf Fotokameras ein erheblich erweitertes Anwendungsspektrum für viele Motivbereiche.
Bei Chinon ging man von dieser Überlegung aus. Man wollte nicht einfach noch einen Winder zu noch einer Kamera bauen. Sondern man beabsichtigte von vornherein, wenn man die Kamera schon ,motorisierte', dann mit einem Winder, der Features bot, mit denen der Käufer wirklich etwas anfangen konnte.
Ein Winder, der außergewöhnlich ausgestattet ist
Die Chinon CE-3 und CM-3 Memotron plus Chinon Auto-Winder PW-510 - Allgemeines.
Zwei Kameramodelle, die beide den gleichen Auto-Winder benutzen können, brachte Chinon auf den Markt. Eine weitere Version - wenn auch mit leichten Abänderungen aber mit dem gleichen Winder - wird über Foto-Quelle angeboten. Damit erweist sich Chinon als äußerst verbraucherfreundlich. Denn wenn die Chinon CE-3 Memotron mit Belichtungsautomatik, selbstverständlich auch umstellbar auf manuelle Belichtung, als Spitzenmodell dieser beiden
Chinon-Kameras gelten muß, so bietet Chinon in der CM-3 Memotron eine Preiswert-Version an, die zwar über keine Belichtungsautomatik verfügt, sondern mit dem Nachführprinzip arbeitet, aber doch Über drei Leuchtdioden verfügt, die eben dieses Nachführen sehr einfach machen.
Ein Winder - passend für mehrere Spiegelreflexkameras
Wer später ein Zweitgehäuse, und zwar eine Automatikversion habe möchte, der kann unter Beibehaltung des Winders diesen Wunsch ohne große Schwierigkeiten realisieren Ich finde, daß gerade eine solch Überlegung des Herstellers für den Verbraucher - und nicht nur für ihn - wichtig ist. Und noch eines soll nicht unerwähnt bleiben, weil es ebenfalls die Verbraucherfreundlichkeit betrifft: Natürlich hätte man bei Chinon ein Kamera mit hochwertigem Bajonett entwickeln können, immerhin ist Chinon einer der größten Filmkamerahersteller der Welt und besitzt von dorther umfassende Erfahrung im Kamerabau -, aber man tat das nicht und blieb bei M42.
Statt dessen gab man beiden Chinon-Kameras, also sowohl der Chinon CE-3 Memotron als auch der Chinon CM-3 Memotron das gute alte M-42-Einschraubgewinde. Und damit - wer den Markt beobachtet hat, weiß das - bietet Chinon außer den Chinon-Objektiven zu diesen beiden Kameras ein Objektivangebot, das seinesgleichen suchen kann. Auch von der Preiswürdigkeit her. Mehr noch: Besitzer anderer M-42-Kameras können mühelos auf eine der beiden Chinons umsteigen, und damit dann Kameragehäuse besitzen, die auf einem beachtlichen Stand der Technik sind. Das ist kein Zufall, das war von den Chinon-Mannen beabsichtigt, und deshalb sind diese beiden Kameramodelle plus Auto-Winder PW-510 bestimmt für jeden Käufer interessant, der bei seinem Hobby auf nichts verzichten, aber seinen Geldbeutel schonen will. Es ist nicht Aufgabe dieses Beitrages, die beiden Chinon-Modelle CE-3 und CM-3 Memotron ausführlich zu behandeln, aber sehen wir sie uns in Verbindung mit dem Chinon Autowinder PW-510 ausführlicher an.
Chinon Auto-Winder PW 510 Allgemeines und Kritik
Er ist kein Schwergewicht. Ohne Batterien wiegt er 250 g, mit 350 g. Vier 1,5-Volt-Mignonzellen (auch wiederaufladbare 1,2-Volt-NiCd-Akkus werden ausdrücklich von Chinon erlaubt!) reichen für rund 20 Filmpatronen a 36 Aufnahmen. Diese Angabe scheint mir im Gegensatz zu der vieler anderer Hersteller realistisch. Bei normalen Temperaturen fügt Chinon noch vorsichtig hinzu, also nicht bei Minusgraden. Der Winder ist mit einem integrierten Handgriff ausgerüstet, an dem auf der Vorderseite eine LED-Kontrolle sitzt, die beim Filmtransport aufleuchtet, da der Winder an seiner rechten Seite eine Buchse für Fernauslösung hat, bestimmt eine notwendige Sache, weil so auch bei Blitzaufnahmen mit dem Winder bei Dunkelheit die Funktionskontrolle gegeben ist. Der Auto-Winder PW-510 hat aber noch eine zweite LED-Kontrolle, links hinten am Winder neben den Bedienelementen, und die gefiel mir schon weniger. Und zwar aus folgendem Grund: Sobald der Winder eingeschaltet ist, leuchtet sie, Sie leuchtet also auch bei langen Intervallen oder Intervall-Serien, die mit diesem Winder möglich sind, wir kommen noch darauf. Das bedeutet unnötigen Stromverbrauch. Denn die Funktion des Winders, sein einwandfreies Arbeiten, würde auch durch die LED-Kontrolle vorne am Handgriff hinreichend signalisiert. Wozu also dieser überflüssige Stromverbrauch?
Etwas anderes wäre es, wenn auch diese zweite LED-Kontrolle nur beim Filmtransport aufleuchten würde, genau wie die andere. Das wäre sogar hervorragend, denn ich kenne die Situationen sehr gut, die bei Aufnahmen mit dem Fernauslöser auftreten. Mal liegt man - bei Tierfotografie - irgendwo vor der Kamera, mal hinter ihr, je nachdem, wie es gerade geht. Man sollte bei Chinon über diesen Punkt nachdenken. Sehr gut gelöst hingegen ist das Batteriefach: Es läßt sich komplett aus dem Winder herausziehen, sobald man die gut zugängliche Verriegelung gelöst hat. Da es eine meiner Erfahrungen ist, daß die Kontakte von Batteriebehältern doch des öfteren der Reinigung bedürfen oder im Winter sogar mit etwas Kontaktspray versehen werden sollten, eine wirklich feine Sache. Aber auch der Chinon Auto-Winder PW510 läßt zwei wichtige Dinge vermissen, die ihn noch praktikabler gemacht hätten. Erstens einen Betterieprüfer, eine sehr wichtige Sache, zweitens die Möglichkeit, den Winder mittels Adapter und externer Stromversorgung im Winter betreiben zu können. Ich betone das immer wieder, weil ich weiß, wie rasch Batterien bei Minusgraden nachlassen, aber wie klaglos sie durchhalten, wenn sie in einem über Kabel angeschlossenen Batteriebehälter am Körper getragen werden.
Ein weiterer Wunsch: Es sollte möglich sein - etwa wie bei der Contax RTS (COLOR FOTO 5/78) über die externe Stromversorgung des Winders mittels Adapter zugleich das Belichtungssystem zu versorgen. Denn was nützt ein funktionierender Winder, wenn die Belichtungsautomatik mangels Strom ausfällt? Hinzu kommt noch, daß man bei Benutzung des als Zubehör lieferbaren Fernauslösers den Kameraauslöser verriegeln, also in eingedrückter Stellung (Auslösung) arretieren muß und daß dann dabei die grüne Leuchtdiode der Kamera außen am Sucher (sie dient der Anzeige, daß die beiden Knopfzellen des Belichtungssystems noch in Ordnung sind) ständig brennt. Ein gewiß nicht zu unterschätzender Stromverbraucher! Auch über diese Punkte sollte man sich bei Chinon Gedanken machen. Eine Verbesserung in dieser Hinsicht würde Kamera plus Winder noch praktikabler machen!
Bei beiden Modellen: Winderbetrieb in großem Zeitenbereich
Bei der Chinon CE-3 Memotron sind bei Winderbetrieb Verschlußzeiten von 4-1/1000 sec möglich, bei der CM-3 Memotron solche von 1-1/1000 sec. Der Winder kann also mit Ausnahme von B bei allen Verschlußzeiten verwendet werden ohne irgendwelche besonderen Einstellungen vornehmen zu müssen. Und damit kommen wir jetzt zu den wirklich sehr positiven Seiten und Features des Chinon Auto-Winders PW-510, der Beachtliches bietet.
Chinon Auto-Winder PW-510 -ein motorischer Filmtransport mit Pfiff
Von den meisten Windern unterscheidet sich dieser dadurch, daß er neben der Serien- und Einzelbildschaltung auch noch - schön praktikabel an der Rückseite des Winders zusammengefaßt - einen Vorwahlzähler und einen lntervalltimer hat. Beide in den Winder integriert, also kein teures Zubehör, das geliefert werden kann. Beide, Vorwahlzähler und Intervalltimer, funktionieren präzise. Bei Vorwahlzähler lassen sich Aufnahmeserien von 4-24 Bildern vorprogrammieren. Und zwar in folgenden Abstufungen: 4-8-12-16-20-24 Aufnahmen nacheinander. Dabei zählt natürlich die erste, die beim Verriegeln des Kameraauslösers - er muß ja dazu niedergedrückt werden - geschossen wird, mit. Dann allerdings läuft alles weitere automatisch ab. Um eine bestimmte Anzahl von Aufnahmen auf diese Weise zu machen, muß der Einschalter des Winders auf C=Serie gesetzt werden. Das gilt auch, wenn der Intervalltimer benutzt werden soll. Er läßt Intervalle von 1-2-4-8-15-30 sec zu. Intervalltimer ist nicht gleich Intervalltimer aber dieser arbeitete sehr genau, auch bei Dauerläufen. Ich habe das mit der Stoppuhr gemessen. Was aber wirklich bemerkenswert an diesem Winder ist: Vorwählzähler und Intervalltimer lassen sich miteinander kombinieren.
Praxiskombinationen des Vorwählzählers und Intervalltimers
Folgendes Beispiel mag das erläutern: Sie wollen einen Sonnenuntergang aufnehmen. Vorwählschalter auf 24 Bilder stellen. Intervalltimer auf 30 sec. Also alle 30 sec eine Aufnahme. Teleobjektiv, 400 mm oder mehr, scharfstellen. Einschalter auf C, Kameraauslöser niederdrücken und verriegeln. Nach 12 Minuten hat dann die Kamera jede halbe Minute eine Aufnahme geschossen. Eine feine, eine wirklich brauchbare Sache, meine ich!
Diese Kombination läßt sich auf vielen Gebieten anwenden. Zum Beispiel bei Kontrollaufnahmen im wissenschaftlichen und technischen Bereich. Sogar bei Porträtfotografie, denn das Modell kann sich entspannen und immer wieder eine andere Position einnehmen. Auch bei der Tierfotografie, bei einer schlüpfenden Libelle oder einem Schmetterling, auch bei der Geburt eines Tieres kann man die Kamera plus Winder so einsetzen. Und nicht vergessen: Sie belichtet vollautomatisch, und auch das tut sie sehr genau! Ein echter Zeitraffereffekt ist auf diese Weise für wenig Geld und doch mit großer Perfektion möglich. Und das ist es, was ich meine: Auch der Amateur mit einem kleinen Geldbeutel sollte die Möglichkeit haben, in diese Bereiche der Fotografie vorzudringen.
Mit programmierbaren Serien erobern wir neue Motivbereiche
Was bleibt noch zu sagen? Die Filmrückspulung kann nur von Hand erfolgen. Aber der Rückspulschieber ist sehr bequem angeordnet. Die Montage des Winders ist denkbar einfach. Er läßt sich nicht falsch montieren, weil er an der linken Seite, über dem Batteriefach, einen Führungsstift hat. Die einzelnen Bedienungsschalter sind griffig und auch bestimmt gut mit winterkalten Fingern zu bedienen. Die Kamera liegt samt Winder sehr gut in der Hand. Maße des Chinon Auto-Winders PW-510: 141 x 69,5 x 81 mm. Maße der Chinon CE-3 und CM-3 (Gehäuse): 140 x 88 x 50 mm. Gewicht Chinon CE-3 Mernotron: 650 g; Gewicht Chinon CM-3 Memotron: 630 Gramm.
Fazit
Beide Kameras, sowohl die Chinon CM-3 als auch das Top-Modell, die Chinon CE-3 Memotron, bieten zusammen mit ihrem Chinon-Auto-Winder PW-510 viel fürs Geld. Ein großes Objektivprogramm, auch viele Fremdobjektive, in dem die meisten Objektive, auch längere Telebrennweiten, sehr preisgünstig sind, machen die beiden Chinons samt Winder noch interessanter.
Mechanisch machten beide einen guten Eindruck auf mich, lediglich der sehr hart arbeitende Seiko-Metall-Schlitzverschluß mißfiel mir. Der Auto-Winder PW-510 arbeitete präzise, auch wenn er nicht einer der leisesten ist. Aber er ist übersichtlich, man gewöhnt sich sehr schnell daran, von seinen vielen und sehr praktikablen Möglichkeiten Gebrauch zu machen. Auch der Winder einschließlich aller Bedienelemente hinterließ bei mir den Eindruck eines beachtlichen Finish. Alles in allem: Den beiden Chinons CE-3 Memotron und CM-3 Memotron prophezeie ich viele und bestimmt auch zufriedene Interessenten, die für wenig Geld eine gute Kamera mit Winder wollen.
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