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Aufnahmesysteme mit motorischem Filmtransport

Asahi Pentax K2 DMD

Eine robuste Kamera für anspruchsvolle Fotografen

Spätestens seit der photokina 1978 in Köln wurde unzweifelhaft der Trend zu Kameras mit motorischem Filmtransport erkennbar. Aber ebenso unzweifelhaft verwischen sich mehr und mehr die Grenzen zwischen dem einstigen Profi-Motor-Drive und seinem kleineren und billigeren Bruder, dem Winder.
Der Streit ist alt und auch die Frage nach der Berechtigung einer Klassifizierung - hier Motor Drive, da Winder. Denn motorischen Filmtransport leisten beide. Ich hatte mich bereits damit abgefunden, diese Frage ad acta zu legen, aber dann erhielt ich von Pentax die K2 DMD samt Motor Drive und einigem anderen Zubehör, und damit war diese Frage, dieses Problem wieder auf dem Tisch.
Warum? Einfach zu erklären: Die Pentax K2 DMD hat einen Motor Drive, der rein äußerlich stark an den ihrer jüngeren Schwester, der Pentax MX erinnert (siehe COLOR FOTO Heft 8/78). Wenn man nicht ganz genau hinsieht, dann könnte man sie sogar verwechseln. Aber trotzdem gibt es große Unterschiede.

Was ähnlich aussieht, muß nicht identisch sein ...

Das beginnt bereits mit der Bildfrequenz: Obwohl beide Motor Drives stufenlos regelbar sind, liegt der Frequenzbereich des MX-Motor Drive bei 1-5 B/sec, der des K2 DMD-Motor Drive bei 1 B alle 2 sec - 2 B/sec. Beide Motor Drives verwenden die gleichen Energieversorgungen (der Handgriff mit zwölf 1,5-Volt-Batterien oder das mittels Ladegerät wiederaufladbare NiCd Battery Pack M oder das Netzgerät Power Pack M). An beiden Motoren Drives können Fernauslösungen verwendet werden. Es ließen sich noch weitere gemeinsame Eigenschaften und Features aufzählen, aber das würde zu sehr von der gestellten Frage wegführen: Was also ist der motorische Filmtransport der Pentax K2 DMD denn nun eigentlich? Ein echter Motor Drive oder ein Winder?
Bei der MX nach den bisherigen Normen keine Frage, schon von der Bildfrequenz her nicht. Und bei der K2 DMD - jedenfalls für mich - auch nicht, und zwar von den Möglichkeiten und Eigenschaften her. Und hier muß nun vielleicht ein Prozeß des Umdenkens beginnen, sofern man überhaupt noch klassifizieren will in Motor Drive und Winder. Ich neige heute dazu, alle motorischen Filmtransporte als Motor Drive einzustufen, die über Eigenschaften verfügen, durch die professionelles Arbeiten - gleich ob für den Profi oder den engagierten Amateur, denn auch da haben sich schon lange die Grenzen verwischt - möglich wird. Das ist sicher auch insofern richtig, als sich aus diesen Eigenschaften und Möglichkeiten der immer noch beträchtlich höhere Preis des Motor Drive gegenüber dem "Winder" ergibt. Jedenfalls im allgemeinen ist das so ich weiß recht gut, daß es auch "Winder" gibt, die billiger sind und dennoch die Möglichkeiten zum professionellen Fotografieren bieten, sogar auf Spezialgebieten.
Es ist nicht Sinn dieses Beitrags, diese Frage nach allen Richtungen und erschöpfend auszuloten, aber das Problem stellte sich mit der Pentax K2 DMD und ihrem Motor Drive. Sehen wir uns deshalb diese wirklich bemerkenswerte Kamera samt Motor Drive einmal genauer an.

Features, keineswegs alltäglich, aber im Zusammenhang mit motorischer und serieller Fotografie äußerst wichtig und praktikabel:

Wer einen Motor Drive benutzt, hat grundsätzlich sein fotografisches Feld und die Einsatzmöglichkeiten seiner Kamera wesentlich erweitert. Vorausgesetzt, die Konstrukteure der Kamera dachten an ein paar Dinge, die sich in der Praxis als wichtig erweisen. Bei Pentax tat man das, und ganz besonders bei der K2 DMD. Sie ist eine sogenannter Zeitautomat (selbstverständlich auf manuellen Betrieb umschaltbar!). Was ich sehr schätze - ich arbeite bei Tieraufnahmen in der grellen Sonne oft vom Stativ über Fernauslösung - ist ein Okularverschluß, um durch von hinten einfallende Sonne Fehlbelichtungen zu vermeiden. Er war da, und zwar am Zeiteneinstellrad. Dort befindet sich neben dem Automatikpfeil ein rechteckiges Symbol. Setzt man es auf die rote Markierung, so bleibt der Automatikbetrieb in vollem Umfang erhalten, aber das Okular ist gegen unerwünschten Lichteinfall von innen her gesichert. Kein Extrahebel mehr, sondern alles sauber dort integriert, wo es für den Fotografen am praktikabelsten und am übersichtlichsten zu bedienen ist.

Wichtig: Okularverschluß bei Fernauslösungen

Ein häufiges Ärgernis: Der Energieversorgungsteil eines Motor Drive oder Winders hat keine Einrichtung zur Batteriekontrolle. Auch der NiCd Battery Pack der Pentax K2 DMD weist diesen Mangel auf. Noch ärgerlicher jedoch als ein solcher Mangel wird beim motorischen Fotografieren häufig ein anderer. Besonders bei Kälte, aber auch bei längeren Serien, und zwar folgendermaßen: Bei der Pentax K2 DMD besteht die Möglichkeit, die Energieversorgung des Motor Drive getrennt von der Kamera am Körper zu tragen, gleichzeitig dient der Versorgungsteil dann durch den separaten und auf alle Frequenzen des Motors einstellbaren Auslöser als Fernsteuerung. Aber wenn auch die Energieversorgung des Motors auf diese Weise gesichert erscheint - was geschieht mit der Verschlußautomatik, die von zwei Knopfzellen (1,5 Volt Silberoxydbatterien) versorgt wird?
Ich kenne eine ganze Reihe von teuren Kameras, die auch bei Ausfall der Energieversorgung weiterhin den Film, ganze Sequenzen und Serien berichten - aber eben nicht mehr messen. Oder falsch messen, weil die Spannung zu niedrig geworden ist. Man merkt das alles immer erst dann, wenn es zu spät ist. Anders bei der Pentax K2 DMD: Sobald die Spannung absinkt, sobald eine einwandfreie Messung durch die Silizium-Photodioden nicht mehr gewährleistet ist, blockiert der Verschluß. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr. Denn nach der Auslösung hat sich der Verschluß geöffnet, aber er blockiert, geht nicht mehr zu. Der Spiegel blockiert ebenfalls nach dem Aufwärtsschwung, der Sucher ist dunkel, kann nicht mehr benutzt werden.
So weit so gut, wird mancher sagen. Wenn ich nun aber keine Batterien bei mir habe? Einfach: Auf Stellung B und mit der mechanisch - also ohne Batteriestrom - gesteuerten 1/125 sec funktioniert die Kamera wieder. Allerdings erst, wenn die Blockierung durch Drehen des Verschlußzeitenrades auf B aufgehoben wurde. Das nenne ich eine gut durchdachte, eine vorbildliche Lösung und Konstruktion. Und ganz besonders wichtig in Verbindung mit einem Motor Drive! Natürlich - sehr viele Modelle der neueren Kamerageneration haben ähnliche Sicherungen eingebaut. Man sollte dabei jedoch nicht vergessen, daß die Pentax K2 DMD schon lange auf dem Markt ist und sich behaupten konnte. Denn sie ist - bis auf die Bildfrequenz - ihrer wesentlich jüngeren Schwester, der Pentax MX, in Zubehör und Möglichkeiten kaum unterlegen. Z. B. kann auch die K2 DM D über Simultanauslösung - also mehrere Kameras zur gleichen Zeit betrieben werden. Geht lange nicht bei jeder!

Äußerst vielseitiges Zubehör des K-Systems

Robust und nahezu unverwüstlich ein weiteres Merkmal der Pentax K2 DMD:

Daß man ein schraubenzieherartiges Instrument benötigt, um die Rückwand auszuwechseln, indem man mittels Druck auf eine versteckte Metallnase das obere Scharnier entriegelt, mutet im Gegensatz zu anderen Kameras mehr als veraltet an. Aber wenn man merkt, wie leicht das geht, wenn man dann einmal genauer hinsieht, wie diese Kamera gemacht ist, dann vergißt man den anfänglichen Ärger rasch. Sie liegt gut in der Hand, nichts wackelt, der Sitz der Objektive im Bajonett ist präzise und ohne jedes Spiel - ich kenne das auch anders! Das Verschlußzeitenrad ist in Automatikstellung verriegelbar, ebenso der Auslöser am Kameragehäuse, alle Bedienelemente sind gut zugänglich, leicht zu bedienen, ein hervorragend helles klares Sucherbild - nein, auch als professioneller Nörgler muß ich sagen, daß diese Kamera zu jenen gehört, in die man sich auf Anhieb verlieben kann. Und einen gehörigen Puff vertragen kann sie auch, daß mußte sie bei mir beweisen, ohne daß ich es verhindern konnte. (Ein ganz Eiliger hat mich während einer Aufnahme einfach über den Haufen gerannt. Beide, Kamera und ich, gingen ziemlich unsanft zu Boden. Keine Beule, kein Kratzer, keinerlei Funktionsausfall!)

Datenrückteil mit vielen Code-Möglichkeiten!

Ich habe mich in diesem Bericht bewußt nicht so sehr mit Details befaßt, wie sonst. Der Fototeil dieses Berichts mag diese Lücke schließen. Aber ein sehr nützliches Zubehör besonders für Motor- oder Winderbetrieb - möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Das Datenrückteil zur Pentax K2 DMD DATA MD: 

Sehr einfach anzubauen. Rückwand in der beschriebenen Weise auswechseln, 6-Volt-Batterie in die Batteriekammer einlegen, Schalter für das Datenrückteil im Kameraboden auf ON stellen, Filmempfindlichkeit am ASA-Einstellrad des DATA MD einstellen - fertig. Automatisch bei jeder Auslösung - das Datenrückteil ist voll synchronisiert mit allen Verschlußzeitenbereichen, also auch bei Serien und bei Blitzaufnahmen - wird die gewünschte Information eingespiegelt. Eine Lampe beleuchtet dabei die Uhr oder die Datenplatte, die Abbildung erscheint auf dem Film. Zu dem DATA MD gehören jeweils zwei Datenträger. Eine Uhr, die Stunde, Minute und Sekunde nebst Tag der Aufnahme einspiegelt, außerdem in der Mitte aber auch noch über ein Datenfeld verfügt, das ganz nach Wunsch mit Bleistift beschriftet werden kann, ferner eine Datenplatte, die ganz nach Belieben mit Daten versehen werden kann. Der Austausch ist einfach, beide Datenträger sitzen in einem Bajonett, aus dem sie wie ein Objektiv herausgenommen werden können. Man muß die Uhr aufziehen und auch die Datumsanzeige einmal im Monat neu einstellen, ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Uhr außerordentlich genau geht. Bei Minusgraden - oder wann immer es nötig ist, bei langen Aufnahmeserien z. B. - kann das DATA MD auch über ein externes Energieversorgungsteil betrieben werden, das sich - im Winter etwa - bequem am Körper tragen läßt. Das ist sehr wichtig, denn schon uni fünf oder zehn Grad Kälte hält die normale 6-V-Batterie nicht lange durch.

Einsatzmöglichkeiten des DATA MD:

Z. B. bei Detekteien, bei wissenschaftlichen Serien mittels Intervalltimer, bei der Überwachung zeitlich vorprogrammierter Abläufe, bei verschiedenen Sportarten, als fotografisches Notizbuch. Sehr wichtig z. B. für Reporter und Journalisten, die genau archivieren müssen.

Maße und Gewichte: 

K2 DMD plus Motor Drive plus Optik 1,4/50 mm plus NiCd Battery Pack plus DATA MD ca. 1550 g.

Gehäuse: Länge: 144 mm; Tiefe (mit DATA MD + Optik 1,4/50 mm): 130 mm; Höhe (mit angesetztem Motor Drive + NiCd Battery Pack): 134 mm. Preis: ca. DM 1400,- für Gehäuse plus Motor.

Fazit: 

Die Pentax K2 DMD ist eine Kamera, die Freude macht, weil leicht zu bedienen. Alle Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, sie funktioniert auch bei Kälte zuverlässig und erwies sich als wenig empfindlich selbst gegen harte Stöße.

Praxisgerecht in den Händen liegend!

Der Motor Drive zieht kräftig durch und hielt seine maximale Frequenz von 2 B/sec auch über längere Zeit einwandfrei. Die Pentax K2 DMD machte von der Verarbeitung her auf mich einen sauberen Eindruck und erwies sich (auch mit DATA MD) als handlich sowohl bei Quer- als auch bei Hochformataufnahmen. Eine Kamera, die man sich vor einer Kaufentscheidung unbedingt ansehen sollte und der ich auch weiterhin viele Freunde prophezeie, sogar unter den Profis.
Zur Frage der heute so in den Vordergrund gestellten Miniaturisierung von SLR-Systemen sei noch angemerkt: Die Asahi Pentax K2 DMD gehört natürlich nicht zu den Minikameras, sondern vertritt den Typ bisher gewohnter Gewichts- und Volumensklassen. Das hat aber auch seinen Vorteil, denn nicht jeder Fotograf schätzt es, wenn er die modernen Winzlinge in seinen Händen halten und bedienen soll. Man kann ruhig sagen, daß sich hier die Anwender in zwei Lager teilen lassen. Und für alle jene, die gerne was Handfestes mögen, ist die Pentax K2 DMD auch von diesem Standpunkt aus gesehen genau das Richtige für die Praxis und unter harten Dauerbedingungen.

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