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Normtest

Carena KSM-1

Mit LED-Anzeige und Winder

Eigentlich ist sie ja etwas unlogisch konzipiert, die Carena KSM-1: Da fügt man in eine Spiegelreflexkamera konventioneller, mechanischer Bauart eine hochmoderne LED-Belichtungsanzeige ein. Will man den Anschein einer "elektronisch gesteuerten" Kamera verkaufen? Oder sollte nur dem Benutzer die Bedienung vereinfacht werden, indem man den Nachführzeiger durch die besser ablesbaren Leuchtdioden ersetzte?
Wie auch immer, die KSM-1 verfügt über einen Anschluß für den Carena-Winder und über das moderne und zukunftssichere K-Bajonett. Sie wird in der Bundesrepublik Deutschland exklusiv über die Ringfoto-Händergruppe vertrieben und kostet in schwarzer Ausführung mit Objektiv 1,7/55 mm (einheitlich) 599 DM, der Winder dazu 249 DM. Der Belichtungsmesser ist kreuzgekuppelte Sie als eine Kompaktkamera zu bezeichnen, ist schon geschmeichelt. Von den Abmessungen her wäre das gerade noch vertretbar, das Gewicht von 770 Gramm ist aber für moderne Konstruktionen deutlich zu hoch.

Eine SLR-Kamera mit Bajonettanschluß

Objektive: Die Carena KSM-1 wird mit einem Super-Carenar MC 1,7/55 mm angeboten. Das Objektiv verfügt über das moderne K-Bajonett, das als zukunftssicher gelten kann, da es seit Jahren schon von einem der großen japanischen Kamerabauer verwendet wird und auch für zukünftige Neuentwicklungen mit verschiedenen Automatikfunktionen vorbereitet ist. Die Bajonettverriegelung rastet sauber und absolut spielfrei ein, das Öffnen ist etwas schwieriger, da der Sperrbolzen recht schwergängig ist. Ein Tastknopf am Objektiv fehlt. Die Scharfeinstellung läßt sich sehr gut bedienen, der Blendenring dreht sich etwas streng. Eine Abblendung zur Schärfentiefenkontrolle ist nicht möglich, da eine entsprechende Taste am Kameragehäuse fehlt.

Belichtungsmessung: Die Carena ist mit zwei CdS-Meßzellen ausgestattet und mißt integral mit relativ geringer Betonung der Bildmitte (Offenblenden-Messung). Die Meßzellen weisen - besonders bei ungünstigen Lichtverhältnissen - eine störende Trägheit auf.
In den unteren Bereichen können Meßverzögerungen bis zu 2 sec beobachtet werden. Die Anzeige des Belichtungsmessers erfolgt im Sucher durch drei Leuchtdioden. Die mittlere Diode (für korrekte Einstellung) leuchtet grün, die beiden benachbarten Dioden rot. Markierungen zeigen an, ob unter- oder überbelichtet wird. Die Anzeige ist sehr leicht ablesbar, auch bei Gegenlicht. Die Differenz zwischen der grünen Diode und einer der roten Dioden beträgt 1/3 Blendenstufe, so daß damit gezielte Belichtungskorrekturen in geringem Umfang möglich sind. Allerdings stimmen diese Werte nur bei normalen Bedingungen. Bei wenig Licht ist der Abstand größer. Die Anzeige über Leuchtdioden anstelle eines Zeigers bringt der Kamera den Vorteil der besseren Stoßunempfindlichkeit. Der Belichtungsmesser wird durch leichten Druck auf den Auslöser eingeschaltet. Der Meßbereich wird vom Hersteller (bei 21 DIN und Objektiv 1,7/55 mm) von EV 3,5 bis EV 18 angegeben, ist aber größer: die untere Grenze der Empfindlichkeit liegt bei EV 2, der Bereich der korrekten Belichtungsmessung ist also bei schlechten Lichtverhältnissen größer als vom Hersteller garantiert.

Weitere Features der Carena KSM-1

Die Einstellung der Filmempfindlichkeit erfolgt durch leichtes Anheben des Zeitenrades. In zwei recht klein geratenen Fenstern werden ASA-Werte und DIN-Werte angezeigt. Die Einstellung rastet um jeweils 1 DIN steigend ein, bei Zwischenwerten ist die eindeutige Ablesung der eingestellten Filmempfindlichkeit nicht möglich. Der Bereich des Belichtungsmessers reicht von 15 bis 33 DIN (ASA 25 bis 1600). Plus/Minuskorrekturen sind nicht möglich, es sei denn, man verstellt die Filmempfindlichkeit bzw. begnügt sich mit Drittelblenden-Stufen, wie bereits weiter oben erwähnt. Die Linearität des Belichtungsmessers ist als sehr gut zu bezeichnen und weicht nur in den unteren Grenzbereichen geringfügig vom Idealwert ab. Das betrifft nur die beiden Lichtwerte EV 3 und EV 4, die sowieso unterhalb des vom Hersteller angegebenen Bereiches liegen.

Der Verschluß: Rein mechanischer Copal-Square-Metall-Lamellenverschluß, vertikal von oben nach unten ablaufend. Da alle Zeiten mechanisch gebildet werden, arbeitet die Kamera auch ohne Batterie oder mit leerer Batterie. Verschlußzeiten 1/1000 sec bis 1 sec und B. Der Verschluß arbeitet sehr genau und gut reproduzierbar. Die angegebenen Zeiten werden sehr gut eingehalten. Lediglich die beiden Zeiten 1/4 sec und 1/500 sec weichen etwas ab, sind aber immer noch weit innerhalb der von der DIN 19016 geforderten Toleranzen. Das Verschlußzeitenrad ist griffgünstig angeordnet und leicht bedienbar. Die eingestellte Verschlußzeit ist gut ablesbar. Sehr positiv zu bewerten ist die kurze X-Synchronzeit von 1/125, sec. Die Verschlußoffenzeit beträgt bei der 1/125 sec nur 1,8 msec. Wenn man die Kontaktverzögerung von 0,36 msec noch abzieht, bleiben zur Belichtung ganze 1,5 msec übrig, was aber nach unseren Versuchen für eine richtige Blitzbelichtung ausreicht. Sicherheitshalber kann man bei Blitzgeräten mit sehr hoher Leitzahl statt der rot ausgelegten X-Zeit 1/125 sec besser die 1/60 sec einstellen. Damit hat man eine Verschlußoffenzeit von 9,0 msec. Die Offenzeit abzüglich der Kontaktverzögerung beträgt dann immerhin 8,6 msec, die für eine korrekte Belichtung mehr als ausreichend sind. Der Verschluß ist ausschließlich X-synchronisiert. Bei Verwendung von Blitzbirnchen oder Biltzwürfeln muß die 1/30 sec eingestellt werden.
Weitere Meßergebnisse für den Copal-Verschluß: Verschlußlaufzeit 6,3 msec, mittlere Vorhanggeschwindigkeit 3,8 m/sec.

Der Auslöser: Er ist zugleich Batterieschalter für den Belichtungsmesser, der durch leichten Druck auf den Auslöser aktiviert wird. Der erste Teilweg des Auslösers ist sehr leichtgängig und verfügt über einen deutlichen Druckpunkt. Nach einem Weg von 0,6 mm wird der Belichtungsmesser eingeschaltet, nach 2,3 mm betätigt der Finger den Auslösevorgang. Der dafür benötigte Druck ist mit 4,6 N (460 Gramm) etwas hoch, Verschluß- und Spiegelgeräusch sind - durch die Mechanik bedingt - deutlich vernehmbar. Eine Auslöser-Verriegelung ist nicht möglich, die Gefahr der versehentlichen Auslösung ist aber durch die etwas vertiefte Anordnung des Auslösers zwischen Zeitenrad und Aufzugshebel denkbar gering, Der Auslöser verfügt über einen Drahtauslöseranschluß.

Der Selbstauslöser: Mechanisches Vorlaufwerk, von ca. 3 sec bis ca. 9,5 sec (Herstellerangabe bis 12 sec) einstellbar. Auslösung erfolgt über den Kameraauslöser, der Selbstauslöser stellt sich selbsttätig zurück, er arbeitet mit allen Verschlußzeiten und auch bei Betrieb mit dem Carena-Winder.

Der Sucher: Fest eingebauter Pentaprismensucher mit Schnittbildentfernungsmesser, umgeben von einem Mikroprismenfeld. Der Sucher ist klein und nicht besonders hell. Der Entfernungsmesser mit dem Schnittbild-Indikator und den Mikroprismen ist sehr klein und wenig übersichtlich konstruiert.
Das insgesamt dunkle Sucherbild wird durch die fehlende Fresnelscheibe verursacht, die hier insgesamt eine Verbesserung bringen könnte. Der Sucher ist besonders für lange Brennweiten gut geeignet, da die große Mattscheibenfläche eine leichte Fokussierung ermöglicht. Bei Weitwinkelobjektiven ist diese Anordnung ungünstiger. Die Carena KSM 1 ist für Brillenträger schlecht überschaubar. Allerdings liegt die Belichtungsmesser-Anzeige innerhalb des Sucherfeldes und ist für den Brillenträger gut angeordnet, während sie den Normalsichtigen stört, weil sie Teile des Motivs abdeckt.

Verbesserungswürdig: Sucher und Sucherbild

Das Rechteck des Sucherbildes ist tonnenförmig gekrümmt. Bei Reproduktionen oder exakten Architekturaufnahmen ist das zumindest etwas störend. Der Sucher ist gut zentriert. Einzige Information im Sucherfenster ist - neben der Entfernungsmessung - die LED-Anzeige des Belichtungsmeßsystems. Die eingestellte Zeit und/oder Blende wird nicht angezeigt oder eingespiegelt. Durch das System der Offenblenden-Messung wird das Sucherbild während der Messung nicht abgedunkelt. Eine Kontrolle der Schärfentiefe ist wegen der fehlenden Abblendtaste nicht möglich. Da die Carena keine Automatikfunktionen beinhaltet, ist eine Okularabdeckung überflüssig und deshalb nicht vorhanden. Gemessen wird ja stets mit dem Auge am Okular, was einen Fremdlichteinfall sowieso ausschließt.
Die Größe des Sucherbildes beträgt 22,1 x 33,3 mm und zeigt somit 85,6 % vom Filmformat oder 91,3 % vom Colordiapositiv.

Stromversorgung und Stromverbrauch: Da es sich bei der KSM 1 um eine Spiegelreflexkamera mit manuell gesteuertem Verschluß handelt, wird eine Stromquelle lediglich für die Versorgung des Belichtungsmessers benötigt. Der Stromverbrauch ist deshalb sehr gering und liegt je nach dem, ob viel oder wenig Licht vorhanden ist, zwischen 5 und 6 mA. eine Batteriekontrolle fehlt. Der Hersteller gibt in der Bedienungsanleitung an, daß die beiden Batterien (Silberoxyd, Typ G 13, keine Quecksilberzellen) dann ausgetauscht werden müssen, wenn die Anzeigen im Sucher nicht mehr aufleuchten. Das ist sicherlich keine exakte Angabe. Der Anwender kann aber beruhigt sein, denn ein Satz Batterien hält bei normalem Gebrauch mindestens ein Jahr. Die LED-Anzeige erlischt bei einer Spannung von weniger als 2,4 Volt. Bis zu dieser Untergrenze zeigen die Dioden mit langsam abnehmender Helligkeit an. Die Meßergebnisse weichen nicht ab.

Mit Winder für bequemen Filmtransport

Weitere Ausstattung: Sucherschuh mit Mittenkontakt (stromführend, wenn mit Kabelkontakt gearbeitet wird, deshalb bei Nichtgebrauch mit mitgelieferter Abdeckkappe sichern). Der Kabelkontakt befindet sich an einer etwas ungünstigen Stelle über dem Selbstauslöser. Da er aber so gut wie nicht mehr benutzt wird, ist das kein störendes Argument. Das Bildzählwerk vor dem Schnellaufzugshebel ist gut ablesbar. Der Schnellaufzugshebel liegt bei Nichtgebrauch der Kamera am Gehäuse an und wird zur Arbeitsstellung ca. 40 Grad nach außen geklappt. Wie von der "alten" Nikon F her bekannt, wackelt der ganze Hebel und hat noch runde 20 Grad Spiel, bis er greift. Das erscheint dem Benutzer, der die Kamera zum ersten Mal in der Hand hält momentan ungewohnt und vielleicht sogar schlampig, ist aber von den Konstrukteuren her absichtlich so gewollt und kein Grund zur Besorgnis. Ein Filmtransport in mehreren Teilschwüngen ist nicht möglich, der Hebel muß einmal ganz durchgezogen werden. Das Gehäuseoberteil besteht aus Kunststoff, die Rückwand ist nicht abnehmbar. An der Unterseite der Kamera befinden sich die Anschlüsse für den Winder und das Batteriefach. Die Winderkupplung kann bei Nichtgebrauch nicht verschlossen werden, die Gefahr des Eindringens von Staub etc. ist nicht ausgeschlossen.

Der Winder: Er ist speziell für die Carena KSM 1 entwickelt und paßt sich der Kamera funktionell sehr gut an. Durch den hochgezogenen Handgriff liegt die Kamera mit Winder gut in der Hand. Der Winder ist einfach konstruiert und verfügt über die notwendigste Ausstattung, nämlich über den Batterieschalter und eine rote Kontrolleuchte bei laufendem Transportmotor. Das Ansetzen des Winders an die Kamera wird durch zwei Hilfsbolzen und eine mit dem Daumen gut bedienbare, breite Rändelschraube erleichtert.
Fast als eine Fehlkonstruktion ist aber der Deckel des Batteriefaches zu bezeichnen. Eine kleine Schraube hält den Deckel zu. Bei eingelegten Batterien drücken die Kontaktfedern den Deckel nach außen und man hat Mühe, diesen so fest anzudrücken, daß die Schraube faßt. Dreht man die Schraube aber zu fest an, läßt sie sich nur unter Opferung eines Fingernagels wieder lösen. Der Winder besitzt nicht, wie die Modelle der meisten Mitbewerber, über einen Batteriepack-Halter, der einen schnellen Austausch eines ganzen Batteriesatzes ermöglicht. Auch die Aufbewahrung des Batteriepacks in einer Kleidungs-Innentasche bei tiefen Temperaturen ist so unmöglich. Schlimmer ist aber die fehlende Endabschaltung bei Filmende. Er jault am Filmende so lange weiter, bis der Batterieschalter betätigt wird. Wer über Fernauslöser arbeitet, wofür sich der Winderbetrieb ja besonders eignet, muß exakt mitzählen, um vor der letzten Aufnahme an der Kamera zum Abschalten zu sein.

Winder ohne automatischen Filmstop

Mit dem Carena-Winder sind Serienaufnahmen nicht möglich. Solange der Auslöser gedrückt wird, wird der Transport nicht freigegeben. Eine zusätzliche Sperre verhindert eine Auslösung während des Filmtransports. Es muß also nach jeder Auslösung der Auslöseknopf erneut betätigt werden. Die maximale Bildfrequenz ist also nur von der Fingerfertigkeit des Fotografen abhängig, wobei eine Verwacklungsgefahr bei schneller Aufnahmefolge nicht ausgeschlossen werden kann. Der Stativanschluß des Winders ist sehr seitlich angebracht, was die Stabilität bei Stativaufnahmen und ganz besonders bei Reproduktionen verschlechtert.
Fazit: Die Carena KSM 1 ist eine einfache, kreuzgekuppelte Kamera mit sehr gutem Verschluß und einem ebenso guten Belichtungsmeßsystem mit moderner Belichtungsanzeige (wenngleich die CdS-Zellen träge reagieren). Wünschenswert wäre eine Abblendtaste, eine allgemeine Geräuschdämpfung und vor allen Dingen ein besser ausgestatteter Winder mit Endabschaltung, separatem, herausnehmbarem Batteriefach und die Möglichkeit der Serienschaltung. Wie uns aus der Schweiz, dem Sitz des Europa-Importeurs, mitgeteilt wurde, wird die KSM 1 in absehbarer Zeit durch ein Nachfolgemodell ergänzt oder unter Umständen sogar abgelöst.

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