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Artikel
Erfahrungsbericht
Mittelformat in der Economy-Klasse:
Mamiya M 645 Junior
Jetzt ist es also soweit! Ab sofort gibt es auch für das Mittelformat eine der neuen, preisgünstigen und dennoch gut ausgestatteten Kameras der sogenannten Economy-Klasse. Der Ausdruck stammt aus dem englisch-amerikanischen Sprachgebrauch (economy class), gemeint ist damit - im Gegensatz zur Ersten Klasse im Flugverkehr - eben die besonders preisgünstige Kategorie. Zu gut deutsch könnte man auch sagen: Spar-Kamera, abgeleitet von Spar-Käfer, jener Nackt-Version des guten, alten VW-Käfers.
Der Begriff Spar-Kamera würde aber den Kern der Sache nicht treffen, da der Amerikaner unter Economy class etwas ganz anderes versteht: Alles Wesentliche ist vorhanden; Dinge, die man entbehren kann, weil man sie nur selten braucht - oder weil man ohne sie auch gut leben kann, gibt es eben selbst in der economy class nicht.
Mamiya M 645 Junior: Canon ist mit der AV-1, Mamiya mit der neuen NC 1000 in die Economy-Klasse vorgestoßen (beide mit KB-SLR) und dazu gesellt sich nun als erste Mittelformatkamera (für 4,5 x 6 cm) die neue "Junior" aus der 645iger Reihe. Ich finde die preiswerte Idee aus zwei verschiedenen Gründen gut:
Einmal, weil dadurch dem Newcomer, dem finanzschwachen Jugendlichen, dem Schüler, Lehrling, Studenten die Möglichkeit des Mittelformat-Einstiegs auf preiswerte Art geboten wird, weil aber auch in Form der M 645 Junior ein attraktives Zweitgehäuse angeboten wird. Wer also bereits das System mit vielleicht M 645 1000S besitzt, kann hier günstig bei einem Zweitgehäuse zulangen. Soweit zum ersten Aspekt. Noch mehr aber freut mich der zweite Aspekt:
Förderung der Idee der einaugigen Mittelformat-Fotografie, noch dazu mit dem prachtvollen, rechteckigen Format 4,5 x 6 cm: Es bietet den Vorteil des großen Formates, gegenüber KB. Gleichzeitig wird das Quadrat 6 x 6 vermieden, hat alle gestalteraschen und verarbeitungstechnischen Möglichkeiten des kreativeren, dynamischeren Rechtecks.
Die M 645 Junior bietet jeden Vorzug der teureren Schwester M 645 1000 S, hat aber nicht den zweiten Auslöser, keine Arretierung des Spiegels und keinen Selbstauslöser. Die 1/1000 sec gibt es auch nicht, der Verschluß umfaßt Zeiten von B, 1 sec bis 1/500 sec. Das, was der Junior also fehlt, muß man nicht unbedingt besitzen. Viel entscheidender ist, daß alle Systemteile der M-645-Kameras uneingeschränkt an der Junior verwendet werden können, das gilt für alle Objektive und alle anderen Accessoires.
Die Junior wird mit Lichtschachtsucher ausgeliefert (auf Wunsch auch andere Sucher), der über ein prachtvolles Feature verfügt: Einen ausklappbaren Rahmensucher für 80 mm Brennweite und einen Einsatz zur Sucherbegrenzung für Brennweiten von 110, 150 und 210 mm. Damit lassen sich einmalig schnelle Sportaufnahmen machen, da man das sich nähernde Objekt bereits außerhalb des (Rahmen-)Sucherfeldes beobachten kann. Damit kann man aber auch mit Einstellung auf Schärfentiefe bei dunklen Lichtverhältnissen schnell und komfortabel arbeiten.
Fazit: Wer die 1/1000 sec nicht haben muß, wird mit der M 645 Junior uneingeschränkt in die anspruchsvolle 4,5 x 6-Fotografie einsteigen können oder ein günstiges Zweitgehäuse erwerben können. Die M 645 Junior ist eine echte Alternative und Konkurrenz für die SLR-KB-Fotografie. Ich freue mich darüber, denn gut durchdachte fototechnische Konkurrenz belebt insgesamt die Fotografie.
Technische Daten:
Kameratyp: Einäugige SLR-Kamera für das Format 4,6 x 6 cm, mit elektronisch gesteuertem Schlitzverschluß.
Film: Rollfilm 120 (15 Aufn.), Rollfilm 220 (30 Aufn.).
Verschlußzeiten: 1/500 s - 1 s und B
Auslöser: 1 Auslöser an der Vorderseite des Gehäuses.
Wechselsucher: Lichtschacht mit Sportsucher, Prismensucher, P. D. Prismensucher, CdS Prismensucher, AE Prismensucher (Zeitautomat). Umschalter für Einzel-und Mehrfachbelichtungen.
Blitz: X-Kontakt (bis 1/60 s), FP.
Gewicht: 910g
Abmessungen:94,5x 84x109 mm,
Preis d. Geh. ca. 800 DM.
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