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Anwendungstechnik

Für Sucher-Komfort + Bildkomposition

Minoltas Mikrowaben-Scheibe

Links im Bild, 200fach vergrößert, die sehr unregelmäßige Struktur einer konventionellen Mattscheibenfläche (die gerauhte Fläche schluckt Licht, Details und Kontrast). Es leuchtet ein, daß die Mikrowabenstruktur (rechts im Bild, 200fach vergrößert) aufgrund ihrer gleichmäßigen Charakteristik entscheidend zur Qualität des Sucherbildes beiträgt.

Die schönste Kameratechnik nützt uns nur bedingt, wenn der Blick durch den SLR-Sucher zu wünschen übrig läßt: Wenn ein Schnittkeil in seinen Deckungskonturen kaum auszumachen ist, wenn Mikroprismen nur mit einem Lupenadapter zu sehen sind, wenn das evtl. vorhandene Mattscheiben-Umfeld nur unsicheres Fokussieren gestattet.
Das erste, was der Fotograf macht, ist Anvisierung des Motivs - und nach Einstellung aller Gehäuse- und Objektivfunktionen die endgültige Bildkomposition. In welcher Reihenfolge wir nun ein Bild aufnehmen, ist letztlich sekundär: Am Sucher der SLR kommen wir nicht vorbei. Der Sucher ist nun einmal eines der ganz großen Kriterien für erfolgreiche BiIdgestaltung bzw. für Durchführung jener BiIdgestaltung, die der Fotograf für sich anstrebt

Bewährtes System: Die Mattscheibe mit Fresnellinse

Suchersysteme: Bewährt und verbreitet ist das System der Mattscheibe (unterlegt mit Fresnellinse) plus Einstellhilfe in der Mitte (z. B. Mikroprismen-Ring und/oder waagrechter/diagonaler Schnittkeil).
Je nach Qualitätsbewußtsein des Herstellers kann dieses Einstellscheiben-System hervorragend arbeiten - es gibt aber auch genügend Negativbeispiele. Die Charakteristik der Mattscheibe entscheidet dabei nur zu oft über den Wert der Einstellscheibe, wenn die zentralen Fokussierhilfen nicht mehr ausreichen (z. B. bei lichtschwachen Brennweiten): Am bewährtesten ist hier eine Mattscheibe mit grober Struktur, etwas weniger hellem und dafür körnigerem Sucherbild. Man kann eine Mattscheibe so fertigen, daß sie ein sehr helles Sucherbild ergibt - erkauft dafür aber Fokussierprobleme.

Sonderfall Leica R 3: Innerhalb sämtlicher auf dem Markt befindlicher SLR-Einstellscheiben nehmen zwei Systeme eine anerkannte Sonderrolle ein (Leica R3 und Minolta Mikrowabenscheibe in der XD-7). Die Leica R3 besitzt keine Mattscheibe, sondern: Waagrechter Schnittkeil in der Mitte, umgeben von Ring aus Viereck-Mikroprismen und als Clou ein Umfeld aus feinst-mattierten Dreieck-Mikroprismen. Leitz betont mit Recht, daß die weltweit anerkannte Güte dieses Sucherbildes auch in direktem Zusammenhang mit anderen Kriterien steht (Glasqualität der Objektive; Spiegelvergütung; Prismenqualität im Sucher).
Keine andere SLR-Kamera jedenfalls verfügt über eine Einstellscheibe des Typs Leica R3. Im Rahmen konventioneller Einstellscheiben (siehe eingangs) halte ich die Standard-Einstellscheiben (ohne Berücksichtigung der zusätzlichen Einstellscheiben dieser Kameras) von Nikon F2 A, Canon F-1 für beste Lösungen.

Minolta-Mikrowaben-Scheibe: Nun hat Minolta, seit Jahren auf dem Gebiet der Einstellscheiben intensiv forschend, mit der XD-7 (die es auch schwarz-verchromt gibt) gleichzeitig die revolutionär-neue Mikrowabenscheibe am Markt eingeführt. Schon 1972, auf der photokina, gab es den Typ einer Minolta-Faseroptik-Einstellscheibe zu bewundern.
Damals setzte man insgesamt große Hoffnungen auf eine Neuentwicklung in diesem SLR-Detail. Seit 1976/77 gab es dann eine Einstellscheibe eine erste Version der Mikrowaben-Scheibe für die nur wenig verbreitete Minolta XM. Seit es nun die XD-7 als ersten Mehrfach-Belichtungs-Automaten gibt, steht auch serienmäßig in der XD-7 eine endgültig ausgereifte Mikrowaben-Scheibe zur Verfügung.
Man kann geteilter Meinung sein: ich halte einen Fortschritt in Richtung SLR-Sucherbild für fast wichtiger als Gehäusedetails, sofern diese den Bedürfnissen der Fotografie entsprechen.

Aufbau der Mikrowaben-Scheibe: In der Mitte finden wir wie gewohnt waagrechtes Schnittbild, umgeben von Mikroprismenring (letzterer arbeitet außergewöhnlich prägnant): Diese zentrale Einstellkombination ist nun nicht von einer Mattscheibe (evtl. unterlegt mit aufhellender Fresnellinse - entspricht konventionellem System) umgeben, sondern von der neuen Mikrowaben-Scheibe. Sie besteht aus ca. 2,5 Millionen Wabenlinsen, wobei jede Oberfläche jeder Wabe wiederum mit größter Präzision optisch-identisch bearbeitet wurde: Das heißt, daß die zweieinhalb Millionen Wabenlinsen nicht einfach so für sich existieren, sondern ein in sich geschlossenes optisches System darstellen.
Sämtliche Wabenlinsen besitzen ein und dieselbe Oberflächencharakteristik und natürlich identische Abmessungen. Vergessen wir einmal den waagrechten Schnittkeil plus Mikroprismenring und konzentrieren wir uns auf die sonst übliche, eventuell fresnel-unterlegte Mattscheibe. Diese besitzt eine unregelmäßig, gerauhte Struktur. Dadurch werden Licht, Kontrast, Details geschluckt.

Das Einstellbild ist wesentlich heller

Demgegenüber erbringen die 2,5 Millionen Mikrowaben aufgrund ihres identischen Charakters auch ein ebenmäßiges Sucherbild, ohne Körnung (wie z. B. eine Mattscheibe bei lichtschwachen Objektiven) und eine insgesamt gesteigerte Sucherhelligkeit (Minolta sagt: "bis zu 30% heller als gute Mattscheiben"). Letztere Aussage werden wir sicher einmal, im Verein mit anderen SLR-Suchern, meßtechnisch verifizieren. Rein subjektiv gesehen ist das Einstellbild mit Mikrowaben tatsächlich heller, differenzierter und verfügt über wirklich betont springende Schärfe/Unschärfe. Je lichtschwächer ein Objektiv ist, desto günstiger wirkt sich diese Einstellreserve natürlich aus, wobei auch mit Extrem-Weitwinkel sich insgesamt eine erhöhte Einstellsicherheit ergibt. Es ist schwierig zu sagen, ab welcher Lichtstärke die Mikrowaben-Scheibe identisch wie eine Mattscheibe arbeitet. Viel wichtiger ist, daß die Körnung des Mattscheibenbildes im Falle der Mikrowaben entfällt. Das Sucherbild wird daher auch bei Lichtstärken von 5,6 oder geringer einfach optimierter.

Fazit: Die Mikrowaben-Scheibe in der XD-7 ist ein wesentliches XD-7-Feature. Im Bereich von Lichtstärken von 1:1,2 bis 1:2,8 und 1:3,5 ist das Sucherbild heller als gewohnt. Dies wirkt sich natürlich auch positiv auf die generelle Einstellsicherheit mit Mikroprismenring und Schnittbild aus. Das von Brillenträgern einwandfrei überschaubare XD-7-Sucherbild bietet dem Fehlsichtigen mit Astigmatismus sehr erhöhte Einstellsicherheit (serienmäßig lieferbare Okular-Dioptriengläser sind nicht astigmatisch geschliffen; wären also im Falle von Fehlsichtigkeit und Astigmatismus nur ein Notbehelf). Die Mikrowaben-Scheibe stellt also einen weiteren Schritt in der Entwicklung der SLR-Technik dar.

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