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Artikel
1998
Kameras
Praktica MTL 5B / MTL 50
Fotografie pur
Beide Praktica Modelle eignen sich für alle, die sich von der Pike auf mit der Fotografie befassen wollen. Für wenig Geld wird Spiegelreflextechnik geboten Wechselobjektive stehen in alten wichtigen Brennweiten (20 bis 500 mm) zur Verfügung.
PLUS
Einfache Handhabung (Filmeinlegen)
Kamera funktioniert auch ohne Strom
Sehr preiswert
MINUS
Sucher recht dunkel
Filmtransport und Spiegelschlag rauh und laut
Kein Winderanschluß
Es gibt sie noch, die Kameras mit dem legendären Schraubgewinde M42, das immer noch in aller Welt Millionen von Kameras mit Millionen von Objektiven verbindet. Allerdings ist die Zahl der in der Bundesrepublik angebotenen Modelle verschwindend gering geworden. Zwei der verbliebenen vier Modelle packte ich in eine meiner Fototaschen, um zu sehen, was für einen Eindruck diese Nostalgie-schwangeren Kameras heute machen.
Schon beim Einpacken wurde mir eines klar: Nicht einmal ein eingeschworener Fan würde die Praktica MTL 50 und die Praktica MTL 5B als schön, modisch schick oder gar elegant bezeichnen. Und niemand würde, um sie zu beschreiben, den neuesten Stand der Technik heraufbeschwören. Nein, kantig und herb schmiegen sich diese Kameras weder in die Hand noch schmeicheln sie dem Canon-T90-verwöhnten Auge. Weshalb sollten sie auch Sie haben andere Vorzüge aufzuweisen, und der wichtigste ist: Sie bieten die Fotografie pur.
Belichtungssteuerung im Nachführsystem
Beide Prakticas, um die es hier geht, bieten dem Fotografen als einziges Zugeständnis an die Bequemlichkeit einen eingebauten, kreuzgekuppelten Belichtungsmesser und die Meßanzeige im Sucher: Im Falle der MTL 5B in Form einer Nadelanzeige, im Falle der MTL 50 in Form einer LED-Lichtwaage. Die Belichtung stimmt, wenn die Meßnadel auf den Mittenindex ausgerichtet ist oder wenn die beiden pfeilförmigen LED gleich hell leuchten. Zugegeben, es kann kniffelig sein, dies zu erreichen, besonders wenn es dunkel ist, denn die CdS-Meßzellen werden träge, aber die mit Hilfe von Zeiger oder Lichtwaage eingestellte Belichtung stimmt dann ebenso genau, als hätte eine Automatik richtig reagiert. Es empfiehlt sich, eine Verschlußzeit vorzuwählen und die Feinabstimmung über den Blendenring vorzunehmen, der in halben Stufen rastet.
Auslösen mit dem Mittelfinger
Natürlich ist es nicht optimal, daß die Belichtung bei Arbeitsblende gemessen werden muß aber man gewöhnt sich schnell daran, bei offener Blende scharfzustellen, und dann die Abblendtaste zu betätigen. Sie sitzt rechts oben auf der Frontplatte und man bedient sie am sinnvollsten mit dem rechten Mittelfinger, der auch für den Auslöser zuständig ist. Der nämlich ragt schräg aus der Frontplatte, eine ungewohnte, aber keineswegs unlogische Anordnung. Nach dem Parallelogramm der Kräfte wird die Kamera beim Auslösen nicht so stark nach unten gedrückt, als säße der Auslöser auf der Kamerakappe.
Zusammenhänge werden begreifbar
Zeigt die Belichtungsmeßanzeige Über- oder Unterbelichtung, so dreht man am Verschlußzeitenknopf oder am Blendenring des Objektivs, begreift, daß die Öffnung der Blende einer Verlängerung der Verschlußzeit entspricht, und man sieht, daß die Schärfentiefe beim Abblenden zunimmt. Keine Programmautomatik vermittelt dieses Wissen. Beim Auslösen wird ein Metall-Lamellen-Verschluß gestartet, der die Belichtungszeiten genau einhält - die sehr geringen Abweichungen vom Soll führen mit den Fehlern der Belichtungsmessung insgesamt zwar zu einer ganz leichten Neigung zur reichlicheren Belichtung, aber nur in den seltensten Fällen wird dieser Fehler (der 1/3 Blendenstufe nicht überschreitet) tatsächlich augenscheinlich.
Spiegelreflextechnik für wenig Geld
Sicher, die Kameras machen nicht nur einen einfachen Eindruck, sie sind einfach - ohne Extras, die sich aber, so angenehm sie sind, immer auch im Preis niederschlagen. Die Prakticas kosten etwa 270 DM (MTL 5 B) und etwa 320 DM (MTL 50). Für dieses Geld, die Hälfte dessen, was die neuen, sehr gut ausgestatteten AF-Kompakt-Kameras kosten, bekommen Sie eine Spiegelreflex mit einem Zeitenbereich von 1 Sek. bis zu 1/1000 Sek. und einem Wechselobjektivangebot mit Brennweiten von 20 mm bis 500 mm, das sich sehen lassen kann. Aber das ist eine andere Geschichte.
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