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1998
Vergleichstest
Canon A-1 / Canon T90
Spitzenreiter
A-1
Spitzenkamera, die vor acht Jahren präsentiert wurde. Verglichen mit der neuen Canon T90 wirkt die Kamera barock, aber das Innenleben derA-1 kann sich noch immer sehen lassen. Versehen mit dem Motordrive ist die A-1 eine zwar schwere aber sehr handliche Aufnahmeeinheit.
PLUS
Belichtungsmessung, Verschlußzeiten und Belichtungssteuerung sind sehr genau
Motor kann abgenommen werden
Gute Sucherinformation
Zeit- und Blendenwahl über Einstellrad der Kamera
MINUS
Durch viele über die Kamera verstreute und nicht Gekennzeichnete Einstellelemente unübersichtlich
Nur Integralmessung
6-V-Batterie (Kamera) 12 1,5-V-Batterien (Motor)
Schärfentiefenkontrolle nur mit entriegeltem Blendenring möglich
T90
Sehr gut ausgestattete Spitzenkamera, die für Nicht-AF-Kameras derzeit den Stand der Technik markiert. Unter der sehr handlichen und eleganten Form verbirgt sich Technik, die das Fotografieren tatsächlich einfacher macht besonders die drei verschiedenen Meßcharakteristiken und die TTL-Blitzsteuerung mit Blitzmeßwertspeicherung sind hier zu erwähnen. Die Vielfalt der Programme macht die T90 auch für den problemlos einsetzbar, der sich mit Fototechnik nicht befassen möchte.
PLUS
Sehr handlich
Belichtungsmessung auf drei Methoden umzuschalten
Mehrfachspotmessung Sehr
Gutes Blitzsystem
MINUS
Nicht für Linkshänder geeignet
Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollen, erklärungsbedürftig
Schärfentiefenkontrolle nur bei entriegeltem Blendenring möglich
Vor acht Jahren beanspruchte die Canon A-1 eine Spitzenstellung unter den einäugigen Spiegelreflexkameras, heute tut die Canon T90 das gleiche. Was unterscheidet diese beiden Kameras, die ganz verschiedenen Generationen angehören?
1978. Der Siegeszug, der die Canon AE-1 zur meistverkauften Kamera machen wird, dauert seit zwei Jahren an, als Minolta dem Erzrivalen Canon plötzlich um eine Nasenlänge voraus ist: Mit der XD-7 präsentiert Minolta den ersten Multiautomaten der Welt. Canon kontert mit der A-1, die Zeit-, Blenden- und Programmautomatik in sich vereint und dazu eine Blitzautomatik bietet.
1986. Der Siegeszug der Minolta 7000 hält an, der ersten Autofokus-SLR mit gehäuseintegriertem AF-System ist die Minolta 9000 gefolgt, von Minolta als Profikamera apostrophiert. Canon hat zwar die AF-Spiegelreflex T80 im Markt, aber alle warten auf die "große" Autofokuskamera von Canon. Statt dessen wird die T90 vorgestellt, Colani-gestylt, mit vielen Automatikfunktionen, einer durchdachten TTL-Blitzsteuerung und in den Augen vieler Hobbyfotografen die legitime Nachfolgerin der A-1 auf dem Platz des Canon-Flaggschiffs (neben der F-1 neu).
A-1: Noch heute Spitze?
Was ist heute noch aktuell von dem, was die Canon A-1 schon vor acht Jahren bot? Wo gibt es Parallelen zwischen diesen beiden Kameras, die - jeweils in ihrer Generation - für Spitzentechnik stehen?
Nun, die Form der A- 1 ist sicher nicht mehr auf dem neuesten Stand. Vollgepfropft mit vielen Bedienungselementen, dem Erker vor dem Auslöser, der einen Schutz gegen versehentliches Verstellen des Einstellrades beherbergt, dem Auslöser auf seinem Hochplateau, wirkt die Canon A-1 neben der kühlen, glatten T90 merkwürdig barock. Und dennoch: Bereits bei der A-1 kann die Blende am Einstellrad auf der Kamera gewählt werden, kann der Blendenring des Objektivs selbst beim Zeitautomatikbetrieb, in dem die Blende vorgewählt wird, in der A-Position verriegelt bleiben.
Mit demselben Ring wird bei Blendenautomatik auch die Verschlußzeit eingestellt, wobei die Verschlußzeitenreihe um zwei Werte kürzer ist, als die der Canon T90. Sie reicht bei der A-1 von 30 Sek. bis 1/1000 Sek., die T90 schafft noch die 1/2000 und
1/4000 Sek. Doch in puncto Genauigkeit steht die A-1 der Canon T90 in nichts nach, die Verschlußzeiten beider Kameras entsprechen um ein Haar exakt der Sollvorgabe.
Auch die Programmautomatik kann bei der Canon A-1 am Einstellrad gewählt werden. Die Programmautomatik dieser Kamera entspricht in ihrer Charakteristik in etwa einem WIDE-Programm der T90, denn die gibt sich mit einer Programmautomatik nicht zufrieden. Sieben verschiedene Programme stehen dem Fotografen zur Verfügung, von denen drei den kurzen Verschlußzeiten den Vorzug geben (P-TELE) und drei versuchen, möglichst kleine Blenden einzustellen (P-WIDE).
Allerdings vermag die T90, wenn es um die Belichtungssteuerung geht, die A-1 nur durch die Masse der Programme auf den zweiten Platz zu verweisen, nicht aber durch die Genauigkeit der Belichtung. Beide Kameras weichen bei Zeit- und Blendenautomatik nur unwesentlich von der Sollvorgabe ab und bleiben selbst bei ganz offener Blende weit innerhalb der DIN-Toleranzen. Bei Programmautomatik und niedrigen Lichtwerten tendieren beide Kameras zur knapperen Belichtung, die bei kritischen Motiven und Diafilm eventuell im Bild sichtbar werden kann.
Eine Belichtungssteuerung, die das Motiv richtig belichtet aufs Bild bringen soll, verlangt als Voraussetzung eine exakte Belichtungsmessung. Hier kann die T90 klar Punkte sammeln.
Sie bietet die Spotmessung, die Multispotmessung mit automatischer Mittelwertbildung aus bis zu acht Meßpunkten, die Selektivmessung und die Integralmessung, mit der der A-1 Fotograf auskommen muß. Auch bei der Integralmessung gibt es Unterschiede zwischen dem acht Jahre alten und dem neuen Modell. Die Meßcharakteristik der A- 1 ist wesentlich offener als die der T90, die die Bildmitte sehr stark betont.
Die Spotcharakteristik ist bei der T90 nicht nur der Dauerlichtmessung zugeordnet. Als erste Kamera der Welt bietet die T90 Spotmessung mit Meßwertspeicherung auch für Blitzlicht (mit dem Blitzgerät Speedlite 300 TL). Der gespeicherte Meßwert kann sogar für Hauptmotiv und Hintergrund gesondert beeinflußt werden, so daß es sehr gut möglich ist, den Kontrastumfang eines Bildes zu steuern. Aufhellblitzen verliert mit der Canon T90 und dem Speedlite 300 TL seine Schrecken. Die
Synchronzeiten der T90 liegen zwischen der 1/60 und der 1/250 Sek., während die A-1 eine Synchronzeit von 1/60 Sek. zu bieten hat - schon vor acht Jahren keine Meisterleistung der Canon-Ingenieure. Der Blitzkomfort beschränkt sich bei der A-1 darauf, daß mit entsprechenden Geräten die Synchronzeit bei Erreichen der Blitzbereitschaft automatisch eingestellt wird und daß die am Blitzgerät gewählte Arbeitsblende automatisch aufs Objektiv übertragen wird, ohne daß der Blendenring aus der Automatikposition gedreht werden muß.
Ein schneller Motor steht schon zur Canon A-1 zur Verfügung, der je nach Energieteil bis zu 5 Bildern pro Sekunde schafft. Dieser Motor muß an die Kamera angeschraubt werden und das Batteriepack- mit dem die höchste Bildfrequenz erreicht wird - bezieht seine Energie aus 12 1,5-V-Batterien. Der eingebaute Motor der T90, mit 4,5 Bildern pro Sekunde nur unwesentlich langsamer, kommt mit 4 1,5-V-Batterien aus, was sich auch im Gewicht deutlich niederschlägt.
T90: Der Trendsetter
Zu erwähnen sind nun noch die Detailverbesserungen: Die Einstellscheiben können bei der T90 vom Fotografen selbst ausgewechselt werden, Meßwertspeicher und Safety Shift ergänzen die Korrekturfaktoren. Doch viele Details, die das Fotografieren einfacher machen, weist schon die A-1 auf: Okularverschluß, anschließbare Datenrückwand (die bei der T90 allerdings auch als Steuerrückwand eingesetzt werden kann), die sehr gute LED-Sucheranzeige.
Der Vergleich der beiden Canon Spitzenkameras zeigt deutlich, in welche Richtung die Entwicklung der Kameras geht: Hin zu immer besser ausgestatteten Geräten, die nahezu jede Situation und jedes Motiv beherrschbar machen. Die grundlegenden Dinge sind schon seit Jahren sicher im Griff der Canon-Ingenieure: Die Genauigkeit der Verschlüsse und der Belichtungsautomatiken kann nur noch in Bereichen verbessert werden, die zwar meßtechnisch erfaßbar sind, auf das Bild aber keinen Einfluß haben.
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