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Artikel
1998
Fotopraxis
Unterwasserfototgrafie
Foto-Vorstoß in die Tiefe
Sich auf den Spuren eines Hans Hass zu begeben und in den Tiefen der Meere auf fotografische Entdeckungsreise zu gehen setzt zweierlei voraus: Viel Taucherfahrung und den perfekten Umgang mit der Unterwasserkamera und dem Blitzgerät, denn die Traumwelt des Neptun will erobert sein.
Jacques Cousteau, der französische Meeresforscher mit seinem Forschungsschiff Calypso, einem umgebauten einstigen Minenräumboot, ist nicht nur Fernsehzuschauern ein Begriff. Seine Serie "Geheimnisse des Meeres" trug in populärwissenschaftlicher Art wesentlich dazu bei, die Funktion und Schönheit des Lebensraums und Nahrungsreservoir Meer der breiten Masse zu vermitteln. Auch für Unterwasserfotografie besorgte der hagere Franzose eine Pionierleistung.
Cousteaus großer Kamera-Wurf: Die Calypso-Nikkor
Weil er nicht nach Hans Hass-Manier mit der zweiäugigen Rolleiflex und dem schweren Rolleimarin Unterwassergehäuse untertauchen wollte, baute er sich sein Unterwasseraufnahmegerät einfach selbst. Die Kamera nannte er genauso wie sein Schiff, schlicht Calypso. Cousteau fand in Japan einen Kooperationspartner für seine geniale Erfindung: Nippon Kogaku. besser bekannt unter dem Namen Nikon. Die Kamera hieß fortan Calypso-Nikkor, später Nikonos, von der es vier Typen gab.
Die jetzige Nikonos V hat nicht mehr viel mit dem Cousteauschen Urmodell gemein, sie besitzt sogar eine Zeitautomatik und die unter Wasser besonders wertvolle TTL-Blitzsteuerung. Egal ob Calypso-Nikkor oder Nikonos V - dieser Kameratyp avancierte in rund zwei Jahrzehnten zur Unterwasserkamera schlechthin und sie sei aufgrund ihrer Unkompliziertheit und ihres Bedienungskomforts besonders jenen engagierten Hobbyfotografen ans Herz gelegt, die diesen Bericht lesen und mit dem Gedanken schwanger gehen die bisher gewohnte Motivwelt mit einer völlig fremdartigen zu vertauschen. Auch Bildautor Rudolf Ingo Riepl schwört auf dieses Aufnahmegerät: "Ich besitze gleich drei Stück davon und habe die Kameras bei meinen zahlreichen Tauchexpeditionen im Mittelmeer und im Roten Meer außerordentlich schätzen gelernt".
Foto-Handicaps unter Wasser: Lichtmangel, Blaustich
Zwei Handicaps machen das Fotografieren unter Wasser zu einer gewöhnungsbedürftigen und Praxis erfordernden Angelegenheit. Zum einen der mit zunehmender Tauchtiefe rapide einhergehende Lichtverlust, zum anderen werden Objekte unterhalb der Wasseroberfläche aufgrund der höheren Dichte des Wassers um ein Viertel größer wiedergegeben, als sie tatsächlich sind, Entfernungen scheinen zu schrumpfen. Gegen den Lichtmangel hilft ein leistungsstarkes Elektronenblitzgerät. Das Blitzlicht beseitigt überdies den Blaustich, der für normal aufgenommene Fotos Unterwasser so typisch ist. Den veränderten submarinen Größenverhältnissen trägt bei Nikonos das Weitwinkel-Standardobjektiv 2,8/35 mm Rechnung, darüber hinaus sind noch fünf Wechselobjektive von 15 bis 80 mm verfügbar. Mit dem Blitzgerät SB 103 steht ein leistungsfähiger, wasserdichter Systemblitz zur Verfügung, der über die Kamera TTL-gesteuert wird, und dem Taucher die Einstellung der richtigen Blende abnimmt, der ohnehin alle Hände voll zu tun hat sich fortzubewegen, das Motiv auszumachen und im entscheidenden Augenblick abzudrücken.
Dazu Riepl: "Besonders auf der Fotojagd nach den farbenprächtigen und scheuen Korallenfischen kommt es auf Reaktionsschnelligkeit an". Zwar hält die Nikonos V bis 50 Meter Tiefe dicht, Sonntagstauchern und Landratten sei aber nicht geraten, dies schon beim ersten Fotospaziergang unter Wasser nach dem Tauchlehrgang auszuprobieren.
Die Biographie von Taucherfotograf Riepl spricht eine deutliche Sprache. Erst zwei Jahre nachdem er das Tauchen begann griff er zur Kamera.
Sein Kollege, der Unterwasserfotograf Kamillo Weiß meint das gleiche, formuliert aber noch deutlicher: "Das taucherische Können bestimmt die Qualität der Bildausbeute".
Ob es den Gelegenheits-Schnorchlern, die gerne Badenixen unter Wasser im Urlaub vor der Küste Ibizas ablichten, die Investition einer Nikonos plus SB 103 gleich ca. 2300 Mark wert ist, bleibt freilich dahingestellt. Obwohl einem die originelle Kamera gerade jenen snobistischen Charakter verleiht, den man an der Rolex-Beach so schätzt.
Preiswerte Kamera-Alternative für Schnorchler
Gerade in jüngster Zeit hat sich das Angebot allwettertauglicher Kameras erfreulich erweitert. Canon AS6, Fuji HS-W und Nikon L 35 AFWD sind neue unkomplizierte Kameras mit denen man ruhig einmal für einen Fünfhundert-Markschein baden gehen und die Freude an der Unterwasserfotografie erstmals ausloten kann, bevor man einen Tauchkurs belegt und zur Nikonos greift. Noch billiger geht's freilich mit der ewa Marine-Tauchtasche. Sie kleidet ihre Spiegelreflex wasserdicht ein.
Da scheint die Hanimex Amphibian schon die wünschenswerte Alternative zu sein, wenn die Kamera mit dem Hobby mitwachsen soll, denn vom Konzept her ähnlich einfach wie Canon und Nikon eignet sie sich für Tauchtiefen bis zu 45 Metern, und das externe Blitzgerät als Zubehör hellt noch da auf, wo das winzige Eingebaute längst im Dunkeln steht.
Die Unterwasserfotografie wirft weit mehr technische, gestalterische und persönliche Probleme auf als andere Bereiche unseres Hobbys. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, daß Unterwasserfotografie - wenn man mal vom spielerischen Schnorcheln absieht zwangsläufig mit einem ebenso ernsthaften Hobby gekoppelt ist: dem Tiefseetauchen.
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