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Artikel

1998

Kameras

Exakta HS-4

Das einfache Leben?

Die Exakta HS-4 ist eine Kleinbild-Spiegelreflex mit Zeitautomatik nach Blendenvorwahl. Über eine Wipptaste lassen sich manuell alle Zeiten zwischen 1 Sek. und 1/1000 Sek. einstellen. Der Automatikbereich reicht bis 8 Sek. Die Ausstattung ist eher karg, so fehlen sowohl DX-Codierung als auch Winderanschluß. Die HS-4 wird mit dem 3,5-4,5/35-70 mm geliefert.

PLUS

Einfach zu bedienen 

Möglichkeit, sich über die Automatik hinwegzusetzen

35-70 mm als Standardobjektiv

MINUS

Filmeinlegen fummelig 

Keine DX-Codierung 

Kein Winderanschluß 

Anzeigen ragen in das Sucherbild

Aktionen erzeugen oft Reaktionen. Auf die Aktionen der Kamera-Industrie mit neuen hochtechnisierten Kameras gibt es natürlich auch eine Reaktion mancher Hobbyfotografen: keine Elektronik, sondern handfeste Mechanik! Die neue Exakta HS-4 dürfte solchen Wünschen weitgehend entgegenkommen.

So ganz vollmechanisch ist auch die Exakta HS-4 nicht: sie braucht immerhin 2 Knopfzellen, 1,55 V, um nicht nur die Belichtungszeit bei vorgewählter Blende zu messen und einzustellen, sondern ohne Strom läßt sie sich auch nicht auslösen. Trotzdem halte ich sie wegen ihrer leichten Überschaubarkeit und ihrer relativ einfachen Funktionen für eine nahezu ideale Kamera für alle jene Hobbyfotografen, die zum einfachen Fotoleben zurückkehren wollen.

Die Automatik läßt sich überlisten

Die Bedienung dieser Kamera ist überaus einfach, erlaubt aber trotzdem gezieltes und gestalterisch freies Arbeiten.
Drei Einstellungen bietet Ihnen das griffige Einstellrad: "Manual", "Off" (wobei alles abgeschaltet ist) und "Auto". In der Stellung "Manual" macht die Kamera automatisch eine ins Sek., womit sie sich zugleich für den Elektronenblitz synchronisiert. Sie können aber, indem Sie die Taste innerhalb des Einstellrades betätigen, jede andere Verschlußzeit einstellen, was im Sucher angezeigt wird. In der Stellung "Auto" stehen Ihnen, zu der vorgewählten Blende, alle Zeiten zwischen 8 Sek. und 1/1000 Sek. zur Verfügung was bedeutet, daß die HS-4 zwar ein Zeitautomat ist, der sich aber über Nachführung manuell in jeder Weise beeinflussen lobt. Also wohl gerade das, was Fotografen akzeptieren, die von Programmen nichts wissen wollen.
Zwischenbemerkung: Die Exakta HS-4 wird - was ich für sehr sinnvoll halte! - original mit dem Zoomobjektiv 3.5-4.5/35-70 mm verkauft - für etwa 500 DM. Sie wegen dieses so günstigen Preis/Leistungsverhältnisses als "Einsteigerkamera" zu bezeichnen, wäre grundfalsch. Die HS-4 ist auch für Könner eine durchaus vollwertige Kamera. Weiter im Text: Beim Blick durch den Sucher sieht man zuerst links im Sucherbild - gute alte Konzeption! - eine Skala. Oder man sieht sie nicht, wenn der berüchtigte Herr im dunklen Anzug links am Bildrand steht. Dies wird Nostalgikern Freude machen. Allerdings gibt es auch rote LED's neben der Skala, die auf oder ob hüpfen und Die Verschlußzeit anzeigen, die von der Zeitautomatik gebildet wird. Wenn man die Skala nicht sieht, weiß man jedoch sehr bald, daß es für die 1/30 Sek. etwa in der Bildmitte leuchtet. Mit diesen LED's wird auch Unter- oder Überbelichtung gemeldet, sowie der nicht weiter definierte Langzeitbereich zwischen 1 und 8 Sek., zusätzlich noch die B-Stellung. Eine Diode ganz oben informiert Sie, ob Sie mit "Auto" oder "Manual" arbeiten. Im letzteren Fall haben Sie drei leuchtende Dioden neben dem Sucherbild: einmal das "M" für die manuelle Funktion, dann eine blinkende LED für die korrekte Belichtungszeit, und schließlich die Diode für die gewählte Nachführzeit. Leuchtet nur eine LED, so ist die Belichtung korrekt, aber Sie können bewußt nach oben oder unten korrigieren.

Wie eh und je

Links auf der Kamera wird die Filmempfindlichkeit wie eh und je von 25-1600 ASA eingestellt leider nicht verriegelbar. Rechts neben dem - übrigens sehr weich und angenehm arbeitenden - Transporthebel befindet sich das übliche Bildzählwerk wie eh und je.
Die Rückwand wird - wie eh und je - durch Hochziehen der Rückspulkurbel geöffnet; auch das Filmeinlegen ist konventionell nix DX! Und wenn Sie Ihren Film in die schwarze Schlitzspule gefummelt haben - wie eh und je beobachten Sie die kleine Kurbel: wenn Sie sich beim Filmtransport dreht, haben Sie die absolute Gewißheit, daß Ihr Film auch wirklich transportiert wird, wie eh und je.
Aufregend neu ist an diesem sonst so soliden und schlichten Gehäuse die Griffleiste rechts vorne, was der sicheren Handlage und Führung der Kamera deutlich zugute kommt. Abschließend sei noch vermerkt daß der Objektivanschluß über das gängige und weit verbreitete "K"-Bajonett erfolgt.
Alles in allem ist die Exakte HS-4 eine einfache, aber hochwertige Kamera, die selbst mir, als eingeschworenem Anhänger modernster Technik und Elektronik, ein recht beachtliches Wohlwollen, wenn nicht gar Zuneigung abringt.

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