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Artikel
1998
Kameras
Olympus OM 707
Kompakte als Vorbild
Kamera mit Autofokus, Belichtungsautomatik und Filmtransportautomatik. Das Autofokussystem basiert auf einem TTL-Phasenvergleich und arbeitet im Bereich von LW 1 bis LW20 (ISO 100, 1.8/50 mm-Objektiv). Die Verschlußzeitenreihe reicht von 2 Sek. bis 1/2000 Sek. Mit dem neuen Blitz F-280 (Leuchtdauer bis zu 1/25 Sek.) bis zur 1/2000 synchronisiert, ansonsten ist die TTL-Blitzsteuerung möglich.
Die Sensation ist ausgeblieben. Olympus, sonst um eigene Lösungen anstehender Probleme nicht verlegen und allemal für eine Überraschung gut, hat sich in puncto Autofokus ganz augenscheinlich Zurückhaltung auferlegt. Die AF-Spiegelreflex von Olympus bietet zwar einige Besonderheiten, ist aber autofokusmäßig nichts besonderes.
Die einstelligen Olympuskameras (OM 1 bis OM 4) zeichnen sich durch ein Design aus, das auf den ersten Blick die Olympus verrät: Auf einem zierlichen Kamerarumpf sitzt ein ebenso zierliches Prisma dem man das große Sucherbild gar nicht zutraut. Mit der Einführung der zweistelligen Modelle (OM 10 bis OM 40) näherte sich auch Olympus dem damals vorherrschenden Design-Einerlei an, und auch mit der Olympus OM 707 huldigt man wieder dem allgemeinen Kamera-Geschmack, anstatt eigene Ideen entgegenzusetzen. Freilich hat nicht jeder einen Colani zur Hand... Und so ist die Olympus OM 707 eine Kamera im extremen Querformat, mit großem Handgriff, mit Schiebeschaltern und Druckknöpfen und mit einem großen Display, das den Fotografen über alles Wissenswerte informiert.
Vieles ist bekannt
Trotz dieser Daten, die die Kamera verwechselbar machen, hat die Kamera etwas, über das bei noch keiner anderen Spiegelreflex zu schreiben war. Damit ist nicht das Autofokussystem gemeint, das aufgrund einer Kontrastmessung funktioniert, damit ist auch nicht gemeint, daß das Bajonett kompatibel geblieben ist (lediglich etliche Kontakte wurden ihm beigefügt, um den Informationsfluß zwischen Objektiv und Kamera zu gewährleisten). Das Besondere ist auch nicht die Mehrfachprogrammautomatik, die sich automatisch in drei Stufen an die Objektivbrennweite (auch Zoom) anpaßt und es zuläßt, von Hand angepaßt zu werden. Und auch die Tatsache daß die manuelle Fokussierung auch ohne AF motorisch vorgenommen wird, ist nichts Neues.
Neu ist, daß bei der Olympus OM 707 zum ersten Mal wirklich deutlich wird, daß die Spiegelreflexkameras den Kompaktkameras nacheifern. Neben der Schärfen- und Belichtungsautomatik, neben dem eingebauten Motor, der den Film selbsttätig zum ersten Bild transportiert, von Bild zu Bild (gegebenenfalls im Dauerlauf) weiterschaltet und ihn wieder in die Patrone zurückkurbelt, neben der DX-Codierung, die Filme im Bereich von ASA 25 bis ASA 3200 erkennt und die Empfindlichkeit richtig einstellt - neben diesen Details taucht in der OM 707 etwas auf, das in den letzten Jahren den Kompaktkameras vorbehalten war: ein eingebauter Blitz, der bei Bedarf aus dem Handgriff auftaucht (vor vielen Jahren gab es so etwas schon bei Hanimex). Über die Leitzahl schweigen sich die ersten Informationen aus.
Spiegelreflex für alle
Damit ist die OM 707 die erste SLR, die wirklich konsequent auf den Fotografen zugeschnitten ist, der den Schritt zur Spiegelreflexkamera nur deshalb nicht wagte, weil die Technik ihn verunsicherte. Ist die Schaffung der besten und größten AF-Kamera, die es jemals gab, zu verurteilen? Natürlich nicht. Sollen, nur um feine Unterscheidung zwischen Fotograf mit Spiegelreflex und Knipser mit AF-Sucherkameras zu ermöglichen, die technisch Uninteressierten von den Spiegelreflexen mit ihren immensen Vorteilen ferngehalten werden?
Nein: die OM 707 geht mit Sicherheit einen richtigen Weg, zumal sie sich - wenn man es möchte - auch als "richtige" SLR einsetzen läßt: Mit vielen Wechselobjektiven (die alten Zuikos können zum großen Teil verwendet werden), mit neuer Blitztechnik (mit dem F-280 und Linearblitz a la OM-4 Ti siehe COLOR FOTO 9/86), und mit vielem anderen Zubehör mehr. Und so ist es einerseits schade, daß Olympus es verpaßt hat, eine innovative AF-SLR zu präsentieren, im neuen, wieder unverwechselbaren Olympus-Look, ist es aber andererseits zu begrüßen, daß die Vereinfachung konsequent weiterverfolgt wurde. Wir werden über die OM 707, die so einfach und so anspruchsvoll sein kann, noch ausführlich berichten.
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