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Aufnahmesysteme mit motorischem Filmtransport

Pentax 110 auto

Klein aber oho - eine SLR-Motorkamera mit Pfiff

Im Normtest in COLOR FOTO Heft 5/79 wurde die Pentax 110 auto dem interessierten Fotofreund bereits in aller Ausführlichkeit und in allen wissenswerten technischen Details vorgestellt. Es wäre weder lesenswert noch sonderlich aktuell, wenn auch ich mich in meinem Bericht über diese - das sei vorweggenommen - erstaunliche Kamera ebenfalls mit ihrer Technik beschäftigen würde. Aus diesem Grunde wird der Leser bei mir diesmal nur wenig über die Technik der Pentax 110 auto erfahren können. Im Vordergrund dieses Berichtes wird etwas ganz anderes zu finden sein: die Erfahrungen, die ich in der praktischen Anwendung mit der Pentax 110 auto machte.
Dazu eine kleine Randbemerkung: Es ergab sich, daß ich das ganze Set, also die Kamera, den dazugehörigen Winder, den kleinen - aber leistungsfähigen - Computerblitz, die drei Objektive, diverse Filter und Vorsatzlinsen und die sehr praktische Handschlaufe auf eine dreiwöchige Thailandreise mitnehmen konnte. Ich halte das für eine sehr günstige Voraussetzung zur Erprobung einer Kamera. Denn erstens verfügte ich über reichlich Zeit, mich mit der Pentax 110 auto zu beschäftigen, zweitens war ich recht neugierig, wie sie sich samt ihrer Automatik im heißfeuchten Tropenklima benehmen würde, und zwar ohne jede Schonung, praktisch immer und überall mit dabei. In der Jackentasche - sie paßt dort samt Winder und Blitz bequem hinein, bei Inselexkursionen, am Strand, der dort aus feinem hellen Sand besteht, und mitten im Dschungel. Auch das Zubehör, wie Wechselobjektive, Filter, Vorsatzlinsen wurden einfach in die Hemd- oder Hosentasche verfrachtet.
Es gab mit der Pentax 110 auto keinerlei Pannen, das sei schon hier vermerkt, sie funktionierte völlig klaglos immer und überall. Sie war von allen Kameras, die meine Frau und ich mitgenommen hatten, die Palette reichte von mehreren Motorkameras über eine Leica M4-2 bis zur Super-8-Filmkamera, Überhaupt die einzige von allen, die wir immer bei uns hatten. Als fotografisches Notizbuch sozusagen. Und sie war auch die einzige, die sich überall unauffällig verwenden ließ. Dazu muß ich erklären, daß gerade die Thalländer es nicht sonderlich schätzen, überall und dauernd von Touristen ungebeten fotografiert zu werden. Die winzige Pentax 110 auto wurde zumeist nicht einmal bemerkt, denn man hebt sie mit einer Hand ans Auge und löst mit derselben Hand aus. Wenn man ganz unauffällig vorgehen will, dann stellt man den Winder ab. Denn die Pentax 110 auto läßt sich ohne weiteres auch bei angesetztem Winder rein manuell bedienen.
Aber ich will nun der Reihe nach berichten.

Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Filmmaterials: Mir war von Anfang an klar, daß ich, um die Leistungsfähigkeit dieser kleinen SLR-Kamera zu erproben, und zwar sowohl hinsichtlich ihrer Objektive als auch ihrer Belichtungsautomatik, lediglich Diakassetten mitnehmen würde. Denn bei Diafilm wird normalerweise nichts von einem mittelmäßigen Labor vermurkst, außerdem war ich so vorsichtig, die Kassetten nach meiner Rückkehr direkt zu Kodak zu schicken, wo sie bestimmt mit aller gebotenen Sorgfalt und Ausrüstung entwickelt wurden.

Die erste Schwierigkeit: Es gab einige Lauferei, bis ich Überhaupt Diakassetten für die Pentax 110 auto aufzutreiben vermochte, obwohl ich lediglich die normalen 110er Kassetten zu kaufen gedachte. Etliche Male mußte ich mir sagen lassen: "Die führen wir nicht, die sind bei uns so gut wie nicht gefragt. Die meisten Kunden wollen bei Pocketkameras sowieso nur Papierbilder haben..." (Anmerkung: Es waren keineswegs kleine Fotohändler, die mir diese Auskunft gaben!)

Die zweite Schwierigkeit: Welche Empfindlichkeit sollte ich wählen? Die Pentax 110 auto unterscheidet nur zwischen zwei Filmempfindlichkeiten, die sich beim Einlegen der Kassette automatisch einstellen 100 ASA = 21 DIN und 400 ASA 27 DIN. Das Einstellen von Zwischenwerten ist nicht möglich.
Handelsübliche Empfindlichkeiten bei Pocket-Kassetten liegen aber bei 18,19, 22 und 27 DIN. Nach langem Hin und Her entschloß ich mich zum Kauf von Kodachrome-Kassetten mit einer Empfindlichkeit von 19 DIN. Kodachrome deshalb, weil ich auch sonst viel mit diesem Filmmaterial arbeite und eben genau weiß, was bei diesem Material noch geht und was nicht. Ich bekam den größten Teil meines Filmmaterials übrigens bei einem großen Kaufhaus in München, die ausgezeichnete Fotoabteilung dort hatte, was ich brauchte. Das nur nebenbei dem "Fachhandel" zur Kenntnis.
Was ich damals noch nicht wußte: Das Belichtungsmeßsystem der Pentax 110 auto ist auf etwa 19 DIN justiert, ein Kompromiß des Werkes, der dem Verbraucher hilft, sofern es sich um Verwendung von Dia-Material handelt.

Schwierigkeit Nummer drei: Das Set nahm ich in der Originalverpackung mit auf die Reise. Erstens ist der Karton, der insgesamt nur eine Größe von 31,5 x 24,5 x 6 cm besitzt, gerade für Flugreisen sehr praktisch. Außerdem wiegt das gesamte Set nebst Verpackung noch nicht einmal 1500 Gramm. Auch ein wichtiger Punkt, wenn es um Fluggepäck mit der maximalen Begrenzung auf 20 Kilo pro Person geht.
Das Set, schön neu, hervorragend verpackt, machte beim Zoll in Bangkok Schwierigkeiten. Ich hatte Mühe, dem sonst sehr freundlichen Beamten glaubhaft zu versichern, daß die Pentax 110 auto nebst Zubehör zum eigenen Bedarf und nicht als Geschenk gedacht war.

Erste Erfahrung "vor Ort': Die Erstbestückung mit einer 110er Kassette erwies sich als höchst einfach. Verkehrt einlegen kann man sie nicht, weil sie dann nicht hineinpaßt. Gehäusedeckel zu, Hauptschalter des Winders auf ON. Unter leisem Surren wird der Film bis zur Zahl 1 transportiert. Damit ist die Kamera aufnahmebereit, denn der Winder spannt sie automatisch. Übrigens: bei eingeschaltetem Winder ist die Kamera ständig aufnahmebereit, die Belichtungsautomatik wird erst durch Niederdrücken des Kameraauslösers in Betrieb gesetzt. Zwei 1,5 V Silberoxydbatterien speisen sie, die übrigens abweichend von anderen SLR-Kameras mit einem Batteriehalter rechts ins Gehäuse (unter dem Gehäusedeckel) eingeschoben werden. Verkehrt machen kann man auch hier nichts, außerdem gibt es gerade zur Pentax 110 auto samt Zubehör eine sehr gute Bedienungsanleitung! Der Winder wird mittels zweier 1,5 V Mignonzellen betrieben, und auch deren Einlegen ist kinderleicht und kaum falsch zu machen. Überhaupt eine Eigenschaft, die bei dieser kleinen handlichen Kamera immer wieder auffiel: Noch einfacher als die Pentax 110 auto kann keine Kamera zu bedienen sein. Man kann nichts vergessen, weil keine Zeiten einstellbar sind, man kann auch das Einstellen der Blende nicht versehentlich unterlassen, weil keines der drei Objektive eine Blende hat. Was man tun muß, ist, die Schärfe einzustellen und eventuell - beim Weitwinkel erübrigt sich aber auch das in fast allen Fällen! - im Schärfentiefenfenster des jeweiligen Objektivs die Schärfentiefe nach Einstellen der Entfernung ablesen. Das gilt besonders für das Tele 2,8/50 mm, das übrigens ein echtes Tele von brillanter Schärfe und keineswegs ein Spielzeug ist! Die Blendenfunktion wird bei der Pentax 110 auto vom Verschluß mit übernommen, sie ist manuell nicht beeinflußbar.
Sogar die Verwendung des ebenfalls zum Set gehörenden Computerblitzes schließt Falschbedienung aus. Erinnern wir uns: Die Filmempfindlichkeit - nur mittlere Empfindlichkeit von 400 ASA - wird automatisch mit der eingelegten Kassette eingestellt. Der Arbeitsbereich des Computerblitzes liegt zwischen 0,8 und 4,6 m. Das gilt sowohl bei Verwendung von Kassetten mittlerer wie hoher Empfindlichkeit. Man kann einfach nichts falsch machen, weil es nichts einzustellen gibt. Ich habe den Blitz unter schwierigen Bedingungen bei einer Thaitanz-Veranstaltung ausprobiert - er lieferte einwandfreie Ergebnisse, selbst bei fast dunklem Hintergrund und Umfeld. Auch das Blitzgerät wird durch zwei Mignonzellen von 1,5 V gespeist, aber der Hersteller weist ausdrücklich darauf hin, daß keine NiCd-Akkus Verwendung finden dürfen, das gleiche gilt auch für den Winder. Etwa 5 bis 1 0 Sekunden braucht das Blitzgerät, um nach einer Aufnahme wieder betriebsbereit zu sein. Man sieht das am Aufleuchten der Pilotlampe. Ein zu frühes Auslösen hat unweigerlich Unterbelichtungen zur Folge.

Die Pentax 110 auto in der praktischen Anwendung: Ich habe sie meist komplett verwendet, also mit Winder und Blitzgerät. Sie hat auch dann immer noch in irgendeiner Hosen- oder Jakettasche Platz. Mit Blitz deshalb, weil man mit ihm hervorragend Schatten aufhellen kann, wenn die Belichtungsautomatik Gelb im Sucher signalisiert und damit vor zu langsamer Belichtungszeit bzw. vor einer verwackelten Aufnahme warnt. Sieht man hingegen die grüne Diode aufleuchten, ist alles in Ordnung, man kann völlig unbedenklich auslösen. Aber es sei hier gleich vermerkt: Auch bei Gelbsignal habe ich nur ganz selten Verwacklungen erlebt. Nur sich rasch bewegende Objekte, wie etwa die Kämpfer beim Thaiboxen, die schafft die Kamera dann nicht mehr, obwohl auch hier die Belichtung in jedem einzelnen Fall absolut stimmte. 
Zugleich dienen diese beiden Dioden im Sucher auch als Batterieprüfeinrichtung. Ein Aufleuchten einer der beiden Dioden signalisiert, daß die Batterien in Ordnung sind. Nichtaufleuchten oder Flackern: Batterien auswechseln, aber immer und grundsätzlich beide, nie eine alleine! Das läßt sich allerdings nur machen, wenn kein Film in der Kamera ist, oder man muß ein paar Bilder der Kassette riskieren.

Das Weitwinkel 2,8/18 mm - ein universell anwendbares Objektiv: Es befand sich am meisten auf der Kamera. Es zeichnet sehr scharf, das tun übrigens alle drei Objektive, und es verfügt durch seine kurze Brennweite über einen sehr großen Schärfentiefenbereich. Ideal für Schnappschüsse jeder Art. Gerade darin aber liegt die Stärke der Pentax 110 auto. Kamera ans Auge, auslösen, fertig. Der Sucher sowie auch das Sucherbild haben auf mich einen sehr guten Eindruck gemacht, auch wenn's mal knapp herging mit dem Motiv, von Rand zu Rand des Sucherbildes, immer war alles drauf. Keine abrasierten oder auch nur angeschnittenen Köpfe etc.! Durch ihre Kleinheit und Unauffälligkeit, kann man manchmal selbst dort noch Auf nahmen machen, wo man ansonsten möglicherweise belästigen oder sogar Ärger kriegen würde.
Aber das ist nicht alles. Die Pentax 110 auto kann mehr.

Serienaufnahmen mit der Pentax 110 auto: Die Aufnahmen des Schleppfallschirms beweisen es. Es lassen sich mit dieser kleinen Motorkamera durchaus auch Serienaufnahmen schießen. Man muß zwar jede Aufnahme einzeln auslösen, aber das stört nicht, denn der schnell reagierende Schwingspiegel ermöglicht eine genaue Objektkontrolle. Die Aufnahmen des Schleppfallschirms wurden einhändig mit dem Tele geschossen, im Vorbeigehen gewissermaßen.
Ich habe aber auch noch andere Serien mit der Pentax 110 auto mitgebracht. Straßenszenen aus dem Taxi, beim Thaitanz ganze Bewegungsphasen, Motorscooter. Für mich war es erstaunlich, was diese kleine SLR alles an Möglichkeiten selbst für "Fortgeschrittene" bietet.

Was man außerdem wissen sollte, und was (leider) nicht in der Gebrauchsanweisung steht: Nach der Fallschirmserie, der Film war zu Ende, wollte ich eine neue Kassette einlegen. Gesagt, getan. Gehäusedeckel zu, Hauptschalter Winder auf ON - nichts rührte sich. Der Film der Kassette wurde nicht bis zum Bild 1 transportiert. Nach einigem vorsichtigen Probieren Kassette wieder raus. Winder wird abgeschaltet, die Kamera mittels des Schnellschalthebels (zwei 145-Grad-Schwünge!) gespannt. Ausgelöst - funktioniert. Noch einmal dasselbe, aber diesmal blieb die Kamera gespannt. Kassette wieder rein, Winder auf ON - alles in Ordnung, Winder zog wie sonst bis auf Bild 1 vor.
Eine genaue technische Erklärung für diesen Vorgang habe ich noch nicht. Ich nehme aber an, daß die Kamera von mir noch einmal ausgelöst wurde, als der Winder die bereits volle Kassette auf Ende transportierte.
Eine Kamera, die jeden begeistern wird, der nicht viel mit sich herumschleppen will, sondern eine ganze Ausrüstung einschließlich der Sonnenblenden und Vorsatzlinsen und Filter plus Wechseloptiken trotzdem immer bei sich haben will. Eine Kamera, die im Pocketformat ganz beachtliche Möglichkeiten bietet und für einen knappen Tausender komplett zu haben ist,
Momentan ist das Set nur komplett ,im Angebot, die Kamera wird aber in Kürze auch einzeln angeboten.

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