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Artikel

1998

Kameras

Praktica BCA

Der einfache Einstieg

Die Praktica BCA ist die vierte Kamera der Praktica B-Reihe. Sie ist eine einfache Kamera mit Zeitautomatik nach Blendenvorwahl, der Fotograf kann über Korrekturfaktoren in die Automatik eingreifen. Die Belichtungsmessung erfolgt mit CdS-Zellen (Nachteil: im Bereich niedriger Lichtwerte etwas träge) mittenbetont-integral, die Filmempfindlichkeit muß von Hand eingestellt werden (ASA 12-ASA 3200). Für die BCA gibt es 16 Prakticar-Objektive vom Superweitwinkel 20 mm bis zum Supertele 1000 mm, einen Winder und Nahaufnahmezubehör.

PLUS

Einfach Handhabung 

Genaue Belichtung 

Korrekturfaktoren für schwierige Belichtungsverhältnisse

Sucher auch für Brillenträger gut überschaubar Blendenanzeige im Sucher

MINUS

Belichtungskorrektur nur in halben Stufen möglich

Sucherinformation über automatisch gebildete Verschlußzeiten sehr mager 

Keine DX-Einstellung 

Lautes Auslösegeräusch

Seit sechs Jahren gibt es Prakticas auch mit einem Bajonett, das die Verbindung zwischen dem Kamerabody und einem Objektiv sichert. Nach der Praktica B-200 (1979), der Praktica B-100 (1982) und dem Flaggschiff Praktica BC 1 (1984) wurde nun zur vergangenen photokina die Praktica BCA vorgestellt - nur abgespeckt oder schon zu mager?

Obwohl auch der Praktica BCA von ihren Vätern schon fast spartanische Einfachheit verordnet wurde, ist ihr Konzept grundlegend anders, als das der M42-Modelle MTL 50 und MTL 5 B. Verlangen diese Kameras vom Fotografen, über Zeit und Blende selbst zu entscheiden und wird ihm als einziges Hilfsmittel die TTL-Belichtungsmessung zugestanden, so soll sich der BCA-Benutzer ganz auf eine Zeitautomatik nach Blendenvorwahl verlassen, ohne indes ganz auf individuelle Einflußnahme auf das Ergebnis verzichten zu müssen. Die Automatikfunktion wird an einem angenehm großen, griffig gerändelten Einstellrad gewählt. Die grün umrandete und auch in grün ausgeführte Markierung "auto" wird dabei dem roten Indexstrich am Prisma gegenübergestellt und das Einstellrad rastet ein. Es muß gegen einen leichten Widerstand nach oben gezogen werden, damit es sich auf eine der drei anderen Positionen stellen lobt. Dies sind: "B", "check" und "60".

Alt aber gut: Drahtauslöseranschluß

"B" steht, wie üblich, für die beliebig lange Belichtung, bei der der Verschluß so lange offen gehalten wird, wie der Fotograf den Auslöser betätigt. Damit eine Langzeitbelichtung nicht zur Dauerbelastung des Fotografenzeigefingers führt, ist der Anschluß eines Drahtauslösers möglich, der über einen Feststellmechanismus verfügen sollte. Der Drahtauslöser wird in das Gewinde des Auslösers eingeschraubt, eine Tatsache, die es heute wert ist, beim Namen genannt zu werden. Der Drahtauslöseranschluß nämlich fiel bei viel zu vielen Kameramodellen der sich ausbreitenden Elektronik zum Opfer und wurde durch elektronische Fernauslöser ersetzt, die man für viel Geld als Zubehör kaufen muß. Ein Drahtauslöser mit Feststellmöglichkeit schlägt dagegen mit etwa 12 DM zu Buche, und leistet dasselbe: der Verschluß kann von mehreren Sekunden bis zu vielen Stunden offengehalten werden.
Wird das Einstellrad in die Position "60" gedreht, so wird damit die einzige Verschlußzeit eingestellt, die nicht von der Automatik beeinflußt wird.
Es handelt sich um die 1/60 Sek. - die sehr genau eingehalten wird - und die zur Synchronisation nicht-systemkonformer Blitzgeräte dient. Sollte die Batterie ihren Geist aufgegeben haben, so ist es nicht nötig, den Einstellring in die Position "60" zu drehen, denn die 1/60 Sek. als mechanisch gesteuerte Notzeit steht auch dann zur Verfügung, wenn "auto" eingestellt ist.
Auch "check" wirkt auf den Verschluß und entspricht mit Batterie der "B" -, ohne Batterie der "60"-Einstellung, hat aber normalerweise eine andere Funktion, die der Batterieprüfung. Wird der Auslöser angetippt, so muß entweder die Leuchtdiode (LED) neben dem nach oben weisenden Pfeil oder neben der Markierung 1000/60beide rechts im Sucherbild - aufleuchten.
Die rote LED neben dem Pfeil signalisiert dabei "volle Kraft", die grüne LED neben den Zahlen zeigt an, daß die Ladung der. Batterie nachgelassen hat. Die Batterie ist eine 6 Volt Batterie vom Typ PX-28 die beim Wechsel den Geldbeutel mit etwa 20 DM belastet. Ob nicht auch kleinere und weniger geldintensive Batterien genügen, um den Belichtungsmesser und die Belichtungssteuerung mit Strom zu versorgen, sollten die Entwicklungsingenieure bis zur nächsten Kamerageneration gründlich prüfen.

Fast immer o.k.: Arbeit des Belichtungsmessers

Der Belichtungsmesser, von dem eben die Rede war, arbeitet integral und nur wenig mittenbetont, was bei Aufnahmen unter kritischen Lichtverhältnissen (Gegenlicht, helle Lichtquelle im Bild) als Nachteil erscheint.
Dennoch gibt die Arbeit der Belichtungssteuerung über den gesamten Einstellbereich keinen Grund zur Schelte. Der Verschluß mit seinen automatisch gebildeten Zeiten von (in der Praxis) 4 Sek. bis zur 1/1000 Sek. arbeitet gut mit der Blende zusammen. Unter allen möglichen Umständen belichtete Dias zeigen sich selten einmal auffällig zu hell oder zu dunkel und Bilder eines Motivs, aufgenommen in wenigen Minuten unter gleichbleibenden Lichtverhältnissen, zeigen sich nahezu identisch wenn nacheinander alle Blendenwerte eines Objektivs eingestellt werden und die Kamera die passende Verschlußzeit dazu steuert.
Die neben Blende und Verschlußzeit für die Belichtung dritte wichtige Größe - die Filmempfindlichkeit - muß bei der Praktica BCA von Hand eingegeben werden; DX-Codierung ist eine Bequemlichkeit, auf die der BCA-Fotograf verzichten muß. Die Filmempfindlichkeiten zwischen ASA 12 und 3200 werden der Belichtungssteuerung über denselben Knopf mitgeteilt, mit dem auch Korrekturfaktoren im Bereich von +2 bis -2 in halben Stufen gewählt werden, wenn ein ganz helles, ganz dunkles oder sonstwie von der Norm abweichendes Motiv richtig belichtet werden soll. Die Eingabe von Korrekturfaktoren ist - nicht selbstverständlich - bei allen Filmempfindlichkeiten möglich.
Das Einlegen eines Filmes ist wegen der konventionellen Schlitzspule (nur zwei Schlitze) leider zur fummeligen Arbeit geworden, dabei zeigen die Schraub-Prakticas mit ihren Filmfangeinrichtungen auf der Aufwickelspule, daß es wesentlich einfachere Lösungen im eigenen Hause gibt.

Ein klein wenig mager: die Sucherinformation

Die Sucherinformation, die nur aktiviert ist, wenn der Verschluß gespannt wurde, ist eher dürftig. Zwei rote LED neben nach oben bzw. nach unten weisenden Pfeilen warnen vor Über- bzw. Unterbelichtung. Eine grüne LED neben den Zahlen 1000/60 zeigt an daß die Verschlußzeit sich im Bereich von 1/1000 Sek. bis 1/60 Sek. bewegt, und signalisiert gleichzeitig, daß die Verschlußzeit nur mit längeren Brennweiten zur Verwackelung führen wird, während eine gelbe LED neben den Zahlen 30/1 bedeutet, daß die Zeit länger als 1/30 Sek. sein wird und sich der Gebrauch eines stabilen Stativs empfiehlt. Allerdings ist als Pluspunkt zu vermerken, daß die Blende in den Sucher eingespiegelt wird. Als letzte Information im Sucher ist schließlich noch eine grüne LED zu erwähnen; sie leuchtet auf, wenn ein passendes Blitzgerät im Sucherschuh die Blitzbereitschaft erreicht hat. Um diese 
Funktion sicherzustellen ist im Sucherschuh neben den Zündkontakt ein weiterer Kontakt getreten. Elektrische Kontakte sind nicht nur fürs Blitzen wichtig, sondern auch, um Informationen zwischen Objektiv und Kamera zu übertragen, und zwar die Lichtstärke des Objektivs und die am Blendenring eingestellte Blende.
Letzteres ist wichtig, weil die Belichtung bei ganz offener Blende gemessen wird und die Blende daher bis zum Auslösen offen bleibt. Die Offenblendenmessung bringt es mit sich, daß das Sucherbild immer bei optimaler Helligkeit betrachtet werden kann. Verglichen mit modernen Top-Kameras läßt die Helligkeit des Sucherbildes ein wenig zu wünschen übrig, dafür zeichnet sich der Sucher BCA durch einen Vorteil aus, der zwar nur einen Teil der Fotografen betrifft, aber dennoch erwähnt zu werden verdient: Auch für Brillenträger ist das ganze Sucherbild zu überschauen. Die Skalen der Sucherinformation liegen zwar im Sucherbild, da die Ziffern und Symbole aber nur aus "Rand" bestehen und dadurch durchsichtig sind, stört das nicht. Interessant ist der schräg angeordnete Doppelschnittbildkeil, der die Scharfstellung - zusammen mit dem Mikroprismenring - bei allen möglichen Motiven recht leicht macht.

Mit Schmankerln: Die Objektivpalette

Objektive für die Praktica B-Reihe gibt es 16 an der Zahl. Sie hören alle auf den Namen Prakticar, die vertretenen Brennweiten sind 20 mm, 28 mm, 35 mm, 50 mm, 55 mm (Makroobjektiv mit Lichtstärke 2,8) 80 mm, 135 mm, 300 mm, 500 mm und 1000 mm. Wer mit diesem Angebot, in dem nur zwei Zooms vorkommen (3570 mm, 80-200 mm), nicht auskommt, kann per Adapter auf die M-42 Gewindeobjektive des Hauses Beroflex zurückgreifen (darunter ein 2,8/180 mm und ein 2,8/200 mm) oder auf die Objektivpaletten einiger Fremdhersteller, darunter eine so renommierte Marke wie Tamron.
Auch Zubehör über Wechselobjektive hinaus steht zur Verfügung, etwa der Praktica B-Winder oder Zwischenringe und Balgengerät für Nahaufnahmen.

Alles in allem...

...ist die Praktica BCA sicher keine Kamera, die sich einen Platz im Kamera-Olymp erobern wird, sie ist auch nicht die Kamera, nach der alle streben, die sich dem Hobby Fotografie widmen. Sie ist eine einfache Kamera, mit etwa 399 DM zu einem Preis angeboten, der sie interessant macht und mit einer Leistung, die sich sehen lassen kann.

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