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Artikel
1998
Firmenporträt
Hama
Der Zubehörgigant
Wer Kamerazubehör meint, sagt häufig hama. Inzwischen ist das einprägsame Kürzel für hamophot zu einem echten Synonym geworden, für alles, was das Fotografieren leichter und effektiver macht. Was hingegen kaum jemand weiß, die Firma hat echte Fototradition, seit nunmehr 63 Jahren und bereicherte sogar für kurze Zeit das "who is who" der Kamerahersteller.
Die Situation ist alltäglich und keinesfalls spektakulär, doch bezeichnend für den großen Erfolg der Firma hamophot in Sachen Kamerazubehör. Ein frischgebackener Fotoamateur, gerade ein paar Wochen im Besitz einer Spiegelreflexausrüstung, betritt ein Fotogeschäft. Der Fotograf machte ein paar jener nützlichen Kleinigkeiten erwerben, die das Hobby schöner machen. Drahtauslöser, Gegenlichtblende, ein Reinigungspinsel, ein objektivschonendes UV-Filter stehen auf seiner Foto-Einkaufsliste. Der freundliche Herr im weißen Kittel blickt zuversichtlich lächelnd hinter sich. Mit zielsicherem Griff angelt er die roten Blisterpackungen von der hama-Präsentationswand. So einfach ist seit harne der Zubehörverkauf für die Fotohändler zwischen Flensburg und Füssen. Sehr zum Leidwesen der Konkurrenz und der Spezialhersteller, die Mühe haben, gegen das umfassende Angebot, den professionellen Vertrieb und die Werbewirksamkeit der Monheimer anzukommen. Zubehörverkauf spielt für die Fotohändler eine immer wichtigere Rolle seit Preisverfall und Überproduktion im Einklang mit fortschreitender Marktsättigung die Gewinnspannen bei Spiegelreflexkameras deutlich schmälerten.
hama Firmenchef Rudolph Hanke zu diesem Problem: "Zubehör ist heute ein wichtiger Renditebringer im Fotohandel und es fördert die Kundenbindung."
Über 6000 Artikel für Foto, Film und Video machen das hama-Sortiment aus. Früher in der knapp 600 Seiten starken hama-Zubehör-Bibel zusammengefaßt, erstmals 1986 zur photokina der Übersichtlichkeit zuliebe nach den drei Bereichen Foto, Video und Computer getrennt. Das Splitting des Angebots in drei verschiedene Freizeitaktivitäten hat seinen guten Grund. Fama möchte nicht eingleisig fahren und von den Schwankungen des Fotomarktes abhängig sein. Als Ersatz für das dahinsiechende Schmalfilmgeschäft, eroberten die Monheimer den Zubehörmarkt für das aktive Videofilmen.
Sie Das hama-Fotosortiment kann im wahrsten Sinne des Wortes als allumfassend gelten.
ALLES AUS EINER HAND
Von ebenso simplen wie wirksamen und beliebten hamafix-Diarähmchen über Filter, Fototaschen und Blitzschienen Balgengeräten, Soft-Objektive bis hin zur Reflexwand für die Studiofotografie, alles kommt von Fama. Auch an die Diaarchivierung und Labortechnik haben die Bayern gedacht. Auf jede Zubebör-Frage hat der Katalog die passende Antwort parat, übersichtlich aufgelistet, mit Daten, Maßen und Preisen. Freilich lassen Rudolph Hanke, der für die technische Entwicklung verantwortlich zeichnet, und Adolf Thomas, der das kaufmännische Ressort innehat, nicht alle 6000 Teile in eigener Regie fertigen. Große stückzahlintensive Produktsparten wie Taschen, Filter kommen aus Fernost und sind anerkannte Markenware. Vieles wird in Deutschland eingekauft, wie zum Beispiel die Groschupp-Stative, die neuerdings exklusiv über hama vertrieben werden. Doch immerhin 35 Prozent des Angebots sind made in Monheim, und dieser Anteil steigt in den letzten Jahren kontinuierlich. Dazu gehört in erster Linie der Umsatzrenner hama DSR. Immerhin erforderte das pfiffige Rahmungsgerät einen Werkzeug- und Konstruktionsaufwand von über einer Million Mark. hama möchte bei seinem Produktionsprogramm möglichst selbständig sein. Der Werkzeug- und Modellbau im Hause spart Geld und erlaubt kurzfristige Eingriffe in die Produktion bei Detailverbesserungen.
300 Mitarbeiter stehen hinter hama und erwirtschafteten 1985 einen "stattlichen Umsatz".
Die Firma ist damit fast so groß wie etwa Rollei, und sie hat beinahe eine ebenso bewegte Geschichte. Schon 1923 stieß Firmengründer Martin Hanke auf die Marktlücke Fotozubehör. Sein Geschäft in der damaligen deutschen Fotometropole Dresden florierte bis zum Kriege. Der Betrieb wurde in jener Februarnacht 1945 ausgebombt. Martin Hanke stand plötzlich vor dem Nichts. Das Chaos der Nachkriegszeit brachte das Unternehmen ins bayerische Monheim. Der Fotoboom der Fünfziger Jahre ließ hama wieder an die Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen. Ja, man trat sogar in den damals gar nicht so exklusiven Club der deutschen Kamerahersteller ein.
KAMERA-INTERMEZZO
1952 erschien eine einfache Rollfilmkamera, allerdings ungleich eleganter als eine Box mit dem Namen Moni. Agfa intervenierte, machte Namensrechte geltend, und das schmucke Ding aus Monheim taufte Martin Hanke schlicht in den ebenso lieb klingenden Namen Hexi um. Inzwischen gab hama den Kameraseitensprung auf, ist größter Fotozubebör-Anbieter der Welt und liefert erstaunlicherweise einen beachtlichen Teil seiner Fertigung nach Japan, wo die Monheimer auf eine Marktlücke stießen. Die Zukunft der klassischen Fotografie sieht Diplom-Ingenieur Rudolph Hanke optimistisch. Vor dem Jahr 2000 sieht er keine revolutionären Umbrüche in der Branche. Natürlich rüstet hama sich auch für die neue Zukunft, das Engagement im Videobereich, deren jüngste Entwicklung ein von der israelischen Kramer-Elektronics konstruiertes Mischpult zur nachträglichen Bildbearbeitung auf elektronischem Weg darstellt, bedeutet einen wichtigen Fuß in der Tür der elektronischen Bildaufzeichnung. Was ist also das Erfolgsrezept des größten Fotozubehörherstellers der Welt? Ganz einfach: Geschicktes Marketing, ein paar gute Ideen (hamafix, DSR-System), volles Programm und Verkaufspreise die dem Fotohändler Kalkulationsspielraum geben. Kann sich also Rudolph Hanke auf seinen Lorbeeren ausruhen und der Zukunft gelassen in Auge blicken? "Ganz sicher nicht", erklärt er entschlossen. "Sorge macht mir vor allem, daß immer weniger Jugendliche fotografieren, hier müssen wir aktiver werden. Und kleine Probleme gibt es sowieso genug. Nicht alle der 6000 Artikel im Katalog sind erfolgreich. Einige führen wir nur in unserem Sortiment, um unserem hohen Anspruch ,Alles von hama' gerecht zu werden."
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