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Normtest
Zeitautomat für Einsteiger:
Die neue Canon AV-1
Um es vorweg zu sagen: neu ist an der AV-1 eigentlich kaum etwas. Es ist eine etwas "abgespeckte" AE-1 als Zeitautomatik-Modell. Canon will mit dieser Kamera dem Umsteiger ein Angebot machen. Demjenigen also, der bisher mit einer Billigkamera knipste und an die Spiegelreflex herangeführt werden soll. Aus Kostengründen bot es sich an, einen Zeitautomaten im bewährten Aussehen der AE-1/AT-1 zu konstruieren. Mit etwas weniger Komfort, dafür aber deutlich unter 600 DM. Ausgenommen die Datenrückwand - die AV-1 hat keine abnehmbare Rückwand - paßt das gesamte Zubehör der AE-1. Das sind in erster Linie die beiden Systemblitzgeräte und der Winder A. Es fällt auf, daß die wenigen Bedienungselemente großzügiger als bei den übrigen Modellen der A-Serie ausgeführt sind und äußerst bedienungsgerecht angeordnet sind. Mit einem Gewicht von 670 Gramm und den Abmessungen 139 L x 85 H x 84 T (mit dem neuen FD 1,8/50 mm) liegt die AV-1 im Mittelfeld der Kompaktkameras. Canons neues Modell arbeitet ausschließlich als Zeitautomatik, als feste Zeit steht nur die Blitzsynchronzeit 1/60 sec. zur Verfügung. Auch diese Zeit wird elektronisch gebildet, bei leerer oder fehlender Batterie zeigt die AV-1 keinerlei Funktion.
Objektive: Gleichzeitig mit der Präsentation der AV-1 wurden neue Objektive vorgestellt, die insgesamt kompakter konstruiert sind. Auffälligstes Merkmal ist der Wegfall des schon legendären Überwurf-Flansches, der durch ein festes Bajonett ersetzt wurde, das nach einer Drehung um ca. 70 Grad einrastet. Der Objektivwechsel erfolgt durch Drücken einer Sperrtaste. Das Objektiv neuer Bauart sitzt in der Achse absolut fest, hat aber radial ein geringes Spiel, das aber in diesem Zusammenhang bedeutungslos ist. Dieses leichte Spiel wurde auch bei Verwendung des Objektives an der Canon F-1 und A-1 festgestellt. Sukzessive stellt Canon zur Zeit fast alle Objektive auf das modifizierte Bajonett um. Im übrigen bleiben die Objektive in der Ausführung gleich. Neu ist ein dicker roter Tastknopf, der den Objektivwechsel erleichtert. Die verriegelbare Blendenposition "A" (Blendenautomatik bei den Modellen EF, AE-1 und A-1) ist bei der AV-1 ohne Funktion. Stellt man trotzdem den Blendenring darauf ein, erhält man gegenüber der kleinsten Blende 22 eine Fehlbelichtung von +4/10 Blendenstufen. Sonst kann nichts passieren, denn der Steuerstift im Bajonettring stößt in eine leere Bohrung am Gehäuse. Wichtig ist, daß die neuen und alle bisherigen FD-Objektive voll kompatibel sind.
Belichtungsmessung: Anders als bei den Schwestermodellen AE-1 und AT-1, die eine weitgehend integrale Meßcharakteristik besitzen, ist die AV-1 mit einem der A-1 sehr verwandten, mittenbetonten und oben stark abgegrenzten Meßfeld ausgestattet. Bei Querformat-Aufnahmen wird damit helles Himmelslicht wirksam unterdrückt. Die Zone höchster Empfindlichkeit liegt knapp über der Suchermitte. Als Lichtempfänger dient eine Silizium-Photozelle, die verzögerungsfrei reagiert und die ermittelte Zeit rechts im Sucher mittels Zeiger signalisiert. Der Meßbereich des Belichtungsmessers reicht von EV 1 (= 1 sec. bei Blende 1,4) bis EV 1 8 (= 1 /1000 sec bei Blende 16) bezogen auf 21 DIN und das Objektiv 1,4/50 mm. Der Belichtungsmesser weist im Bereich zwischen EV 3 und EV 15 eine ausgezeichnete Linearität auf (± 1/12 Blendenstufen). Bei geringen Zeigerausschlägen klebte der Zeiger der Testkamera öfter am Anschlag fest. Korrekturtaste für Gegenlicht mit 1,5 Blendenstufen Verlängerung (gemessen 1,6). Die Belichtungsautomatik zeigt eine gute Linearität von der längsten Zeit 2 sec bis etwa 1/250 sec mit durchwegs 1/6 Blendenstufe Unterbelichtung. Bei ca. 1/5m sec. steigt dieser Wert auf +1/3 und bei der 1/1000 sec. auf +1/2 Blendenstufe. Es erfolgt bei FD-Objektiven grundsätzlich Offenblendenmessung, eine Abblendtaste wird ebenso vermißt wie eine Memorytaste zur Meßwertspeicherung. Empfindlichkeitsbereiche des Belichtungsmessers ASA 25 bis 1 600. Pluskorrektur auch bei ASA 25 möglich. Belichtungsmesser und Verschlußsteuerung werden durch Druck auf den Auslöser aktiviert.
Verschluß: Elektronisch gesteuerter Tuch-Schlitzverschluß in Vierspindel-Ausführung. Ausschließlich automatische Zeitenbildung, stufenlos von 1/1000 sec bis 2 sec. Manuell wählbare Zeit 1/60 sec- und B. X-Synchronzeit angegeben 1/60 sec., gemessen 1/53 sec. Verschlußlaufzeit 11,6 sec., Verschlußoffenzeit 7,6 msec. X-Kontakt-Verzögerung 0,56 msec., Verschlußoffenzeit abzüglich Kontaktverzögerung 7,1 msec. Mittlere Vorhanggeschwindigkeit 3,1 m/ sec. Bei Systemblitzgeräten 155 A und 199 A automatische Umschaltung auf X-Zeit bei Blitzbereitschaft, bei Fremdblitzgeräten muß das Verschlußwählrad auf das Blitzsymbol umgestellt werden.
Auslöser: Elektromagnetisch gesteuerter Zweistufen-Auslöser, der besonders weich ausgelegt ist, aber trotzdem einen sehr deutlich fühlbaren Druckpunkt besitzt. Zur Belichtungsmessung genügt leichtes Antippen (Weg ca. 1 mm, Druck 0,7 N), zur Auslösung 1,3 mm bei 3N.
Selbstauslöser: Ebenfalls elektronisch gesteuert. Fest Vorlaufzeit 1 0 sec. Betätigung über den Kameraauslöser, rot blinkende Leuchtdioden-Anzeige, die derart über Eck angeordnet ist, daß eine gleichzeitige Kontrolle von oben und von vorne möglich ist. Schneller werdende Blinkfrequenz kurz vor der Aufnahme. Sehr wichtig ist zu beachten, daß die Belichtungszeit beim Antippen des Auslösers festgelegt wird. Wer vom Stativ auslöst und dabei vor der Kamera steht, bekommt mit Sicherheit eine totale Fehlbelichtung! Die (englische) Bedienungsanleitung weist auf diese Fehlerquelle hin.
Sucher: Fest eingebauter Prismensucher mit bewährtem Schnittbildentfernungsmesser und Mikroprismenring, wie er von der AE- 1 her bekannt ist. Lediglich anstelle der Blendenskala rechts außerhalb des Bildfensters die Zeitskala von 2 sec bis 1/1000 sec. Rote Warnfelder bei Bereichsüberschreitung, Marke für Verwacklungsgefahr bei Langzeit, gleichzeitig Batteriekontrollindex. Kein Okularverschluß, eine mitgelieferte Abdeckung für den Sucherschuh kann auch als Okularabdeckung verwendet werden, die Anbringung am Sucherokular ist aber äußerst primitiv.
Das Sucherfenster hat die Abmessungen 32,9 x 21,6 mm und zeigt bezogen auf das Filmfenster von 35,7 x 24 mm 83,1 % vom Filmformat oder 88,5% vom Diaformat. Sucherbildvergrößerung 0,87x (bei - und Objektiv 50 mm). Der Sucher ist hell, kontrastreich und gut überschaubar.
Batterie und Stromverbrauch: Silberoxidbatterie 6 V vom Typ PX-28 in gut zugänglicher Batteriekammer. Betriebsspannungsuntergrenze ca. 4,2 Volt. Stromverbrauch für Batterietest 30 mA, für Verschlußsteuerung 22 mA, für Belichtungsmessung 16 mA, für die LED-Anzeige des Selbstauslösers zusätzlich 10 mA.
Weitere Ausstattung: Schnellschalthebel in Ruheposition an der Kamera, in Arbeitsstellung 30 Grad abgeschwenkt, Filmtransport auch in mehreren Teilschwüngen möglich. Anschluß für Power-Winder A.
Fazit: Ein preiswertes Economy-Modell, das denjenigen eine ideale Kamera sein wird, die mit einer problemlosen und möglichst einfachen Ausrüstung die vielfältigen Möglichkeiten und Chancen der Spiegelreflex-Fotografie nutzen möchten. Für den anspruchsvollen Fotografen dagegen ist die AV-1 etwas zu knapp ausgestattet, könnte aber als Zweitgehäuse von Interesse sein.
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