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Alexander Borell Kommentar
Konica FS-1
Der Einhand-Schocker
Ein paarmal schon waren die Konica-Leute die ersten auf dem Weltmarkt, und jedesmal mußten alle anderen nachziehen. Es wird diesmal nicht anders sein: der "Schnellschalthebel" ist gestorben, der "Winder" vermutlich auch.
Man nimmt diese neue FS-1 in die Hand und weiß sofort: so gut hat bisher noch keine Kamera in der Hand gelegen. Was allerdings nur für Rechtshänder gilt oder Linkshänder, die notgedrungen schon bisher ihre Kamera mit der Rechten gehalten haben. Das Geheimnis dieser unerhörten Griffigkeit: der als Griffstück ausgeformte Behälter für 4 Batterien der üblichen 1,5 V-Klasse, die diese ganze Kamera in Bewegung setzen, sowohl die Belichtungsautomatik, als auch ... und da ist der Schock! Hatten Sie schon mal eine SLR-Kamera in der Hand, die keinen Schnellschalthebel hatte? Man vermißt ihn, man sucht ihn, und es bedarf einiger Gewöhnung, sich mit der Tatsache abzufinden, daß es einfach keinen gibt. Es bedarf nicht nur einiger Gewöhnung, sondern auch einigen Nachdenkens. Bitte: Es war eine Sensation, als die Autos plötzlich einen Anlasser hatten. Trotzdem wurden sie weiterhin mit einer Kurbel ausgestattet, und vorne unter dem Kühler hatten sie ein Loch für diese Kurbel. Für die ängstlichen Zeitgenossen nämlich, die der Elektrizität nicht vertrauen wollten. Citroen hat das noch bis vor zehn Jahren so praktiziert. Zittern Sie aber nun jeden Morgen, ob Ihr Anlasser wohl funktioniert? Und bedauern Sie es, keine Kurbel mehr zu haben? Nicht anders ist es mit der primitivsten Art, etwas zu bewegen, dem Hebel, den eigentlich schon die alten Ägypter überwunden hatten. Nur die Kamera-Industrie hielt eisern daran fest. Er wurde auch nicht dadurch besser, daß man ihn "Schnellschalthebel" nannte. Die Konica FS-1 braucht ihn nicht mehr. Zwei kleine, in die Kamera eingebaute Elektromotoren besorgen alle Funktionen: einer den Filmtransport, der andere bewegt den Spiegel, den Verschluß und die Blende. Gewiß, man kann alles motorisch machen, wenn man einen Motor extra dranhängt, und so sind die bisherigen "Winder' eigentlich auch nichts anderes, als Außenbordmotoren, und somit keineswegs die idealste Lösung. Vor allem nicht die eleganteste, leichteste und kleinste.
Und wenn man bedenkt, daß bereits in den 40er Jahren ein Motorchen von der Größe einer Filmpatrone mit einem Getriebe, so klein wie eine Zigarettenpackung, einen Zweizentner-Mann hochhieven konnte, dann hat's reichlich lange gedauert, bis... aber nun ist sie ja endlich da, die Konica FS-1.
Ja, aber wenn der Strom ausfällt, höre ich die Ängstlichen fragen, die ihre Hosen auch mit Gürtel und Hosenträger befestigen, - was dann? Dann ist ebenso Feierabend, wie wenn ihnen das Benzin ausgeht, oder der Fernseher ohne Strom tot ist. Ist es wirklich ein Problem, vier Batterien als Reserve mitzuführen? Oder im Winter den ganzen geladenen Batteriebehälter in der warmen Tasche mitzuführen, der zudem mit einem schnellen Handgriff, - auch mit Handschuhen! - anzuklippen oder abzunehmen ist? Mehr ist zum Thema Motortransport nicht zu sagen, wer's nicht begreift, soll weiter schnellschalthebeln.
Und dann löst man aus und erleidet den zweiten Schock: die Kamera funktioniert nicht! Man löst nochmals aus, ein drittes Mal, und dann erst glaubt man es: dieses superleise, kleine Geräusch ist alles. Spiegel, Verschluß und Filmtransport! Ja, ohne Film! Dann legt man einen Film ein, zieht ihn bis zur Aufwickelspule und - sucht die winzigen Filmschlitze ebenfalls vergeblich. Man schließt die Kamerarückwand, ein leises "Sssst" und im Zählwerk steht "Bild l". Auch das ist völlig neu, und nicht einmal die bisherigen Winder bringen das fertig. Endlich macht das Filmeinlegen Vergnügen, und das ist kein Werbeslogan, sondern Tatsache. Zu allen Oberfluß zeigt eine rote Leuchtdiode an der Kamerarückseite den Transport an; man könnte ihn sonst im Straßenverkehr nicht hören. Und weil wir gerade vom Rotlicht sprechen: Wenn Sie vom auf eine kleine Leuchte drücken, schaltet sich der lautlose, elektronische Selbstauslöser ein und zeigt durch rotes Blinkfeuer an, daß er arbeitet. Daß man bei Konica diesen Unfug mitgemacht hat, mag eine Konzession an die Konkurrenz sein, die damit angefangen hat. Wo's nämlich blinkt, schaut man hin, und wo man hinschaut, gibt's den stieren Fotografier-Blick.
Der Auslöser arbeitet, wie manches andere in dieser Kamera (Schlitzverschluß!) über einen Magnet; beim leichten Antippen schaltet sich der Strom ein, und damit sind wir beim Sucher. Der liefert, wie immer schon bei Konica, ein helles, sehr sauberes Bild. Links in der Mattscheibe haben, wir, - leider nach wie vor - die konventionelle Skala mit den Blenden, denn die Konica FS-1 ist, ebenfalls wie alle Konica-SLR-Modelle, ein Blenden-Automat. Sie stellen also die Verschlußzeit ein, die Kamera sucht sich selber und automatisch die dazu passende Blende. Damit haben Sie die Gewähr, daß die für schnelle Bewegung nötige 1/250 Sekunde auch immer eingehalten wird, und nicht plötzlich auf 1/60 absackt, ohne daß Sie es merken. Weiche Blende zu erwarten ist, zeigen rote Leuchtdioden an, von 1,4 bis 22, und wenn Sie lieber manuell arbeiten wollen, flackert es bei "M". Ober- oder Unterbelichtung wird ebenfalls durch Flackern angezeigt. Damit ist die FS-1 ein fotografisch "narrensicheres" Instrument.
Das Verschlußzeitenrad (von 1/1000 sec. bis zu 2 sec.) liegt daumengünstig. Gegen Verstellen ist es nicht besonders abgesichert, aber es rastet in den Zeiten deutlich und kräftig. In dem Zeitenrad befindet sich auch die Einstellung für die Filmempfindlichkeit, bequem nach Plus oder Minus zu verstellen. Das ist bei der FS-1 wichtig, denn sie hat keine gesonderte Korrekturmöglichkeit und - leider! - auch nicht die Speicherung, wie z. B. die Konica T 4 durch andrücken des Auslösers. Es fehlt auch, ebenso bedauerlich, die Abblendtaste zur Kontrolle der Schärfenbereiches. Damit gehört die FS-1 in die Klasse der Amateurkameras, allerdings bestimmt in die oberste Reihe dieser Klasse, unerreicht im Bedienungskomfort. Für den Arnateur-Status spricht auch das neue Hexanon-Objektiv mit 1,8/40 mm. Es ist ohne Qualitätsverlust klein und leicht und paßt genau indes Konzept dieser Kamera, zu der es eine sehr intelligente Tasche mit Klettverschluß gibt, ebenso elegant wie bequem zu tragen. Auch der Tragegurt aus Nylon hat noch einen Pfiff: Man kann ihn teilweise (!) ausklinken, und an der Kamera verbleibt eine praktische Handschlaufe. Nicht zuletzt auch der günstige Preis (etwa DM 900,-) für diese Motorkamera reiht sie in die Amateurklasse ein. Konsequent, aber auch einem Trend entsprechend, hat man der FS-1 gleich ein automatisches Blitzgerät mitgegeben.
Es paßt sich in der Form der Kamera an, und weil man bei allen Konicas die Rückwand nicht durch Herausziehen der Rückspulkurbel öffnet, kann man den Film mit aufgesetztem Blitzer einlegen; zum Rückspulen allerdings muß man ihn doch abnehmen. Seine Leitzahl 24 bei 100 ASA genügt; bei 400 ASA steht die Leitzahl 46 zur Verfügung, und das reicht allemal. Vier Batterien zünden ca. 300 Blitze. Die elektronische Steuerung der Kamera übernimmt auch den Blitz und stellt über den Sucherschuh automatisch, also ohne jegliche andere Einstellung und gleichgültig, was an der Kamera vorgewählt worden ist, auf die 1/100 sec. zur Synchronisation, sowie auf die am Blitzgerät für die zwei Bereiche eingestellte Blende 5,6 oder 11 ein. Ein zusätzlicher Blitzkontakt an der Kamera erlaubt den Anschluß auch anderer Blitzgeräte, und damit haben Sie in dieser Kamera auch schon ein kleines Blitzstudio, wenn Sie den X-24 an der Kamera, den zweiten über Kabel und in einiger Entfernung mitblitzen lassen.
Es macht ungeheuren Spaß, mit dieser leichten, leisen Motorkamera zu fotografieren, man verzichtet auf die paar Möglichkeiten, die ihr noch fehlen. Vielleicht aber heißt sie deshalb FS-1: so, wie ich Konica kenne, wird es auch irgendwann eine FS-2 geben.
Wer sich für die genaue technischen Daten interessiert, kann sie einem sehr gut gemachten Prospekt entnehmen, die wichtigsten davon anbei:
Belichtungs-Meßbereich: LW 0-19 mit 1,4; LW 0,7-19 mit 1,8
Mot. Filmtransport: 1,5 Bilder/sec. Einzel oder Serie
Gehäuse-Maße: 146 x 46 x 90 mm
Gewicht: 800 Gramm mit 4 Batterien und Objektiv 1,8/40.
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