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Artikel
1998
Kameras
Canon F-1N / Leica R5 / Nikon F3/T
Die Profis und ihre Kameras
Kein Wort hat in der Hobbyfotografie eine so starke Ausstrahlung, wie das Wort "Profi" und die Ableitung "professionell".
Hauptsächlich sind zwei Ansichten die Ursache für diese Wort-Magie: der Profi (darin steckt auch Profit!) verdient Geld mit seinen Bildern, und das ist der mehr oder weniger heimliche Wunschtraum. jedes Hobbyfotografen; und natürlich arbeiten die Profis mit den besten Kameras, die der engagierte Hobbyfotograf auch haben will. Aber gerade das letztere ist ebenso törichter Irrglaube, weil kein vernünftiger Mensch annimmt, ein mittelmäßiger Klavierspieler werde ein weltberühmter Pianist, wenn er sich nur einen Steinway-Flügel kaufe. Und mit dem Geldverdienen ist das auch so eine Sache: manche Profis verdienen klotzig Geld mit mäßigen Aufnahmen, andere werden ihre großartigen Bilder nicht los. Bleiben wir aber bei den Profikameras.
Fragt man Profis, was für sie das Wichtigste an einer Kamera ist, antworten die meisten spontan: ihre Zuverlässigkeit. Das ist verständlich: geht das Werkzeug kaputt, ist auch das Geld futsch. Aber schon hier zeigt sich, daß jede moderne Kamera ein Kompromiß zwischen fototechnischen Möglichkeiten und Zuverlässigkeit ist. Ein Kasten mit einem Loch - die Lochkamera! - ist am zuverlässigsten, weil weder optisch noch mechanisch etwas kaputt gehen kann. Aber den Anforderungen eines Profis genügt sie nicht, er greift zum Kompromiß, weil er hohe Lichtstärke, Handlichkeit und präzise Funktionen braucht. Hier gibt es seit einiger Zeit ein Phänomen: der Profi traut dem Hilfsmittel "moderner Elektronik" nicht, und viele besonders eitrige Hobbyfotografen tun das ebenfalls, wobei völlig übersehen wird, daß es auch schon früher in der rein "mechanischen" Zeit kaputte Kameras und große Reparaturabteilungen bei den Kameraherstellern gab. Vor vielen Jahren traf ich einen Profi am Mittelmeer, wo er mit hübschen Mädchen Aufnahmen machte; neben sich einen Koffer mit fünf Kameragehäusen einer illustren Firma. Auf meine Frage erklärte er: "Die brauche ich, weil immer zwei zur Reparatur unterwegs sind."
Der wahre Grund für die Unlust der Profis an technischem Fortschritt liegt woanders. Gerade weil Fotografieren für den Profi harte Arbeit ist, die möglichst viel Geld bei möglichst geringem Aufwand bringen muß, ist er erzkonservativ und praktiziert lieber bis in alle Ewigkeit die gleichen Handgriffe, die er im Schlaf beherrscht, als mit Neuem zu experimentieren. Hierin liegt der Grund, warum "Profikameras" ebenfalls konservativ, oh sogar "altmodisch" sind und teilweise technisch weit hinter Spitzenmodellen für den Hobbyfotografen liegen. Daß manche Hersteller diesen Zustand nicht nur schätzen, sondern ihn als "Image" geradezu pflegen, hat ebenfalls einen recht verständlichen Grund. Es sammelten sich nämlich im Laufe der letzten dreißig Jahre Millionen von Objektiven für Profikameras an, die man schließlich nicht einfach wegwerfen kann. Also bedeutet es für manchen Hersteller schon fast die Existenzgrundlage, alte Kameragehäuse für alte Objektive nachzubauen.
Neue technische und elektronische Entwicklungen im Kamerabau kosten enorm viel Geld und Zeit; nur einige Große können es sich leisten, zweigleisig zu fahren, nämlich einmal die eingefahrenen Profis weiter zu bedienen, und zum zweiten den Hobbyfotografen neue und modernste Kameratechnik anzubieten.
Vergleichen Sie nun bitte selber, was drei Kameras aufzuweisen haben, die allgemein als " Profikameras" gelten und vergleichen Sie anschließend auch, was z. B. Minolta Pentax, Yashica und Canon uns Hobbyfotografen anbieten.
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