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Artikel

1998

Normtest

Pentax SF-X

Große Klappe für den Blitz

Die Pentax SF-X ist eine Spiegelreflexkamera mit automatischer Scharfstellung Blenden- und Transportautomatik, TTL-Blitzautomatik großem LCD-Bildschirm und eingebautem Blitz. Sie ist für Einsteiger in die Spiegelreflexfotografie leicht zu beherrschen, aber erst erfahrene Fotografen können alle Möglichkeiten dieser Kamera nutzen - ihnen durfte allerdings eine zuschaltbare Spotmessung fehlen.

PLUS

Eingebauter Blitz. 

Übersichtlich aufgebaut. 

Informatives Display. 

Alte Objektive können mit Scharfstellhilfe verwendet werden.

MINUS

Sucherinformation für Brillenträger nur schlecht zu erkennen. 

Starke Abweichung bei zwei Programmautomatiken. 

Glatter Handgriff.

Bereits zur photokina '86 sollte sie vorgestellt werden, nun endlich ist sie wirklich da: die Spiegelreflex-Autofokuskamera von Pentax, die Pentax SF-X. Für Pentax-Freunde hat sich das Warten sicher gelohnt, denn sie bekommen eine moderne Kamera, die nicht alle Brücken hinter sich abreißt. Pentax-A-Objektive können an dieser Kamera weiterverwendet und manche per Konverter gar zu AF-Objektiven aufgerüstet werden.

Vor fünf Jahren war es eine Pentax-Kamera, die zum erstenmal bewies: Autofokus-Komfort und Spiegelreflextechnik lassen sich in einer Kamera vereinen, die sich zu einem annehmbaren Preis in großer Serie fertigen läßt. Pentax ME-F hieß jene Kamera, der wenig Glück beschieden war. Zu unsicher war die Arbeit des Autofokus, dem in COLOR FOTO 3/82 attestiert wurde, er sei "optimal bei Sonnenschein". Aber auch das bezog sich nur auf die Arbeit mit einem einzigen Objektiv, einem 35-70 mm Zoom, das von der Kamera die Steuerbefehle bekam und mit einem eigenen Motor für deren Umsetzung sorgte. Mehr AF-Objektive waren zwar in Aussicht gestellt, aber nie angeboten worden.
Soviel zur Historie, wenden wir uns der SF-X zu, so wie sie dem Institut Normtest zur Verfügung stand.

HANDLICH UND ÜBERSICHTLICH

In ihrer Form unterscheidet sich die Pentax SF-X prinzipiell nicht von anderen AF-SLR-Kameras, wie sie von Minolta, Olympus und Yashica angeboten werden. Sie ist breit und auf der rechten Seite wölbt sich der deutlich ausgeprägte Handgriff nach vorne. Sein dreieckiger Querschnitt macht ihn zwar sehr "griffsympathisch", doch leider ist seine Oberfläche sehr glatt, was wieder ein Gefühl der Unsicherheit aufkommen läßt, wenn man die Kamera ungesichert in der Hand hält.
Auf dem Handgriff haben der Auslöser und ein Schiebeschalter ihre Plätze. Beide sind so angeordnet, daß man sie mit ein bißchen Fingerfertigkeit parallel bedienen kann. Der Mittelfinger liegt dann auf dem Auslöser, während der Zeigefinger den Schiebeschalter bedient, was bei Blendenautomatik nach Zeitvorwahl durchaus sinnvoll ist.
Normalerweise wird der Schiebeschalter zur Wahl verschiedener Funktionen dienen, allerdings nicht allein sondern in Verbindung mit einer der beiden "Vorwahlschalter", die ihren Platz auf der linken Seite der Kamerakappe haben. Beide Schalter sind Schiebeschalter, die sich aus ihrer Nullposition nach vorne und hinten schieben lassen.
Der linke Schiebeschalter ermöglicht in seiner vorderen Position ("+ EF") die Wahl eines Korrekturfaktors im Bereich von +/- 4 Blendenstufen.
In der hinteren Position des Schiebeschalters ("ISO") wird die automatisch eingestellte Filmempfindlichkeit (Bereich ISO 6/9xGRADx - ISO 6400/39xGRADx) im Display angezeigt und kann die Filmempfindlichkeit nötigenfalls manuell eingegeben werden (der Bereich ist auf ISO 25/15xGRADx - ISO 5000/38xGRADx) eingeschränkt.
Wird der rechte der beiden Schiebeschalter nach vorne geschoben ("MODE"), so können mit dem Wahlschalter hinter dem Auslöser die Betriebsarten eingestellt werden, wird der rechte Schiebeschalter nach hinten geschoben, ("DRIVE") so wird die Transportfrequenz des eingebauten Motors verändert (nicht ganz 2 B/Sek. oder Einzelbildschaltung) oder der Selbstauslöser eingestellt (12 Sek. Vorlaufzeit).
Unabhängig von allen Schiebeschaltern sind zwei Tasten. Eine ist mit "C" bezeichnet und dient dazu, alle Kamerafunktionen "auf Null" zu schalten die andere trägt die Bezeichnung "ML" und dient der Belichtungs-Meßwertspeicherung, mit der unter schwierigen Beleuchtungsbedingungen korrekt belichtete Aufnahmen leicht möglich werden. Dazu trägt auch die starke Mittenbetonung der integralen Belichtungsmessung ihren Teil bei. Die "C"-Taste hat ihren Platz rechts vom Sucherokular die "ML"-Taste im Griffbereich des rechten Daumens.
Wer auf der rechten Kameraoberseite nach dem obligatorischen Display Ausschau hält, sieht sich enttäuscht. Er findet dort nur den Hauptschalter, der sich in die Position 0 (= abgeschaltet), 1 (= eingeschaltet) und <))) (= eingeschaltet mit akustischem Warnsignal) schieben läßt und eine Abdeckkappe.

DER BLITZ IST IMMER DABEI

Die Abdeckkappe läßt sich nach hinten abziehen und gibt dann den Blitzgeräteschuh frei, der mit insgesamt vier Kontakten aufwartet. TTL-Blitzsteuerung ist bei einer Kamera dieser Generation selbstverständlich möglich, allerdings entspricht eine kürzeste Synchronisationszeit von 1/100 Sek. nicht unbedingt dem Stand der Technik. Dagegen ist die Berücksichtigung der Umgebungshelligkeit und die Anpassung der Synchronzeiten im Bereich von 1/100 Sek. bis 1/60 Sek. durchaus up-to-date. Die Anordnung des Blitzschubs auf der Seite der Kamerakappe ist nicht neu, die Canon F-1 (alt) und die Nikon F-2 boten sie bereits. War bei diesen Kameras der Wechselsucher Grund für die Verlegung des Blitzkontaktes, so ist dies bei der Pentax AF der eingebaute Blitz, der unter einer Klappe verborgen im Sucherprisma auf seinen Einsatz wartet.
Aktiviert wird der Miniblitz, der immerhin mit einer Leitzahl 14 und Einbeziehung in die TTL-Steuerung aufwarten kann, mit einem Knopf auf der linken Seite des Prismas. Der Knopfdruck schaltet den Blitz nicht nur ein, sondern sorgt auch dafür, daß die Abdeckklappe aufspringt. Neben dem waagerecht angeordneten Blitzreflektor ist noch ein zweiter Reflektor untergebracht. Er projiziert ein rotes Streifenmuster auf ein Motiv, das nicht weiter als vier Meter entfernt sein darf, damit auch bei Dunkelheit das ordentliche Funktionieren der Autofokuseinrichtung gewährleistet ist.

AUTOFOKUS UND FOKUSSIERHILFE

Die Genauigkeit des AF-Systems ohne Hilfsblitz ist nicht zu bemängeln. Es handelt sich um ein kontrastabhängiges System, das ebenso wie die von Nikon, Yashica und Olympus eng mit dem von Minolta verwandt ist.
Die untere Grenze des AF-Arbeitsbereiches wird mit LW 2 bei ISO 100/21xGRADx angegeben, ein Wert, der in den Messungen bestätigt werden konnte, wenn ein hoher Kontrast dem AF-System die Arbeit erleichterte. Bei geringen Kontrasten (10%) stellte das AF-System bereits bei LW3 die Arbeit ein. Auch die Fokussiergeschwindigkeit stellte sich als abhängig von Helligkeit und Kontrast heraus. Die kürzeste Fokussierzeit im Test wurde bei LW 15 und 100% Kontrast (Schwarz/Weiß) mit 1 Sekunde gemessen, die längste bei LW 3 und 10% Kontrast mit 2,3 Sekunden. Als Fokussierzeit wurde praxisgerecht die Zeitspanne angenommen, die vom Druck auf den Auslöser bis zur Freigabe des Auslösers nach erfolgter Scharfstellung verstreicht. Die reinen Regelzeiten sind natürlich kürzer, für den Fotografen aber uninteressant.
Die AF-Funktion wird an einem Schalter links unterhalb des Objektivs gewählt. Zur Wahl stehen die üblichen Varianten Schärfenpriorität ("SINGLE", Auslösen erst nach erfolgter Fokussierung möglich), Nachführautofokus ("SERVO", die Schärfe wird immer auf das Motivteil nachgestellt, das sich gerade im Meßfeld befindet, Auslösen ist jederzeit möglich) und als Ergänzung die Scharfstellung von Hand ("MANUAL").
Bei manueller Scharfstellung gibt das AF-System Hilfestellung. Im Sucher zeigen zwei rote Pfeile den Weg zur Schärfe und ein grüner Punkt, daß scharfgestellt ist. Diese Hilfe, Stellung wird auch gegeben, wenn ganz normale Pentax-K und -KA-Objektive direkt an die Kamera angesetzt werden. Mit Pentax-A-Objektiven und AF-Funktion "SINGLE" ist zudem noch die Arbeit mit der Schärfenfalle möglich: man wählt am Objektiv manuell eine bestimmte Entfernung und hält den Auslöser gedrückt (oder verwendet einen feststellbaren Fernauslöser). Kommt ein Motiv in die Schärfenebene, so löst die Kamera aus. Eine dritte Möglichkeit Pentax-A-Objektive mit der SF-X zu verwenden ist der AF-Adapter 1,7x, der Objektive mit der Mindestlichtstärke von 1:2,8 zu AF-Objektiven mit verlängerter Brennweite macht.
Mit dem SMC F-Pentax 1,4/50 mm lag die automatisch eingestellte Schärfe bei allen Motivhelligkeiten und allen Kontrasten immer im Bereich der Schärfenzone, auch bei ganz offener Blende. Die Scharfstellung erfolgt von der Kamera aus, wobei das Motorengeräusch immer recht deutlich zu hören ist.

INFORMATION OHNE LÜCKEN

Hinter der Blitz-Abdeckplatte ist auf dem Sucherprisma auch das LCD-Feld zu finden, das über alle relevanten Daten Auskunft gibt. Wer alle möglichen Anzeigen auf einmal sehen möchte, muß lediglich die Schraube des Batteriefachs (rechts, kombiniert mit dem Handgriff) lockern.
Das Display ist in drei Felder unterteilt. In der unteren Reihe erfolgt die Anzeige der Bildfrequenz, wird vor einer fast erschöpften Batterie gewarnt, wird angezeigt, daß eine DX-codierte Filmpatrone eingelegt ist, daß ein Film eingelegt ist und ordentlich transportiert wird, ob der Selbstauslöser eingeschaltet ist und gleichzeitig wieviel Sekunden bis zum Auslösen verbleiben und schließlich erscheint hier die Bildzahl - das Zählwerk läuft bis 99.
In der mittleren Reihe werden Blende und Verschlußzeit angezeigt, eingestellte Korrekturfaktoren werden hier durch ein +/- Symbol ins Gedächtnis zurückgerufen und die Filmempfindlichkeit wird ebenfalls hier zu Gesicht gebracht.

BELICHTUNG MIT UND OHNE AUTOMATIK

Die obere Reihe schließlich ist den Belichtungsbetriebsarten vorbehalten, und davon hat die Pentax SF-X einige zu bieten: die Blendenautomatik nach Zeitvorwahl ("AUTO" + Blendenring in A-Stellung verriegelt), Zeitautomatik nach Blendenvorwahl ("AUTO" plus Blendeneinstellung am Objektiv), manuelle Nachführmessung ("MAN.", Blende wird am Blendenring, Verschlußzeit am Schiebeschalter eingestellt).
Dazu kommt die Programmautomatik, die aber in drei Varianten: Normalprogramm, Programm mit Dominanz kurzer Zeiten und Programm mit Dominanz kleiner Blenden.
Wählt man das Normalprogramm, so heißt das allerdings nicht, daß man tatsächlich jederzeit mit dem normalen Programmverlauf rechnen kann, sondern daß die Kamera je nach Brennweite der drei Programme steuert (und anzeigt). Das ist eine praxisgerechte Lösung. Im Normalfall wird man kurze Zeiten für Teleobjektive und kleine Blenden für Weitwinkel bevorzugen. Manchmal jedoch wird man was die Kamera auch kann die verwackelungssichere Zeit auch für kurze Brennweiten wünschen oder, daß eine möglichst kleine Blende die Schärfenzone eines Teles weit ausdehnt.
Die manuell einstellbaren Verschlußzeiten von 1 Sek. bis 1/2000 Sek. weichen bei der kürzesten Zeit um knapp 1/3 Belichtungsstufen und damit nicht merklich nach oben vom Soll ab.
Die Blendenautomatik tendiert dagegen bei fast allen Blenden zur Unterbelichtung bleibt aber ebenfalls im Bereich von + 1/3 Blendenstufe, was auch bei Diafilm unerheblich ist.
Generell zu reichlich wird bei Zeitautomatik belichtet, sichtbare Auswirkungen sind aber auch hier nicht zu erwarten, da die Abweichung die Grenze von 1/3 Belichtungsstufe nicht überschreitet.
Etwas schlechter sieht die Sache bei Programmautomatik mit Priorität kleiner Blenden aus- hier muß bei den niedrigen Lichtwerten 1 und 2 mit massiver Unterbelichtung gerechnet werden, während sich zwischen LW 3 und LW 15 die zu knappe Belichtung in Grenzen hält (teilweise knapp mehr als 1/3 Belichtungsstufe, was vielen Diafotografen recht ist, da sattere Farben die Folge sind).
Unterbelichtung über fast den gesamten Bereich muß aber befürchtet werden, wenn das Normalprogramm und das Kurzzeitprogramm gewählt werden.

FAZIT

Alles in allem ist die Pentax SF-X eine Kamera, die durch den pfiffigen Einbaublitz und die vielseitige Verwendbarkeit normaler Objektive für sich einzunehmen weiß - hinzukommt die sichere Schärfenautomatik und die Übersichtlichkeit der Bedienelemente die auch Anfängern den Umgang mit dieser Kamera leicht macht.
Leider ist bei der Testkamera eine nicht sehr sichere Programmautomatik zu bemängeln - dabei ist gerade eine Autofokus-Spiegelreflexkamera für den Betrieb als Vollautomat wie geschaffen.

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