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Alexander Borell Kommentar

Die neue Contax 139 Quartz

Es muß nicht immer Porsche sein

Sie hat, wie man als erstes aus der Druckschrift erfährt, einen CPU-Mikro-Computer, - wie die neue Konica FS-1 auch. Der, so heißt es weiter, steuert die Kommandos für die Kamera aus Filmempfindlichkeit, Blendenwert, Verschlußzeit, Blitz- oder normale TTL-Belichtung, LED-Sucherinformation, Motivhelligkeit. Wissen Sie, was ein CPU ist? Ich weiß es nicht und als Amateurfotograf ohne den Ehrgeiz, Kamerakonstrukteuren Konkurrenz zu machen, interessiert es mich auch nicht. Das, was mich einzig an einer Kamera interessiert, ist ihre Funktion: ist sie handlich, arbeitet sie präzise genug, tut sie das leise. Wie sie das aber macht, ist Sache des Herstellers.
Nun, diese neue Contax 139 Quartz - kein Tipfehler, im Englischen wird Quarz mit "tz" geschrieben! - erfüllt meine Ansprüche an eine moderne Kamera nicht nur, es macht darüber hinaus Vergnügen, mit ihr zu fotografieren, und ich werde den Eindruck nicht los, daß man sich bei Yashica alle Mühe gegeben hat, wenigstens nach außen hin so zu tun, als sei die ältere Schwester, die Contax RTS, noch etwas besser. Vielleicht hat sie, wie das bei älteren Schwestern oft so der Fall ist, ein wenig mehr Möglichkeiten in extremen Lebenslagen, - mir gefällt die jüngere auch ohne Porsche-Design besser. Sie ist frischer, zutunlicher, und durch geringere Betonung des Make-ups sympathischer.
Wenn Sie Gewicht sparen wollen, weil Sie sich meistens in alpinen Nordwänden aufhalten, mag Sie diese Kamera ohne den Winder ansprechen. Sie wiegt dann nur 500 Gramm, (mit Objektiv 1,7/50 ca. 740 Gramm, und mit Winder bringt sie ein knappes Kilo auf die Waage!) und mißt 135 x 85 x 50 mm. Für den normalen Amateur,- also auch für mich, - fängt aber heutzutage das ganze Vergnügen erst mit dem Winder an, und der ist bei dieser Contax 139 ganz große Klasse.

Nicht nur, daß mit ihm diese Kamera Überhaupt erst so richtig griffig wird, dank seiner geschickten Schweifung! - es gibt auch keine andere KB-Spiegelreflex, die sich im Hochformat so angenehm auslösen läßt. Daran ist der zweite Auslöser im Winder beteiligt. Sie lösen also aus, leicht und sehr weich, und das klingt erheblich lauter, als bei der Konica FS-1. Dafür schafft sie zwei Bilder pro Sekunde. Ärgerlich, denken Sie beim Blick durch den Sucher, da leuchtet neben der - ebenfalls immer noch unzugänglichen Skala rechts in der Mattscheibe, - da leuchtet also neben einer Verschlußzeit eine rote Diode. Woran man erkennen kann, mit weicher Zeit diese Aufnahme gemacht worden ist. Plötzlich aber, während Sie noch durch den Sucher blicken, leuchtet es wieder rot auf: Sie sind aus Versehen an den Drücker auf der Vorderseite der Kamera geraten, den Sie eigentlich vor der Aufnahme hätten betätigen sollen, um vorher (!) zu sehen, mit welcher Verschlußzeit Sie zu rechnen haben. Jetzt haben Sie, als notorischer Nichtleser von Bedienungsanleitungen, herausgefunden, was so praktisch, großartig einfach und genial gemacht worden ist. Ihr Mittelfinger liegt nämlich von selber genau auf diesem Knopf zur Kontrolle der Belichtungszeit, und von da an tippen Sie ihn ganz automatisch jedesmal vorher an - es sei denn, Sie schießen eine Serie bei gleichem Licht. Die rote Leuchtdiode, - und damit der Strom - schaltet sich nach 10 Sekunden automatisch ab, was natürlich viel Energie spart. Und so hat diese kluge kleine Kamera schon Ihr Fotografenherz gewonnen. Sie, die Contax 139, gewinnt noch mehr, wenn Sie entdeckt haben, daß man mit ihr nicht nur über den Blendenkopf den Schärfenbereich bei jeder Blende kontrollieren kann, sondern daß Sie auch, mit eben dem Mittelfinger, jeden gemessenen Wert speichern können. Selbstverständlich hat sie auch einen rot blinkenden Selbstauslöser, der sein Blinken sogar noch zuerst langsam, dann schnell absolviert: Sie werden vor dem Spiegel ein unbefangenes Gesicht üben müssen, wenn Sie gleichzeitig diesen Auslöser kontrollieren wollen. Die Verschlußzeiten, - automatisch 11-1/1000 sec, manuell 1-1/1000 sec - sind aus der verriegelten "A"-Stellung zu wählen; es gibt eine Blendenkorrektur, - ebenfalls verriegelbar! - um zwei Stufen; der Anschluß für elektrische Fernauslösung fehlt ebensowenig, wie der Einschub für die Filmlasche als Erinnerungshilfe. Um den Winder an- oder abzuschrauben, brauchen Sie keine Münze, die man im entscheidenden Augenblick ja nie findet, und mit vier Batterien läuft der Motor, während die Kamera selber für die Belichtungssteuerung noch zusätzlich zwei 1,5 Volt-Knopfzellen braucht.

Selbstverständlich gibt es auch ein Automatikblitzgerät dazu, das, wie heute üblich, - sämtliche Funktionen steuert, wenn es aufgeschoben wird. Es ist schräg nach vorne geneigt, damit man Nase und Stirn frei hat, - wo haben wir denn das schon gesehen? Bei Rollei? Jedenfalls ist's nicht dumm. Und so ist diese ehrliche Contax 139 Quartz, ach ja, der Quartz! "Ein Quarz-LSI übernimmt......." der Quarz übernimmt einfach die Kontrolle über alles, und wenn er 546 mal schwingt, macht der Verschluß 1/60 Sekunde, bei der Belichtungszeit von 10 Sekunden schwingt er 32.768 mal, mein Gott, wenn er nur 32.762 mal schwingen würde, welche Katastrophe! Und der Selbstauslöser braucht auch genau 32.768 Schwingungen für seine 10 Sekunden Vor, lauf. Aber Sie können beruhigt sein, ich habe zwei Dutzend Probefilme gemacht und festgestellt, daß die Contax 139 trotz CPU, LSI und Quarz einwandfrei arbeitet. Was wollen wir schließlich mehr?

Wichtiges auf einen Blick: Quartzgesteuerte SLR mit vertikal ablaufendem Metallschlitzverschluß. Automatikzeiten 11 sec bis 1/1000 sec, manuelle Zeiten 1 sec bis 1/1000 sec. Mehrfachbelichtungstaste, ± - Korrektur um je 2 Blenden. Memory-Einrichtung. Austauschbare Rückwand. Blitzlichtmessung über zusätzliche Siliziumdiode im Spiegelgehäuse. Automatische Lichtmengensteuerung bei vorgewählter Blende, automatische Umschaltung auf Blitzbetrieb bei arbeitsbereitem Blitzgerät TLA20. Anschluß für Winder.

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