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Alexander Borell Kommentar
Die Olympus XA
Das Maskottchen von Olympus
Bekanntlich ist bei uns alles so groß und in Japan alles so klein. Vor allem bei Olympus war schon immer alles sehr klein, besonders die Kameras. Seien es die OM-Spiegelreflex-Modelle oder die kleinen Sucherkameras. Als man drüben jedoch den Stern von Heuchelheim, die kleine Minox, aufgehen sah, blitzten die dunklen Augen, und bei Olympus sagte man: "Könn' wa och", - auf japanisch. Und deshalb haben wir jetzt diese Olympus XA. Dieses vergnügliche kleine Ding (1 02 x 64,5 x 40 mm bei 225 Gramm!) ist ein Zeitautomat. Sie wählen also die Blende vor und sehen im Sucher links einen Zeiger, der Ihnen die Verschlußzeit meldet, - wenn er zu sehen ist. Dies ist der schwächste Punkt der technisch so genial gemachten Kamera. Wenn Sie hier Schwierigkeiten haben, gibt es einen Trick, den ich schon bei der Leica M 5 angewendet habe: halten Sie den linken Zeigefinger ein wenig von links in den Sucher (bei der M5 natürlich unten!), - und schon ist die Skala klar zu sehen und abzulesen. Das ist alles, was ich an dieser Kamera auszusetzen habe. Der Sucher selber mit seinem Leuchtrahmen ist nach längerer Arbeit mit einer Spiegelreflex eine Offenbarung. Er ist, wie Objektiv und alle Einstell-Organe, bei geschlossener Kamera vor Staub und Fingerabdrücken geschützt.
Zieht man die Abdeckung nach links, kommt alles zum Vorschein, was man braucht: Die Entfernungseinstellung nach Mischbild, die ASA-Einstell-Skala, das Objektiv 2,8/35 mm, - also ein leichter Weitwinkel - und die Skala der Entfernungseinstellung. Die Kamera gleicht dann einer Sternwarte mit geöffneter Kuppel. Neben dieser Kuppel befindet sich zweierlei, beides unübersehbar: eine Skala mit den bekannten Blendenzahlen von 2,8 bis 22 und ein Rotlicht für Batterieprüfung und Selbstauslöser. Mittels Schieber wird die gewünschte Blende eingestellt. Schiebt man auf Stellung "Flash", geschieht garnichts, es sei denn, man hat das ebenfalls winzige Blitzgerät A 11 seitlich an die Kamera geschraubt: das ist dann gekuppelt und zeigt seine Blitzbereitschaft über eine kleine Leuchte an, die beim Einschalten herausspringt. Durch Eindrücken in Ruhestellung wird auch der Blitz wieder ausgeschaltet.
Während man an der Kamera die Filmempfindlichkeit von 25 bis 800 ASA einstellen kann, hat das Blitzgerät nur zwei Möglichkeiten einprogrammiert: bei 100 ASA reicht das Licht 2,8 Meter weit, bei 400 ASA 5,6 Meter. Das heißt, Sie stellen an einem Schieber entweder auf 100 oder auf 400. Was Sie mit einem Kodachrome 25 oder einem Ektachrome 200 machen sollten, sagt Olympus nicht, empfiehlt jedoch, die nächstliegende Zahl anzunehmen. In der Praxis verwischen sich die Grenzen gerade bei Blitzlicht so, daß Sie alle Filme verwenden können. Wollen Sie ganz präzise arbeiten, können Sie auch die Stellung "Full" einschalten und haben so bei 100 ASA die Leitzahl 11 zur Verfügung. Selbst mit angeschraubtem Blitz (der nur eine 1,5 Volt-Batterie enthält und daher etwas auf sich warten läßt!) bleibt die Kamera noch kleiner als manche "Pocket-Kamera". Damit stellt sie alle Pockets generell in Frage: Wozu muß ich mich mit einem Mini-Format zufrieden geben, wenn ich bei gleichem Platzbedarf normale KB-Filme aller Gattungen verwenden kann? Vielleicht schenkt man einem Kind lieber eine Pocket zu DM 60,- als diese kleine Olympus XA, die immerhin etwa zwischen DM 400,- und DM 500,- kosten wird, womit der Preis ebenfalls dem Begriff "Präzisions-Kamera" entspricht. Das ist die XA mit Sicherheit.
Ein kleiner Hebel an der Unterseite schaltet auf Belichtungskorrektur +1,5, auf den Batterie-Test und auf "Selbstauslöser". Und hier konnte man sich eine Spielerei nicht verkneifen: ein feines, helles Summen ertönt, wenn die Batterie in Ordnung ist, und ebenso bei eingeschaltetem Selbstauslöser. Leider kostet dieses Mäusepiepsen nur Strom, wird in einem Raum normal gesprochen, hört man es nicht. Dafür wird die Funktion zusätzlich und deutlich über die rote Leuchtanzeige links oben neben dem Objektiv angezeigt. Es gibt Leute, die hängen sich eine Menge Kram in ihr Auto, vom Mini-Schlumpf bis zu den vergoldeten Erstlings-Schuhen. Eine XA als Maskottchen ist mehr wert: Im Falle eines Falles zeigen gestochen scharfe, immer richtig belichtete oder korrekt geblitzte Fotos dem Richter oder der Versicherung, wie es wirklich war, und das kann erheblich mehr Geld sparen, als die XA kostet. (Um nicht überflüssige Briefe von Verkehrs- und Sicherheitsexperten beantworten zu müssen: hängen Sie weder die XA noch sonst etwas an Ihren Rückspiegel, das könnte ins Auge gehen!)
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