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Artikel

1998

Color Foto-Börse

Ratgeber - Sammlerkamera des Monats

Die Quintessenz

Man nehme eine Spiegelreflex mit Innenmessung über eine CdS-Zelle, statte sie mit einem schnellen Tuchschlitzverschluß mit einem Zeitenbereich von 1/1000 - 1 Sek. aus, sorge für den universellen M-42 Schraubenschluß und schaffe eine große Objektivpalette hoher Qualität. Fertig ist das Patentrezept für einen Millionenerfolg. Asahi Pentax beherrschte es bei der Spotmatic aus dem Effeff und würzte es beim Debüt mit der entscheidenden Prise Innovation.

Der Erste zu sein in einem bestimmten Metier bringt sowohl Image- als auch Wettbewerksvorteile. Handelt es sich bei der "Premiere" um ein technisches Gerät, so sind seine Chancen, später einmal zu einem Sammlerstück zu avancieren, besonders groß. So geschehen bei der Asahi Pentax Spotmatic, seinerzeit Meilenstein im Spiegelreflexkamerabau, weil sie 1964 als erste Kamera das hatte, was allen anderen fehlte, nämlich einen eingebauten Belichtungsmesser von ganz besonderer Art. Zwei hochempfindliche Cadmiumsulfit-Zellen messen das vom Objekt reflektierte Licht durch das Objektiv hindurch. Zweifellos eine kleine Revolution in der an Entwicklungsstufen reichen Evolution der Spiegelreflexkamera. Dieses ausgezeichnete Merkmal, verbunden mit einer harmonischen und handlichen Gesamtkonstruktion, machte aus der Spotmatic einen Bestseller und ein Vorbild für viele. Unter anderem auch für die Rolleiflex SL 35, die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera des berühmten Braunschweiger Mittelformat-Spezialisten, von 1971.
Die New York Times schrieb noch am Geburtstag der Spotmatic, im Juli 1964, weise und vorausschauend: "Ein Trendleader in eine neue Kamerazukunft".
Noch bevor Nikon die Profifotografen mit der F2 vollends für sich gewann, arbeiteten Berufs- und Reportagefotografen gerne mit einer Spotmatic, schon der Schnelligkeit und der ausgezeichneten Takumar-Objektive wegen. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio durfte die neue Asahi ihre Tugenden erstmals unter Beweis stellen. Einen publicityträchtigeren Rahmen konnte sich Asahi für die neue Kamera kaum wünschen.
Im Laufe der Jahre erhielt die beliebteste Pentax aller Zeiten eine Reihe von Detailverbesserungen. Auch blieb die ursprüngliche SP, die in Sammlerkreisen natürlich besonders beliebt ist und die in gutem Zustand mit dem Takumar 1,4/ 50 mm mit ca. 400-500 Mark honoriert wird, nicht allein.
Im Jahre 1965 nahmen die Pentax-Konstrukteure Verbesserungen am Belichtungsmesser vor, die in erster Linie einer Erweiterung des Meßbereichs dienten. Zuerst waren nur zwei Standardobjektive mit automatischer Springblende verfügbar, ihre Zahl mehrte sich rasch.
Zwei Jahre später feierte eine besonders robust konstruierte Motor Drive Version der Spotmatic Premiere, heute ein ebenso rares wie teures Modell. Für spezielle Aufgaben in der Makro- und Mikrofotografie schuf die Firma mit dem Auge als Markenzeichen eine Variante ohne TTL-Belichtungsmesser. Ein weiteres Modell, basierend auf dem Spotmatic-Urvater SV, wurde für die Infrarotfotografie modifiziert.

DIE ELECTRO SPOTMATIC: MIT ZEITAUTOMATIK - WIEDER EINE WELTPREMIERE

Das neue Jahrzehnt läutet den nächsten großen Schritt in der Laufbahn der Spotmatic ein. Die Asahi Pentax ES, das "S" in der Typenbezeichnung steht für Spotmatic, und das "E" für Electro deutet auf die elektronisch gesteuerte Verschlußzeitenautomatik nach Blendenvorwahl hin. Doch ungeachtet der starken Konkurrenz im eigenen Hause, läuft die mechanische Spotmatic 1973 als Modell "F" zu ihrer technischen Höchstform auf. Das TTL-Belichtungsmeßsystem, die Seele der Kamera, wird abermals technisch modernisiert.
Als Basismodell ohne Selbstauslöser fungiert die Spotmatic SP 1000. Sie beendet 1974 die Karriere des legendären Million-Sellers Spotmatic, die einst Maßstäbe setzte, und die heute noch wegen ihrer Handlichkeit und Präzision zu überzeugen vermag. Grund genug für Autofokus-Müde, die sich einen Klassiker mit hohem Gebrauchswert zulegen wollen, einmal nach ihr zu suchen, beispielsweise in der COLOR FOTO Börse. Spotmatic F- und SP 1000-Modelle der letzten Jahrgänge gelten dabei als die beste Investition, je nach Zustand müssen 250-300 Mark für ein gutes Exemplar mit Normalobjektiv angelegt werden.
Der Gegenwert dafür kann sich sehen lassen. Kamera pur, oder die Quintessenz einer Spiegelreflex, so könnte man guten Gewissens sagen.

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