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Artikel

1998

Color Foto-Börse

Der Profi

Sammlerkamera des Monats

Nikons Profi-Image geriet zwar in letzter Zeit heftig ins Wanken, doch der Nimbus von der Kamera für Berufsfotografen ist auch heute noch schier unerschütterlich. Begründet haben diesen Ruf in erster Linie die legendären Nikon-Kameras mit der Typenbezeichnung F und F 2, die in den Sechziger und Siebziger Jahren auf der Bühne der Zeitgeschichte allzeit präsent waren. Auch auf dem Gebraucht-Kameramarkt erfreuen sich diese robusten Handwerker großer Beliebtheit, Grund genug Modelle und Preise einmal genauer zu betrachten.

Der Krieg ist der Vater aller Dinge, besagt ein altes preußisches Sprichwort, das sich mit etwas Phantasie auch auf die Nikon-Firmengeschichte anwenden läßt. Eine frühe Kamerageneration des Hauses Nippon Kogaku K.K., zunächst als Contax-Kopien von Leica-Anhängern belächelt, bestand ihre Feuerprobe bravourös in den Händen der Kriegsberichterstatter in Korea und später in Vietnam. Die "Rangefinders" legten den Grundstein für die Nikon-Robustheit. Einer völlig neuen Kamerageneration war es allerdings vorbehalten, diese gute Anlage zu vertiefen. 1959 feierte die Nikon F Premiere, sie läutete nicht nur die Spiegelreflex-Ära bei Nippon Kogaku ein, sondern begründete dank robustem Messinggehäuse, Wechselsucher und später adaptierbarem Motor einen neuen Kameratyp für Reportage- und Actionfotografen. Sie hatten sich bis zu dieser Zeit der Leica M 3 oder der Rolleiflex 2,8 F verschrieben.
Der Tuchschlitzverschluß brachte es auf eine 1000stel Sekunde als kürzeste Verschlußzeit, damals noch keine Selbstverständlichkeit. Eine Vielzahl von Objektiven, die scharf zeichnenden und kontrastreichen Nikkore, lieferte zusätzliche Kaufargumente für die anspruchsvolle Zielgruppe. Eine Reihe von Detailverbesserungen ließ die "F" im Laufe Ihrer mehr als 10jährigen Geschichte über sich ergehen. Schnellem Arbeiten unter dem Zeitdruck der Aktualität kam später der Photomic-Wechselsucher mit integriertem CdS-Belichtungsmesser entgegen.
Zum berühmten Hauptdarsteller avancierte das Werkzeug in Michelangelo Antonionis filmischem Kult-Epos "Blow Up" in der Hand von David Hemmings. Das war 1968 und bei Nikon machte man sich bereits Gedanken über ein Nachfolgemodell, das es nicht leicht haben sollte, die Qualitäten des berühmten Vorgängers zu übertreffen. Die F 2 erschien 1971, zu dem Zeitpunkt entdeckte auch Canon die Bedürfnisse der Profifotografen und sorgte neben der hauseigenen F für Konkurrenz aus einem fremden Lager. Gerade deshalb gedieh die F 2 zum großartigen Nikon-Wurf. Der Titanverschluß schaffte nun auch die 2000stel Sekunde. Ein klobiger mechanischer Adapter namens DS-21 verwandelte die Kamera in einen Blendenautomaten. Nikon-typisch waren die Sucheraufsätze mit Belichtungsautomatik stets stark mittenbetont ausgerichtet. Flaggschiff der Nikon F-Reihe war neben der Highspeed F2 gegen Ende der Siebziger Jahre das Modell F2 AS Photomic. Es riß auch in einer besonders raren Titan-Version Nikon-Fans zu Begeisterungsstürmen 
hin. Die Kameras der Nikon F-Serie brachten es international auf große Stückzahlen, das Second Hand-Angebot ist demzufolge recht groß. Doch findet der Interessent kaum gut erhaltene Stücke mit geringen Gebrauchsspuren, weil die Kameras in Profihand oft wie ein Handwerkszeug benutzt und deshalb meist stark beansprucht wurden. Auch das robuste Innere hat wegen hoher Aufnahmefrequenzen schon einiges hinter sich. Eine. Renovierung durch den Nikon-Kundendienst steht deshalb nicht selten nach solch einem Kauf auf der Tagesordnung. Laut Nikon-Service-Koordinator Siegfried Milz keine ganz billige Angelegenheit: "200 Mark sind hier leicht fällig, dafür gibt es aber keine Ersatzteilprobleme". Das Augenmerk von Nikon F-Interessenten sollte sich daher auf eine zwar teure, dafür aber auch weniger beanspruchte Kamera richten. Freilich muß der für solch ein relativ seltenes Stück einen entsprechenden Schönheitsaufschlag bezahlen, hat aber dafür beim Fotografieren um so mehr Freude. Für die Nikon F gilt in verschärften Maße das, was für alle an dieser Stelle besprochenen Kameras zutrifft. Sie wollen nicht in der Vitrine stehen, sondern benutzt werden.

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