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Artikel

1998

Kameras

Minolta Dynax 9

KLASSIKER von morgen

Durch die Nikon F5 und die Canon EOS 5 liegt die Meßlatte für die Profiliga so hoch wie noch nie. Das neue Topmodell des Hauses Minolta, die Dynax 9, schafft jedoch auf Anhieb die Sprung in die Profiliga. Denn hinter der unerwartet klassischen Form verbergen sich zahlreiche High-Tech-Funktionen, die in die Zukunft weisen. Und die Minolta Dynax 9 hält im Meßlabor und im Fotoalltag, was Ausstattung, Kameratechnik und Preis versprechen.

Die neue Minolta Dynax 9 hat jene Charaktereigenschaften, die nicht nur die Herzen der Fotografen erwärmen, sondern auch ihre Brieftaschen öffnen. Denn für etwas weniger als 3000 Mark bietet Minolta eine High-End-Kamera, die sowohl traditionsbewußten als auch futuristisch eingestellten Fotografen die Kaufentscheidung erleichtert. Sie setzt nämlich auf die bereits sehr "sahnigen" Dynax-Modelle der gehobenen Klasse noch das entscheidende Sahnehäubchen drauf: ultraschneller "Weltrekordverschluß" mit Verschlußzeiten bis zur 1/12000 Sekunde, reaktionsschneller Autofokus mit zentralem AF-Kreuzsensor, hundertprozentiges Sucherbild, 21 Individualfunktionen, neu entwickelte TTL-Blitzsteuerung mit Vorblitzmessung, AF-gekoppelte Mehrfeldmessung, neuartige Sucherscheiben, Reload-Funktion für das Wiedereinlegen von teilbelichteten Filmen, Spiegelvorauslösung und vieles mehr.
Während Technik und Bedienung bei einigen anderen Kameras ein Fotoleben am Rande eines Nervenzusammenbruches erwarten lassen, hat die neue Minolta Dynax 9 eine vertrauenerweckende Ausstrahlung. Hinter den kräftigen Konturen und der teuer wirkenden Kunststoffarmierung verbirgt sich ein solides Metallgehäuse. Die äußeren Gehäuseteile sind aus hartem Edelstahl gefertigt und mit UV-gehärtetem Polymer beschichtet. Die leicht angerauhte Oberfläche ist kratzfest und griffsympathisch. Die Bodenplatte besteht aus Zinkdruckguß und gibt dem Stativgewinde sicheren Halt. Der Spiegelkasten ist aus Edelstahl und Zinkdruckguß hergestellt. Die Nahtstellen des Gehäuses und die Bedienelemente sind so versiegelt, daß sie Umwelteinflüssen, wie Staub oder hohe Luftfeuchtigkeit, problemlos trotzen können.
Als klassisch ist sowohl die Form als auch die Anordnung der Bedienelemente zu bezeichnen. Die konventionellen Schalter, Schieber und Einstellräder sind eindeutig markiert, so daß die eingestellten Funktionen auch bei ausgeschalteter Kamera problemlos zu erkennen sind. Ja, mehr noch: die Markierungen auf der Korrektur- und der Programmwählscheibe sind phosphoreszierend und können auch bei Dunkelheit abgelesen werden. Die griffigen Bedienelemente sind ergonomisch plaziert und lassen sich mit genau dem richtigen Widerstand bewegen beziehungsweise rasten dementsprechend ein.
Besonders raffiniert, weil konventionell gelöst, ist die Umstellung der manuellen Belichtungskorrektur zwischen halben Stufen und Drittelstufen. Das Korrekturrad wird einfach angehoben und in die gewünschte Grundposition für halbe oder Drittelstufen gedreht. Von dieser Position aus kann dann der Korrekturwert eingestellt werden. Der genaue Wert der manuellen Belichtungskorrektur wird auch im Sucher angezeigt. Mit der Individualfunktion 18 kann die manuelle Belichtungskorrektur auch auf das hintere Einstellrad gelegt werden. Praxisgerecht ist auch die Belichtungsreihenautomatik, die wahlweise mit Einzelbild- oder mit Serienbildschaltung arbeitet. Anzahl und Abstand der flankierenden Belichtungen können frei bestimmt werden. Dies ist vor allem für die engagierte Diafotografie wichtig, weil sie die Anpassung der Belichtungsreihen an die Motivgegebenheiten ermöglicht. Mit der Individualfunktion 11 ist sogar die Reihenfolge der Unter- und Oberbelichtungen zu verändern (0/-/+ oder -/0/+).
Das Autofokussystem der Dynax 9 ist sehr leistungsfähig und arbeitet schnell, 
leise und präzise. Ein zentraler AF-Kreuzsensor wird von zwei vertikalen AF-Sensoren 
flankiert. Die Wahl der Sensoren kann manuell oder automatisch erfolgen. Der jeweils 
aktive AF-Sensor wird sowohl auf der Sucherscheibe (leuchtet rot) als auch in der 
Sucherleiste angezeigt. Mit einem separaten Schalter können die AF-Funktionen eingestellt werden: statischer AF, dynamischer AF mit Schärfenachführung für alle Bewegungsrichtungen und automatische Umschaltung zwischen beiden Betriebsarten, sobald die Kamera eine Objektbewegung erkennt. Mit der Individualfunktion 1 kann zwischen Schärfe- und Auslösepriorität gewählt werden.
Die drei AF-Sensoren sind an die 14Segment-Wabenfeldermessung gekoppelt. Die Meßsegmente werden in Abhängigkeit vom jeweils aktiven AF-Sensor gewichtet, was auch bei schwierigen Lichtverhältnissen und erhöhten Motivkontrasten zu ausgewogenen Belichtungen auf Diamaterial führt. Mit der Spotmessung ist gezieltes Anmessen bildwichtiger Motivdetails problemlos möglich. Die mittenbetonte Integralmessung eignet sich gut für manuelle Belichtungskorrekturen, weil man ihre Wirkung mit etwas Erfahrung besser einschätzen kann als bei der Mehrfeldmessung. Daran haben wohl auch die Entwicklungsingenieure von Minolta gedacht, als sie den Belichtungsindikator so programmiert haben, daß er bei aktiver Mehrfeldmessung den Unterschied zur Integralmessung anzeigt.
Die Minolta Dynax 9 ist die erste Profikamera, die mit einem eingebauten Blitzgerät ausgestattet ist. Das bringt gleich mehrere Vorteile: Der Kamerablitz kann die drahtlose TTL-Fernsteuerung für externe Systemblitzgeräte übernehmen, wofür bei anderen Profikameras eine Steuereinheit oder ein zusätzlicher Aufsteckblitz nötig ist. Außerdem ist ein Kamerablitz, den man praktisch immer dabei hat, auch in der Reisefotografie sinnvoll. Mit Leitzahl 12 bei ISO 100/21xGRADx ist er zwar nicht gerade als leistungsstark zu bezeichnen, aber im Nahbereich bei Detailaufnahmen
oder in der Porträtfotografie kann er als Aufhellblitz eingesetzt werden. Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist 1/300 Sekunde. Mit dem Systemblitz 5400 HS ist sogar Kurzzeitsynchronisation bis zur 1/12000 Sekunde möglich. Dadurch kann die Blitzaufhellung auch mit lichtstarken Objektiven (z.B. 1,4/85 mm) bei ihrer Anfangsöffnung eingesetzt werden. Für die Blitzbelichtungsmessung sorgt eine an die AF-Sensoren gekoppelte 4-Segment-Messung. Ober die Individualfunktion 20 kann die Blitzbelichtungsmessung auf Integral- oder Spotmessung umgestellt werden.
Exzellent gelungen ist die Sucherkonstruktion. Der Sucher zeigt 100% der Bildfläche und informiert klar und übersichtlich über die belichtungsrelevanten Kameraeinstellungen. Die Kamera ist serienmäßig mit einer neuartigen Einstellscheibe mit sphärischen Mikrowaben ausgestattet, die ein sehr helles Sucherbild liefert. Sie ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich (z.B. mit Gitterteilung) und kann mit einer Spezialpinzette jederzeit ausgetauscht werden. Noch heller ist die Einstellscheibe Typ M, die mit noch flacheren sphärischen Mikrowaben versehen ist.
Wie es sich für eine echte Profikamera gehört, bietet die Minolta Dynax 9 viele weitere sinnvolle Funktionen, wie Spiegelvorauslösung und Abblendfunktion. Sehr praxisgerecht ist die Reload-Funktion, mit der teilbelichtete Filme bis zur vorgegebenen Bildzahl automatisch vorgespult werden. Mit den 21 Individualfunktionen ist es möglich, die Kamera so zu konfigurieren, wie es den persönlichen Wünschen entspricht. So kann beispielsweise die Belegung der Einstellräder umprogrammiert sowie der Filmanfang wahlweise in die Patrone zurückgespult werden oder außerhalb bleiben. Die Filmrückspulung ist automatisch oder manuell zu starten, wobei man die Auswahl zwischen schnellem (und etwas lauterem) und leisem (und etwas langsamerem) Transportmodus hat. Weitere Eingriffsmöglichkeiten in die Kamerasteuerung betreffen die Einschaltdauer der Monitorbeleuchtung, die Anzeige des aktiven AF-Sensors, Laufrichtung des Bildzählers (belichtete oder verbleibende Aufnahmen), Belegung der Schärfe- und Belichtungsspeichertasten, Auslösesperre ohne Film, AF-Geschwindigkeit. Sehr gut ist auch der Systemausbau. Mit dem neuen Funktionshandgriff VC-9 liegt die Dynax 9 im Hochformat genauso gut und sicher in der Hand wie im Querformat, denn der VC-9 ist mit Auslöser, Einstellrädern, AF- und AEL-Tasten für die Hochformathaltung ausgestattet. Der VC-9 kann mit verschiedenen Batterietypen bestückt werden. Die Datenrückwand DM-9 erweitert die Memoryfunktion der Kamera und kann die fototechnischen Daten von 400 Filmen auf einer 2-MB-Smart-Media-Card speichern.

Fazit. Die Minolta Dynax 9 verbindet auf eindrucksvolle Weise die Technik von morgen mit der Bedienung von gestern. Und das ist ein Kompliment an die japanischen Entwicklungsingenieure, denn so manches als futuristisch gepriesene Bedienkonzept hatte schlechten Einfluß auf die Handhabung. Die Kamera folgt präzise den Intentionen des Fotografen; an ihrer Arbeitsauffassung haben wir nichts auszusetzen. Das neue Minolta-Topmodell ist ein zuverlässiges, robustes High-Tech-Werkzeug, das für Profis und engagierte Amateure gedacht ist. Die Minolta Dynax 9 erhält das COLOR FOT0-Prüfsiegel hervorragend*****.

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