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Artikel
1998
Kameras
Nikon F60
Verbesserte Bedienung
+ Programmwählscheibe
+ 10 Belichtungsprogramme
+ 3D-Matrixmessung
+ matrixgesteuertes Aufhellblitzen
+ manuelle Belichtungskorrektur
+ leistungsstarker Kamerablitz
+ gelungene Ergonomie
+ eingebauter Dioptrienausgleich
+ Schnellrückstellung auf die Grundeinstellungen
- kein AF-Kreuzsensor - keine Abblendtaste
Mit der F60 findet die Programmwählscheibe Eingang in das Spiegelreflex-Programm von Nikon. Dadurch ist die üppige Technikaustattung der Kamera besser Bedienbar. Welche praxisrelevanten Vorzüge die Nikon F60 hat, erfahren Sie in diesem Kameratest.
Die Bedienungskonzepte der Nikon F50 und F70 sind an die Benutzeroberfläche von Computern angelehnt, die Funktionen auf mehreren Schaltebenen verteilt. Statt zwei oder drei Tasten gleichzeitig zu drücken oder mehrmals anzutippen, können die Fotografen bei der Nikon F60 nun aufatmen. Denn die Belichtungsprogramme werden mit einer Wählscheibe, andere Funktionen mit einem Einstellrad eingestellt. Die analoge Programmwählscheibe ist unübertroffen, wenn es um schnelle Einstellungen geht. Außerdem sind die Symbole und Piktogramme eindeutig markiert und auch bei ausgeschalteter Kamera mit einem Blick zu erfassen. Das kommt auch Gelegenheitsfotografen zugute, denn sie können nach einer mehrmonatigen Fotopause die Kamera auf Anhieb bedienen.
Die Nikon F60 ist nur Fotoanfänger und Spiegelreflex-Einsteiger konzipiert. Ausstattung und Bedienung sind jedoch so ausgelegt, daß auch Spiegelreflex-Aufsteiger und sogar engagierte Fotografen problemlos damit arbeiten können.
Zur üppigen Ausstattung gehören zehn Belichtungsprogramme. Sie sind mit Symbolen und Piktogrammen auf der Programmwählscheibe markiert und somit auch ohne Lektüre der Bedienungsanleitung zu aktivieren.
Für Fotoanfänger und Spiegelreflex-Einsteiger stehen neben der "grünen" Vollautomatik fünf Motivprogramme für Porträt-, Landschafts-, Makro-, Sport- und Nachtaufnahmen zur Verfügung. Sie ermöglichen auch Anfängern und Technikmuffeln gekonnte, professionell wirkende Aufnahmen in den wichtigsten Motivbereichen. Die Programmsteuerung in den Motivprogrammen folgt den spezifischen Anforderungen in den einzelnen Motivbereichen. So ist beispielsweise das Porträtprogramm für den Einsatz mit Telebrennweiten zwischen etwa 80 und 150 mm konzipiert, wobei eine große Blendenöffnung für geringe Schärfentiefe gesteuert wird. Das Landschaftsprogramm ist dagegen für große Schärfentiefe und Weitwinkelobjektive ausgelegt. Das Sportprogramm ist kurzzeitorientiert, so daß Aufnahmeobjekte in Bewegung "eingefroren", d.h. scharf abgebildet werden. Engagierte Fotografen können je nach Bildidee zwischen drei Automatikprogrammen und der manuellen Belichtungseinstellung wählen. Die Blendenautomatik bietet die Möglichkeit, durch gezielte Vorwahl der Verschlußzeit die Wiedergabe der Bewegung (scharf oder verwischt) zu bestimmen oder durch kurze Verschlußzeiten die Verwacklungsgefahr bei Teleaufnahmen zu verringern. Durch die Blendenvorwahl in der Zeitautomatik kann die Schärfentiefe als Mittel der Bildgestaltung eingesetzt werden. Den höchsten Automatikkomfort bei individuellen Eingriffsmöglichkeiten bietet jedoch die variable Programmautomatik. Die Kamera stellt die Belichtung in Abhängigkeit von Motiventfernung und Brennweite automatisch ein. Die Programmverschiebung ("Shiften") ermöglicht durch Drehen des Einstellrades die Veränderung der Zeit-Blenden-Kombination bei gleichbleibendem Belichtungswert. Blende oder Verschlußzeit können also auch in der Programmautomatik nach Wunsch bestimmt werden. Dadurch erübrigt sich bei den meisten Aufnahmen die Umschaltung in die Zeit- oder Blendenautomatik.
Belichtungsmeßarten. Für die Belichtungsmessung bietet die Nikon F60 zwei Meßarten mit unterschiedlichen Meßcharakteristiken, nämlich die 3D-Matrixmessung und die mittenbetonte Integralmessung. Beide Belichtungsmeßarten sind praxisgerecht an bestimmte Programme gekoppelt.
Die 3D-Matrixmessung mit sechs Meßfeldern ist eine Spitzentechnologie des Hauses Nikon. Sie funktioniert mit allen AF-Objektiven mit der Zusatzbezeichnung "D" sowie mit den AF-S-, AF-I-Nikkoren und AF-I-Konvertern. Die 3D-Matrixmessung ist die Grundmeßart der Nikon F60. Von der manuellen Belichtungseinstellung abgesehen, ist sie mit sämtlichen Belichtungsprogrammen in der Grundeinstellung fest kombiniert. Sie kann jedoch (sogar in den Motivprogrammen) beim Druck auf die AE-L-Taste durch die mittenbetonte Integralmessung ersetzt werden. Bei der 3DMatrixmessung der Nikon F60 ist das gesamte Bildfeld in sechs Meßfelder aufgeteilt. Die Belichtungsmessung erfolgt separat in jedem Segment, wobei die Daten über Motivkontrast und Helligkeitsverteilung vom Kameracomputer analysiert werden. Die Anzahl von sechs Meßsegmenten genügt, um die Helligkeitsverteilung in der Bildfläche ausreichend differenziert zu bewerten. Und nun kommt beim Einsatz von D-Objektiven im Wortsinn noch die dritte Dimension dazu, denn die Daten aus der Entfernungsmessung gehen bei Autofokusbetrieb in die Messung ein. Dadurch kann die 3D-Matrixmessung die Lage des Hauptobjektes bei der Belichtungsmessung berücksichtigen. Das funktioniert auch dann, wenn das Autofokus-Meßfeld im endgültigen Bildausschnitt nicht deckungsgleich mit dem Hauptmotiv ist, auf das fokussiert wurde. Die Voraussetzung dafür ist freilich, daß die Schärfe durch Druckpunkt am Auslöser vorher gespeichert wurde.
Die nahezu symmetrische Aufteilung der Meßsegmente, die "Fuzzy Logic"-Analyse des Kameracomputers und die "dritte Dimension" erleichtern sowohl im Quer- als auch im Hochformat die Belichtungsmessung. Die 3D-Matrixmessung führt in den meisten Motiv- und Lichtsituationen zu korrekt belichteten Aufnahmen auf Diamaterial. Sogar erhöhte Motivkontraste und nicht sehr ausgeprägte Gegenlichtsituationen lassen sich mit der 3D-Matrixmessung in den Griff bekommen.
Mit AF-Nikkoren ohne D-Steuerung und mit AI-P-Nikkoren erfolgt "nur" die gewöhnliche Matrixmessung, bei der die Entfernungsdaten aus der Autofokusmessung nicht berücksichtigt werden. Die Aufteilung der Meßsegmente ist jedoch bei beiden Matrixmessungen (mit oder ohne 3D) identisch.
Integralmessung. Bei der Nikon F60 ist die mittenbetonte Integralmessung fest mit der manuellen Belichtungseinstellung kombiniert. Sie kann aber auch in den anderen Belichtungsprogramme bei gedrückter AE-L-Taste eingesetzt werden. Bei der Integralmessung wird die Belichtung ebenfalls in der gesamten Fläche gemessen, aber der zentrale Kreis mit 12 mm Durchmesser wird stärker gewichtet. Die Kreismarkierung auf der Sucherscheibe entspricht weitgehend der Fläche, auf die 75% der Meßempfindlichkeit entfallen. Das Umfeld geht mit etwa 25% in die Messung ein. Durch die starke Betonung der Bildmitte hat die Integralmessung der F60 schon fast die Charakteristik einer Selektivmessung, so daß auch gezieltes Anmessen bestimmter Motivpartien möglich ist.
Auch die TTL-Blitzsteuerung der Nikon F60 ist vom Feinsten. Das gilt nur den eingebauten Kamerablitz und auch für den Einsatz systemkonformer Blitzgeräte der SB-Reihe. Die Grundeinstellung ist das sogenannte matrixgesteuerte Aufhellblitzen, das nur eine ausgewogene Balance zwischen Blitz- und Tageslicht sorgt. Neben dem integral gemessenen Blitzlicht wird auch das Dauerlicht (Umgebungslicht) durch die Matrixmessung berücksichtigt.
Der eingebaute, herausklappbare Kamerablitz der Nikon F60 ist mit Leitzahl 15 bei ISO 100/21xGRADx leistungsstärker als vergleichbare Kamerablitze anderer Hersteller. Der Blitzreflektor leuchtet den Bildwinkel eines 28-mm-Objektivs aus. Die volle Aufladezeit wird von Nikon mit etwa 4 Sekunden angegeben. Das Blitzpiktogramm rechts unten in der Sucherleiste hat zwei Funktionen: die Blitzanforderung wird durch Blinken angezeigt, die Blitzbereitschaft durch konstantes Aufleuchten. Die Blitzanzeigen auf dem externen Datenmonitor zeigen die Blitzfunktionen an, die bei gedrückter Blitzfunktionstaste mit dem Einstellrad eingegeben werden: Funktion zur Verringerung des Rote-Augen-Effekts, Langzeitsynchronisation mit Funktion zur Verringerung des Rote-Augen-Effekts und Langzeitsynchronisation. Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist '/~s Sekunde. Alle längeren Verschlußzeiten sind ebenfalls blitzsynchronisiert. In der Praxis funktioniert die TTL-Blitzsteuerung der Nikon F60 mit dem Kamerablitz und mit Aufsteckblitzen einwandfrei.
Autofokus. Das weiterentwickelte Autofokusmodul der Nikon F60 trägt die Bezeichnung AM200 und aktiviert nach "Befehl" des Kameracomputers automatisch in Abhängigkeit vom Motiv eine der zwei AF-Betriebsarten.
Die Grundeinstellung der Kamera ist der statische Autofokus mit Schärfepriorität, der optimal für unbewegte Aufnahmeobjekte ist. Sobald der AF-Sensor eine Motivbewegung registriert, schaltet der Kameracomputer automatisch auf dynamische Schärfenachführung um. Das erfolgt gegebenenfalls auch nachdem die Schärfe bereits gespeichert ist. Bei bewegten oder sich bewegenden Objekten wird somit die Schärfe kontinuierlich nachgeführt. Das funktioniert jedoch nur, wenn sie sich mit konstanter Geschwindigkeit auf die Kamera zu oder von ihr weg bewegen. Beschleunigungen, Abbremsen, schräg zur optischen Achse verlaufende Bewegungen überfordern das AF-System der Nikon F60.
Nur im Sportprogramm arbeitet die Nikon F60 immer mit dynamischer Schärfenachführung (und Serienbildschaltung), weil man davon ausgehen kann, daß Objekte in Bewegung fotografiert werden. Auch bei dynamischem Autofokus arbeitet die Nikon F60 mit Schärfe- und nicht mit Auslösepriorität, so daß Sie nur nach erfolgter Fokussierung auslösen können.
Die Nikon F60 ist mit einem zentral angeordneten AF-Liniensensor ausgestattet. Das AF-Meßfeld bzw. die Lage des AF-Sensors wird durch die rechteckige Markierung in der Mitte der Sucherscheibe angezeigt. Ein AF-Liniensensor kann nicht auf Strukturen fokussieren, die parallel zu seiner Ausrichtung verlaufen. In einem solchen Fall genügt es jedoch, die Kamera so zu drehen, daß der AF-Sensor leicht schräg zu den problematischen Objektstrukturen steht. Anschließend sollte man die Schärfe speichern und mit dem gewünschten Bildausschnitt auslösen.
Die Nikon F60 ist eine kompakte, leichte AF-SLR-Kamera, die weder das Konto noch die Fototasche belastet. Sie kostet 575 Mark und wiegt 575 Gramm. Neben einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis bietet die neue F60 ein praxisgerechtes Bedienungskonzept.
Fazit. Die Nikon F60 verbindet eine in der Preisklasse üppige Ausstattung mit einer zielgruppengerechten, einfachen Bedienung. Wer unterhalb der F5 in das Nikon-System einsteigen will, findet in der F60 eine vielseitige AF-Spiegelreflexkamera, die gleichermaßen sowohl für Einsteiger als auch für Aufsteiger geeignet ist. Die Nikon F60 erhält das COLOR FOT0-Prüfsiegel hervorragend*****.
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