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Alexander Borell Kommentar
Das Topmodell: die Fujica AX-5
Fujis neue Sterne am Himmel
Die japanische Firma Fuji ist eine ebenso runde Sache, wie der heilige Berg Fuji-Yama. Man stellt dort nicht nur optische Instrumente und Kameras her, sondern auch Filme, Fotopapiere, Objektive und die Gläser für diese Objektive. Fortschrittlich war man dort auch schon immer: so baute man als erstes die Silizium-Meßzellen in Kameras ein und beleuchtete unsere Sucher mit Leuchtdioden. Diesmal überrascht Fuji mit vier neuen Kameras.
Im Schaufenster eines Fotohändlers würde sie unter anderen Kameras nicht auffallen. Erst recht nicht, weil Fuji sich von dem alten japanischen Dreh nicht freimachen konnte, erst einmal die Kameras verchromt einzuführen, um dann später die schwarzen entweder stillschweigend nachzuschieben, oder sie gegen einen Aufpreis anzubieten. Dabei ist Chrom haltbarer als schwarzer Lack, wenn auch nicht so "in", wie der triste "Profi-Look", der nur dann was taugt, wenn er nicht gepinselt, sondern schwarz verchromt ist. Was von vorn auffallen könnte, ist das ziemlich lange Standardobjektiv 1:1,6/55. Allein diese Daten deuten darauf hin, daß hier jemand aus der Reihe getanzt ist. Links neben dem Objektiv entdeckt man das kleine Türchen für die 6-Volt-Batterie, die bei der Fuji AX-5 eine Menge Elektronik zu versorgen hat.
Das beginnt man zu ahnen, wenn man die AX-5 von oben betrachtet, bzw. genießt, falls man an Technik Spaß hat. Ein kleiner Hebel neben dem Einstellrad für die Filmempfindlichkeit in ASA schaltet in Ruhestellung den ganzen Strom ab und damit auch den elektromagnetischen Auslöser. Er schaltet auch den Selbstauslöser ein, der kein rotes Leuchtfeuer verschießt, sondern piept. Ein weiterer kleiner Hebel dient zum Verschließen des Suchereinblicks. Das arretierte ASA-Rad erlaubt die Korrektur der Belichtung um Drittelstufen bis ± 1 Stufe. Rechts vom Sucher wird's aufregend: hier steuert man mittels eines kleinen Rädchens (das sehr leicht geht und nicht arretierbar ist, und somit evtl. zur "Selbstverstellung" neigt!) die diversen Automatiken ein, bzw. die gewünschten manuellen Verschlußzeiten von 2 Sekunden bis 1/1000.
Alles läßt sich blitzschnell wählen, weil es keinen Anschlag gibt. Folgende Arbeitsmöglichkeiten kann man einstellen:
1 Blendenautomatik (Zeit wird vorgegeben, die Blende stellt sich automatisch dazu ein)
2 Zeitautomatik (man wählt die Blende, die Verschlußzeit wird stufenlos eingesteuert)
3 Programmautomatik (die Elektronik der Kamera wählt automatisch die jeweils günstigste Zeit/Blendenkombination.
4 Arbeitsblenden-Automatik, z. B. mit Fremdobjektiven M42! (Man stellt die gewünschte Blende ein, drückt den Abblendknopf, und die Verschlußzeit wird automatisch richtig gewählt)
5 Blitzautomatik, je nach verwendetem Blitzgerät.
So interessant diese Automatiken auch sind, sie sind nicht mehr neu.
Ganz neu und geradezu sensationell finde ich jedoch die Automatik mit der Arbeitsblende, die es mittels Adapterring XD erlaubt, nicht nur alle M42-Gewinde-Objektive Überhaupt zu verwenden, sondern damit auch noch Automatiken zu erhalten, entweder nur die Zeitautomatik, oder, bei M42-Objektiven mit Springblende, sogar die Programmautomatik. Damit ist diese Fujica AX-5 für alle jene Amateure besonders geeignet, die noch ältere Objektive besitzen und sie auch nicht verschleudern wollen. Mit dieser Kamera sind sie keine Outsider mehr, sondern voll dabei.
Ein weiterer, in der Praxis sehr wichtiger und überzeugender Vorteil, den nur sehr wenige Kameras auf so einfache Weise zu bieten haben, ist die Möglichkeit, die Meßwerte, bzw. die Kombination aus Zeit und Blende zu speichern. Man stellt nur "AEL" Automatik ein, und dann genügt ein sanfter Fingerdruck, um zu messen und das Ergebnis zu speichern. Für eine wirklich bewußt gestaltende Fotografie, hauptsächlich in Farbe auf Dia-Material, scheint mir dies fast ebenso notwendig zu sein. Viele andere Kamerahersteller, haben das noch nicht erkannt, und Fuji hat mit dieser AX-5 wieder einmal die Tradition fortgesetzt: wenn man schon etwas bringt, bringt man es neu und voll durchdacht. Eine kleine Taste neben dem Auslöser setzt das Belichtungsmeßwerk in Betrieb, wie es das Antippen des Auslösers auch tut. Der Sinn dieser doppelten Moppelei blieb mir verborgen. Der Auslöser arbeitet sehr weich, der Druckpunkt nach der Messung ist deutlich zu spüren, und das Verschluß- und Spiegelgeräusch klingt sauber, wenn es auch nicht so leise ist, wie man es anderswo schon kann. Zusammen mit dem Winder X, der auf Einzelbild und Serie eingestellt werden kann und der mit vier Batterien üblicher Art arbeitet, gehört die AX-5 doch noch klar zu den leisen Kameras. Doppel bzw. Mehrfachbelichtungen sind möglich. Das neue Fuji-Bajonett macht einen sauberen und präzisen Eindruck. Soviel über das Äußere dieser Kamera, deren Gehäuse 135 x 84 x 48 mm mißt und 530 Gramm wiegt. Die Rückwand öffnet sich durch Ziehen an der Rückspulkurbel, die Filmaufwickelspule ist konventionell unpraktisch, ein kleines Fenster in der Rückwand zeigt an, welchen Film man geladen hat, sofern es - ein Fuji-Film ist. Immerhin sieht man bei anderen Fabrikaten ebenfalls, daß die Kamera Überhaupt geladen ist, und die Farbe der Patrone: besser jedenfalls, als gar nichts.
Nun aber wird's Zeit, Sie mit dem Blick durch den Sucher bekannt zu machen, der so hell ist, daß man das feine Korn der Mattscheibe erkennen kann. Leider hat Fuji seine Schrittmacher-Funktion hier nicht wahrgenommen: die Sucherscheibe ist nicht auswechselbar und verdirbt einem, gerade bei langen Brennweiten, durch das Schnittbild- und Prismenraster-Mittelfeld die Freude am Gestalten. Hier offenbart sich immer wieder der Lemming-Charakter dieser Industrie: was einer einmal gemacht hat, müssen dann alle machen, bis zum Untergang. Warum nur reichts bei den Konstrukteuren nie zu einer wirklich ganzen Sache? Zurück zum Sucher, und der ist trotzdem eine ganze Sache!
Beim ersten Blick sehen Sie links zwei Skalen: außerhalb des Sucherbildes, hell auf dunkel, die Blendenzahlen, von 1,4 bis 22; daneben, dunkel im Sucherbild (und daher bei schlechtem Licht ebensowenig sichtbar, wie bei anderen Kameras!) die Verschlußzeiten-Skala. Wenn Sie nun den Auslöser leicht antippen, geschieht - garnichts. Dazu müssen Sie erst den Hauptschalter von "Off' auf "On" stellen. Und dann wird's weihnachtlich: gelbe und rote Lichtlein hüpfen auf und ab, wenn Sie das Programm auf "AE" eingestellt haben. Generell zeigen die gelben Dioden die Blende, die roten die Verschlußzeit an, und oben leuchtet in diesem Falle bei Programm-Automatik ein rotes "P". Bei Blendenvorwahl leuchtet oben das "F", die gelbe Diode bleibt auf der vorgewählten Blende stehen, und die rote springt die Verschlußzeiten auf und ab, wenn Sie von heil nach dunkel wechseln. "S" bedeutet Blendenautomatik bei vorgewählter Verschlußzeit, und "M" heißt manuell. Man braucht einige Zeit, um sich an eine solche Vielzahl von Informationen zu gewöhnen; hat man's aber einmal intus, überblickt man alle Funktionen sehr schnell, und nach dem ersten Dutzend Filme versteht man bereits nicht mehr, wie man bisher mit einer anderen Kamera überhaupt fotografieren konnte, die so wenig oder garnichts signalisiert. So scheint mir diese neue Fujica AX-5 das interessanteste Werkzeug zum Fotografieren zu sein, das es z. Z. auf dem Markt gibt. Wenn auch die Palette der Fujinon-Objektive noch nicht annähernd das bietet, was man anderswo bekommen kann, so reichen sie doch von 16 mm bis 400, darunter auch einige Zooms und Makros.
Ebenso interessant und praxisbezogen ist das neue, dazugehörende Blitzgerät Auto Strobo 300 X, das mit zwei (!) Blitzen arbeitet. Entweder schießt man scharf mit beiden nach vorn, dann hat man bei 21 DIN-Film die Leitzahl 30, die sich bei solchem Automatik-Gerät sehen lassen kann, oder man schwenkt den Hauptreflektor zu indirektem Blitzen hoch, dann bleibt ein kleiner Blitz nach vorn gerichtet, um das Motiv mehr zu modellieren. Auch das eine feine Sache!
Zum Schluß: Sogar die Gebrauchsanweisung ist übersichtlich und so deutlich, daß man sämtliche Funktionen dieser Kamera auch wirklich versteht und bald beherrschen lernt. Auch die Fujinon-Objektive stehen in der Qualität dem, was man heute von Markenkameras kennt, in keiner Weise nach.
Es bleibt noch zu erwähnen, daß es gleichzeitig eine AX-3 auf dem Markt gibt, die "nur' ein einfacher Doppelautomat ist (zusätzlich Blitzautomatik!); eine AX-1, die als einfacher Zeitautomat ausgelegt ist (zusätzlich Blitzautomatik!) und schließlich ein Modell STX-1, gedacht für "Einsteiger" in die Spiegelreflex-Fotografie, das als Nachführ-Modell mit Zeiger arbeitet. Das vielseitige Zubehör umfaßt neben dem bereits erwähnten M42-Adapter Zwischenringe, Umkehradapter, Mikroskopadapter, Auto-Balgengerät, Diakopierer, Scharfeinstellscheibe, Makroständer, Winkelsucher, Dioptrienausgleichslinsen, Nahlinsen u. a. sowie den neuen Winder X mit Einzel- und Serienschaltung bei einer Frequenz von 2 Bildern/Sekunde. Ober die Preise aller dieser Kameras, insbesondere auch der AX-5, läßt sich noch nichts Genaues sagen, sie werden aber mit Sicherheit Kampfpreise sein - zu unserem Vorteil. Die sachkundige und praxisnahe Konzeption dieser Kameras und ihre saubere Verarbeitung lassen einen Sieg auf ganzer Linie erwarten.
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