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2000
Kameras
Nikon F-100
Bewusst inszenierte KARGHEIT
Die neue Nikon F-100 ist eine „abgespeckte" Nikon F5. Die Fitnesskur hat das Gehäuse um rund ein Pfund leichter gemacht, während der Ausstattungsumfang sich weiterhin an Profivorgaben orientiert. Die Nikon 17100 ist die neue Speerspitze des Konzerns im Kampf um Image und Marktanteile.
Das Flaggschiff und der Technologieträger des Hauses bleibt nach wie vor die Nikon F5, daran besteht kein Zweifel. Aber die neue F100 tritt schlanker, leichter und vor allem dynamischer auf, als man es von einer Nikon in der Profiklasse erwarten würde. Diese Aussage bleibt auch dann bestehen, wenn man die Konkurrenzmodelle in diesem Marktsegment betrachtet, die Canon EOS 3 und die Minolta Dynax 9. Und genau diese Modelle will Nikon mit der F100 attackieren. Die EOS 3 kostet 2500 Mark, die Dynax 9 fast 3000 Mark. Und genau dazwischen soll sich der Preis für die Sparversion der F5 einpendeln (der genaue Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Was wurde eingespart? Viel weniger als man es angesichts des Preisunterschieds von fast 2000 Mark zur F5 zunächst vermuten würde. Und es sind, das vorweg, keine den Fotoalltag anspruchsvoller Fotografen beeinträchtigenden Einsparungen. Sie betreffen vor allem die Belichtungsmessung und den Filmtransport. Statt acht Bilder pro Sekunde, wie die F5, schafft die F100 „nur" fünf Bilder pro Sekunde. Aber auch das ist mehr als ausreichend. Auf die 3DColor-Matrixmessung mit 1005 Pixel und die flexible Integralmessung mit variabler Mittenbetonung, mit denen die F5 neue Maßstäbe bei der Belichtungsmessung gesetzt hat, wurde bei der F100 aus Kostengründen verzichtet. Mit einer 3D-Matrixmessung mit zehn Messsegmenten, einer mittenbetonten Integralmessung (75 Prozent Messgewichtung auf den 12-mm-Kreis in der Suchermitte) und einer echten Spotmessung mit einem Messfeld, das einem Prozent der Bildfläche entspricht, ist die Nikon F100 exzellent ausgestattet. Mit den drei Messarten lässt sich praktisch jede Motivsituation belichtungstechnisch in den Griff bekommen. Die eingestellte Messcharakteristik wird auch in der Sucherleiste angezeigt, ebenso die separate Messwertspeicherung. Die manuelle Belichtungskorrektur kann im Bereich von ± 5 EV in Drittelstufen eingegeben werden, was ebenfalls im Sucher genau angezeigt wird. Wahlweise kann die Kamera mit der Individualfunktion 2 auch auf Korrekturschritte von halben oder ganzen Belichtungsstufen umprogrammiert werden. Das gilt auch für die Abstände der flankierenden Belichtungen bei der Belichtungsreihenautomatik, die ebenfalls von Drittelstufen auf halbe oder ganze Stufen umgestellt werden können. Ein absolutes Novum ist die Möglichkeit, nur zwei statt - wie üblich - drei Aufnahmen mit der Belichtungsreihenautomatik durchzuführen. Das ist sehr praxisgerecht und film-sparend, denn es entspricht praktisch einer zusätzlichen automatischen Belichtungskorrektur statt einer Belichtungsreihe. Zu den Features, die eine Kamera teuer machen, zählen auch Wechselsucher, die der F5 vorbehalten bleiben. Oberhaupt ist die Nikon F5 die einzige Kamera auf dem aktuellen AF-SLR-Gesamtmarkt, die über Wechselsucher verfügt. Es ist folglich kein Schönheitsfehler, wenn der F100-Fotograf darauf verzichten muss. Die serienmäßige Einstellscheibe kann gegen eine Vollmattscheibe mit Gitterteilung ausgetauscht werden, was vor allem in der Architektur- und Reprofotografie sinnvoll ist. Es ist ebenfalls kein Schönheitsfehler, wenn der Suchereinblick der F100 „nur" 96 Prozent statt 100 Prozent wie bei der F5 zeigt. Denn der sichtbare Sucherausschnitt entspricht dem gerahmten Dia. Sie sehen also im Sucher genau das, was Sie später in der Projektion sehen. Und bei Papierbildern wird der spätere Laborbeschnitt ebenfalls im Sucher „simuliert".
Beiden Kameras gemeinsam ist das leistungsstarke Autofokus-Modul Multi-CAM1300. Es arbeitet mit fünf AF-Sensoren: drei zentral in der Horizontalen angeordnete AF-Kreuzsensoren sowie je ein AF-Liniensensor unter und oberhalb des zentralen AF-Kreuzsensors. Durch die Größe und Anordnung der fünf AF-Sensoren entsteht ein großes AF-Messfeld von 16 x 7,1 Millimeter, in dem auch außermittig platzierte Objekte erfasst beziehungsweise bewegte Objekte verfolgt werden können. Wenn sich das Objekt aus dem aktiven AF-Messfeld herausbewegt, startet der Kamera-Computer in einer vorgegebenen Reihenfolge den Suchvorgang nach dem bewegten Objekt, so dass praktisch eine Verfolgung und Schärfenachführung von AF-Sensor zu AF-Sensor erfolgt. Die Nikon F100 ist mit zwei AF-Betriebsarten ausgestattet, die mit einem Schalter neben dem Kamerabajonett aktiviert werden: Einzel-AF mit Schärfepriorität und kontinuierlicher AF mit Auslösepriorität. In beiden Betriebsarten führt die F100 bei bewegten Objekten und angetipptem Auslöser die Schärfe nach. Mit einem separaten Schalter an der Gehäuserückseite kann zwischen Einzelfeld-AF und AF-Dynamik umgeschaltet werden. Bei AF-Dynamik erfolgt nicht nur die Objektverfolgung von AF-Sensor zu AF-Sensor, sondern auch die automatische Wahl der AF-Sensoren bei statischen Motiven. Der Kamera-Computer aktiviert automatisch den AF-Sensor, der die geringste Aufnahmeentfernung meldet. Die AF-Sensoren können auch einzeln eingeschaltet beziehungsweise manuell aktiviert werden. Die manuelle Wahl der AF-Sensoren erfolgt blitzschnell mit einem großen, entriegelbaren Messfeldwähler auf der Gehäuserückseite, der mit dem rechten Daumen bedient werden kann. Über die Individualfunktion 6 kann die Kamera so programmiert werden, dass die AF-Sensoren nur in einer gewünschten Richtung angesteuert werden. Überhaupt bieten die 22 Individualfunktionen den engagierten Fotografinnen und Fotografen die Möglichkeit, wichtige Kamerafunktionen ganz nach ihren Wünschen und Vorlieben zu programmieren.
Sehr gut auch die Blitzfunktionen, die praktisch alle Raffinessen der TTL-Blitzsteuerung bieten, wie 3D-MultiSensor-Aufhellblitze, drahtlose TTL-Blitzsteuerung oder Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang. Manuelle Blitzbelichtungskorrekturen und automatische Blitzbelichtungsreihen sind ebenfalls möglich. Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist die 1/250 Sekunde.
Die Belichtungsprogramme sind für anspruchsvolle Fotografie konzipiert: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie manuelle Belichtungseinstellung. Die Programmverschiebung (Shift) ermöglicht auch in der Programmautomatik die Kontrolle über Blende und Verschlusszeit als Mittel der Bildgestaltung. Die von der Kamera automatisch gesteuerte Zeit-Blenden-Kombination lässt sich mit dem hinteren Einstellrad bei gleichbleibendem Belichtungswert beliebig verändern. In einer der nächsten Ausgaben von COLOR FOTO werden wir die neue Nikon F100 einem gründlichen Test unterziehen.
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