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Erfahrungsbericht

110 Zoom SLR Mark II

Minoltas Überraschung

Seit jeher schon, zumindest seit der Verbreitung der modernen Spiegelreflexfotografie, sorgte Minolta für Überraschungen auf der Fotoszene. Dabei nahmen sich die Techniker nicht nur den konventionellen Kleinbild-, sondern auch den neuzeitlichen Pocket-Systemen an - und verblüfften meist durch ungewöhnliche Lösungen.
Noch heute ist die vor rund fünf Jahren präsentierte Minolta Zoom Pocket einmalig. Zur Zeit ihrer Premiere war sie die erste Pocket-Kamera mit Spiegelreflexsystem und die erste Pocket mit Zoom-Objektiv. Die einzige Reflex-Pocket ist sie seit der photokina'78 nicht mehr - Asahi rückte nach. Die einzige Pocket mit variabler Brennweite ist sie noch, allerdings nicht mehr für lange - die Mark II hat sich angekündigt.
Was ist neu, was ist anders gegenüber der ersten Minolta Zoom-Pocket, die, wie man hört, auch weiterhin im Programm bleiben soll? Schon auf den ersten Blick wird deutlich: die Mark II ist eine völlig neue Konstruktion, zumindest äußerlich ist nicht erkennbar, ob bestimmte Einzelteile vom ersten Modell übernommen worden sind. Hauptunterschied: die Mark II wurde im Kleinbild-Kamera-Design gebaut, es fand eine völlige Abkehr von der Tafelform statt, in der heute immer noch die meisten Pockets ausgebildet sind. Ähnlich wie die Asahi-Reflexpocket wird die Minolta Mark II gehalten, Kleinbildfotografen brauchen also keine gymnastischen Fingerübungen zu vollziehen. Weiter fällt die Größe des Objektivvorbaus auf: das fest eingebaute Zoom-Objektiv verlangt eben seinen Preis hinsichtlich Volumen und Gewicht. Dafür können sich seine Daten sehen lassen: Lichtstärke 3,5 (Modell 1: 4,5), Brennweite: 25 bis 67 mm (Modell 1: 25 bis 50 mm), bezogen aufs Kleinbildformat ergibt sich somit ein Brennweitenbereich von etwa 50 bis etwa 135 mm - das ist respektabel und erlaubt vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Aber die Objektivbauer gingen noch weiter: sie spendierten ihrer Mark II eine Makroeinstellung: Abstände zwischen 20 bis 89 cm werden damit möglich, je nach Brennweite.
Minoltas entscheidenste Pocket-Innovation findet allerdings intern statt: LED triumphiert! Praxisgerecht und komfortabel: bei Stellung auf A - wie Belichtungsautomatik - genügt das Antippen der großflächigen Auslösertaste, und Leuchtsignale im Reflexsucher zeigen die zur vorgewählten Blende ermittelte Belichtungszeit an. Zwar stehen "nur" die Verschlußzeiten von 1/1000 bis 1/4 sec zur Verfügung, doch das ist offiziell und untertrieben. Bei ersten Anwendungstests ergaben sich Belichtungszeiten von 5 Sekunden und noch länger, die der elektronische Verschluß anstandlos verkraftete, die Ergebnisse waren ok. Am Programm-Wählknopf finden sich neben A noch die Positionen L für Auslöserarretierung, X für Blitzaufnahmen, gleich 1/125 sec und B für Langzeitbelichtungen. Ein weiterer Schalter am Programmwähler deutet auf die volle Elektronisierung der Mark II hin: hier kann die Batterie getestet werden und - was wichtiger ist - der Selbstauslöser eingeschaltet werden. Wie bei den "großen" Kleinbildkameras mit elektronischem Innenleben blinkt eine Diode an der Frontseite der Mark II während der Selbstauslöser-Vorlaufs (bis zur Auslösung zehn Sekunden), zuerst in längeren, dann, in den letzten zwei Sekunden, in kürzeren Abständen auf. Das linke große Bedienungselement auf der Gehäuseoberseite dient zur Vorwahl der Blende und Belichtungskorrektur, plus/minus zwei Belichtungsstufen können manuell korrigiert werden. Interessant: wohl erstmalig befindet sich bei einer Fotokamera - bei Filmkameras ist dies längst obligatorisch - eine Dioptrienkorrekturmöglichkeit direkt am Sucherokular, durch einfaches Verschieben einer geriffelten Taste sind Augenfehler in gewissem Umfang (-1,0 bis +O,7) auszugleichen.

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