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Artikel
2000
Kameras Photographica
Frühe Leicas
Schraub-Leicas
Unter den Kamera-Sammlern sind die, die sich auf Leicas spezialisiert haben, am anspruchsvollsten. Sie lassen sich ihr Hobby eine Menge kosten, und nur Kameras im besten Zustand haben bei ihnen eine Chance. Wir wollen zeigen, daß auch Modelle mit den Gebrauchsspuren der Vorbesitzer ihren Reiz haben und zudem durchaus erschwinglich sind.
Die Geschichte der Leica begann mit dem Prototyp, der 1913/14 von Oskar Barnack gebaut wurde. Es folgten verschiedene Varianten, die heute unter Sammlern extrem teuer gehandelt werden. 1930 erschien die Leica 1 mit Wechseloptik, aber ohne Entfernungsmesser. Neben dem 50-mm-Sucher gab es einen Zubehörschuh für zusätzliche Sucher. Die Belichtungszeiten reichten von '/5oo bis 1/2o Sekunde, und es gab „Z" für Langzeitaufnahmen. Ab 1932 hieß dieser Typ „Standard".
Weiterentwicklungen. Die Leica II (ab 1932) bot einen mit den Objektiven gekuppelten Entfernungsmesser, die Leica III (ab 1933) zusätzlich noch lange Belichtungszeiten bis 1 Sekunde, die an einem separaten Rad an der Kamerafront eingestellt wurden. Weitere Entwicklungen wurden mit hinzugefügten Buchstaben bezeichnet: IIIa (1935) mit 1/l000 Sekunde, IIIb (1938) mit verbessertem Suchereinblick, IIIc (1940) mit etwas größerem Druckgussgehäuse, IIId (1940) mit Selbstauslöser, IIIf (1950) mit Blitzbuchse und IIIg (1957, siehe COLOR FOTO 9/96) mit Leuchtrahmensucher für zwei Brennweiten und Parallaxenausgleich.
Die späteren Modelle I (ohne Entfernungsmesser bzw. nach dem Krieg ganz ohne Sucher für Sonderzwecke) und II (ohne Langzeiten) sind jeweils von dem entsprechenden Leica-III-Modell abgeleitet. Das Phänomen Leica ist schnell erklärt: Präzision und Finish der Leicas üben seit jeher einen starken Reiz sowohl auf Benutzer als auch auf Sammler aus. Doch die meisten Modelle sind keine Raritäten. Vor allem Leica II und III wurden in großen Stückzahlen hergestellt, und so konzentriert sich das Interesse der Sammler auf besonders gut erhaltene Stücke im Originalzustand. Dies könnte eine Chance für den weniger ambitionierten Liebhaber sein. Denn Lack- und Chromabrieb, Kratzer und Beulen mindern erheblich die Preise.
Der Gebrauchswert. Aber warum sollte man einer Leica aus den dreißiger Jahren nicht ihr Alter ansehen? Über das Innenleben sagt der äußere Zustand nicht unbedingt etwas aus. Denn Leicas sind robust, und da sie das Zeug haben, eine Anschaffung fürs Leben zu sein, haben viele Besitzer ihre Kamera im Laufe der Jahre vom autorisierten Fachmann überholen lassen. Manche ließen sie auch im Werk modernisieren.
Die Kamera mit der Fabrikationsnummer 22919 beispielsweise ist ein Kuriosum; die Nummer weist auf das Herstellungsjahr 1930 hin. Doch damals gab es den Entfernungsmesser und die Riemenösen noch nicht, die Knöpfe waren nicht verchromt, sondern vernickelt; auch im Innern dieser Kamera befinden sich Details aus späteren Jahren. Es handelt sich also ganz offensichtlich um einen umfangreichen Werksumbau, wahrscheinlich aus der Zeit kurz nach dem Krieg, als das Material wesentlich kostbarer war als die Arbeitszeit. Die Fabrikationsnummer findet sich auch in dem Messingblech unter dem Entfernungsmesser; sie wurde nach dem Umbau beibehalten und zusätzlich in die neue Deckkappe eingraviert.
Die Kamera mit den gelblichen Nickel-Knöpfen und dem dazu passenden Objektiv 3,5/50 mm („Nickel-Elmar") ist eine Leica II aus dem Jahre 1932. Die Originalität wird hier nur durch den nachträglich eingebauten Blitzanschluss gestört. Die „0" am Objektiv-Anschlussring besagt, daß der Objektivanschluss standardisiert ist und daß alle Wechseloptiken ab 1931 passen - was bei den ersten Modellen mit Wechselobjektiv nicht der Fall war; sie hatten das gleiche 39-mm-Gewinde, aber die Objektive mussten individuell angepasst werden, weil der Abstand von der Filmebene bei den Kameras nicht einheitlich war.
Preis und Leistung. Wer Lust auf eine sehr kompakte und wirklich klassische Systemkamera hat, wird sich dem Reiz einer frühen Leica kaum entziehen können. Sicher ist sie in der Bedienung etwas umständlich, die Skalen und Sucher sind klein. Aber all das erscheint recht unerheblich, gemessen an der faszinierenden Tatsache, daß die abgebildeten, bald 70 Jahre alten Kameras noch genauso gut funktionieren wie damals und auch heute noch zu hervorragenden Bildern verhelfen können, besonders, wenn sie mit den vergüteten Nachkriegsobjektiven verwendet werden. Sie liegen gut in der Hand, nichts wackelt, nichts klappert, nichts deutet darauf hin, daß sie nicht noch einmal so lange ihren Dienst verrichten.
Wenn Sie dieses Gefühl erleben wollen, müssen Sie etwa ab 500 Mark rechnen - für eine funktionierende Leica II oder III (a-f) mit Normalobjektiv (Elmar 3,5/50 mm), der man den langjährigen Gebrauch ansieht. Das Modell 1 oder Standard ist seltener und daher deutlich teurer. Schöne Stücke erreichen preislich schnell andere Regionen.
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