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2000

Kameras Erster Test

Canon EOS 3000

Einstiegsdroge ohne Nebenwirkungen

+ exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis 
+ sehr gute Ausstattung 
+ leises und schnelles AF-System 
+ zentraler AF-Kreuzsensor 
+ universell einsetzbar 
+ klein und leicht
+ einfache Handhabung

- angesichts der Preisklasse und der Einstufung als Basismodell gibt es nichts zu bemängeln

Die neue Canon EOS 3000 wird nicht nur aus Gründen der Preislistenkosmetik offeriert. Vielmehr gehört der Setpreis von 599 Mark für das Gehäuse mit dem EF-Zoom 4,5-5,6/ 38-76 mm zu ihren Vorzügen. Das Technik-Spektakel bleibt aus, die EOS 3000 schließt mit bodenständiger Technik die Leistungslücke zwischen der EOS 5000 und der EOS 300.

Ist die neue EOS 3000 eine „abgespeckte" EOS 500N oder eine „aufgemotzte" EOS 5000? Oder gar eine EOS 1000E/FN bzw. eine EOS 500 mit verbessertem AF-System? Diese Fragen lassen sich ambivalent beantworten. Wichtiger jedoch ist die Erkenntnis, dass man die Stärken der EOS 500N auch billiger haben kann: Die EOS 3000 verfügt, ebenso wie die EOS 500N, über drei AF-Sensoren (I+I), Mehrfeldmessung mit sechs Messzonen, Selektiv- und Integralmessung, manuelle Belichtungskorrektur, manuelle Einstellung der Filmempfindlichkeit (zusätzlich zur DX-Automatik), Funktion für Mehrfachbelichtungen, manuelle Belichtungseinstellung, Zeit- und Blendenautomatik, ja sogar über Programmshift und Schärfentiefenautomatik. Dagegen ist die Ausstattung der EOS 5000 von betörender Kargheit: Neben den vier Motivprogrammen und der „grünen" Vollautomatik ist lediglich eine Blendenautomatik vorhanden.  Die Funktionen für manuelle Belichtungskorrekturen oder Mehrfachbelichtungen fehlen ebenfalls. Das alles sind Funktionen, die nicht nur wir bei der EOS 5000 vermisst haben. Anders als die EOS 5000 ist die neue EOS 3000 für ihre Preisklasse hervorragend ausgestattet und bietet somit die besten Voraussetzungen für einen durchschlagenden Markterfolg. Aber die Konkurrenz kommt aus dem eigenen Hause in Gestalt der etwas teureren, aber auch besser ausgestatteten EOS 300. Welches Modell also kaufen? Am besten beide: die EOS 300 als Erstkamera und die EOS 3000 als Zweitkamera. Das ist vor allem für die Urlaubs- und Reisefotografie sinnvoll, wo zwei Gehäuse aus dem gleichen System zur Standardausrüstung gehören. Doch kehren wir zur EOS 3000 zurück.
Die Kamera ist klein und leicht, liegt aber dennoch sehr gut in der Hand. Die wenigen Bedienelemente sind griffig, ergonomisch gut platziert und sehr einfach zu bedienen. Der Sucher wirkt aufgeräumt, es werden nur die belichtungsrelevanten Daten angezeigt. Sehr sinnvoll ist die Anzeige des genauen Wertes der manuellen Belichtungskorrektur nicht nur auf dem externen Datenmonitor, sondern auch in der Sucherleiste. Das ist ein „Luxus", über den viele wesentlich teureren Modelle anderer Hersteller nicht verfügen. Die manuelle Belichtungskorrektur kann im Bereich von ±2 EV in halben Stufen bei gedrückter Korrekturtaste mit dem Einstellrad eingegeben werden. Ein Novum in dieser Preisklasse ist die Programmverschiebung (Shift): In der Programmautomatik kann die von der Kamera automatisch gebildete Zeit-Blenden-Kombination durch Drehen des Einstellrades bei gleichbleibendem Belichtungswert verändert werden. Dadurch ist es auch in der Programmautomatik problemlos möglich, die Verschlusszeit oder die Blende als Mittel der Bildgestaltung einzusetzen. Das kann zu einer kleinen Blendenöffnung (große Blendenzahl) für eine größere Ausdehnung der Schärfentiefe oder zu einer kürzeren Verschlusszeit führen, um einen Bewegungsablauf „einzufrieren" (also scharf wiederzugeben). Die Programmverschiebung kann somit in vielen Aufnahmesituationen die Umschaltung in die Zeit- oder Blendenautomatik überflüssig machen.
In der Schärfentiefenautomatik eine weitere Canon-Spezialität - wird alles scharf abgebildet, was von den drei AF-Sensoren erfasst wird. Fotoanfänger, Spiegelreflexeinsteiger oder Technikmuffel können mit der „grünen" Vollautomatik oder mit Hilfe der Motivprogramme für Landschafts-, Porträt-, Makro- oder Sportaufnahmen auf einfachste Weise vollautomatisch fotografieren. Und die „Handwerker" unter den Fotografen können sowohl die Belichtung als auch die Fokussierung manuell einstellen.
In der Praxis funktioniert die Programmsteuerung in allen zehn Belichtungsprogrammen tadellos. Die autofokusgekoppelte Mehrfeldmessung liefert in den meisten Aufnahmesituationen korrekt belichtete Aufnahmen auf Diafilm. Bei ausgesprochen starkem Gegenlicht bietet sich die Selektivmessung mit Messwertspeicherung an, bei der die Belichtung nur im zentralen Kreis gemessen wird. Die Messfläche entspricht 9,5% der Sucherfläche. Das Verhältnis der Messfläche zur Sucher- oder Bildfläche bleibt bei jeder Brennweite konstant. Mit enger werdendem Bildwinkel verengt sich jedoch auch der Messwinkel, so dass vor allem im Telebereich sogar gezieltes Anmessen kleiner Motivdetails möglich ist. Bei manueller Belichtungseinstellung arbeitet die EOS 3000 mit mittenbetonter Integralmessung ebenfalls sehr genau. Exzellent für die Preisklasse ist auch das Autofokussystem. Ein zentraler AF-Kreuzsensor wird flankiert von zwei vertikal angeordneten
AF-Liniensensoren. Dadurch entsteht ein recht großes AF-Messfeld, das die Schärfeverfolgung bei bewegten Objekten oder die Scharfeinstellung bei außermittig platzierten Hauptmotiven erleichtert. Die Wahl der AF-Sensoren erfolgt automatisch. Der Kameracomputer aktiviert den AF-Sensor, der die geringste Aufnahmedistanz meldet. Der zentrale AF-Kreuzsensor, der unabhängig von der Ausrichtung der Motivstrukturen fokussieren kann, lässt sich auch einzeln zusammen mit der Selektivmessung aktivieren. Der Autofokus verrichtet seine Arbeit sehr leise, schnell und präzise. Das gilt nicht nur für die EF-Objektive mit Ultraschallmotoren, sondern auch für das mitgelieferte 38-76er EF-Zoom ohne Ultraschallmotor.
Die Blitzsteuerung führt sowohl mit dem eingebauten Kamerablitz als auch mit systemkonformen Aufsteckblitzen zu ausgewogen belichteten Aufnahmen. Um den Kostenrahmen nicht zu sprengen und um die Abgrenzung zur EOS 300 oder 500N zu gewährleisten, wurde auf die E-TTL-Blitzsteuerung verzichtet, aber auch die A-TTL-Steuerung ist nicht von schlechten Eltern. Sehr gut ist auch der Systemausbau.
Die EOS 3000 bietet den preisgünstigsten Einstieg ist das EOS-System. Wem es jedoch nicht auf ein paar Hundertmarkscheine ankommt, für den ist die in COLOR FOTO 4/99 getestete EOS 300 der ganz heiße Tipp.

Fazit. Gemessen am Preis sensationelle Ausstattung, die sowohl Fotoanfängern als auch engagierten Fotografen eine zielgruppengerechte und motivspezifische Arbeitsweise ermöglicht. Die EOS 3000 ist die Kamera für preisbewusste Systemeinsteiger oder die Zweitkamera für Fotografen, die zwar Geld, aber nicht bei der Ausstattung sparen möchten. Sie erhält das preisabhängige Prädikat hervorragend *****.

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