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Artikel

2000

Kameras TEST

Minolta Dynax 404si

Erfolgreich geklont

Bei der neuen Dynax 404si engagiert sich Minolta mit konventioneller Kameratechnik aus den Konzernregalen und einer knallharten Kostenkalkulation: Für nur vier „blaue Scheine" erhalten Fotoanfänger und AF-SLR-Einsteiger eine recht üppig ausgestattete Kamera.

+ 9 Belichtungsprogramme 
+ 8-Segment-Mehrfeldmessung und Spotmessung 
+ sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis 
+ Belichtungsreihenautomatik 
+ drahtlose TTL-Blitzsteuerung 
+ separate Speichertaste für Belichtung (bei Spotmessung) 
+ Programmrückstelltaste

- kein AF-Kreuzsensor 
- kein Programmshift 
- Sucheranzeigen in M nicht optimal 
- Betriebsgeräusche relativ stark

Am besten gibt man den Kunden, was sie wollen. Nämlich alles, wenn auch auf niedrigem Leistungsniveau. Das hat Canon erkannt und die EOS 3000 beispielsweise mit einem AF-Kreuzsensor und zwei Liniensensoren (1+1) sowie mit Programmverschiebung ausgestattet. Bei Minolta und Nikon geht man einen anderen Weg und stattet erst die etwas teureren Aufsteigermodelle mit AF-Kreuzsensor und Programmshift aus. Das hängt einerseits mit dem Kostendruck zusammen, unter dem Einsteigerkameras konstruiert werden, andererseits aber auch mit der Auffassung, dass den preiswerteren Einsteigerkameras wichtige Funktionen vorenthalten werden müssen, um den höheren Preis der Aufsteigermodelle zu rechtfertigen. Warum sind Programmshift und AF-Kreuzsensor auch bei einer Einsteigerkamera wichtig? Ein AF-Liniensensor kann auf Strukturen, die parallel zu seiner Ausrichtung verlaufen, nicht fokussieren. Dann muss der Fotograf die Kamera drehen, die Schärfe speichern und wieder den ursprünglichen Bildausschnitt einnehmen. Dagegen kann ein AF-Kreuzsensor praktisch auf jede Art von Strukturen scharfstellen, so dass auch Anfängern Verrenkungen erspart bleiben. Und die Programmverschiebung ermöglicht es auch Fotoanfängern, mit der Blende oder der Verschlusszeit als Mittel der Bildgestaltung zu experimentieren, ohne dass die Gefahr einer Fehlbelichtung lauert. Denn mit dem Programmshift kann die von der Kamera automatt h ge6Tdete Kombination aus Blende und Verschlusszeit bei gleichbleibendem Belichtungswert beliebig verändert werden.
Doch wenden wir uns nun der Kameratechnik zu, die bei unserem Prüfling vorhanden ist. Die technische Verwandtschaft mit den Dynax-Modellen aus der Zeit vor der Einführung des AF-Kreuzsensors bei Minolta ist bei der 404si nicht zu leugnen. Die Ausstattung ist weitgehend identisch mit der der Dynax 500si bzw. 500si Super. Die Mehrfeldmessung mit acht wabenförmigen Segmenten belichtet recht ausgewogen, auch bei erhöhten Motivkontrasten. Die Spotmessung wird bei gedrückter Spottaste aktiviert und im Sucher durch ein entsprechendes Symbol angezeigt, wobei gleichzeitig die Belichtung gespeichert wird. Die manuelle Belichtungskorrektur kann bei gedrückter Korrekturtaste im Bereich von ±3 EV in halben Stufen eingegeben werden, wobei das Vorzeichen der Korrektur (Plus oder Minus) sowohl auf dem externen Datenmonitor als auch im Sucher sozusagen als Erinnerung angezeigt wird. Die Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, sowie die manuelle Belichtungseinstellung werden wie folgt eingeschaltet: Die Programmwählscheibe wird in die entsprechende Position gedreht und dann bei gedrückter Funktionstaste das gewünschte Programm mit dem Einstellrad auf dem Datenmonitor eingeschaltet. Das funktioniert einwandfrei, ist jedoch umständlicher als wenn die Einstellung nur durch Drehen der Programmwählscheibe erfolgen würde. Die Motivprogramme für Porträt-, Landschafts-, Makro-, Sport- und Nachtaufnahmen werden durch Druck auf die Programmwahltaste aktiviert. Damit lässt sich auch die Programmautomatik einschalten. Gute Dienste leistet die sogenannte „Panik-Taste" (P = Programmrückstelltaste), mit der sich die Kamera per Tastendruck auf die werksseitigen Grundeinstellungen zurückprogrammieren lässt. Die Dynax 404si liegt trotz ihrer Kompaktheit gut in der Hand, so dass sie Bedienung ergonomisch gelungen ist, obwohl einige Einstellungen auf zwei Einstellebenen verteilt sind. Die Korrekturtaste ist mehrfach belegt. In der Programm-, Zeit- und Blendenautomatik dient sie der Belichtungskorrektur. Wenn sie während des Auslösens gedrückt gehalten wird, ist die Belichtungsreihenautomatik aktiv. Bei manueller Belichtungseinstellung wird die Blende bei gedrückter Korrekturtaste mit dem Einstellrad eingestellt. Zu den weniger geglückten Lösungen gehört die Anzeige für den Belichtungsabgleich bei manueller Belichtungseinstellung. Die Abweichung wird durch ein Plus oder ein Minus angegeben, während der korrekte Belichtungsabgleich nicht unmittelbar, sondern nur durch das Erlöschen der Plus-Minus-Symbole angezeigt wird. Sehr gut funktioniert auch die TTL-Blitzsteuerung, und zwar sowohl mit dem eingebauten Kamerablitz mit Leitzahl 12 (bei ISO 100/21xGRADx) als auch mit systemkonformen Aufsteckblitzen. Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist 1/so s. Das entspricht dem Klassenstandard, ebenso wie der Verschlusszeitenbereich von 30 s bis 1/2000 s und der Sucherausschnitt von 90% des Filmbildes. Selbstauslöser, Funktion für Doppelbelichtungen, automatische oder manuelle Einstellung der Filmempfindlichkeit ergänzen die Ausstattung. Der motorische Filmtransport kann mit Einzelbild- oder Serienbildschaltung erfolgen. Die Serienbildschaltung hat eine maximale Bildfrequenz von einem Bild pro Sekunde, wobei der Motor hörbar seine Mühe mit dem Serienbildtransport hat. Die Betriebsgeräusche sind zwar nicht übertrieben laut, aber wir haben sie bei anderen Kameras schon leiser erlebt.

Fazit. Die Minolta Dynax 404si ist für Fotoanfänger und Spiegelreflexeinsteiger sehr gut geeignet. Sie hat, trotz Schwächen im Detail, insgesamt eine sehr gute Vorstellung in der Praxis geliefert und erhält das COLOR FOTO-Prüfsiegel sehr gut ****. Sie ist der Dynax 505si jedoch nur dann vorzuziehen, wenn der Preisunterschied das entscheidende Kaufargument ist.

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