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Artikel
Alexander Borell Kommentar
Rollei SLX und Rollei SL66
Rollei und das Mittelformat
Damals stand es gut um Rollei, als jeder Fotograf, der etwas auf sich hielt - ob Profi oder Hobbyfotograf - seine "Zweiäugige" hatte, kurz "die Rollei". Damals fragte kein Mensch nach Brennweiten, nach Automatik und schon gar nicht nach Elektronik: damals fotografierte man mit einer Rollei, und die Fotos waren nicht schlechter als heute. Nur anders. Dann wurde es still und stiller um Rollei. Die "alten Herren`, besonders geachtet bei uns und besonders jedem Fortschritt abhold, hatten den Anschluß verpaßt, und es war schwer, ihn wieder zu finden.
In den 70er Jahren wurde dann wieder von Rollei gesprochen: von dem kühnen Unternehmen Singapur, aber auch von Krediten und Schulden. Davon spricht man heute nicht mehr. Man spricht wieder mit Hochachtung von den Braunschweigern, die es nun geschafft haben, neue technische Ideen zu verwirklichen, Kameras zu bauen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Eine davon, die verblüffende KB-Spiegelreflex SL 2000 Motor, haben wir schon in CFo 1/81 kennengelernt. Wie steht es um die Kameras im Mittelformat?
Die Rollei SLX
Längst ehe sie 1973 in Singapur den Journalisten aus aller Welt vorgestellt wurde, sprach man von einem rätselhaften "Linearmotor". Heute kennen wir ihn, es arbeiten bereits Tausende von Rollei SLX-Besitzern damit. Während man allgemein unter "Motor" einen Antrieb versteht, in dem sich etwas dreht und dessen Drehmoment man zur praktischen Arbeit in eine "Hin-und-Her"-Bewegung mechanisch übertragen muß, sind Linearmotor-Antriebe, die dadurch Arbeit leisten können, daß ein fester Teil ein Magnetfeld erzeugt, auf dem ein beweglicher Teil blitzschnell praktisch ohne Verluste hin und her bewegt wird, je nach dem elektrischen Impuls, den er präzise manuelle Kontrolle erwünscht ist. Die Messung erfolgt hinter dem Spiegel, die Elektronik reagiert so schnell, daß praktisch verzögerungsfrei im Sekundenbruchteil vor jeder Aufnahme optimale Werte eingesteuert werden.
Die - manuell oder automatisch gewählte Blende ist am Objektiv ables- und somit korrigierbar. Der Zentralverschluß macht Blitzen mit allen Zeiten, bis zur 1/500 Sekunde möglich.
Zwei Auslöser, links und rechts an der Kamerafront, geben sowohl dem Links- als auch dem Rechtshänder freie Wahl. Mittels Zusatzauslöser kann der Spiegel - der übrigens pneumatisch gedämpft wird - vorausgelöst werden.
Man kann zwischen Einzelbild und Serie wählen, in letzterem Fall erhält man 3 Aufnahmen in 2 Sekunden ein für dieses Format optimales Ergebnis.
Eine zusätzliche Leuchtdiode im Sucher zeigt den Abfall der Spannung an, was nach etwa 65 Rollfilmen 120 eintreten kann. Der "Energieeinschub" gibt bereits nach kurzer Ladezeit wieder Strom genug für etwa zehn weitere Filme, nach drei Stunden ist er voll aufgeladen. Man kann ihn, weil er klein und handlich ist, bei Kälte bequem in der Tasche tragen, bzw. einen zweiten als Reserve mit sich führen.
Daß für diese Kamera mehrere, leicht auswechselbare Einstellscheiben zur Verfügung stehen, ist bei dieser Konzeption eine Selbstverständlichkeit.
Z. Z. acht Objektive - die Namen verraten schon, aus welcher Küche sie stammen - mit Linearmotoren machen die SLX zu einer Kamera, die nahezu allen fotografischen Ansprüchen genügen kann. In einigen Fällen ist sie sogar allen anderen Kameras weit überlegen.
Die festen Brennweiten reichen von 40 mm bis 350 mm, (Distagon, Planar und Tessar!).
Ein Weitwinkel-Shift-Objektiv, nicht nur horizontal und vertikal verstellbar, sondern (zur Schärfendehnung nach Scheimpflug, s. weiter unten!) auch zu verschwenken; sowie ein Zoomobjektiv 140-280 mm Brennweite, kommen beide aus dem Hause Schneider.
Daß es eine Rückwand 4,5 x 6 cm für 16 Aufnahmen (bzw. 34 beim Filmtyp 220) gibt, wird den Berufsfotografen ebenso interessieren wie die Tatsache, daß das Zubehörprogramm (Automatic-Balgengerät, Zwischenringe, Steuergeräte etc.) jetzt voll lieferbar ist und aus der SLX ein lückenloses Profi-Werkzeug macht.
Diese Kamera hatte vor Jahren einige technische, vor allem aber finanzpolitische Anlaufschwierigkeiten, wie man das häufig in Kauf nehmen muß, wenn man etwas auf den Markt bringt, das "einen neuen Maßstab setzt". (Siehe dazu "Übrigens ... !) Inzwischen sind die Schwierigkeiten behoben. Mehr und mehr findet man "die SLX" in den Studios der Profis, die - meistens konservativer als Hobbyfotografen - ihren Nutzen erkannt haben. Aber auch engagierte Hobbyfotografen wählen die SLX in zunehmenden Maße. Man ist heute weder ein Pionier, wenn man sich für sie entscheidet, noch geht man mit ihr ein Risiko ein. Bester Beweis dafür: Im Gegensatz zur allerersten Zeit hat sie heute nicht nur ihren hohen Preis auf dem "Gebrauchtmarkt", sondern ist dort so gut wie überhaupt nicht zu bekommen.
Die Rollei SL 66
Längst ehe sie 1973 in Singapur den Journalisten aus aller Welt vorgestellt wurde, sprach man von einem rätselhaften "Linearmotor". Heute kennen wir ihn, es arbeiten bereits Tausende von Rollei SLX-Besitzern damit. Während man allgemein unter "Motor" einen Antrieb versteht, in dem sich etwas dreht und dessen Drehmoment man zur praktischen Arbeit in eine "Hin-und-Her"-Bewegung mechanisch übertragen muß, sind Linearmotor-Antriebe, die dadurch Arbeit leisten können, daß ein fester Teil ein Magnetfeld erzeugt, auf dem ein beweglicher Teil blitzschnell praktisch ohne Verluste hin und her bewegt wird, je nach dem elektrischen Impuls, den er präzise manuelle Kontrolle erwünscht ist. Die Messung erfolgt hinter dem Spiegel, die Elektronik reagiert so schnell, daß praktisch verzögerungsfrei im Sekundenbruchteil vor jeder Aufnahme optimale Werte eingesteuert werden.
Die - manuell oder automatisch gewählte Blende ist am Objektiv ables- und somit korrigierbar. Der Zentralverschluß macht Blitzen mit allen Zeiten, bis zur 1/500 Sekunde möglich.
Zwei Auslöser, links und rechts an der Kamerafront, geben sowohl dem Links- als auch dem Rechtshänder freie Wahl. Mittels Zusatzauslöser kann der Spiegel - der übrigens pneumatisch gedämpft wird - vorausgelöst werden.
Man kann zwischen Einzelbild und Serie wählen, in letzterem Fall erhält man 3 Aufnahmen in 2 Sekunden ein für dieses Format optimales Ergebnis.
Eine zusätzliche Leuchtdiode im Sucher zeigt den Abfall der Spannung an, was nach etwa 65 Rollfilmen 120 eintreten kann. Der "Energieeinschub" gibt bereits nach kurzer Ladezeit wieder Strom genug für etwa zehn weitere Filme, nach drei Stunden ist er voll aufgeladen. Man kann ihn, weil er klein und handlich ist, bei Kälte bequem in der Tasche tragen, bzw. einen zweiten als Reserve mit sich führen.
Daß für diese Kamera mehrere, leicht auswechselbare Einstellscheiben zur Verfügung stehen, ist bei dieser Konzeption eine Selbstverständlichkeit.
Z. Z. acht Objektive - die Namen verraten schon, aus welcher Küche sie stammen - mit Linearmotoren machen die SLX zu einer Kamera, die nahezu allen fotografischen Ansprüchen genügen kann. In einigen Fällen ist sie sogar allen anderen Kameras weit überlegen.
Die festen Brennweiten reichen von 40 mm bis 350 mm, (Distagon, Planar und Tessar!).
Ein Weitwinkel-Shift-Objektiv, nicht nur horizontal und vertikal verstellbar, sondern (zur Schärfendehnung nach Scheimpflug, s. weiter unten!) auch zu verschwenken; sowie ein Zoomobjektiv 140-280 mm Brennweite, kommen beide aus dem Hause Schneider.
Daß es eine Rückwand 4,5 x 6 cm für 16 Aufnahmen (bzw. 34 beim Filmtyp 220) gibt, wird den Berufsfotografen ebenso interessieren wie die Tatsache, daß das Zubehörprogramm (Automatic-Balgengerät, Zwischenringe, Steuergeräte etc.) jetzt voll lieferbar ist und aus der SLX ein lückenloses Profi-Werkzeug macht.
Diese Kamera hatte vor Jahren einige technische, vor allem aber finanzpolitische Anlaufschwierigkeiten, wie man das häufig in Kauf nehmen muß, wenn man etwas auf den Markt bringt, das "einen neuen Maßstab setzt". (Siehe dazu "Übrigens ... !) Inzwischen sind die Schwierigkeiten behoben. Mehr und mehr findet man "die SLX" in den Studios der Profis, die - meistens konservativer als Hobbyfotografen - ihren Nutzen erkannt haben. Aber auch engagierte Hobbyfotografen wählen die SLX in zunehmenden Maße. Man ist heute weder ein Pionier, wenn man sich für sie entscheidet, noch geht man mit ihr ein Risiko ein. Bester Beweis dafür: Im Gegensatz zur allerersten Zeit hat sie heute nicht nur ihren hohen Preis auf dem "Gebrauchtmarkt", sondern ist dort so gut wie überhaupt nicht zu bekommen.
Die Rollei SL 66
Seit vielen Jahren schon auf dem Markt und heute noch von keiner Konkurrenz in ihren fototechnischen Möglichkeiten erreicht, war die Rollei SL 66 doch aus unerfindlichen
Gründen eine Art von ungeliebtem Kind im Hause Rollei. Oder lag der Fluch der alten Herren Francke und Heidecke - den Gründern von Rollei und Erfindern der Weltkamera "Rolleiflex" mit den zwei Objektiven, - auf ihr, die einmal gesagt hatten, nur über ihre Leichen verließe eine "Einäugige" das Rollei-Werk? Jahrelang hat man bei Rollei für diese prachtvolle 6x6-Kamera viel zu wenig getan. Sie hat als einzige Kamera der Weit ein ausziehbares Balgengerät, das zudem noch nach oben und unten verschwenkbar ist, und damit die Ausweitung des Schärfentiefenbereichs bei offener Blende ermöglicht. Dazu gibt es Wechselmagazine für diverse Formate, für Platten und für Polaroidmaterial. Es gibt den Schlitzverschluß von 1-1/1000 Sekunde, und es gibt Objektive von 30 mm Brennweite bis 1000 mm, darunter zwei Objektive mit Zentralverschluß für schnelle Verschlußzeit beim Blitzen. Es gibt ein Zusatzbalgengerät, Lupenobjektive, div. Suchersysteme und natürlich auch auswechselbare Einstellscheiben. Und doch hat man es jahrelang bei Rolle! versäumt, mit dem inneren Schwung der Überzeugung und einiger technischer Pflege des Programms (die inzwischen erfolgt ist!) ein gewichtiges Wort auf dem Mittelformat-Weltmarkt mitzusprechen, wenn nicht überhaupt in Führung zu gehen. Nun aber - den Eindruck gewinnt man nach eingehenden Gesprächen mit der Rollei-Führung - ist auch das anders geworden: es weht auch hier ein neuer Wind aus der richtigen Gegend. Wenn auch nicht so exzessiv technisch fortgeschritten wie die SLX, ist die Rollei SL 66 keineswegs veraltet. Im Gegenteil: ihre Vorzüge - mehr und mehr von Anwendern erkannt - lassen sie aktueller sein, denn je. Zwei solcher Vorteile außer dem Balgen, sollen besonders erwähnt werden: der zuverlässige Schlitzverschluß mit der kurzen 1/1000 Sekunde, der die Objektive relativ erschwinglich macht, und die Möglichkeit, ohne Zusatzgerät in den Nahbereich vorzudringen. Bei vollem Balgenauszug erreicht man schon mit dem Standard-Planar 2,8/80 mm den Bereich von - bis zum Abstand von 16 cm, in Retrostellung des Objektivs (beiderseitig Bajonett!) sogar bis 12 cm, was insgesamt einem Vergrößerungsfaktor von 0,6-1,5x entspricht.
Sozusagen als "Schmankerln" bietet die SL 66 auch noch einiges:
An der Skala des Balgenauszugs ist der jeweilige Vergrößerungsfaktor für die Objektive 80,120 und 150 mm ablesbar, ebenso für das 80-mmObjektiv in Retrostellung. Dies erleichtert die Berechnung der Belichtungszeit.
Der Einstellknopf für die Entfernung enthält auswechselbare Skalen für die Schärfentiefe, die einfach einzurasten sind.
Mehrfachbelichtungen sind, ohne Zusatzgeräte, jederzeit möglich. Filter und Sonnenblende sitzen unverlierbar im Frontbajonett der Objektive, das zugleich auch zur Retro-Anwendung geeignet ist.
Der Trageriemen ist mit einem Handgriff abzunehmen und anzubringen. Eine Schnellbefestigung ermöglicht es, die SL 66 ohne Schrauberei auf jedem Stativ zu befestigen.
Der Griff des Magazinschiebers ist als Halterung für einen Filmpackungs-Abschnitt ausgebildet.
Mit diesen drei Kameras, der SL 2000 F Motor (siehe Heft 1/81), der SLX und der SL 66 hat Rollei technisch die Nase weit vorne, in praktischer fotografischer Anwendung sogar vor allen Mitbewerbern. In Braunschweig versichert man auch glaubhaft, daß man diesen Vorsprung künftig nicht nur durch Weiterentwicklung beibehalten möchte, sondern daß man auch einen Service für diese Kameras zu bieten habe, der nichts zu wünschen übrig ließe.
Ich begann diesen Kommentar mit den Worten: "Damals stand es gut um Rollei". Heute sind alle Weichen gestellt: Es steht auch jetzt wieder gut um Rollei. Im nächsten Heft lesen Sie: "Der Fortschritt kommt aus Braunschweig."
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