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2000
Kameras
Preiswerte Spiegelreflexkameras
Einsteiger- oder Basismodelle
Alle Kamerahersteller außer Nikon bieten neben ihrem eigentlichen Einsteigermodell noch eine billigere und mehr oder weniger abgespeckte Basisversion an. Aber der Billigkauf lohnt sich nicht immer.
Nikon-Fotografen mit ausgeprägter Markenbindung haben es einfach: Die F50 ist nicht mehr im aktuellen Lieferprogramm, die F70 noch recht teuer und kompliziert, so dass die F60 die Einsteigerkamera schlechthin im Nikon-System ist. Sie ist außerdem eine Kamera der letzten Generation und somit ausstattungsmäßig sowie technologisch auf dem letzten Stand. Nicht ganz so einfach haben es die Einsteiger in die Systeme von Canon, Minolta und Pentax.
Canon: Der eindeutige Canon-Favorit für Einsteiger ist die EOS 300. Die EOS 3000 ist ebenfalls eine sehr gute Kamera, kann aber mit der EOS 300 nicht mithalten.
Die neue Canon EOS 3000 wird zu einem Setpreis von 599 Mark für das Gehäuse mit dem EF-Zoom 4,5-5,6/38-76 mm angeboten. Soviel kostet die EOS 300 ohne Objektiv, der Setpreis mit EF-Zoom 3,5-4,5/28-80 mm IV USM beträgt 798 Mark. Etwas günstiger ist die EOS 500N, sehr preiswert ist vor allem das Auslaufmodell EOS 5000. Welche Einsteiger-EOS also kaufen und welche nicht? Die EOS 5000 kann mit den anderen drei Kameras ausstattungsmäßig nicht mithalten, so dass sie aus der engsten Wahl ausscheidet. Die Entscheidung zwischen der EOS 500N und der EOS 3000 fällt dagegen schwer. Einerseits zeigt die EOS 3000, dass man die Stärken der EOS 500N auch etwas billiger haben kann: Die EOS 3000 verfügt, ebenso wie die EOS 500N, über drei AF-Sensoren (I+I), Mehrfeldmessung mit sechs Messzonen, Selektiv- und Integralmessung, manuelle Belichtungskorrektur, manuelle Einstellung der Filmempfindlichkeit (zusätzlich zu DX-Automatik), Funktion für Mehrfachbelichtungen, manuelle Belichtungseinstellung, Zeit- und Blendenautomatik, ja sogar über Programmshift und Schärfentiefenautomatik. In der Blitztechnologie liegt jedoch die EOS 500N deutlich vor der EOS 3000. Während die 3000er nur über A-TTL- (Advanced Trough The Lens) und TTL-Blitzsteuerung verfügt, ist die EOS 500N mit E-TTL-Blitzsteuerung (Evaluative Trough The Lens) ausgestattet. Bei der E-TTL-Blitzsteuerung wird die Blitzleistung anhand von Messblitzen unter Berücksichtigung des Umgebungslichtes ermittelt, was in der Praxis zu einer ausgewogenen Balance zwischen Blitz- und Dauerlicht und somit zu natürlich wirkenden Blitzaufnahmen führt. In Verbindung mit Aufsteckblitzen der EX-Serie sind weitere raffinierte Blitzfunktionen möglich, wie beispielsweise Kurzzeitsynchronisation bis zur 1/2000 Sekunde (1/90 s bei der EOS 3000). Ein wichtiges Kaufargument für die EOS 500N anstelle der EOS 3000 ist auch die Belichtungsreihenautomatik, die fein oder grob abgestufte flankierende Belichtungen liefert, was vor allem bei Diaaufnahmen die „Belichtungssicherheit" für Anfänger erhöht.
All das kann freilich auch die Canon EOS 300, und darüber hinaus noch viel mehr. Denn noch nie gab es für weniger als sechs blaue Scheine eine bessere Kamera. Das Autofokus-System ist auf der Grundlage der EOS 3 konzipiert und arbeitet mit sieben AF-Sensoren. Die Wahl der AF-Sensoren kann automatisch oder manuell erfolgen. Bei der automatischen AF-Wahl wird normalerweise bei allen Kameras immer derjenige AF-Sensor aktiviert, der die geringste Entfernung meldet. Das tut auch die EOS 300, allerdings viel raffinierter und differenzierter. Wenn beispielsweise der AF-Sensor, der die kürzeste Entfernung meldet, ein sehr schmales oder dünnes Objekt erfasst, wird der nächste AF-Sensor aktiviert, der ein größeres Objekt erfasst. Dadurch soll verhindert werden, dass auf vorgelagerte Objekte fokussiert wird, wie beispielsweise Äste oder Gitterstäbe. Wird aber das dünne Objekt von mehreren AF-Sensoren erfasst, wird darauf scharfgestellt, in der Annahme, dass es sich dann um ein bildwichtiges Motivdetail handelt. Ein Novum in dieser Preisklasse ist auch die autofokusgekoppelte Mehrfeldmessung mit 35 Messfeldern, die Abblendtaste für die visuelle Kontrolle der Schärfentiefe auf der Sucherscheibe, oder das als Zubehör erhältliche Batterie-Pack BP-200, das mit vier Mignonzellen bestückt werden kann und die Kapazität der Energieversorgung erhöht.
Außerdem ist es mit einem Handgriff und einem zweiten Auslöser für Hochformataufnahmen ausgestattet, was bislang ausschließlich den Kameramodellen für Profis und Semiprofis vorbehalten war. Mit dieser sinnvollen Ausstattung, die den Klassenstandard deutlich übertrifft, kann keine andere Kamera dieser Preisklasse mit halten. Daher bietet die EOS 300 zwar nicht den billigsten, dafür aber den eindeutig besseren Einstieg in das Canon-System mit fast unbegrenzten Aufstiegsmöglichkeiten. Unser Canon-Favorit ist ganz klar die EOS 300. Danach kommt lange nichts, und dann erst die EOS 500N vor der neuen EOS 3000.
Minolta: Die Minolta Dynax 404si ist nur dann der Dynax 505si Super vorzuziehen, wenn der günstigere Preis das wichtigste Verkaufsargument ist.
Die Dynax-Modelle der 500si-Serie laufen aus, so dass für Einsteiger die Wahl zwischen den neuen Modellen Dynax 505si Super, 505si, 404si und 300si fallen muss. Die Dynax 300si kostet wenig (Gehäuse 380 Mark), kann aber auch wenig. Sie verfügt beispielsweise nur über Programmautomatik und fünf Motivprogramme, nicht jedoch über Blenden- und Zeitautomatik oder über manuelle Belichtungseinstellung. Die 430 Mark teure Dynax 404si ist deutlich besser ausgestattet und kann wesentlich mehr. Es
stehen neun Belichtungsprogramme zur Verfügung:
Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungseinstellung, sowie die Motivprogramme für Porträt-, Landschafts-, Makro-, Sport- und Nachtaufnahmen. Gute Dienste leistet die sogenannte „Panik-Taste" (P, Programmrückstelltaste), mit der sich die Kamera auf die werksseitigen Grundeinstellungen per Tastendruck zurückprogrammieren lässt. Außerdem gibt es eine Mehrfeldmessung mit acht wabenförmigen Segmenten und eine echte Spotmessung sowie eine eingebaute Belichtungsreihenautomatik. Unsere Kaufempfehlung fällt jedoch auch bei Minolta auf die etwas teureren Modelle Dynax 505si (600 Mark) und vor allem Dynax 505si Super (650 Mark). Warum? Weil sie beispielsweise über eine differenziertere Mehrfeldmessung mit 14 Wabensegmenten oder mit über Kurzzeitsynchronisation bis zur 1/4000 Sekunde verfügen. Vor allem aber, weil sie, anders als die Dynax 404si und die 300si, mit einem zentralen AF-Kreuzsensor ausgestattet sind, der von zwei vertikalen AF-Liniensensoren flankiert wird. Ein AF-Liniensensor kann auf Strukturen, die parallel zu seiner Ausrichtung verlaufen, nicht fokussieren. Dann muss der Fotograf die Kamera drehen, die Schärfe speichern und wieder den ursprünglichen Bildausschnitt einnehmen. Dagegen kann ein AF-Kreuzsensor praktisch auf jede Art von Strukturen Scharfstellen, so dass auch Anfängern diese Art von Verrenkung erspart bleibt. Die Unterschiede zwischen der Dynax 505si und der 505si Super sind nicht sehr groß. Die Super verfügt zusätzlich über Metallbajonett, Eye-Start-System, Panoramafunktion, serienmäßige Datenrückwand. Weil beide 505er Modelle besser ausgestattet und auch für Aufsteiger besser geeignet sind, würden wir sie den anderen Modellen vorziehen. Wenn bei der Kaufentscheidung das Geld eine Rolle spielt, kommt auch die Dynax 404si in Frage.
Pentax: Der Unterschied zwischen der Pentax MZ-10 und der MZ-50 ist größer, als man es anhand des Preisunterschiedes von 100 Mark vermuten würde.
Ähnlich verhält es sich mit den Pentax-Modellen, denn auch hier würden wir die etwas teurere MZ-10 (580 Mark) der MZ-50 (480 Mark) vorziehen, zumal die Pentax Z70 nicht mehr im aktuellen Lieferprogramm zu finden ist. Die MZ-10 hat zwar, wie alle Pentax-Modelle, keinen AF-Kreuzsensor, verfügt aber über drei AF-Liniensensoren, während die MZ-50 mit nur einem auskommen muss. Auch die Mehrfeldmessung der MZ-10 arbeitet mit sechs Messfeldern differenzierter als die MZ-50 mit nur zwei Messfeldern. Außerdem ist die Pentax MZ-10 mit einer Art Motivprogramm-Automatik ausgestattet, die folgendermaßen funktioniert: Das jeweilige Motivprogramm wird in Abhängigkeit von der Aufnahmeentfernung aktiviert, allerdings ohne die Objektgröße zu berücksichtigen. So wird beispielsweise bei großen Aufnahmedistanzen das Landschaftsprogramm, bei kurzen das Porträtprogramm aktiviert. Und falls sich der Kameracomputer nicht „entscheiden" kann, wird die „grüne" Vollautomatik aktiviert.
Fazit: Bei allen Herstellern kann man aus unserer Sicht eher zur jeweils teureren Einsteigerkamera raten. Der Kauf der Basismodelle ist nur dann zu empfehlen, wenn jede Mark zählt. Die etwas teureren Einsteigerkameras sind so ausgestattet, dass die Fotografen mit der Kamera - fotografisch gesehen - „wachsen" können. Wer später ein Basismodell für eine Einsteigerkamera in Zahlung geben möchte, macht normalerweise ein schlechtes Geschäft.
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