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2000

Kameras

Leica Drive R8

Das Warten hat sich gelohnt

Damit nicht nur im Wirtschaftsteil der Zeitschriften über Leica berichtet wird, kommt nun nach dreijähriger Entwicklung ein lang ersehntes Produkt auf den Markt: der Leica Drive R8. Wir haben ein Vorserienmodell exklusiv getestet und können bestätigen: Der Drive wird die Leica R8 wieder ins Gespräch bringen.

Die Leica R8 ist grundsätzlich mit einem manuellen Filmtransport samt raffinierter Einfädelautomatik sowie der Option für motorischen Filmtransport ausgestattet. Diese doppelte Auslegung bringt Vorteile für die Fotografen und Nachteile für die Konstrukteure. Vorteile für die Fotografen, weil sie den Motor nicht bezahlen und mitschleppen müssen, wenn sie ihn nicht brauchen, zum Beispiel auf Reisen. Nachteile für die Konstrukteure, weil die Getriebeauslegung für den manuellen Filmtransport eine spezielle Übertragungs- und Motorkonstruktion erfordert. Die Lösung der daraus erwachsenen Probleme hat die Markteinführung erheblich verzögert und das Endprodukt verteuert.
Das Warten hat sich aber gelohnt, denn der Drive ist eine überaus gelungene Konstruktion. Er ermöglicht eine maximale Bildfrequenz von 4,5 Bildern pro Sekunde und hat drei Filmtransportfunktionen: CH (Continuous High), Serienbildschaltung mit 4,5 Bildern/Sekunde, CL (Continuous Low), Serienbildschaltung mit 2 Bildern/Sekunde, sowie S (Single) Einzelbildschaltung. Der Filmtransport funktioniert tadellos bei sehr leisen Betriebsgeräuschen. Lediglich beim Zurückspulen wird es etwas lauter.
Ein weiteres Highlight ist die Belichtungsreihenautomatik, bei der die Abstände der flankierenden Belichtungen wahlweise in halben (0/+0,5/-0,5 EV) oder ganzen (0/+1/-1 EV) Stufen eingegeben werden können. Die halben Stufen sind für fein abgestufte Belichtungsreihen auf Diafilm geeignet, während die ganzen Stufen für schwierige Lichtverhältnisse bei Diaaufnahmen beziehungsweise für Aufnahmen auf Farbnegativfilm sinnvoll sind. Die Belichtungsreihenautomatik funktioniert einwandfrei und erhöht die Attraktivität der Leica R8 wesentlich. Denn gerade professionell arbeitende Diafotografen setzen diese Funktion gerne ein.
Speziell für den Drive wurde ein leistungsfähiges Akku sowie ein universelles Schnellladegerät entwickelt, welches das Akku in einer Stunde vollständig auflädt. Das Besondere an dem Ladegerät ist die Möglichkeit, es überall auf der Welt (alle Steckdosenarten und Spannungen), ja sogar an der Autobatterie zu betreiben. Ein Akku ist für etwa 1000 Ladezyklen ausgelegt. In der Laborsimulation bei Raumtemperatur wurde nach 150 Filmen (Belichtung, Vor- und Rückspulung) noch die halbe Akkukapazität gemessen. Der Ladezustand wird durch eine dreistufige Anzeige angegeben.
Mit Akkupack wiegt der Drive 680 g und liegt sehr gut in der Hand. Das gilt auch für die Hochformathaltung, aber mit einer kleinen Einschränkung: Der Hochformatauslöser ist etwas zu weit unten platziert (bei Hochformathaltung) Er lässt sich jedoch entweder mit dem Zeigefinger oder mit dem mittleren Finger noch gut bedienen. Ein weiterer Auslöser ist optimal platziert für die Querformathaltung. Das Design ist sehr gelungen, der Drive bildet eine optische und formale Einheit mit der Kamera. Er wird voraussichtlich 1500 Mark kosten. Die Auslieferung an den Handel soll im November erfolgen.

Fazit. Der Motor Drive R8 ist in zweifacher Weise eine sinnvolle Ergänzung zur Leica R8: Er ermöglicht eine maximale Bildfrequenz bis 4,5 Bilder pro Sekunde und Belichtungsreihenautomatik. Er hat eine überzeugende Vorstellung in der Praxis geliefert und erhält, trotz kleiner Schwächen im Detail, das Prüfsiegel hervorragend *****.

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