← Zurück

Artikel

2000

Kameras

LomoAction Sampler

Coole Fun-Kamera

Einen Fotospaß der besonderen Art verspricht eine schrille Kamera mit vier Linsen. Die LomoAction schießt zeitversetzt vier Aufnahmen auf ein Bild und versetzt den Fotografen in den Zustand jener Exaltiertheit, die sich nur jenseits des Überangebots an Leistung und Technik einstellt.

Der Tag beginnt ja gut, dachte ich beim Auspacken des Plastikhobels, den mir Eduard Grafe geschickt hat: Eine fast durchsichtige Kamera mit vier bunt umrandeten Löchern, in denen sich je eine Linse befindet. Das sollte wohl ein Scherz sein, denn Eduard Grafe, Inhaber von Photo Classics in München, ist ein seriöser Fotohändler und ein Qualitätsfanatiker in Sachen Fotografie. Er beschäftigt sich eigentlich eher mit Anspruchsvollem, wie beispielsweise dem Umbau des Zeiss-Hologon für Leica M-Kameras. Die LomoAction wird im Set mit zwei Filmen und einer 48seitigen Fibel für 39 Mark geliefert. Und in der Fibel wird die Kamera wie folgt beschrieben: „Der Action Sampler ist wohl das abgefuckteste Teil auf Gottes Erden, das sich noch Fotoapparat nennen darf: eine hässliche klapprige Plastikschachtel, vier Linsen vorne draufgeschnallt, dahinter ein paar Federn und Rädchen, die beim Betätigen des Auslösers einmal müde im Kreis eiern." Dann „fällt im Abstand von jeweils einer Viertelsekunde Licht durch die trüben Linsen und trifft tatsächlich irgendwie mit dem lieben Film zusammen." Das Ergebnis ist „mehr als ein Foto und weniger als ein Spielfilm": Auf jedem Bild sind vier Aufnahmen zu sehen, die eben innerhalb einer Sekunde entstanden sind. Das können lustige Sequenzen sein, beispielsweise Porträts, aber auch ein Bewegungsablauf kann mehr oder weniger festgehalten werden. Der LomoAction Sampler verfügt über einen ausklappbaren rosafarbenen Rahmensucher, der einen Anhaltspunkt über den Bildausschnitt liefert. Aber echte LomoActionisten klappen den Sucher nicht auf, um den Bildausschnitt nicht zu verfälschen. Die Kamera lässt sich mit herkömmlichen Kleinbildfilmen bestücken - sie ist also keine Wegwerfkamera, auch wenn sie so aussieht. Die belichteten Filme können folglich in jedem Maxi- oder Minilab entwickelt und geprintet werden. Wenn alles gut geht, erhält der LomoActionist dann die Viererblocks auf je einem Papierabzug. Freilich liefert der Lomo ActionSampler keine messerscharfen Fotos und ist somit nichts für „Pfefferonifresser und Belichtungsmesser". Aber er vermittelt ein Fotogefühl, das in der besagten Fibel zurecht als „saugeil und ultrahocherhitzt" angepriesen wird. Eine schöne Leere im Kopf macht sich breit, Bauchdecke und Zwerchfell sind entspannt und der Autor ist auf den Geschmack des lomographierenden ActionSamplers gekommen. Und für Fortgeschrittene hat Eduard Grafe noch eine Steigerung parat: Holgagraphieren mit der Holga, einer 49 Mark billigen Mittelformatkamera, die einen „Bilderrausch" auf Rollfilm verspricht. Sie wird im Set mit einem schwarzen Klebeband geliefert, mit dem die Holgagraphen die Öffnungen in der Kamerarückwand lichtdicht zukleben können, die dann freigegeben werden, wenn die 4,5 x 6-Formatmaske für 6 x 6-Aufnahmen entnommen wird.

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}