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2000

Kameras

Das kleine Mittelformat: alle AF-Kameras, alle Vorteile

Neues Spiel neues Glück

Während für so manche Kleinbild-SLR-Hersteller das Endspiel läuft, beginnen einige Mittelformat-Hersteller ein neues Spiel: Hokusfokus Autofokus - und sie zaubern aus dem Nichts ganze AF-Systeme her. Mit den AF-Kameras für das kleine Mittelformat könnte sich eine Marktlücke zum Marktsegment ausdehnen: Die neuen Modelle sind jenseits der Großserienroutine entstanden und bieten Qualitätsfanatikern unter den anspruchsvollen Kleinbildfotografen überzeugende Kaufargumente.

Den Anfang hat Fujifilm bereits 1995 mit der GA 645 Professional gemacht, einer 4,5x6-AF-Sucherkamera mit feststehendem Objektiv 4/60 mm, dann folgten die GA 645 W Prof mit Objektiv 4/45 mm und die AF-Zoom-Sucherkamera GA 645 Zi Prof. mit Objektiv 4,5-6,9/55-90 mm. Bei den Spiegelreflex-Systemkameras für das kleine Mittelformat hat Pentax mit der 645N das Eis gebrochen, es folgte dann Contax mit der 645 und nun Mamiya mit der 645 AE Zwei entscheidende Fragen sollen nachfolgend kurz beantwortet werden. Erstens: Welche Vor- und Nachteile haben AF-Systeme für das kleine Mittelformat im Vergleich zu den Kleinbildsystemen? Und zweitens: Welche ist die beste AF-SLR-Kamera für das kleine Mittelformat? Die zweite Frage ist relativ einfach zu beantworten: Platz 1 für die Mamiya 645 AF, Platz 2 für die Contax 645 und Platz 3 für die Pentax 645N. Die zeitgemäß durchgestylte Mamiya 645 AF verfügt über die beste Ergonomie bei exzellenter Grundausstattung und hervorragendem Systemausbau. Die Contax 645 ist von der Ausstattung her in etwa mit der Mamiya vergleichbar, aber es ist natürlich schwierig, beispielsweise Programmautomatik und Programmshift gegen Wechselsucher und Vorblitzmessung abzuwägen. Die Ergonomie ist zwar sehr gut, kommt aber nicht ganz an die neue Mamiya heran. Die Pentax 645N ist ebenfalls üppig ausgestattet, aber sie verfügt nicht über Wechselmagazine, was den späteren digitalen Ausbau unmöglich macht oder zumindest erheblich erschwert. Außerdem entspricht die Gehäusekonzeption weitgehend dem Stand von 1984, dasselbe gilt auch für den Verschlusszeitenbereich, der nur bis zur 1/1000 Sekunde reicht (1/4000 s bei Mamiya und Contax). Die Einzelheiten, die zu dieser Beurteilung führten, können Sie den jeweiligen Testberichten entnehmen (siehe Hinweis in den Kurzbeschreibungen).
Bei der Beantwortung der ersten Frage muss man etwas ausholen und zum Teil auch zwischen den einzelnen Modellen unterscheiden. Grundsätzlich sind Mittelformat-Kameras größer, schwerer und teurer als Kleinbild-Kameras. Ferner arbeiten die Autofokus-Systeme für das Mittelformat langsamer und lauter als die Kleinbild-Systeme. Diese Nachteile der Mittelformat-Systeme müssen jedoch teilweise relativiert werden. Vergleicht man die für professionelle Ansprüche ausgelegten Kleinbildkameras, vor allem wenn sie mit Winder oder Drive bestückt sind, mit den drei AF-SLR-Kameras für das kleine Mittelformat, so fallen die Unterschiede in Größe, Gewicht und Preis deutlich geringer aus, als man es vermuten würde. Und wenn man zugunsten einer besseren Qualität sowieso schwerer tragen und tiefer in die Tasche greifen muss, dann kommt es auf einige Gramm oder ein Paar „blaue Scheine" mehr oder weniger auch nicht mehr an. Die Vorteile der Kleinbild-Systeme für Tier- oder Sportfotografen, die auf sehr lange Brennweiten und extrem hohe AF-Geschwindigkeiten angewiesen sind, bleiben freilich bestehen. Ebenso die Kleinbild-Vorteile in der Makrofotografie. Aber für den gewöhnlichen AF-Einsatz in den meisten Motivbereichen, wie zum Beispiel in der Porträt-, Reportage-, Mode- oder Reisefotografie, reicht die AF-Geschwindigkeit der Mittelformat-Systeme vollkommen aus. Andererseits lassen sich die Vorteile des kleinen Mittelformats gegenüber dem Kleinbild nicht so einfach relativieren. Die Aufnahmefläche des 4,5x6-Formats ist 2,7mal größer als die KB-Fläche. Die größere „Speicherkapazität" für Bildinformationen und der geringere Vergrößerungsfaktor bei gleich großen Abzügen führt zu einer wesentlich besseren Bildqualität des Mittelformats. Die Qualitätsunterschiede werden weder durch schärfere Filmemulsionen noch durch verbesserte Objektivrechnungen aufgehoben, denn diese Verbesserungen kommen ja auch den Rollfilmen und den Mittelformat-Objektiven zugute. Ein weiterer Vorteil, der vor allem in der „Zukunftssicherung" liegt, ist die Möglichkeit, anstelle des Filmmagazins ein digitales Rückteil anzusetzen (gilt für Mamiya und Contax, nicht aber für die Pentax 645N, weil sie kein Wechselmagazin hat). Und auch die Ausstattung der AF-SLR-Kameras für das kleine Mittelformat braucht den Vergleich zu den Kleinbildkameras nicht zu scheuen.

Platz 1: Mamiya 645 AF 

Prädikat: hervorragend***** (Test in COLOR FOTO 11/99, Preis ca. 6800 Mark für Gehäuse + Filmmagazin + 80 mm)

Vorteile (Auswahl): Programmautomatik mit Programmshift, Differenzmessung, schneller Verschluss bis 1/4000 s, kurze Blitzsynchronzeit von 1/125 s, eingebaute Belichtungsreihenautomatik, Blende und Verschlusszeit in halben Stufen manuell einstellbar, Spiegelvorauslösung, Wechselmagazine mit eigenem Motor, Metall-Gehäuse, TTL-Blitzsteuerung, vollständige Sucheranzeigen, exzellente Ergonomie, Anschluss digitaler Rückteile möglich. Nachteile: kein AF-Kreuzsensor, keine Wechselsucher

Platz 2: Contax 645 

Prädikat: sehr gut-hervorragend**** (Test in COLOR FOTO 7/99, Preis ca. 9600 Mark für Gehäuse + AE-Prisma + Filmmagazin + 80 mm)

Vorteile (Auswahl): AF-Motor im Objektiv, Vorblitzmessung, Wechselsucher, schneller Verschluss bis 1/4000 s, kurze Blitzsynchronzeit von 1/125 s, eingebaute Belichtungsreihenautomatik, Spiegelvorauslösung, Wechselmagazine mit eigenem Motor, Vakuum-Filmeinsatz (nur für 220er Filme ohne Papierschutzstreifen), TTL-Blitzsteuerung, vollständige Sucheranzeigen, Anschluss digitaler Rückteile möglich. Nachteile: kein AF-Kreuzsensor, keine Programmautomatik (und kein Programmshift), Blende und Verschlusszeit nur in ganzen Stufen manuell einstellbar

Platz 3: Pentax 645 N 

Prädikat: sehr gut**** (Test in COLOR FOTO 3/98, Preis ca. 5420 Mark für Gehäuse + Filmeinsatz + 75 mm) 

Vorteile (Auswahl): Mehrfeldmessung, AF mit großem Arbeitsbereich (ab -1 EV), eingebaute Belichtungsreihenautomatik, Innengehäuse aus Aluminiumguss, TTL-Blitzsteuerung, fast vollständige Sucheranzeigen. Nachteile: kein AF-Kreuzsensor, keine Wechselsucher, keine Wechselmagazine, daher keine Anschlussmöglichkeit für digitale Rückteile, kein Programmshift, langsamer Verschluss bis 1/1000 s, langsame Blitzsynchronzeit von 1/60 s, keine Spiegelvorauslösung, Gehäuseform nicht ganz zeitgemäß

Außer Konkurrenz (weil Sucherkamera): Fujifilm GA 645/GA 645W Prof.

Prädikat: gut*** (Test in COLOR FOTO 11/95, Preis ca. 3500/3700 Mark)

Vorteile (Auswahl): relativ kompakt und leicht für eine Mittelformat-Kamera, gute Grundausstattung, eingebautes Blitzgerät. Nachteile: Auslöseverzögerung, AF-System nicht sehr leistungsfähig, teilweise umständliche Bedienung

Außer Konkurrenz (weil Sucherkamera): Fujifilm GA 645 Zi Prof. Prädikat: sehr gut*** (Test in COLOR FOTO 7/98, Preis ca. 4400 Mark)

Vorteile (Auswahl): relativ kompakt und leicht für eine Mittelformat-Kamera, gute Grundausstattung, keine Auslöseverzögerung, eingebautes Blitzgerät, gute Sucheranzeigen, Zoomobjektiv (siehe aber auch Nachteile), „Easy Loading"-Filmeinfädelung. Nachteile: lichtschwaches Zoomobjektiv mit kleinem Brennweitenbereich

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