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2000

Kameras

Pentax MZ-7

Kleines Rad - GROSSE WIRKUNG

+ einfache Bedienung
+ (teilweise) beleuchtetes Programmwahlrad
+ Bajonett und Filmführungsschiene aus Metall
+ großer Arbeitsbereich für Autofokus und Belichtungsmessung
+ Anzeige des genauen Korrekturwertes (bis ±2 EV) und des Motivprogramms im Sucher
+ Filmtransport bis 2 Bilder/Sekunde

- kein AF-Kreuzsensor
- keine Selektivmessung
- keine „echte" Programmautomatik mit Shiftmöglichkeit
- Dioptrieneinstellung umständlich
- Betriebsgeräusche (vor allem der Filmtransport) relativ laut
- ein Einstellrad wäre praxisgerechter als die Wippe (für manuelle Einstellungen)

Die Faszination der großen Verkaufszahlen hat den Wettbewerb in der Einsteiger klasse verschärft und die Messlatte höher gelegt. Dieser Herausforderung stellt sich Pentax mit der MZ-7, die mit einer neu gestalteten Programmwählscheibe frischen Wind in das lukrative Marktsegment bringen und die hauseigene MZ-Serie beleben soll. Die schlicht ausgestattete Kamera überzeugt vor allem durch die einfache Bedienung.

Nach drei Jahren Marktpräsenz hat nun Pentax Hand an die MZ-10 legen lassen - eben wegen der höher gelegten Messlatte in der Einsteigerklasse. Anders als noch bei der schwarzen MZ-10, traut sich Pentax, das Nachfolgemodell MZ-7 im silbernen Familienlook der MZ-3/MZ-5N auf den Markt zu bringen. So viel Selbstbewusstsein kommt in erster Linie von einer deutlichen Verbesserung, die in der firmeneigenen Pressemitteilung wie folgt beschrieben wird: „Pentax hat das Rad neu erfunden - an der MZ-7." Gemeint ist das Programmwahlrad, das man freilich genau so wenig wie das Rad an sich neu erfinden kann. Aber das neu gestaltete Programmwahlrad erleichtert erheblich die Bedienung der Kamera. Anders als bei den Kameras anderer Hersteller lässt sich aber nicht das Programmwahlrad selbst, sondern ein griffiger Ring mit Index um das feste „Rad" drehen. Es ist zwar prinzipiell besser ablesbar, wenn das Programmwahlrad selbst in Bezug zu einem feststehenden Index gedreht wird, aber die Pentax-Lösung ist wahrlich nicht von schlechten Eltern: Das manuell oder automatisch aktivierte Motivprogramm und die Vollautomatik leuchten auf dem „Rad" hell auf, so dass auch bei Dunkelheit die Ablesbarkeit gewährleistet ist. Schade nur, dass man nicht auch den „Rad-Anzeigen" für die Zeit- und Blendenautomatik sowie die manuelle Belichtungseinstellung den gleichen „Beleuchtungskomfort" hat zukommen lassen. Sehr praxisgerecht ist auch die Anzeige der Motivprogramme und der Vollautomatik im Sucher sowie die grundsätzliche Blitzabschaltung in der Motivprogrammautomatik (eigene Position auf dem Programmwahlrad), weniger praxisgerecht dagegen das Fehlen einer „echten" Programmautomatik mit Shiftmöglichkeit (Programmverschiebung), die bei anderen japanischen Kameras zum klassenüblichen Standard gehört. Mit der Zeit- und Blendenautomatik sowie mit der manuellen Belichtungseinstellung können jedoch auch anspruchsvolle Fotografen die volle Kontrolle über Blende und Verschlusszeit als Mittel der Bildgestaltung ausüben. Die Programmsteuerung funktioniert einwandfrei in der Vollautomatik, den Motivprogrammen für Porträt-, Landschafts-, Makro-, Action- und Nachtaufnahmen, der Zeit- und Blendenautomatik sowie bei manueller Belichtungseinstellung. Auch die Motivprogramm-Automatik arbeitet sehr gut, aber nach folgenden Kriterien: In Abhängigkeit von der Aufnahmedistanz aktiviert der Kamera-Computer das jeweilige Motivprogramm, beispielsweise das Makroprogramm bei sehr kurzen Distanzen, das Porträtprogramm bei mittleren Entfernungen oder das Landschaftsprogramm bei großen Aufnahmeentfernungen. Allerdings wird dabei die Objektgröße nicht berücksichtigt, so dass nicht immer das gewünschte Motivprogramm aktiviert wird.
Die Mehrfeldmessung mit sechs Mess-Segmenten arbeitet ausreichend differenziert und liefert auch bei schwachem Gegenlicht ausgewogene Belichtungen auf Diamaterial. Bei ausgeprägtem Gegenlicht ist die manuelle Belichtungskorrektur hilfreich, die im Bereich von +3 bis -3 EV Korrekturen in halben Stufen erlaubt. Bei Korrekturen zwischen +2 und -2 EV wird sogar der genaue Wert auch im Sucher angezeigt (bei größeren Korrekturen blinkt der Index). Manuelle Belichtungskorrekturen sind jedoch bei jeder Art der Mehrfeldmessung grundsätzlich etwas problematisch, weil der Fotograf über das Ausmaß der automatischen Belichtungskorrektur nicht informiert wird. Wünschenswert wäre auch eine Selektivmessung gewesen, für den Fall, dass die SLR-Einsteiger zu Aufsteigern werden und gezielt belichten wollen. Eine separate Messwertspeicherung für den Belichtungswert ohne Autofokus kann per Tastendruck erfolgen.
Die manuelle Einstellung der Verschlusszeiten oder der Blendenwerte (bei gedrückter Blendentaste) und der Belichtungskorrektur (bei gedrückter Korrekturtaste) erfolgt mit einer Wippe, die den Auslöser umrandet. Die Wippe mit Schnelldurchlauf bringt Vorteile, wenn die Einstellung über große Bereiche erfolgt, wie zum Beispiel von 4 Sekunden zu 1/1000 Sekunde. Bei kleineren Einstellbereichen, die eher an der Tagesordnung sind, wie beispielsweise von'/12s s auf 1/500 s, ist ein konventionelles Einstellrad praxisgerechter. Denn der Schnelldurchlauf der Wippe lässt sich nicht so „punktgenau" wie ein Einstellrad stoppen. Und beim „Einzelwippen" sind vier Wippbewegungen erforderlich, um von der'/12s s ausgehend die 1/500 s einzustellen - um bei unserem Beispiel zu bleiben.
Das Autofokussystem arbeitet mit drei H-förmig angeordneten AF-Liniensensoren, die jedoch nicht einzeln manuell aktiviert werden können, was sich bei kleinen Objekten nachteilig auswirken kann. Weil AF-Liniensensoren nicht auf Strukturen fokussieren können, die parallel zu ihrer Ausrichtung verlaufen, wäre ein zentraler, auch einzeln aktivierbarer AF-Kreuzsensor sehr sinnvoll. Die H-Anordnung der Liniensensoren kann diese Schwäche (kein AF-Kreuzsensor) nur dann umgehen, wenn das Hauptmotiv groß genug ist und von mindestens zwei AF-Sensoren erfasst wird. Mit einem Arbeitsbereich von EV -1 bis EV 18 ist das AF-System der Pentax MZ-7 sehr lichtempfindlich, so dass eine präzise automatische Scharfeinstellung auch in der Dämmerung möglich ist. Bei schwachem Licht sendet der Kamerablitz stroboskopähnliche Messblitze aus, die als AF-Hilfslicht dienen. Der Kamerablitz springt bei Bedarf automatisch oder per Tastendruck heraus und leuchtet den Bildwinkel eines 28 mm Objektivs aus. Mit Leitzahl 11 (bei ISO 100/21xGRADx) ist der Kamerablitz zwar nicht sehr leistungsstark, dafür aber immer dabei und stets einsatzbereit. Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist mit 1/100 s nicht gerade als sehr kurz zu bezeichnen. Die längeren Verschlusszeiten sind ebenfalls blitzsynchronisiert.
Der Sucher zeigt 92% des Bildfelds an und ist mit einem eingebauten Dioptrienausgleich für den Bereich von -2 bis +1 Dioptrien ausgestattet. Der Schieber für den Dioptrienausgleich ist oben auf der Augenmuschel positioniert und somit schwer zugänglich beim Blick durch den Sucher (bei der Einstellung muss man unbedingt durch den Sucher blicken). Der Okularausgang ist für Brillenträger zu klein dimensioniert, so dass Brillenträger mit einer Sucherabschattung rechnen müssen.
Das silberfarbene Gehäuse ist nicht aus Aluminium, sondern aus gediegen wirkendem Kunststoff gefertigt. Bajonett und Filmführungsschienen sind dagegen aus Metall. Die Kamera liegt gut in der Hand, die Ergonomie ist insgesamt deutlich besser als beim Vorgängermodell MZ-10. Die Sucheranzeigen sind sehr vollständig für die Preisklasse, aber am rechten Seitenrand und somit eher ungünstig platziert. Denn sie liegen bei leicht schräger Kopfhaltung am Sucherokular gegen die Blickrichtung (beim Suchereinblick mit dem rechten Auge). An der Arbeitsauffassung der Kamera gab es nichts zu bemängeln, wohl aber an den Betriebsgeräuschen, die schmerzhafte Erinnerungen an den letzten Zahnarztbesuch hervorgerufen haben. Der Autofokus ist zwar nicht der leiseste, aber die quietschenden Geräusche beim Filmtransport, von der sehr lauten Filmrückspulung ganz zu schweigen, könnten den Fotografinnen und Fotografen in der Praxis letztendlich doch mehr „Aufmerksamkeit" zukommen lassen, als ihnen lieb wäre. Der Filmtransport ist zwar nicht sehr leise, dafür aber mit einer maximalen Bildfrequenz von zwei Bildern pro Sekunde etwas schneller als der klassenübliche Standard.

Fazit. In der Praxis ist die Pentax MZ-7 bescheidener, als sie optisch wirkt. Wo die Konkurrenz AF-Kreuzsensoren, Selektivmessung, shiftbare Programmautomatik auftischt, begnügt man sich bei Pentax mit frugaler Kost und verzichtet eben darauf. Die Ausstattung ist für Aufsteiger von Kompaktkameras auf Spiegelreflexkameras ausgelegt und somit zielgruppengerecht. Aber Spiegelreflex-Einsteiger, die mit ihrer Kamera, fotografisch gesehen, „wachsen" wollen, werden vor allem Selektivmessung und Programmshift vermissen. Anlass zu Lob bietet die sehr gute Ergonomie und das Metallbajonett. Wer eine kompakte und preiswerte Spiegelreflexkamera im Pentax-System sucht, ist mit der MZ-7 bestens bedient. Sie erhält das COLOR FOTO-Prüfsiegel sehr gut ****.

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