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Normtest
Olympus OM-2N
Punktspiele
Mit ihr fing Vieles an. Der Trend zur kompakten Automatik-SLR, zur Lichtmessung während der Belichtung und zur TTL-Blitzsteuerung. Was die inzwischen schon 5 Jahre alte Konstruktion leistet, zeigt dieser NORMTEST.
Als Olympus 1972 die OM-1 vorstellte, erregte diese Kamera Aufsehen durch eine für Spiegelreflexkameras bis dahin unbekannte Kompaktheit in der Bauweise. Die 1976 erstmals gezeigte OM-2 stellte diese Sensation noch in den Schatten. Sie bot in einem ebenso kompakten und leichten Gehäuse eine Technik ohne Vorbild, die von Olympus als "autodynamisch" bezeichnete Art der Belichtungsmessung, vorgenommen auf dem Verschlußvorhang bzw. der Filmoberfläche selbst. Erst langsam wurde vielen Fotografen in der Praxis deutlich, welche Vorteile in diesem Prinzip stecken. Inzwischen arbeiten auch Kameras anderer Hersteller teilweise, d. h., bei der Blitzsteuerung, nach diesem Prinzip, oder haben es unter anderem Namen übernommen (z. B. in der Pentax LX).
Auch in anderen Details unterscheidet sich die OM-2N von den meisten übrigen Kameras des Marktes. Wie, das finden Sie bei den einzelnen Testpunkten beschrieben.
Funktionen
Unabhängig von der Besonderheit des autodynamischen Meßsystems handelt es sich bei der OM-2N grundsätzlich um eine Kamera mit automatischer Verschlußzeitensteuerung nach Blendenvorwahl. Bei Verwendung systemeigener Blitzgeräte erstreckt sich die Automatik auch auf die Blitzbelichtungssteuerung. Die Lichtmessung erfolgt auch beim Blitzen durch das Objektiv, die Kameraelektronik steuert entsprechend der auf der Filmoberfläche gemessenen Helligkeit die Blitzdauer im Zeitenbereich zwischen 1/1000 und 1/40000 S.
Neben dem Automatikbetrieb bietet die OM-2N auch die Möglichkeit der manuellen Belichtungssteuerung über Nachführmessung.
Die gewünschte Betriebsart wird mittels eines schwenkbaren Schalters auf der Oberseite der Kamera gewählt. Dieser Schalter ist gleichzeitig der zentrale Ein-/Ausschalter und dient außerdem noch zur Batteriekontrolle und zur Entriegelung des hochgeklappt arretierten Spiegels. Eine "B"-Einstellung für Langzeitbelichtungen ist ebenfalls vorhanden. Zum Blitzen mit normalen E-Blitzgeräten gibt es keine besondere "X"-Einstellung, am Verschlußzeitenring ist dafür eine Zeit von 1/60 s oder auch länger einzustellen.
Belichtungsmessung
Die OM-2N verfügt über zwei Belichtungsmeßsysteme. Weiches System welche Funktion erfüllt, hängt von der gewählten Betriebsart ab. Bei Automatikbetrieb messen zwei im Boden des Spiegelkastens gelegene Silizium-Fotodioden die Helligkeit des auf dem gepunkteten ersten Verschlußvorhang abgebildeteten Motivs. Liegt die Belichtungszeit bei 1/60 s oder länger, so wird während der Belichtung noch auf der Filmoberfläche weitergemessen. Dadurch werden eventuell während der Belichtung veränderte Lichtverhältnisse mit berücksichtigt. Die Sucheranzeige dagegen wird von dem zweiten Meßsystem gesteuert. Zwei CdS-Zellen messen, wie bei anderen Kameras auch, die Motivhelligkeit auf der Mattscheibe. Das Ergebnis dieser Messung wird von der Zeigernadel des Belichtungsmessers signalisiert.
Bei manueller Betriebsart mit Nachführmessung wird die Belichtung ausschließlich über dieses System bestimmt, die Si-Dioden sind außer Funktion.
Beim CdS-Belichtungsmesser fiel auf, daß dessen Funktion stark spannungsabhängig ist. Während die Batteriekontrolle bis herab zu 2,7 V einwandfreien Batteriezustand signalisiert, zeigt der CdS-Belichtungsmesser bei dieser Spannung 2-3 Blendenstufen zu knapp an. So ist bei Automatikbetrieb in diesem Fall eine einwandfreie Unterbelichtungswarnung nicht mehr gegeben, während die Belichtungsautomatik selbst noch einwandfrei funktioniert. Bei Nachführmessung ist eine Überbelichtung die Folge. In der Praxis dürfte es damit jedoch kaum Probleme geben, da die Silberoxid-Batterien bis unmittelbar vor der vollständigen Entladung eine konstante Spannung von 1,55 V abgeben. Die Art der Messung wird von Olympus bei Automatik als "mittenbetont` bezeichnet, charakterisiert durch die Mittenzonen auf den Sucherscheiben. Die Nachführmessung wird als "integral" beschrieben. Der Test ergab jedoch ein anderes Bild. Bei Automatikbetrieb läßt sich ein Abfall der Meßempfindlichkeit um eine Blendenstufe erst in den Randbereichen feststellen, während bei der Nachführmessung eine gemäßigte Mittenbetonung festzustellen ist.
In diesem Zusammenhang fiel auch noch auf, daß das "auf dem ersten Verschlußvorhang aufgedruckte Computermuster - ein aus rund 10000 typischen Fotos errechnetes ,Idealbild zur optimalen Belichtungsmessung im Kurzzeitbereich", so der Olympus-Prospekt, zwischenzeitlich zumindest einmal geändert wurde. Das Computermuster einer älteren OM-2 weist z. B. eine deutliche Mittenbetonung auf. Der Meßbereich der autodynamischen Messung reicht von LW -5,5 bis LW 18 und gehört damit zu den umfassendsten überhaupt. Die CdS-Zellen zur manuellen Messung arbeiten im Bereich von LW 1,5 bis LW 17. Bedingt durch das autodynamische Prinzip, verfügt die OM-2N nicht über eine Meßwertspeichermöglichkeit. Belichtungskorrekturen werden über den Korrekturring bis zu ± LW-Stufen vorgenommen, oder man arbeitet mit manueller Messung. Dieser kleinen Einschränkung steht der Vorteil der absoluten Unempfindlichkeit der Belichtungsautomatik gegen Streulicht gegenüber, nicht zu unterschätzen bei Stativaufnahmen oder Aufnahmen mit Arbeitsblende, z. B. mit Shift-Objektiv.
Zeitautomatik
Wie die Meßkurve der Belichtungsautomatik zeigt, arbeitet die Belichtungsmessung und -steuerung über den gesamten Arbeitsbereich von 1/1000 s bis zu maximal 120 s tadellos. Daß die Meßkurve im Diagramm etwa 1/3 Stufe unter dem Sollwert liegt, sagt in diesem speziellen Fall weniger aus als sonst, da die Lage der Kurve bei den Zeiten ab 1/60 s und länger von der Reflexion auf der Filmoberfläche abhängt. Stichprobenartige Vergleiche ergaben z. B. bei Agfa CT 18 eine um genau 1/3 Stufe höher und damit auf dem Sollwert liegende Kurve, während die Meßkurve mit dem der Ilford FP 4 noch um ca. V, Stufe unter der Kurve des Diagramms liegen würde. Nähere Erläuterungen zu diesem Thema finden Sie an anderer Stelle in diesem Heft(S, 1 18). Es ist also auf jeden Fall zu empfehlen, wie bei anderen Kameras auch, mit "seinem' Film eine Belichtungsreihe in 1 DIN Stufen Normal-, Über- und Unterbelichtung zur Festlegung der optimalen Filmempfindlichkeitseinstellung anzufertigen. Die Funktionsgenauigkeit der OM-2N-Belichtungsautomatik bietet dann beste Voraussetzungen für die optimale Belichtung.
Die Belichtungsautomatik funktioniert auch in der Hauptschalterstellung "OFF". Dies gilt, wenn die automatisch ermittelte Belichtungszeit zwischen 1/lose und 1/30 s liegt.
Nachführmessung/Verschlußzeiten
Bei der Nennspannung von 3,1 V arbeitet der CdS-Belichtungsmesser einwandfrei. Die größte Abweichung ist geringer als 1/2 Blenden stufe. Es gehört zu den charakteristischen Eigenschaften der CdS-Zellen, daß sie bei niedrigen Licht werten träger reagieren. Daher sollt bei der Messung unter ungünstigen Lichtverhältnissen ein paar Sekunden gewartet werden, bis der Zeiger des Belichtungsmessers zur Ruhe gekommen ist.
Die elektronische gesteuerten, manuell einstellbaren Verschlußzeiten werden sehr genau eingehalten. Selbst bei der 1/1000 s ist die größte Abweichung nicht mehr als 1/6 Stufe. Die elektronische Steuerung auch der manuellen Zeiten hat natürlich zur Folge, daß die Kamera ohne Batterien nicht mehr funktionsfähig ist.
Sucher/Anzeigen
Die OM-2N wird serienmäßig mit einer kombinierten Schnittbild/Mikroprismen-Einstellscheibe geliefert. Diese ist auswechselbar. 13 weitere Einstellscheiben stehen zur Verfügung. Das Auswechseln geschieht über den Spiegelschacht.
Angezeigt werden bei Automatikbetrieb im Sucher die Verschlußzeiten von 1/1.,0 bis 1 s, Unterbelichtung und Langzeiten. Die Anzeige erfolgt über Zeiger. Eine LED-Anzeige im Sucher neben der Zeitenskala signalisiert bei Verwendung der Olympus-Systemblitzgeräte die Blitzbereitschaft sowie die erfolgte richtige Belichtung. Bei manueller Einstellung verschiebt sich die Zeitenskala aus dem Bildfeld, so daß nur noch die "+" und "-" Symbole für die Nachführmessung sichtbar bleiben.
Die eingestellte Blende wird nicht im Sucher angezeigt, dafür aber ein eingestellter Belichtungskorrekturfaktor.
Blitzen
In der Blitzfotografie liegt eine der Stärken der OM-2N. Sie war nicht nur die erste Kamera mit TTL-Blitzsteuerung, sondern hat heute das wohl umfassendste Blitzsystem dieser Art. Beim Einsatz der Geräte T32, T20 oder T10 (Ringblitz) braucht am Blitzgerät absolut nichts mehr eingestellt werden, sämtliche Werte werden übertragen. Die OM-2N wird serienmäßig ohne den üblichen Mittenkontakt-Blitzschuh geliefert. Bei Verwendung nur eines Blitzgerätes wird dieser als Zubehör erhältliche Schuh einfach aufgeschraubt. Aber die Olympus OM-2N bietet auch die Möglichkeit, bis zu 9 Blitzgeräte der Typen T32 und T20 in beliebiger Kombination über Spezialkabel TTL-gesteuert zu betreiben. Dies ist bisher mit keiner anderen Kamera möglich.
Motor/Winder
Für die OM-2N gibt es sowohl einen Winder wie einen Motor. Der Winder ermöglicht wahlweise Einzel- oder Serienbelichtung mit maximal 2,5 B/s. Elektrische Fernauslösung ist ebenfalls möglich. Der OM-Motor-Drive bietet eine Maximalfrequenz von 5 B/s und erlaubt die Wahl zwischen verschiedenen Energiequellen, einem Batteriehandgriff, einen NiCd-Akku oder einem Netzgerät. Sowohl Winder wie Motor-Drive erlauben den Betrieb der Kamera mit der Rückwand für 250 Aufnahmen.
Leider ist für die Abdeckkappe der Winder- und Motorkupplung im Boden des Kameragehäuses keine Aufbewahrungsmöglichkeit vorgesehen. So kann diese kleine Kappe recht leicht verloren gehen. Beim Betrieb der Kamera ohne Winder oder Motor sollte die Öffnung auf jeden Fall wieder geschlossen werden, da mechanische Teile ungeschützt offen liegen.
Sonstiges:
Auffallend an der OM-2N ist, daß verschiedene Bedienungselemente anders plaziert sind als gewohnt. So sitzt der Rückspulknopf über dem Selbstauslöserhebel an der Frontseite der Kamera. Die Zeiteneinstellung ist dort am Objektivbajonett konzentrisch plaziert, wo sich bei anderen Kameras etwa der Blendenring des Objektivs befindet. Dieser wiederum liegt ganz vorne am Objektiv. Die Bajonett-Entriegelung und die Abblendtaste zur Schärfentiefenkontrolle befinden sich nicht an der Kamera, sondern am Objektiv. Was nun mehr oder weniger zweckmäßig ist, darüber läßt sich streiten, dieses Urteil muß sich jeder Fotograf selbst bilden. Das ist letzten Endes eine Sache der Gewöhnung.
Plus und Minus
Plus
genaue Belichtungsautomatik
großer Meß- und Zeitenbereich
umfassendstes TTL-Blitzsystem
Minus
Minus
keine Meßwertspeichermöglichkeit
keine automatische Abschaltung des Belichtungsmessers
Rückspulknopf mit Winder schwer zu bedienen.
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