← Zurück

Artikel

Normtest

Mamiya ZE/ZE-2

Kontakt-Kapazitäten

Alle reden von den Kontakten - wir auch. Aber nicht nur das. Was die Kameras sonst noch für Qualitäten haben, worin sie sich gleichen und was sie unterscheidet, das alles zeigt dieser NORMTEST.

Wenn man die Mamiya ZE und ZE-2 von Preis und Ausstattung her im breiten Spiegelreflexangebot klassifizieren will, so muß man sie in den Bereich der Einsteiger- bzw. angehenden Mittelklasse einordnen. Dies ist wohlgemerkt kein Qualitätsurteil, sondern nur eine Positionsbestimmung. Eines haben beide Modelle vergleichbaren anderen Kameras voraus. Als Basismodelle einer neuen Kamera-Linie profitieren sie zum Teil schon von dem, was die Mamiya-Konstrukteure (oder Marketing-Strategen?) späteren, im Kamera-Oberhaus angesiedelten, Modellen vorbehalten haben: die elektrischen Übertragungslemente zwischen Kamera und Objektiven anstelle von oder zusätzlich zu mechanischen.

Funktionen

Sowohl bei der Mamiya ZE wie auch bei der ZE-2 handelt es sich grundsätzlich um Zeitautomaten. Entsprechend der eingestellten Blende steuert die Kamera bei gegebener Filmempfindlichkeit die der Motivhelligkeit entsprechende Verschlußzeit. Als Steuerungselement für die Verschlußzeiten dient ein Quartz. Werden von der normalen Automatikmessung abweichende Belichtungen erforderlich, so gibt es bei der ZE zwei und bei der ZE-2 drei Möglichkeiten. Beide besitzen den sogenannten "AE-Lock", also eine Meßwertspeichermöglichkeit und einen Belichtungskorrekturring zur Ober- oder Unterbelichtung von je 2 LW. Als zusätzliche Möglichkeit verfügt die ZE-2 noch über fest einstellbare Verschlußzeiten von 1/1000 s bis 1 s, allerdings ohne Nachführmessung. Bei Verwendung des Mamiyalite ZE Blitzgerätes kann die Automatik eingeschaltet bleiben, die Synchronisation erfolgt dann automatisch. Zum Blitzen mit anderen Geräten steht die "X"-Einstellung zur Verfügung. "B" schließlich dient wie üblich der Langzeitbelichtung.

Belichtungsmessung

Auch bei den beiden Mamiya-Kameras findet zur Belichtungsmessung die weitverbreitete Silizium-Fotodiode Verwendung. Der Arbeitsbereich des Meßsystems reicht von LW 1,5-18. Die mäßig mittenbetonte Meßcharakteristik weist einen etwas nach oben verschobenen Schwerpunkt auf, was aber nur im Extremfall (z. B. gesamte obere Bildhälfte Himmel) zu einer zu knappen Belichtung der unteren Motivdetails führen würde.
Die Belichtungsmessung wird durch Druck auf den mechanischen Auslöser eingeschaltet. Das Meßsystem bleibt solange aktiviert, wie der Auslöser gedrückt wird. Da der Auslöser nicht verriegelbar ist, besteht die Gefahr, daß die Messung versehentlich eingeschaltet wird, z. B. wenn die Kamera unachtsam in eine Tasche gesteckt wird. Dadurch kann nicht nur ein Bild verloren gehen, sondern auch die Batterien können so vorzeitig ihr Leben aushauchen.
Zur Vermeidung von Fremdlichteinfall kann die Abdeckung des Mittenkontakt-Blitzschuhs in das Okularfenster des Suchers geklemmt werden, wo sie aber leicht wieder herausfällt. Daher ist es bei Stativaufnahmen u. ä. praktischer, mit der Meßwertspeicherung zu arbeiten.

Belichtungsautomatik

Der Zeitenbereich der automatischen stufenlosen Steuerung umfaßt 1/1000 s bis 1 s. Die Messungen zeigten, daß diese Steuerung bei beiden Testkameras sehr gleichmäßig arbeitet. Sowohl bei der ZE wie auch bei der ZE-2 ist die Belichtungseinstellung etwas knapp gehalten, jedoch ohne den Rahmen der zulässigen Toleranzen auszuschöpfen. Wie knapp oder reichlich belichtet wird, hängt bei den Mamiya-Modellen aber nicht nur von de Kamera ab, sondern auch von den Objektiven. Je nachdem, welche Kontakte im Objektiv überbrückt sind, fällt die Belichtung reichlicher oder knapper aus. Mehr zu dem Thema "Kontakte" finden Sie gegen Ende dieses Testberichtes. Die Einstellung "AE-Lock" bei der ZE und "AEL" der ZE-2 erlauben das Festhalten eines von der Automatik ermittelten Verschlußzeitenwertes. Dazu wird am Einstellring ein kleiner Entriegelungsknopf gedrückt, der die Arretierung der "Auto"-Einstellung freigibt. Die Speicherung des Meßwertes erfolgt so lange, wie der Auslöser gedrückt wird. Soll ein fester Korrekturfaktor der automatischen Belichtungssteuerung eingegeben werden, z. B. bei Winderaufnahmen, so kann dies über den Belichtungskorrekturring in Stufen von -2, -1, +1 und +2 LW geschehen.

Verschlußzeiteneinstellung

Die Mamiya ZE-2 ist - über die Möglichkeiten der ZE hinausgehend, die dies nicht bietet - mit einer manuellen Verschlußzeiteneinstellung ausgestattet. Der Verschlußzeitenring erlaubt die Wahl der festen Zeiten zwischen 1/1000 s und 1 s. Auch die manuellen Zeiten werden elektronisch quartzgesteuert, und dies sehr genau. Auffallend, daß die beiden kürzesten Zeiten 1/500 s und 1/1000 s nicht, wie bei fast allen anderen Kameras, etwas länger als angegeben sind, sondern kürzer. Das ist nicht auf die Elektronik zurückzuführen, sondern den Verschluß. Wie Messungen ohne Batterien, also mit einem mechanisch gesteuertem Verschluß (Einstellung auf "Auto"), ergaben, laufen bei der ZE dann ca. 1/4000 (!) und bei der ZE-2 ca. 1/1700 s ab. Bei der ebenfalls mechanischen "X"-Einstellung beider Kameras beläuft sich die Belichtungszeit auf 1/83 s. Es stehen also auch ohne Batterien zwei Zeiten zur Verfügung.

Sucher/Anzeigen

Beide Kamera sind mit einer kombinierten Schnittbild/Mikroprismen-Einstellscheibe versehen. Dabei ist der Schnittbild-Indikator diagonal angeordnet. Der einzige Unterschied, der sich beim Blick durch den Sucher zwischen der ZE und der ZE-2 zeigt, ist ein "M", das bei letzterer die Einstellung einer der manuellen Zeiten signalisiert. Sonst finden sich rechts außerhalb des Sucherbildes die Zahlen für 1/1000 bis 1/30 s und "LT" für den Langzeitenbereich von 1/15 bis 1 s. Die Anzeige erfolgt durch danebenliegende rote Leuchtdioden. Die LED für 1/1000 s blinkt bei Überbelichtung, die für Langzeiten bei Unterbelichtung. Eine Besonderheit der ZE-2 ist die akustische Warnung bei Verwacklungsgefahr durch einen Piepton, der deutlich hörbar ist. Da die Verwacklungsgefahr brennweitenbedingt bei verschiedenen Verschlußzeiten größer wird, benutzt Mamiya bei der ZE-2 die elektrischen Kontakte, um der Kamera die Brennweite des gerade eingesetzten Objektivs mitzuteilen. So kann das Piepen bei 1/30,1/60 oder 1/125 s beginnen. Mit dem Normalobjektiv piept's bei 1/30 s.
Auch die Batteriekontrolle erfolgt über die LEDs. Sie beginnen zu blinken, wenn die Spannung auf 5 V abgesunken ist. Allerdings blinken die LEDs noch bis zu etwa 2,5 V. Da es aber schon bei 4,2 V zu Funktionsstörungen (Überbelichtung) kommt, sollten bei blinkenden LEDs die Batterien sobald wie möglich gewechselt werden. Da die ZE/ZE-2 mit 6 V, sprich 4 Knopfzellen a 1,5 V arbeitet, kommt der Batteriewechsel doppelt so teuer wie bei vergleichbaren anderen Kameras.

0bjektivkontakte

Über zukünftige technische Möglichkeiten, die sich aus den elektrischen Kontakten zwischen Kamera und Objektiv ergeben, sind schon viele Vermutungen angestellt worden. NORMTEST will nicht auch noch mit der Stange im Nebel herumstochern und den vorhandenen noch weitere Spekulationen hinzufügen, sondern hat vielmehr die Kontakte auf ihre bisher erkennbare Funktion geprüft. Es zeigte sich dabei, daß über die Kontakte 1,2 und 3 ein Belichtungskorrekturfaktor eingegeben wird. Wenn die Kontakte 1 und 2 verbunden sind, steuert die Kamera die Belichtung um etwa 1/3 LW knapper. Diese Brücke ist bei allen drei uns zur Verfügung stehenden Objektiven (1,7/50 mm, 3,5-4,5/28-50 mm und 3,8/80-200 mm) vorhanden. Beim Zoom 80-200 mm sind die Kontakte 1 und 2 noch mit Kontakt 3 verbunden. Diese Verbindung bringt eine insgesamt etwa um 1 LW knappere Belichtung mit sich.
Die Kontakte 4, 5 und 6 bewirken eine Veränderung der Zeit, bei der das akustische Warnsignal der ZE-2 vor Verwacklungsgefahr ertönt. Ohne eine Überbrückung dieser Kontakte beginnt das Signal bei 1/30 S. Sind 4 und 5 miteinander verbunden, setzt der Warnton bei 1/60 s ein und bei der Verbindung von 5 und 6 macht er sich bei 1/125 s bemerkbar. Die Kontakte 4 und 5 sind z. B. beim 3,8/80-200 mm kurzgeschlossen.
Die vier Kontakte 7-1 0 sind mit einem Widerstandsnetzwerk beschaltet, werden aber von der ZE und ZE-2 nicht benutzt.

Sonstiges

Die beiden getesteten Kameras sind mit einem Winderanschluß ausgerüstet. Das Ansetzen geht schnell und sicher vonstatten. Der Winder ZE arbeitet solange, wie der Auslöser gedrückt wird, also bei kurzem Druck erfolgt Einzelbildbelichtung, bei längerem Serienbelichtung mit etwa 2 Bildern pro Sekunde. Der Winder selbst besitzt keine Um schaltmöglichkeit. Auch zwischen den Aufnahmen im Serienbetrieb wird jedesmal die Belichtung gemessen. Mit dem Winder ZE deuten sich neue technische Lösungen an. Er verfügt über 10 Kontakte, von denen die beiden ZE-Kameras nur 3 verwenden. Zum Öffnen des Winder- Batteriefachs bedarf es viel Geschick, und wenn man etwas Glück hat, kommt man ohne abgebrochenen Fingernagel davon.
Im Gegensatz dazu ist über das Kamera-Batteriefach Positives zu sagen. Die vier Knopfzellen werden in ein Magazin gepackt, das ähnlich wie ein Munitionsmagazin in die Pistole von unten in die Kamera geschoben wird und dort einrastet. Ein Beispiel für andere - auch namhafte - Hersteller, bei deren Kameras die Batterien lose in ein Loch im Kameraboden fallen.
Beim Filmeinlegen geht Mamiya mit den ZE-Modellen noch althergebrachte Wege. Beide Kameras besitzen die übliche Aufwickelspule mit 4 Schlitzen.

Plus und Minus

Plus

sehr gleichmäßige Belichtungsautomatik
Meßwertspeichermöglichkeit
zukunftssicheres Objektivsystem mit elektrischen Kontakten

Minus

keine Auslöserverriegelung keine Abblendtaste 
4 Batterien erforderlich (statt 2 wie bei anderen Kameras)

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}