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Alexander Borell Kommentar
Konica FP-1 FC-1 und FS-1
Die drei Grazien aus Japan:
Seit jeher gehört die japanische Firma Konishiroku, die Mutter der Konicas, zu den Stillen im Lande. Man hat den Eindruck, dieser Hersteller würde nur wenig Geld für Werbeposaunen mit Schlagzeug investieren, dafür desto mehr in technische Entwicklung.
Erinnern wir uns angesichts allgemeiner Automation der Kameras: eine Konica war die erste, die mit Belichtungsautomatik durchs Objektiv auf den Markt kam; eine Konica war die erste Sucherkamera mit automatischer Entfernungseinstellung; eine Konica war die erste mit eingebautem elektrischem Filmtransport. Nun hat Konishiroku einer überholten Modellvielfalt ein Ende gesetzt und zielbewußt vorerst drei Modelle geschaffen, die neue "F-Serie" für jedermann's Geschmack und Geldbeutel. Eben jene drei Grazien der alten Griechen, die - wie es im Lexikon heißt - die Göttinnen der Anmut und alles dessen waren - was dem Leben über die natürlichen Bedürfnisse hinaus seinen Reiz gibt". So verschieden diese drei Kameras der neuen Serie auch sind, so merkt man ihnen doch in vielen Gemeinsamkeiten die fortschrittliche Mutter an.
Gemeinsamkeiten
Wenn man sich einmal vor Augen hält, mit weicher Unverfrorenheit dem Fotografen heute noch bei "Welt-Spitzen-Kameras" zugemutet wird, den Film in die Aufwickelspule einzufädeln - wobei man ein paar Schlitze mehr in dieser jämmerlichen Spule bereits als Meilenstein gepriesen hat - dann sind die drei Konicas geradezu eine Erlösung. Bei allen drei Modellen legen Sie die Patrone ein, ziehen den Film bis über die dicke Aufwickel-Walze, schließen die Rückwand und transportieren bei FP-1 und FC-1 ohne Zwischenauslösung (!) solange, bis es nicht mehr geht: das Bild 1 ist aufnahmebereit. Haben Sie den Winder an der Kamera, der für beide Modelle paßt, zieht dieser den Film beim Schließen der Rückwand automatisch bis zum 1. Bild.
Beim Spitzenmodell, der FS-1, ist ja der motorische Filmtransport bereits eingebaut; nach jedem neuen Filmeinlegen zieht der Motor den Film bis zum 1. Bild. Wer das einmal selber, womöglich bei Kälte mit Handschuhen, gemacht hat, kann über die anderorts oft für erheblich mehr Geld angebotene Fummelei nur noch den Kopf schütteln. Weiterhin ist allen drei Modellen der vertikal ablaufende Schlitzverschluß aus Metalllamellen gemeinsam, und selbstverständlich passen zu diesen Kameras sämtliche Wechselobjektive mit Konica-Bajonett, vom 15 mm Fisheye bis zum 1000 mm Spiegeltele, wobei natürlich auch Zoom- und Makro-Objektive für jeden praktischen Bedarf zu Verfügung stehen.
Alle Drei besitzen einen elektronischen Selbstauslöser, der - eine Zeitkrankheit - nach vorne rot blinkt; und ebenso besitzen sie alle den elektrischen Anschluß für Kabel bzw. Fernauslöser, in den auch ein Auslöseknopf direkt eingesetzt werden kann, für Leute, die lieber mit links auslösen wollen.
Ober die gleiche 5-polige Buchse können Sie - auch bei dem preiswerten Vollautomaten FP-1 - einen "Intervall-Timer" anschließen, der sich über 12 Stufen für Aufnahmen alle 2 Sekunden bis jede 60. Minute einstellen läßt. Mittels Winder - bei FP-1 und FC-1 - wird der Film nach jeder Aufnahme weitertransportiert, so daß Sie überaus interessante Zeitstudien-Aufnahmen damit machen können.
Schließlich kuppelt noch das kleine Elektronenblitzgerät Konica X-24 Auto über den Sucherschuh mit allen drei Kameras zu völlig problemlosem Blitzen im Bereich von 0,7 m bis über 8 m, je nach verwendetem Film.
Zuletzt, aber keineswegs an letzter Stelle, sei noch der allen F-Kameras eigene, butterweiche Auslöser über Mikroschalter erwähnt, der wesentlich dazu beiträgt, daß man diese Kameras beim Auslösen kaum verwackelt oder verreißt.
Das sind die einzelnen Modelle:
Die Konica FP-1
Sie ist die preiswerteste der F-Serie, aber sie ist in ihrer Leistung weder "abgemagert" noch billig.
Ober den Begriff "Vollautomatik" ist schon viel geschrieben worden, und mancher übereifrige Werber hat da schon "Einstweilige Verfügungen` frei Haus bekommen: eine Kamera, bei der man entweder die Verschlußzeit oder die Blende vorwählen muß und sich nur die andere, zugehörige Komponente automatisch bildet, ist halt nicht "vollautomatisch".
Die Konica FP-1 ist es tatsächlich: Sie stellen nur einen Hebel von "Off" nach "On" und fotografieren. Ein Leuchtsignal links im Sucher zeigt mit "grün" an, daß die Kamera die notwendige Zeit/Blendenkombination, dem Licht entsprechend, bilden kann. Leuchtet es rot, sollten Sie blitzen. Der Messumfang ist so reichlich bemessen, daß Sie mit der FP-1 auch noch bei recht trübem Wetter, bzw. in Innenräumen durchaus "normal" fotografieren können, wenn Sie 27 DIN-Film geladen haben. Gespeist wird dieser Vollautomat von einer handelsüblichen 6 Volt Batterie, die Sie zudem in der Kamera testen können. Die Empfindlichkeitseinstellung reicht von 25 bis 800 ASA, an ihr kann auch eine Belichtungskorrektur vorgenommen werden. Somit ist die FP-1 eine absolut ernstzunehmende Kameras, die kaum weniger kann, als andere hochwertige SLR-Kameras, nur braucht sie dazu nicht so viele Hebel und Schalter. Wie schon erwähnt, passen der Winder und der Intervall-Timer auch an diese Kamera und machen sie erst recht zu einem wirklich interessanten Gerät, das auch dem anspruchsvollen Hobbyfotografen einiges zu bieten hat.
Die Konica FC-1
Wohlüberlegt und ständig auf eine sichere Zukunft bedacht, hat Konishiroku seinerzeit als erste automatische SLR-Kamera einen Blendenautomaten geschaffen: nach vorgewählter Verschlußzeit stellt die Automatik die dazu gehörende Blende automatisch ein. Ober das Thema Blenden- oder Zeitautomatik ist schon viel geschrieben worden, auch eine Menge Unsinn, und selbst hier haben falsche Werbeaussagen zu bitteren Rückziehern geführt. Jedenfalls ist eine, dank vorgewählter Verschlußzeit, scharfe Aufnahme von einem schnellbeweglichen Motiv besser, selbst wenn sie ein wenig unter- oder überbelichtet sein sollte, als eine zwar exakt belichtete, aber wegen abgesunkener Verschlußzeit unscharfe Aufnahme. (Diese Erkenntnis hat ja die großen Hersteller veranlaßt, "Dual"-Automatik, also Zeit- und Blendenautomatik wahlweise in der gleichen Kamera anzubieten). Die FC-1 ist ein Blendenautomat, Sie wählen die Verschlußzeit zwischen 2 s und 1/1000 s vor, die Blende dazu stellt sich automatisch ein und wird mittels roter Leuchtdioden am linken Bildrand angezeigt. Wird der Meßbereich überschritten, blinkt es oben oder unten an der Skala und mahnt zum Nachstellen der Belichtungszeit. Blinkt es oben und unten abwechselnd, ist dies das Signal für nötigen Batteriewechsel: vier 1,5-Volt Knopfzellen, in einer praktischen Halterung zum Einschub zusammengefaßt. Der Meßumfang der Automatik ist groß, er reicht bei 21 DIN-Film von LW 0 (2 s mit Blende 1,4) bis LW 19 (l/1000 s mit Blende 22), und übertrifft damit manche Konkurrenz mit illustren Namen und ebensolchen Preisen.
Sie können, was Filme betrifft, der FC-1 eine Menge anbieten, von 25-1600 ASA (1 5-33 DIN).
Über das besonders leichte Filmeinlegen haben wir schon gesprochen, der korrekte Filmlauf wird zudem durch ein Fensterchen an der Rückseite der Kamera deutlich angezeigt. (Eigentlich überflüssig, weil sich ja der Rückspulknopf auch mitdreht!) Es wäre sinnvoller gewesen, diese Anzeige rechtsseitig an der Kamera anzubringen: man hätte dann beim Rückspulen den Filmlauf kontrollieren und stoppen können, ehe der "Schwanz" in der Patrone verschwunden ist.
1,5 Bilder pro sec.
Der Winder zu dieser Kamera (und zur FP-1) leistet mit seinen 4 normalen 1,5 Volt-Batterien nichts übermäßiges, er begnügt sich mit 1,5 Bildern pro Sekunde, aber für den schnellen, gezielten Zweitschuß reicht's auch so, und für wirkliche Serienaufnahmen sind auch die 2 Bilder pro Sekunde der üblichen Winder zu wenig. Dafür wiegt er nur 185 Gramm.
Die Konica FC-1 tritt an die Stelle der auslaufenden Konica T 4 und weist eigentlich alle Eigenschaften des Spitzenmodells der F-Serie, der Konica FS-1 auf, ausgenommen deren eingebauter motorischer Filmtransport. Manche Fotografen finden das angenehm, weil sie den Winder zu Hause lassen können, wenn sie auf geringes Gewicht angewiesen sind. Selbstverständlich lassen sich auch hier alle Hexanon-Objektive verwenden sowie auch die Fernauslöser und der Intervall-Timer, und mit dem Konica-Blitzgerät X-24 Auto ist der Verschluß mit der 1/100 Sekunde synchronisiert. Bei Fremdblitzgeräten Mit 1/60 Sekunde. Zu erwähnen ist hier auch noch das neue, speziell für F-Serie geschaffen
Objektiv Hexanon AR 1,4/40 mm, also ein ganz leichter Weitwinkel, dem bisher schon in anderen Veröffentlichungen ein ganz hervorragendes Zeugnis für seine optische Leistung ausgestellt wurde. Eine Möglichkeit zur Belichtungskorrektur fehlt ebenso wie leider auch die Speicherung des Meßwertes. Hier muß man sich mit der Möglichkeit manueller Einstellung behelfen. Das mag einige T 3- oder T4-Besitzer veranlassen, ihre "alten" Kameras auf keinen Fall in Zahlung zu geben.
Die Konica FS-1
Sie hat seinerzeit, wieder einmal als erste auf dem Weltmarkt, gezeigt, daß Konishiroku bei den Fotokameras etwa die fortschrittliche Stellung einnimmt, wie Citroen bei den Autos.
Manches was Citroen in den 50er Jahren brachte, ist heute im Autobau eine Selbstverständlichkeit geworden. Und daß man in eine kleine, leichte Kamera einen Motor-Filmtransport gleich einbauen kann, hat die Konica FS-1 bewiesen: sie hat gar keinen "Schnellschalt-Hebel" mehr. Dies wiederum stimmt übervorsichtige Fotografen bedenklich, die dabei übersehen, daß man mit Autos verunglücken, mit Schiffen untergehen und mit Flugzeugen abstürzen kann, und die trotzdem nicht zu Fuß gehen.
Zwei Mikro-Motore sorgen für den Betrieb der FS-1: einer steuert Verschlußzeit und Blende, der andere den Spiegel und den Filmtransport. Gespeist wird diese Kamera von vier normalen 1,5-Volt-Batterien, ohne jede zusätzliche Knopfzelle, und diese Batterien sind in einem Griffstück so günstig an der Kamera angebracht, daß dadurch die FS-1 besonders gut in der Hand liegt. (Dieses Griffstück scheint anderwärts so gefallen zu haben, daß man es extra an eine Kamera anschraubte, ohne ihm eine Funktion gegeben zu haben; nicht einmal eine Reservebatterie kann es aufnehmen!)
Eins muß an dieser Stelle gesondert betont werden: Ich schrieb einmal, daß Technik, die Krach macht, ein Zeichen von schlechter, bzw. billiger Technik ist. Die Konica FS-1 liegt im Preis unter dem, was man allgemein für eine Spitzenkamera mit Winder bezahlen muß, trotzdem klingt sie mir, samt eingebautem Winder, so leise im Ohr, wie das, was ich sonst nur noch aus Wetzlar kenne. Die anderen Daten dieser FS-1, die ohne Batterien und Objektiv nur 560 Gramm wiegt, gleichen denen der FC-1.
Beinahe perfekt
So hat Konishiroku mit diesen drei Kameras ein in sich geordnetes und geschlossenes Programm auf den Markt gebracht, das nahezu alle Wünsche der Hobbyfotografen erfüllen kann. Unerfüllt, und vielleicht einer späteren FS-2 vorbehalten, bleibt der Wunsch nach der Abblendtaste, dem Meßwertspeicher und auswechselbaren Sucherscheiben. Meine Flitterwochen mit den Konicas habe ich schon vor vielen Jahren verbracht; sie sind einer glücklichen Ehe gewichen, und wenn ich heute etwas brauche, worauf ich mich absolut verlassen kann, greife ich noch immerzu einer meiner Konicas. Vielleicht auch mag ich sie, rein emotionell, gerade deshalb so gern, weil sie nicht aus einer der japanischen Fotokolonien Düsseldorf oder Hamburg kommen, sondern aus der altfränkischen Dürerstadt Nürnberg.
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