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Artikel
2001
Photographica
Altix
Die Kompakte
In der ehemaligen DDR war sie sehr verbreitet und im Westen nahezu unbekannt: Die Altix-Kleinbildkamera von Altissa. Dabei bot sie ordentliche Qualität und ab 1957 auch auswechselbare Objektive.
Die erste Altix kam 1939 heraus, damals noch für das Bildformat 24 x 24 mm. Nach dem Krieg wurde sie auf das Format 24 x 36 mm umgestellt. Bis auf das letzte Modell „n" („neu") von Ende der fünfziger Jahre sind alle Altix-Kameras an der trapezförmigen Verkleidung des Objektivsockels erkennbar. Dieser gibt ihr das unverwechselbare Aussehen, ist aber eigentlich über flüssig; darunter befindet sich nur die Zuleitung zum Blitzkontakt und die Hebelübertragung vom grauen Knopf zum Selbstauslöser. An der schrägen Vorderseite rutscht leicht die Hand ab, so dass die Kamera mit beiden Händen gehalten werden muss. Ansonsten ist sie handlich und für eine Systemkamera auffällig klein.
Das Gehäuse. Das Gehäuse besteht aus Blech, darunter befindet sich ein Chassis aus Leichtmetall-Guss. Zum Filmeinlegen wird der Bodendeckel abgenommen, außerdem lässt sich der mittlere Teil der Rückwand aufklappen, ähnlich wie bei einer M-Leica. Der Filmtransportmechanismus ist simpel: Wenn man am Transportrad dreht, wird der Vorgang schließlich durch das Zahnrad gestoppt, das in die Perforation greift. Dieses gibt den Auslöser frei, mehr nicht. Der Verschluss muss separat von Hand gespannt werden. Der Zentralverschluss bietet Zeiten von 1/300 Sekunde bis zu einer Sekunde und entspricht in Konstruktion und Qualität den Compur- und Pronto-Verschlüssen.
Das interessanteste Altix-Merkmal ist ihr Wechselbajonett, im Prospekt „Steckbajonett" genannt: Sie stecken das Objektiv auf die Kamera und drehen dann nicht das Objektiv, sondern einen Schraubring an der Kamera, der die Nocken des Objektivs festklemmt. Leider ist der Anschluss mit keiner anderen Kamera kompatibel.
Das Normalobjektiv. Das Normalobjektiv ist ein Tessar 2,8/50 mm von Zeiss-Jena. Es gab auch ein billigeres „Trioplan" der Firma Meyer aus Görlitz, das aber offenbar wesentlich seltener geordert wurde. Darüber hinaus gibt es das Weitwinkel „Primotar" 4,5/35 mm und das Telefogar 3,5/90 mm, beides Meyer-Vierlinser. Dazu wurde ein Aufstecksucher für das Weitwinkel konstruiert, den man mit Aufsteckmasken für 50 und 90 mm versehen kann und der sogar über einen Parallaxenausgleich verfügt: Wenn Sie den Ring am Okular mit Entfernungsskala drehen, verändert die Altix über einen Exzenter die Sucherneigung. Dem, der gerne mit verschiedenen Brennweiten arbeitet, wird die Auswahl gering vorkommen. Doch die berühmte Leica M2, die zur gleichen Zeit erschien, war vom Sucher her ebenfalls exakt für diese drei Brennweiten vorgesehen. Ein stärkeres Tele wäre für die Altix kaum sinnvoll, da sie nicht über den dann nötigen Entfernungsmesser verfügt, und Weitwinkel unterhalb 35 mm waren damals kaum verbreitet. Zwar gab es ein 30-mm-Objektiv, doch das war und blieb eine Rarität.
Der Zentralverschluss. Der Zentralverschluss ist aus heutiger Sicht ungewöhnlich für eine Systemkamera. Zudem sitzt er hinter dem Objektivbajonett. Das alles macht einen guten Eindruck, stellte die Konstrukteure aber vor Probleme, wie das Primotar zeigt. Schließlich darf das Weitwinkel nicht in die Kamera hineinragen sondern muss sich im Abstand zum Film nach dem Verschluss richten. Und so braucht das Primotar trotz seiner mäßigen Lichtstärke eine recht große Frontlinse. Zudem dunkelt der Verschluss die Bildecken leicht ab, da er im Gegensatz zu heutigen Zentralverschlüssen eben nicht im Objektiv sondern dahinter sitzt. Doch das trübt den Spaß am Fotografieren mit der Altix kaum. Vor allem ist ihre geringe Größe ungewöhnlich, und macht die Qualität des Systems Freude.
Ähnliche Systemkameras. Ähnliche Systemkameras mit Zentralverschluss und Wechselobjektiven gab es seinerzeit auch in Westdeutschland, so die Braun Super Paxette, die aber über einen eingebauten Entfernungsmesser verfügte, und die Akarette mit zwei eingebauten Suchern. Die Voigtländer Prominent hingegen gehörte schon vom Preis her in eine andere Kategorie. Halten konnte sich dieses Konzept nicht. Der Zentralverschluss an der Kamera schränkt die Objektivwahl zu sehr ein. Bei heutigen Konstruktionen mit Zentralverschluss sitzt dieser in jedem Objektiv und richtet sich somit nach dessen Erfordernissen.
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