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Artikel
2001
Kameras
VOM NUTZEN MODERNER AF-SLR-TECHNOLOGIE
Spitzentechnologie zum Kampfpreis
Im Fotoleben ist es wie im richtigen Leben: man kann es sich leicht oder schwer machen. Zu den Faktoren, die das Foto leben wesentlich erleichtern, gehört bei den AF-SLR-Kameras auch das große Angebot an technischer Ausstattung und Leistung, das mittlerweile auch in niedrigen Preisregionen ein Niveau erreicht hat, das Emotionen weckt, ja sogar Exaltiertheit hervorrufen kann.
Es gibt sie noch, die Handwerker unter den Fotografen - und es ist auch gut so. Mit einer schönen Mischung aus Zufriedenheit mit dem Alten und Skepsis gegenüber dem Neuen, gehen sie unbeirrt ihren Fotoweg, der im positiven Sinn ein Weg der Muße und Beschaulichkeit ist. Es gibt jedoch auch den anderen Weg, der vom Nutzen moderner Kamera-Technologie geprägt ist. Wer sich für eine High-Tech-Kamera entscheidet, ist grundsätzlich gut beraten, sich für ein Exemplar der neuen Generation zu entscheiden. Denn der Fortschritt in der Mikroelektronik macht die neuen Kameras leistungsfähiger sowie gleichzeitig weniger anfällig gegenüber elektronischen Malaisen und erhöht den Bedienungskomfort wesentlich. Vor allem die Hard- und Software-Entwicklung lässt die Kameras der letzten Generation alt aussehen. Denn frühere Automatikfunktionen waren nur Zwischenstufen auf dem Weg zu besseren Lösungen, die zudem ein Fotoleben am Rande des Nervenzusammenbruchs erwarten ließen. Die im harten Verdrängungswettbewerb noch übrig gebliebenen AF-SLR-Hersteller haben inzwischen jedoch erkannt, dass Kameratechnik nicht nur funktionieren, sondern auch einfach zu bedienen sein muss. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen die wichtigsten Funktionen und ihren Nutzen in Kurzform.
Autofokus-Messfelder. Den „Weltrekord" halten gegenwärtig die Canon EOS 1V und die EOS 3. Beide Kameras sind mit dem neuen CMOS-Sensor (Complementary Metal Oxyde Semiconductor) ausgestattet, der mit 45 Autofokus-Sensoren, darunter sieben AF-Kreuzsensoren arbeitet. Die AF-Sensoren können automatisch durch den Kameracomputer oder manuell aktiviert werden. Auch bei Nikon sind beide Spitzenmodelle F5 und F100 mit dem leistungsstarken Autofokus-Modul Multi-CAM1300 ausgestattet, das mit fünf AF-Sensoren arbeitet: drei zentral in der Horizontalen angeordneten AF-Kreuzsensoren, sowie je einem AF-Liniensensor unter- und oberhalb des zentralen AF-Kreuzsensors. Durch die Größe und Anordnung der fünf AF-Sensoren entsteht ein großes AF-Messfeld von 16x7,1 mm. Die große Anzahl der AF-Sensoren mit ihrer hohen Messdichte (bei der EOS 1V und EOS 3) bzw. das große AF-Messfeld von 16x7,1 mm (bei der F5 und 17100) erleichtert die Fokussierung bei außermittig platzierten Objekten bzw. die Schärfenachführung von Sensor zu Sensor bei bewegten Objekten.
AF-Lock-On-System. Durch das Lock-On-System der Nikon F5, F100 und F80 ist es möglich, die Schärfe auch dann zu halten bzw. nachzuführen, wenn das bewegte Objekt kurzzeitig hinter einem Hindernis verschwindet oder von keinem AF-Sensor erfasst wird.
AF-Hardware und AF-Software. Entscheidend für die AF-Geschwindigkeit ist der Kameracomputer. Gegenwärtig ist die Canon EOS 1V wohl die schnellste Kamera des Marktes. Sie ist mit einem ultraschnellen 32-bit Mikroprozessor ausgestattet, der mit einer Taktfrequenz von 33,3 MHz arbeitet. Zum Vergleich: Der 32-bit-Rechner der EOS 3 hat eine Taktfrequenz von 24,576 MHz, während die Taktfrequenz der CPU-Einheit der EOS 1 und 1N bei 12 MHz liegt. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit der EOS 1V liegt bei 0,03 Mikrosekunden, die der EOS 3 bei 0,04 Mikrosekunden, während die älteren Prozessoren 0,17 Mikrosekunden (EOS 1N) oder sogar 0,33 Mikrosekunden (EOS 1) benötigen. Wichtig sind auch die AF-Software und der Steuerungsalgorithmus, so dass es grundsätzlich sinnvoll ist, eine AF-Kamera der neuesten Generation zu kaufen. Denn die AF-Systeme werden von Generation zu Generation nicht nur schneller, sondern auch leistungsfähiger und praxisgerechter.
Mehrfeldmessung. Vollmundig waren die Werbeaussagen über die Mehrfeldmessung schon immer. Die Kameras der neueren Generation halten nun tatsächlich auch im Fotoalltag, was in der Werbung seit einem Jahrzehnt versprochen wurde. Bei der Mehrfeldmessung ist die gesamte Bildfläche in mehrere Messfelder eingeteilt: 35 bei der Canon EOS 300, 21 bei der Canon EOS 1V und EOS 3, 14 bei den Minolta Dynax-Modellen ab der Mittelklasse, oder zehn bei der Nikon F100 und der F80. Die Belichtung wird in jedem einzelnen Mess-Segment gemessen und in Abhängigkeit vom aktiven AF-Sensor gewichtet. Je neuer und leistungsfähiger die Software, desto genauer kann die Helligkeitsverteilung im Motiv analysiert werden. Bei der Nikon F80 und der F100 beispielsweise, aktiviert der Mikroprozessor nach Analyse der aktuellen Daten einen passender Algorithmus für die Belichtungssteuerung, der in den meisten Situationen zur korrekten Belichtung führt. Denn die in der F80 und F100 gespeicherten Algorithmen wurden anhand der Belichtungsdaten von 30 000 realen Motiv und Belichtungssituationen errechnet (die Daten von 30.000 tatsächlich gemachten Aufnahmen wurden in einer Datenbank erfasst und daraus die Software geschrieben). Neue Mikroprozessoren und ständig verbesserte Software führen zu einer sehr differenzierten Analyse der Lichtverhältnisse, so dass auch bei hohen Motivkontrasten und Gegenlicht korrekt belichtete Dias zu erwarten sind.
3D-Color-Matrixmessung. Die 3D-Color-Matrixmessung ist eine Spitzentechnologie des Hauses Nikon, die nur in der F5 zum Einsatz kommt. Denn diese Maßstäbe setzende Messtechnologie ist sehr teuer und erhöht den Stromverbrauch der Kamera - was aber angesichts der üppigen EnergiVçersorgbTg der % kein Boblem FçrstellB Durch2ôie 3D-F'lor-MaWçixmessR6g ist es möglich, nicht nur die Helligkeitsverteilung, sondern auch die Farbverteilung im Motiv zu analysieren. Das erfolgt mit einem für die Grundfarben Rot, Grün und Blau sensibilisierten Sensor mit einer Auflösung von 1005 Pixel. Je nach Farbdominanz wird eine knappere oder reichlichere Belichtung gesteuert. Wenn die Herstellungskosten und der Stromverbrauch gesenkt werden können, ist die 3D-Color-Matrixmessung sicher eine Technologie mit Zukunft.
Multispotmessung. Eine professionelle, sehr raffinierte Belichtungsmessart ist die Multispotmessung der Canon EOS 1V und EOS 3. Sie ermöglicht es, aus bis zu acht verschiedenen Einzelspotmessungen automatisch einen Mittelwert zu bilden. Damit kann man auf einfache Weise zum Beispiel eine Kontrastmessung des Motivs durchführen und die Tonwert- oder Farbwiedergabe gezielt beeinflussen.
Belichtungsreihenautomatik. Belichtungsreihen sind flankierende Belichtungen, bei denen zusätzlich zur korrekten Belichtung eine bestimmte Anzahl unter- und überbelichteter Aufnahmen entstehen. Die Abstände der flankierenden Belichtungen sollten frei bestimmt werden können, ebenso die Einstellstufen (Drittelstufen, halbe oder ganze Stufen). Die Nikon F5, F100 und F80 sowie die Canon EOS IV (PC-Anschlussterminal) bieten zusätzlich die Möglichkeit, nur zwei, statt wie üblich drei Aufnahmen mit der Belichtungsreihenautomatik durchzuführen. Das ist sehr praxisgerecht und filmsparend, denn es entspricht praktisch einer zusätzlichen automatischen Belichtungskorrektur statt einer Belichtungsreihe. Die Belichtungsreihenautomatik ist eine sinnvolle Funktion für Diafotografen und in der Standardversion bereits im unteren Preissegment zu haben.
Blitzsteuerung. Die raffinierteste Blitzbelichtungsmessung erfolgt heute anhand eines visuell nicht wahrnehmbaren Messblitzes, der vor der Belichtung gezündet wird. Beim Canon-EOS-System heißt diese Messart ETTL-Blitzbelichtungsmessung, bei Nikon 3D-Multi-Sensor Aufhellblitzsteuerung, und auch Minolta hat bei der Dynax 9 eine Vorblitzmessung. Dabei wird vor der eigentlichen Belichtung das Blitzlicht in mehreren Messsegmenten gemessen, wobei das Umgebungslicht berücksichtigt wird. Das führt zu sehr ausgewogenen, fast natürlich wirkende Blitzaufnahmen. Mit entsprechenden Blitzgeräten, kann diese Art der Blitzsteuerung sogar drahtlos erfolgen. Weil dabei die neue Software die Motivhelligkeit noch genauer analysieren und die Mess-Segmente noch differenzierter gewichten kann, sind Kameras der neuesten Generation zu empfehlen. Für die Blitzaufhellung bei offener Blende (Porträtaufnahmen) oder um schnelle Bewegungsabläufe „einzufrieren", bietet sich die Ultrakurzzeit-Synchronisation an, die von Canon abgesehen - den Topmodellen vorbehalten bleibt. In dieser Funktion sind mit entsprechenden Aufsteckblitzen alle Verschlusszeiten bis zur 1/4000 S, 1/8000 S oder sogar 1/12000 s (Minolta Dynax 9) blitzsynchronisiert.
Schärfentiefenautomatik. Eine echte Canon-Spezialität ist die Schärfentiefenautomatik, mit der die Ausdehnung der Schärfentiefe durch zwei AF-Messungen genau festgelegt werden kann. Die Kamera stellt dann automatisch das Objektiv auf einen Bereich zwischen den beiden Messpunkten scharf und steuert die Blende so, dass sich der Bereich der Schärfentiefe zwischen beiden Messpunkten erstreckt.
Belichtungsindikator. Die Minolta-Dynax-Modelle der gehobenen Klasse (800si, 9) verfügen über einen so genannten Belichtungsindikator. Bei Druck auf die AEL-Taste wird, je nach aktivierter Messart, die Abweichung der Belichtung von einem bestimmten Messwert angezeigt. Damit kann man die Lichtverhältnisse im Motiv mit etwas Erfahrung leicht abschätzen.
Reload-Funktion. Sehr praxisgerecht ist auch die Reload-Funktion der Minolta Dynax 9, mit der teilbelichtete Filme bis zur vorgegebenen Bildzahl automatisch vorgespult werden können. Das ist eine praxisgerechte Funktion, die sonst nur den APS-Kameras der gehoben Klasse vorbehalten bleibt.
Einblendbare Gitterscheibe. Über diese pfiffige Detaillösungen verfügt gegenwärtig nur die Nikon F80: Mit der Individualfunktion CSM 4-1 lässt sich die F80 so programmieren, dass eine Gitterstruktur auf die mit einem Polymer-Network überzogenen Vari-Brite Einstellscheibe projiziert wird. Eine Einstellscheibe mit Gitterstruktur bringt handfeste praktische Vorteile bei der Ausrichtung der Kamera (vor allem mit Weitwinkelobjektiven) und bei der Bildgestaltung.
Selbstauslöser mit variablen Vorlaufzeiten. Um die Verwacklungsgefahr bei langen Verschlusszeiten oder bei Aufnahmen mit Telebrennweiten zu reduzieren, ist es sinnvoll, auch kürzere Vorlaufzeiten als die üblichen 10 oder 12 Sekunden einzustellen. Praxisgerecht sind 2 oder 4 Sekunden.
Individualfunktionen. Mit den Individualfunktionen, über die schon Kameras der Mittelklasse verfügen, ist es möglich, die Kamera so zu konfigurieren wie es den persönlichen Wünschen des Fotografen oder den motivspezifischen Aufnahmesituationen entspricht. So kann beispielsweise die Belegung der Einstellräder umprogrammiert, die Blenden- bzw. Zeitvorwahl in halben, ganzen oder Drittelstufen einprogrammiert oder der Filmanfang wahlweise in die Patrone zurückgespult wird oder außerhalb bleibt. Neu und zukunftsweisend ist auch das PC-Anschlussterminal der Topmodelle, mit dem die Kamera an einen Computer angeschlossen werden kann. Auf diese Weise können bestimmte Kamerafunktionen umprogrammiert (z.B. Belichtungsreihenautomatik mit zwei statt drei Belichtungen, Lautstärke beim Einfädeln oder Zurückspulen des Films verringern) oder die detaillierten Aufnahmedaten auf die Festplatte gespeichert und ausgedruckt werden.
Bildstabilisator. Es gibt gegenwärtig neun Objektive mit Bildstabilisator auf dem Markt, acht von Canon und eines von Nikon. Diese hochtechnisierten Produkte lassen die extreme Telefotografie, bei ausgeprägtem Bizeps, zur Fingerübung werden. Durch die Bildstabilisator-Technologie erschließen sich auch neue fotografische Arbeitsund Sichtweisen. Der Fotograf kann spontan auf das Motiv reagieren. Mit Telebrennweiten können sogar Schnappschüsse wie mit einem Normalobjektiv gelingen. Das lästige Mitführen eines Stativs erübrigt sich dadurch. Auch Reisefotografen können enorm vom Bildstabilisator profitieren.
Augensteuerung. Die von Canon in diversen EOS-Kameras eingesetzte Augensteuerung der Autofokus-Sensoren ist mittlerweile „salonfähig": Hatte die Augensteuerung bei der EOS 5 noch gewisse Kinderkrankheiten, die bei der EOS 50E auskuriert wurden, erreicht diese Technologie nun bei der EOS 3 auch im Hochformat ein Leistungsniveau, das den Einbau in eine professionelle oder semiprofessionelle Kamera rechtfertigt. Von dem Funktionieren dieser Technologie kann man aber nicht auf ihre Notwendigkeit schließen.
Gehäusekonstruktion. Die für Profiansprüche ausgelegten Spitzenmodelle sind grundsätzlich robuster als die Amateurkameras. Das ist wichtig im harten Profieinsatz, wenn beispielsweise zwei oder drei Gehäuse gegeneinander baumeln oder gegen eine Wand „knallen". Solche Situationen kommen im Fotoalltag der Amateure normalerweise nicht vor, so dass auch die Kunststoffkameras ihre Dienste tun, zumal sie billiger und leichter sind. Den ungeheuren konstruktiven Aufwand bei einer Profikamera kann man zum Beispiel der Canon EOS 1V veranschaulichen: Das Innengehäuse ist aus robustem Aluminium-Druckguss gefertigt, die anderen Teile aus einem glasfaserverstärkten Polycarbonat. Das vordere und obere Außengehäuse besteht aus einer speziellen Magnesiumlegierung. Diese macht die Gehäusekonstruktion insgesamt härter und verwindungsfester sowie widerstandsfähiger gegenüber mechanischen Einflüssen (die Oberfläche ist kratzfest). Ferner hat die Magnesiumlegierung eine Schutzschildfunktion für die Kameraelektronik gegenüber elektromagnetischer Strahlung. Zum Schutz der Elektronik wurden an insgesamt 72 Stellen (Tasten, Einstellräder, Anschlussbuchsen, Batteriefach, Rückwand) Silikondichtungen angebracht, so dass die Kamera gegen Regen und Spritzwasser geschützt ist. Exzellente mechanische Eigenschaften weisen auch die Nikon F5 und die Minolta Dynax 9 auf. Die äußeren Gehäuseteile sind aus hartem Edelstahl gefertigt und mit UV-gehärtetem Polymer beschichtet. Die leicht angeraute Oberfläche ist kratzfest und griffsympathisch. Die Nahtstellen des Gehäuses und die Bedienelemente sind so versiegelt, dass sie Umwelteinflüssen wie Staub oder hohe Luftfeuchtigkeit problemlos trotzen können.
Verschluss. Auch in der Verschlusstechnologie setzen die drei Flaggschiffe Canon EOS 1V, Minolta Dynax 9 und Nikon F5 die Maßstäbe. Die Dynax 9 von Minolta hält mit der 1/12000 Sekunde den „Kurzzeitrekord" bei den Verschlusszeiten. Acht der zehn Verschlusslamellen dieser Kamera sind aus kohlefaserverstärktem Epoxydharz gefertigt. Daraus resultiert ein sehr geringes Gewicht sowie eine geringe Massenträgheit bei hoher Robustheit (für mindestens 100 000 Auslösungen ausgelegt). Für mindestens 150 000 Auslösungen ist der Verschluss der Nikon F5 ausgelegt, der eine Besonderheit aufweist: Bei jedem Auslösen wird der Verschlussablauf mit einer Lichtschranke gemessen. Abweichungen von der Soll-Verschlusszeit werden durch Selbstjustierung automatisch korrigiert. Ein Warnsignal meldet gegebenenfalls den Verschlussausfall.
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