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Fotografieren auf Reisen

Das neue Nikonos-System

Die Surf-, Segel-, Wander-, Kanu-, Berg- und Tauch-Kamera

Die bisherige Generation ist Vergangenheit. Mit dem neuen Nikonos IV-A-System gibt es jetzt auch für Unterwasser-Fans eine hochmoderne Kamera mit automatischer Belichtung und - Blitzsteuerung. Wobei zu betonen ist, daß die Nikonos IV-A keineswegs ausschließlich für die Anwendung unter Wasser konzipiert ist!

Mit der Tradition der Calypso Phot, Nikonos II und III, bestehend aus den drei ineinander steckbaren Baugruppen aus Außengehäuse, Innengehäuse und Objektiv, hat Nikon nun zum eigenen Vorteil gebrochen.
Die völlig neue Gehäusekonstruktion der Nikonos IV-A besticht durch ein ansprechendes Design und durch eine sorgfältige Verarbeitung. Dabei wurde der Käuferkreis derjenigen besonders berücksichtigt, welche vor allem eine Allwetterkamera für den vielseitigen Einsatz auf Sportbooten wünschen. Im Gegensatz zu den älteren Modellen muß nun nicht mehr das Objektiv entfernt werden, um den Film wechseln zu können, sondern die Rückwand wird fast wie bei einer normalen Kamera aufgeklappt. Die Rückwand als auch das Gehäuse bestehen aus massiven Aluminium-Spritzgußteilen mit Eloxalvergütung.
Angenehm der große Schnappverschluß aus korrosionsbeständigem Edelstahl mit Verschlußsicherung. Selbst mit recht klammen Fingern oder mit Taucherhandschuhen läßt er sich zum Filmwechsel bedienen. Sorgfalt auch in weiteren Details. So garantiert das hartfedernde Edelstahlscharnier als auch der Edelstahlverschlußbügel für einen gleichmäßigen Andruck der Rückenplatte mit dem darin eingelegten O-Ring. Hierdurch wird eine sehr gleichmäßige zuverlässige Dichtheit erreicht. Durch die anatomisch günstige Ausbuchtung an der Kamerafront mit dem darin untergebrachten Auslöser und den auf Kamerarückseite und -Vorderseite eingesetzten genoppten Gummibelag liegt die Kamera sehr angenehm in der Hand. Gegenüber den früheren Modellen ist damit eine Verwacklungsgefahr geringer. Günstiger angeordnet ist nun auch der Sicherungsknopf des Auslösers. Nach dem Ausklappen des Filmtransporthebels kann dieser leicht und rasch bedient werden. Die beliebte Schellschußmechanik der Vorgängermodelle ist jedoch immer noch wesentlich schneller. Ein verkürzter Aufzugshebelweg wäre bei der IV-A wesentlich günstiger. Das Bildzählwerk ist übersichtlich und gut ablesbar. Der Verschlußfunktionsknopf ist griffig und die Rückspulkurbel ist nun etwas größer und handlicher dimensioniert.
Gut wäre es gewesen, wenn das Gewinde der Blitzanschlußbuchse auch aus einer Edelstahlbuchse bestände, denn die Eloxalvergütung des Gewindes geht im Laufe der Zeit durch Abrieb verloren und dann setzt im Seewasser eine recht unangenehme Korrosion ein. Eine Konstruktion ähnlich dem Batteriefach, bei welchem das innen liegende Gewinde durch eine O-Ring-Dichtung im Trockenen liegt, wäre besser. So heißt die Empfehlung auch hier wieder, den Synchronstecker beim Meerwasser-Einsatz nie lange eingeschraubt lassen, sondern regelmäßig entfernen und auch das Gewinde einfetten.

Ein gelungener Sucher

War bei den früheren Modellen der eingebaute Sucher im UW-Einsatz wegen seinem kleinen Einblickokular nur bedingt zu verwenden, so erhält man mit dem neuen Sucher trotz Tauchermaske einen guten Einblick. Der Sucher mit Leuchtrahmen ist jedoch nur für das 35 mm Objektiv ausgelegt. Schön wäre es, wenn auch der Leuchtrahmen für das 80-mmObjektiv vorhanden wäre. Endlich auch ein massiver und stabiler Aufsteckschuh auf dem Sucher, bei dem man keine Angst zu haben braucht, daß er bei rauherem UW-Einsatz abgerissen wird.
Des weiteren Belichtungswarnanzeige und Blitzbereitschaftsanzeige im Sucher.

Die Belichtungsautomatik

Nicht etwa daß diese Belichtungsautomatik mit Messung durch das Objektiv schlecht arbeiten würde, denn selbst schwierige Gegenlichtsituationen mit unterschiedlicher Belichtung des Filmformates werden zuverlässig gemeistert. Zusätzliche Korrektureingaben sind außerdem auch noch möglich, da der Filmempfindlichkeitsstellring auch unter Wasser betätigt werden kann. Auch der Belichtungszeit-Bereich von maximal 60 sec. bis 1/500 sec. ist für den UW-Gebrauch völlig ausreichend. Schwierig ist vielmehr der praktische Umgang hiermit: Bei Belichtungszeiten von 1/30 sec. und länger beginnt die rote Bereitschaftsanzeige im Sucher zu blinken. Eine sonst übliche Belichtungszeitanzeige fehlt aber. Man muß sich umständlich damit behelfen, daß man die Blendenskala solange verstellt, bis die Bereitschaftsanzeige gerade zu blinken anfängt. Dann kann man mit dem ermittelten Blendenwert auf entsprechende Belichtungszeiten umrechnen um beispielsweise mit 1/15 oder 1/60 sec. arbeiten zu können. Gerade der Anfänger wird bei Belichtungszeiten knapp über 1/30 sec. leicht zu verwackelten Aufnahmen gelangen und der Ausweg auf manuelle Zeitwahl erlaubt auch nur eine einzige Verschlußzeit von 1/90 sec.
Schon hinderlicher für den ernsthaften Amateur ist da die einzig zur Verfügung stehende Blitzsynchronisationszeit von 1/90 sec. Gerade unter Wasser arbeitet man vorwiegend mit längeren Belichtungszeiten von 1/30 oder 1/60 sec. im Blitzbetrieb, um von der restlichen Hintergrundlandschaft oder vom freien Wasserraum eine ausreichende Tageslichtbelichtung zu erhalten. Mit 1/90 sec. wird man zu einem überwiegend dunkelblauen Hintergrund (sprich: Nachtaufnahme-Effekt) gelangen. Natürlich läßt sich dies durch die Verwendung von höher empfindlichen Filmen ausgleichen, aber in den kontrastarmen Verhältnissen unter Wasser verwendet man eben vorwiegend die kontraststeigernden mittel- und niedrigempfindlichen Filme.
Auf dem Trockenen sitzen jedoch die Besitzer des so hervorragenden und beliebten Nikkor-15 mm UW-Superweitwinkelobjektives, denn es kann nicht in Verbindung mit dieser Belichtungsautomatik verwendet werden. Als einzige Alternative verbleibt die manuelle 1/90 sec. und man muß wieder einen zusätzlichen Belichtungsmesser mitführen. Ansonsten können jedoch alle anderen und bisherigen Objektive zur Nikonos eingesetzt werden, wobei UW-Superweitwinkelobjektive anderer Hersteller auch im Automatikbetrieb verwendet werden können. Alles in Allem wird die gelungene Nikonos IV-A die Beliebtheit der älteren Nikonos-Modelle fortsetzen und man wird die Nachteile der nicht ganz praxisbezogenen Belichtungsautomatik hinnehmen müssen, denn es gibt derzeit und sicher auch in näherer Zukunft keine vergleichbare Amphibienkamera. Es ist jedoch zu hoffen, daß sich Nikon bald eine Verbesserung bezüglich der Belichtungssteuerung einfallen läßt. Vielleicht nach dem
Sprichwort: "Wenn man A sagt, sollte
man auch B sagen".

Was kann das Nikonos SB-101 UW-Computerblitzgerät?

Das Nikonos SB 101 UW-Blitzgerät mit der externen Sensoreinheit SU-101 ist auf dem Markt eine echte Bereicherung, denn neben dem wesentlich teureren Oceanic 2002 ist es ein weiteres echtes UW-Computerblitzgerät mit externem Sensor.
Befindet sich das Sensorauge von Computerblitzgeräten im UW-Einsatz sehr nahe am Blitzreflektor, so treten leicht Fehlbelichtungen auf, da der unmittelbare Wasserraum vor dem Blitzreflektor sehr stark durchstrahlt wird, viel Streulicht von Schwebeteilchen reflektiert und vom Sensorauge registriert wird. Dadurch sind Unterbelichtungen des eigentlichen Motives häufig die Folge. Der externe Sensor ist zweifellos eine logische Lösung für UW-Blitzgeräte, da hierdurch diese Fehlerquellen in der Blitzbelichtungssteuerung beseitigt werden.
Erfreulich, daß hier einmal die Herstellerangaben eines UW-Blitzgerätes innerhalb der DIN-Norm liegen, was sonst wirklich nicht die Regel ist. Bei einer gemessenen Leitzahl von 28 in der Leuchtfeldmitte liegt die Abweichung zum Herstellerwert von LZ 32 innerhalb der DIN-Norm. Der gemessene Wert bei manueller Energiestufe 1/4 war identisch mit der Herstellerangabe von LZ 16. Der Lichtabfall zum Rand des Ausleuchtwinkels von 66xGRADx betrug eine halbe Blendenstufe und liegt somit ebenfalls innerhalb der DIN-Norm. Auch die angegebenen Werte von Blitzfolgezeit (8 sec) und Blitzzahl (150) bei frischen Alkali-Mangan-Batterien wurden erreicht. Im Computerbetrieb mit den beiden Wahlstufen ergaben sich bei der Messung Abweichungen unter 1/3 Blendenstufe. Unter Wasser wurde eine Leitzahl von 11 bei Vollenergie (bezogen auf einen Meter) gemessen, gegenüber der vom Hersteller empfohlenen ca. LZ 16. Dazu eine Anmerkung: Es gibt bis heute keine genormte UW-Leitzahl. Erfreulich auch die Tatsache, daß der Herstellerwert von 50xGRADx Ausleuchtwinkel unter Wasser stimmt und mit dem 35-mm-Objektiv eine volle Bildausleuchtung gegeben ist. Beim 28-mm-Objektiv sind die Bildränder und -Ecken nicht mehr ausgeleuchtet. Hier wäre eine zusätzliche Streuscheibe empfehlenswert.

Ein breitgefächerter Anwendungsbereich

Die beiden manuell an der externen Sensoreinheit einzustellenden Computerstufen weisen eine Differenz von 2 Blendenstufen auf. Bei einem 21-DIN-Film ist eine Blendenwahl von 4 oder 8 gegeben. Dies ergibt unter Wasser ohne Berücksichtigung des Tageslichtes einen Blitzbereich von etwa 3 m bzw. bei Blendenstufe 8 bis etwa 1,5 m. Im UW-Nahbereich von 30 cm und bei Verwendung des vorteilhaften Kodachrome 25 kann jedoch nur noch mit einer Computerstufe von Blende 4 gearbeitet werden, was einen sehr kleinen Schärfentiefebereich mit sich bringt. Vorteilhaft wären serienmäßige lieferbare Graufilter zum Aufstecken auf die Sensoreinheit, um den Blendenwahlbereich zu erweitern. Verwendet man jedoch in diesem Nahbereich die manuelle 1/4 Energiestufe, so ergibt sich eine Arbeitsblende von 8 und bei Vollenergie Blende 16, womit ein positiver Schärfentiefebereich erreicht ist. Durch die Auslegung dieses UW-Blitzgerätes mit manueller Energiestufenschaltung und Computerstufen ergibt sich ein sehr breiter Arbeitsblendenbereich mit vielen kreativen Möglichkeiten.
Bei der ersten näheren Betrachtung war ich erfreut von der weitgehend soliden und servicefreundlichen Konstruktion dieses Blitzgerätes. Jeder Kabeleingang ist mit einer Edelstahlfeder umgeben, womit das Kabel zuverlässig vor unangenehmen Kabelbrüchen oder Beschädigungen durch scharfes Knicken oder Quetschen geschützt wird. Ein wirklich wichtiges Detail in dem meist rauheren Unterwasser-Einsatz. Die massive Rohrkonstruktion des Blitz als auch des Batteriegehäuses mit den sauber verarbeiteten O-Ring-Dichtungen garantiert sicherlich auch in größeren Tiefen als den vom Hersteller garantierten 50 m für eine zuverlässige Dichtheit. Der stabile Aufbau der Blitzelektronik im Gehäuse ist klar, übersichtlich und servicefreundlich angeordnet, und scheint recht unempfindlich gegen äußere Stöße und Erschütterungen zu sein. Im Handgriff untergebracht ist gleichzeitig der Aufnahmebehälter für 8 Mignon-Batterien oder wahlweise NC-Akkus, welche eine kürzere Blitzfolgezeit ergeben. Mit der Belichtungsrechenskala am Handgriff sollte man sich eine bessere Lösung einfallen lassen, denn hieran wird man auf Dauer keine Freude haben. Diese Skala für den UW-Bereich - als auch an Land - ist zwar sehr übersichtlich auf einem drehbaren Ring angeordnet, aber mit der Zeit wird dieser Aufdruck abgerieben und kaum mehr lesbar sein. Meiner Meinung nach ist die Arretierung des Kugelneigekopfes nicht ganz zufriedenstellend, da trotz kraftvoller Feststellung mit dem angenehm groß dimensionierten Klemmhebel, das Blitzgerät immer noch relativ leicht bewegt werden kann. Eine etwas teurere Edelstahlkonstruktion von Kugel und Andruckplatte würde gerade im Langzeitgebrauch zu einer sicheren Arretierung führen.
Gut gelöst ist die stabile Bajonettverbindung von der massiven Kameraschiene mit dem Handgriff . Weil in der Kameraschiene eine Öffnung für den Blitzsynchronstecker vorhanden ist, kann auch die Nikonos III hierauf montiert werden. Der Bajonettanschluß erlaubt eine schnelle Entkopplung von Kameraschiene mit Blitz, so daß dieser zu freien Lichtführung eingesetzt werden kann.
Die stark ausgebildete Sensoreinheit SU-101ist meiner Meinung nach fast ein bißchen groß geraten und mittels eines Spiralkabels mit dem Blitzgerät verbunden. Sie wird direkt über dem Objektiv in den Aufsteckschuh der Kamera geschoben und durch einen Spannring gesichert.
Leider fehlt hier aber die wichtige Verstellmöglichkeit zum Parallaxenausgleich im Nahbereich, um den Sensor jeweils auf die Bildmitte ausrichten zu können. Der etwas zu klein geratene Drehschalter zur Umschaltung der beiden Computerstellungen ist wenig geschützt angeordnet und könnte bei einem härteren Schlag leicht abbrechen.
Den praktischen Umgang im UW-Einsatz mit dem Blitzgerät und der Nikonos IV empfand ich als angenehm und übersichtlich. Der Ein- und Ausschalter des Blitzgerätes ist groß und übersichtlich und kann auch mit Handschuhen leicht bedient werden.
Die Blitzbereitschaftsanzeige am Blitzgerät ist groß und hell. Die zusätzliche Leuchtdiode im Sucher der Nikonos IV-A als Blitzbereitschaftsanzeige für das Nikonos SB-101 Blitzgerät ist im praktischen Gebrauch ein großer Bedienungskomfort. Leider kann diese praktische Bereitschaftsanzeige bei der Verwendung anderer Objektive und den damit aufgesteckten Suchern nicht mehr verwendet werden.
Der einfach zu handhabende Batterie- oder NC-Akkuwechsel kann auch mit klammen Fingern schnell erfolgen. Die beiden Spiralkabel des Synchronkabels und des Sensorkabels bilden im Umgang ein nicht ganz förderliches Kabelgewirr, das jedoch durch einen Befestigungsgurt am Handgriff weniger störend fixiert wird. Die große Verstellmöglichkeit des Kugelgelenkes erlaubt eine Ausrichtung des Blitzgerätes bis unmittelbar vor das Objektiv, was bei der Verwendung von Makrozwischenringen mit den sehr kurzen Aufnahmeabständen auch erforderlich ist.
Für den Transport kann man das Blitzgerät platzsparend und recht praktisch nach unten schwenken.
Vom Preis zur angebotenen Qualität ist eine gute Relation gegeben. Zum Preis von 750,- bis 800,- DM im Fachhandel gehört folgender Lieferumfang: Blitzgerät SB-101, Sensoreinheit SU-101, Kameraschiene, ein Sensorhalter, Batteriefach, ein Satz O-Ringe und die nette Tragetasche. Vergleicht man Preise, Qualität, technische Daten und Lieferumfang mit anderen UW-Blitzgeräten, so schneidet das Nikonos Blitzgerät recht positiv ab, da es in dieser Preisklasse auch kein anderes UW-Computerblitzgerät gibt.

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