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Artikel

2001

Kameras

Test: Mamiya 645E

Best Buy

Mir der neuen Mamiya 645 E findet die Gattung der Mittelformat-Kameras ihren Kern. Denn sie hat einerseits einen technischen Auftritt als Profikamera, ist jedoch andererseits für Mittelformat- Einsteiger konzipiert. Und außerdem verdient sie durch ein besonders attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis viel Aufmerksamkeit.

+ Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis 

+ leichte und kompakte Bauweise 

+ sehr einfache Bedienung 

+ umfangreicher Systemausbau

- kein Wechselmagazin

Die neue Mamiya 645 E verkörpert die achte Generation der 1975 gestarteten, sehr erfolgreichen „Kamera-Dynastie". Das „E" steht für „Economy" und „Easy" - und preiswert und einfach zu bedienen ist diese Mamiya tatsächlich. Der unbestrittene Star im kleinen Mittelformat ist jedoch nach wie vor die Mamiya 645 AF, die komplett mit Magazin und 80er Optik das Konto mit 7500 Mark belastet. Mit dem Topmodell kann die 645 E zwar nicht mithalten - aber sie zeigt eindeutig, dass man die Tugenden der Marke und das Know-how der achten Kamerageneration auch billiger haben kann, nämlich für 2595 Mark (komplett mit 80er Optik). Und wer noch etwas drauflegt, kann die Mamiya 645 E im Set mit drei Objektiven (2,8/55 mm, 2,8/80 mm und 3,5/150 mm) für 4990 Mark käuflich erwerben. Gespart wurde keineswegs am falschen Platz, obwohl das Wechselmagazin dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Diese Einsparung kann im Mittelformat grundsätzlich als Einschränkung gelten, ist aber angesichts des Kampfpreises noch zu verschmerzen, zumal mit einem 220er Rollfilm 30 Aufnahmen ohne Filmwechsel möglich sind. Ferner können vorladbare, preiswerte Rollfilmeinsätze in beliebiger Anzahl mitgeführt werden. Und wer das Fehlen des Wechselmagazins doch nicht verschmerzen kann oder will, muss eben zur Mamiya 645 Pro TL und somit tiefer in die Tasche greifen. Ansonsten ist die Ausstattung etwas karger als man es bei Mamiya sonst gewohnt ist, aber immer noch üppiger als bei anderen Konkurrenzmodellen ausgefallen. Denn bereits in der Grundausstattung verfügt die 645 E über eingebaute TTL-Belichtungsmessung, Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, Belichtungsspeicher, manuelle Belichtungskorrektur, Anzeige der Verschlusszeit im Sucher, Spiegelvorauslösung, Mehrfachbelichtungsfunktion, und anderes mehr. Die würfelförmige Kamera liegt sehr gut in der Hand, die wenigen Bedienelemente sind ergonomisch geformt und platziert. Der Filmtransport erfolgt mit einer Kurbel, die beispielsweise gegen den Motorhandgriff der älteren Mamiya-Modelle (645, 645j und 1000s) ausgetauscht werden kann. Auch ein Auslöse-Handgriff mit Schnellspannhebel ist in Vorbereitung. Ungewöhnlich groß ist der Korrekturbereich für den eingebauten Dioptrienausgleich ausgefallen. Das Sucherokular lässt sich im Bereich von -5 bis +5 Dioptrien in halben Stufen einstellen, wobei die Rastpositionen eindeutig markiert sind. Das Okular rastet mit einem satten Einklickgeräusch ein. „Satt" und professionell sind auch die Betriebsgeräusche, sei es die Drehung der Filmtransportkurbel oder das Auslösen des Verschlusses samt Spiegelschlag. Das Sucherbild ist sehr hell für die Preisklasse. Gut übersichtlich auch die Sucheranzeigen, die über die eingestellte oder automatisch gesteuerte Verschlusszeit informieren. Warnanzeigen signalisieren die Ober- oder Unterbelichtung. Die Filmempfindlichkeit wird mit einem Einstellrad im Bereich von ISO 25/15xGRADx bis ISO 800/30xGRADx in Drittelstufen eingestellt. Die Obergrenze von ISO 800/30xGRADx ist etwas knapp bemessen, reicht aber für die meisten Aufnahmesituationen aus und kann bei Bedarf durch die manuelle Belichtungskorrektur „indirekt" bis ISO 3200/36xGRADx erweitert werden. Die mittenbetonte Integralmessung wird durch Antippen des Auslösers aktiviert und liefert bei normalen Lichtverhältnissen sehr ausgewogene Belichtungen auf Diamaterial. Bei Gegenlicht oder schwierigen Lichtsituationen ist die manuelle Belichtungskorrektur hilfreich, die zwischen +2 und -2 EV in Drittelstufen eingegeben werden kann. Die mittenbetonte Integralmessung eignet sich sehr gut für manuelle Belichtungskorrekturen, denn mit etwas Erfahrung kann man ihre Wirkung besser einschätzen als das beispielsweise bei einer Mehrfeldmessung der Fall wäre. Der Verschlusszeitenbereich reicht von 1/1000 s bis zu 8 s (4 s und B bei manueller Belichtungseinstellung). Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist 1/60 s. An die Mamiya 645 E können sowohl Aufsteckblitze mit Minenkontakt als auch Studioblitzgeräte (über eine separate Buchse) angeschlossen werden.
Die Zeitautomatik ermöglicht durch die Blendenvorwahl die Bestimmung der Schärfentiefe als Mittel der Bildgestaltung. Mit einem Schalter an den Objektiven kann die Blende wahlweise geschlossen oder geöffnet werden, was einer Abblendfunktion zur visuellen Beurteilung der Schärfentiefe gleichkommt. Durch den Automatikkomfort sind sogar Schnappschüsse problemlos möglich, zumal die Mamiya 645 E für eine Mittelformatkamera sehr leicht und kompakt ist. Die Belichtung kann auf einfache Weise gespeichert werden: es genügt, das Verschlusszeitenrad aus der A- in die AEL-Position zu drehen. Auch manuelle Belichtungseinstellung ist freilich möglich. Die Spiegelvorauslösung und die Entkoppelung des Filmtransports für Mehrfachbelichtungen erfolgen über gut bedienbare Hebel.
Ein weiteres, entscheidendes Argument für die Mamiya 645 E ist der konkurrenzlos üppige Systemausbau. So stehen beispielsweise 19 Wechselobjektive mit exzellenter Abbildungsqualität zur Verfügung, darunter drei lichtstarke Apo-Teles, zwei Makroobjektive, ein Fisheye- und ein Shift-Objektiv. Ein Zweifachkonverter, sowie Balgen, Zwischenringe, Kompendien, Umkehrringe, Rollfilmeinsätze, gehören ebenfalls zum System. Wer eine kleine, leichte und einfach zu bedienende Mittelformatkamera sucht, ist mit der Mamiya 645 E bestens bedient. Sie eignet sich bestens sowohl für Mittelformat-Einsteiger als auch für anspruchsvolle Fotografen, die scharf kalkulieren können oder müssen. Auch die Folgekosten sind überschaubar, denn oft werden vom Labor die Abzüge vom 4,5x6-cm-Format so wie Kleinbild-Abzüge berechnet.

FAZIT:

Es gibt auch billigere Mittelformatkameras als die Mamiya 645 E allerdings stimmt bei denen nur der Preis, nicht aber die Leistung. Die Mamiya 645 E bietet gegenwärtig das attraktivste Preis-Leistungs-Verhältnis und ist unter diesem Aspekt der beste Kauf im Mittelformat. Sie ist somit ideal für preisbewusste Aufsteiger, die sich für den Qualitätsvorsprung des kleinen Mittelformats (3,5ma1 größer als KB) entscheiden. Und weil die kleinen Schwächen im Detail angesichts des Preises nicht bemängelt werden können, erhält sie das Prüfsiegel hervorragend*****.

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