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Test & Technik Normtest
Minolta Dynax 5xi und 9xi
Familien-Duell
Innerhalb der Minolta-Familie ist die Hierarchie klar - die Dynax 5xi ist das Mittelklasse-Modell für den engagierten Hobbyfotografen, die Dynax 9xi ist das Top-Modell, das sich zwar auch an engagierte Amateure wendet, aber in erster Linie für den Profi konzipiert wurde. Ob sich dies im Testlabor in meßbaren Unterschieden niederschlägt, wurde im Institut Normtest geprüft.
Obwohl die Minolta Dynax 9xi nur einen knappen Zentimeter breiter und 0 sogar einen halben Zentimeter weniger tief ist als die 5xi, wirkt sie doch viel wuchtiger als das Modell der Mittelklasse. Das liegt an den hochgezogenen Gehäuseschultern, über die das Prisma der 9xi nur wenig hinausragt, während das Prisma der 5xi recht hoch ausfällt. Beide Gehäuse weisen rechts einen deutlich ausgeprägten Handgriff mit Sensorleisten auf. Sie reagieren auf die zugreifende rechte Hand und wirken in Kombination mit Sensoren am Suchereinblick als Hauptschalter für die Kamera. Bei beiden Dynax-Modellen aktivieren die Sensoren Autofokus, Belichtungsmessung und die entsprechenden Anzeigen. Bei der 5xi wird zudem die automatische Brennweitenvorwahl aktiviert, wenn ein Zoom der xi-Serie im A-Bajonett sitzt.
Die Autofokusfunktion beruht bei beiden Kameras auf der kontrastabhängigen Phasendetektion. Unterschiedlich ist die Auslegung der Systems. Die 5xi weist ein großes Meßfeld auf. Es macht einerseits präzises Zielen oft überflüssig, erschwert es aber andererseits, die Schärfe exakt auf ein kleines Motivteil im Hintergrund zu legen. Im Gegensatz dazu ist die 9xi mit vier Meßfeldern ausgestattet, die einzeln oder gemeinsam aktiviert werden können. Im letzteren Fall ergibt sich ebenfalls ein großes Meßfeld. Wird die Kamera für Hochformataufnahmen in die Vertikale geschwenkt, wird das bei normaler Kamerahaltung obere Meßfeld automatisch deaktiviert.
Schnelles und präzises Autofokussystem
Der Autofokus der beiden Dynax-Modelle ist auf Schärfennachführung ausgelegt, das heißt solange der Finger aufnahmebereit auf dem Auslöser liegt, wird die Schärfe immer wieder auf das Motiv nachgestellt, das sich im Meßfeld befindet. Bewegt sich das Motiv, folgt der Autofokus ihm mit der Schärfe und berechnet dabei auch die Bewegung in dem Zeitraum ein, der vom Auslösen bis zur eigentlichen Aufnahme vergeht. Diese Schärfenvorausberechnung (Prädiktionsautofokus) funktioniert bei der 5xi nur bei Bewegungen auf die Kamera zu, während die 9xi auf Bewegungen in verschiedene Richtungen reagiert und sogar die Beschleunigung oder Verlangsamung einer Bewegung berücksichtigt. Bezogen auf die Filmempfindlichkeit von ISO 100/21' liegt die unterste Ansprechgrenze für den Autofokus bei Belichtungswert -1 (EV -1). Die obere Grenze liegt bei EV 18 (5xi) beziehungsweise EV 19 (9xi). Beide Kameras stellen die Entfernung sehr schnell ein, wobei die 9xi noch eine Spur schneller ist als die 5xi.
Die 9xi setzt sich in dieser Hinsicht an die Spitze aller aktuellen AF-Spiegelreflexkameras; die 5xi läßt zumindest die SLR-Kameras ihrer Klasse hinter sich.
Sollte es für das Autofokussystem zu dunkel sein, hilft bei der 9xi der eingebaute AF-Illumator, der das typische rote Streifenmuster auf das Motiv projiziert, während bei der 5xi der eingebaute Miniblitz aktiviert wird und Hilfsblitze aussendet. Bei der 9xi ist der Autofokus so schnell, daß selbst bei 4,5 Aufnahmen pro Sekunde (der schnellsten Transportfrequenz des eingebauten Motors) die automatische Scharfstellung für jedes Bild, gegebenenfalls mit Prädiktionssteuerung, vorgenommen wird. Die Belichtungsmessung erfolgt bei beiden Kameras in der Grundfunktion mit mehreren Meßfeldern, die in einem Wabenmuster angelegt sind, wie es für Minolta mittlerweile charakteristisch geworden ist. Unterschiedlich ist die Anzahl der Waben - vierzehn sind es bei der 9xi, nur acht bei der 5xi. Bei der Belichtungsmessung werden die Meßergebnisse für die einzelnen Waben miteinander verglichen; bei einer Licht-Schatten-Verteilung, die auf Gegenlicht oder andere schwierige Beleuchtungssituationen schließen läßt, wird die Belichtung automatisch korrigiert. Die 5xi läßt den Fotografen im Unklaren darüber, ob beziehungsweise in welchem Umfang sie eine Korrektur durchfuhrt. Bei der 9xi hat der Benutzer dagegen die Möglichkeit, sich im Sucher anzeigen zu lassen, ob und um wieviel korrigiert wird. Als Referenzwert wird das Ergebnis einer mittenbetonten Integralmessung herangezogen, die bei der 9xi ebenfalls als Meßmethode zur Verfügung steht. Die Spotmessung zur Beherrschung schwieriger Beleuchtungsverhältnisse wird von beiden Kameras geboten. Die Meßbereiche für Mehrfeld- und Integralmessung reichen von EV 0 bis EV 20, für Spotmessung von EV 3 bis EV 20 (bezogen auf ISO 100/21'). Das heißt, daß der Autofokus noch arbeitet, wenn die Belichtungsmessung bereits den Grenzbereich überschritten hat.
Um die Ergebnisse der Belichtungsmessung umzusetzen, stehen den Benutzern beider Kameras neben dem manuellen Belichtungsabgleich, Programmautomatik (in verschiedenen Varianten), Zeit- und Blendenautomatik zur Verfügung.
Der Verschluß, dessen Genauigkeit in jedem Fall eine Rolle für die Genauigkeit der Belichtungssteuerung spielt, läuft bei beiden Kameras extrem präzise ab. Bei der Dynax 5xi ist im Bereich von 30 Sekunden bis 1/1,5 Sekunde keine Abweichung zu verzeichnen'. Bei den kürzeren Zeiten (l/250 bis 1/2000 Sekunde) liegt die größte Abweichung bei -0,09 Blendenstufen und kann vernachlässigt werden. Bei der Dynax 9xi erstreckt sich der Bereich, in dem keine Fehler zu entdecken sind, von 30 Sekunden bis 11500 Sekunde. Auch die Abweichungen für 1/1000, 1/4000 und 1/8000 Sekunde sind nicht der Rede wert (+ 0,03 bis + 0,16 Blendenstufen), und sogar die derzeitige Rekord-Verschlußzeit von 1/12000 Sekunde liegt nur um 0,26 Blendenstufen über dem Soll und führt zu keiner sichtbaren Fehlbelichtung (die gemessene Zeit ist 1/10294 Sekunde). Für die gemeinsame Steuerung von Blende und Verschlußzeit durch die Programmautomatik wird nicht nur das Ergebnis der Belichtungsmessung berücksichtigt, sondern auch die Brennweite des Objektivs und die Motivcharakteristik. Gegebenenfalls kann der Fotograf die Programmautomatik über die Blende zugunsten einer bestimmten Schärfenzone oder auch über die Verschlußzeit zugunsten eines bestimmten Bewegungseffekts korrigieren, wobei die Belichtung nicht beeinflußt wird.
Die Programmautomatik der 5xi arbeitet sehr genau - die Abweichungen betragen weniger als 1/3 Belichtungsstufe (Ausnahme bei EV 3) und liegen immer im Bereich der knappen Belichtung. Bei der 9xi wechselt die Abweichung zwischen EV 7 und EV 8 das Vorzeichen. Bei den niedrigen Lichtwerten wird knapper, bei höheren Lichtwerten reichlicher belichtet. Allerdings liegen die Fehler hier unterhalb 1/6 Belichtungsstufe und können daher vernachlässigt werden.
Bei Zeit- und Blendenautomatik bietet sich ein ganz ähnliches Bild. Die Dynax 5xi bringt eine knappere Belichtung, bleibt aber immer im Bereich von weniger als 1/3 Belichtungsstufe. Die Dynax 9xi wechselt zwischen knapper und reichlicher Belichtung. Bei Blendenautomatik bleiben die Abweichungen immer im Bereich von weniger als 1/6 Belichtungsstufe, wie es auch bei Zeitautomatik im Bereich von 30 Sekunden bis 1/2000 Sekunde der Fall ist. Bei 1/4000 und 1/8000 Sekunde liegt die Abweichung zwischen + 1/6 und + 1/3 Belichtungsstufe und erreicht bei 1/12000 Sekunde schließlich den Maximalwert von +1/3 Belichtungsstufe. Keine dieser Abweichungen führt in der Praxis zu größeren Fehlbelichtungen. Auch die Zeitautomatik und 1/12000 Sekunde ist nur bei kritischen Motiven mit geringfügig zu hell wirkenden Bildern zu rechnen.
Die Minolta Dynax 9xi erhält das COLOR das FOTO-Prüfsiegel Normtest Note 1.
Normtest-Wertung
Minolta Dynax 5xi
Autofokus (max. 30): 25
Belichtung (max. 40): 31,5
Handhabung (max. 10): 5,5
Grundausstattung (max. 15): 8,5
Stromversorgung (max. 5): 3
Gesamtwertung: 73,5
Minolta Dynax 9xi
Autofokus (max. 30): 28
Belichtung (max. 40): 35
Handhabung (max. 10): 8
Grundausstattung (max. 15): 13
Stromversorgung (max. 5): 3
Gesamtwertung: 87
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