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2001

TEST Canon EOS-1V, Minolta Dynax 9, Nikon F5, Leica R8

Für den harten Einsatz

Vier Profikameras beweisen ihr Können.

Die vier Profikameras, die am häufigsten über den Ladentisch gehen, im direkten Vergleich: Canon EOS-1V, Minolta Dynax 9, Nikon F5 und Leica R8. "Hart im Nehmen" sind alle vier, in der optischen Leistung jedoch gab es kleine Unterschiede.

Die F5, das Flaggschiff von Nikon, lief bereits 1996 vom Stapel. Die Kamera wurde zum Topmodell und Dauerbrenner im Profibereich. Ihre Zuverlässigkeit wurde nach Herstellerangaben auf 150000 Belichtungsvorgängen geprüft.
Im Vergleich zu den Konkurrenten jüngeren Datums kann sie trotz ihres Alters und der ständigen Verbesserungen in den technischen Standards locker mithalten. Und in unserem aktuellen Testfeld ist sie sogar die absolute Siegerin mit insgesamt 80 Punkten.
Die Spitzenposition nimmt sie übrigens im Vergleich zu den anderen Testkandidatinnen auch in Bezug auf das Gewicht (1210 Gramm) und den Preis (etwa 5000 Mark) ein.
In einem robusten Kameragehäuse, das aus einer Druckgussaluminium-Legierung besteht, befinden sich ein Fünf-Sensoren-Autofokus und eine 3-D-Color Matrixmessung mit 1005 Mess-Sensoren, die die Belichtung nicht nur nach Helligkeitsunterschieden, sondern auch nach der Farbverteilung messen und berechnen. Sie vergleichen ihre Messdaten mit abgespeicherten Algorithmen, die auf 30 000 Einzelbildern beruhen.
Eine Integralmessung mit variabler Mittenbetonung (von 8 bis 20 Millimeter) ist ein weiteres Merkmal der hochwertigen Ausstattung. Außer dem stehen für die individuelle Konfiguration der Kamera nicht nur 41 Individualfunktionen, sondern auch vier austauschbare Sucher sowie neun verschiedene Einstellscheiben zur Verfügung.
Bei den einzelnen Parametern im Normtest ist der Vorsprung in der Kategorie Autofokusgeschwindigkeit am deutlichsten. Hier erreicht die F5 16,5 Punkte und liegt damit zwei Punkte vor der Zweitplatzierten, der Canon EOS 1V.
Eine hervorragende Wertung erreicht sie auch bei der Verschlussgenauigkeit mit 18,5 Punkten. Für die Belichtungsgenauigkeit bescheinigen die Prüfer Werte im akzeptablen Bereich.
Bestückt mit acht Mignonbatterien fallen natürlich die Werte für die Strommessung hervorragend aus.
Insgesamt überzeugt die Nikon F5 absolut in ihrer optischen Leistung. Und sie wird sich auch weiterhin in ihrem Marktsegment behaupten können. Eines Tages wird sie im professionellen Bereich wohl eher von einer digitalen Kamera abgelöst werden als von einer besseren analogen Kamera.

Die Mittellinie symbolisiert den Idealzustand, d. h. keine Abweichung in Blendenstufen. Die Nikon F5 ist diesem Idealzustand bei der Verschlussgenauigkeit nahe. Im grünen Bereich liegen alle Werte bis zu einer Abweichung von einer Drittel Blende, mit Ausnahme der Belichtungsgenauigkeit bei LW15.

Canon EOS-1V

Auch die Canon EOS-1V gilt als das Flaggschiff ihres Herstellers. Neu ins Profilager kam sie im vergangenen Jahr und konkurriert nun heftig mit dem Platzhirsch Nikon. Sie wurde wie unsere Testsiegerin für den harten professionellen Einsatz konzipiert. So besteht nicht nur das Gehäuse aus einem äußerst strapazierfähigen Materialmix (Aluminium-Druckguss, glasfaserverstärktes Polycarbonat und eine Magnesiumlegierung), sie wurde zudem speziell mit Silikondichtungen ausgerüstet, um vor Staub und Feuchtigkeit geschützt zu sein. Der Hersteller garantiert auch hier die Prüfung von 150000 Belichtungsvorgängen.
Der Flächenautofokus der EOS-1V kann mit 45 Messfeldern auf einer Fläche von 8 mm x 15 mm operieren. Sie können manuell oder automatisch durch den Kameracomputer aktiviert werden. Für die korrekte Belichtung ist eine Silizium-Fotozelle mit 21 Mess-Sektoren im Einsatz.
Die EOS-IV bietet mit ihren 63 Individualfunktionen eine fast maßgeschneiderte Kamerakonfiguration selbst für den anspruchsvollsten Fotografen. Wechselbare Einstellscheiben optimieren die persönlichen Einstellungen. In unserem Testfeld erreicht sie Platz zwei mit insgesamt 78 Punkten und damit auch das Prüfsiegel hervorragend.
Die Bewertung im einzelnen: Die Autofokusgeschwindigkeit liegt mit 74 Punkten noch im sehr guten Bereich. Bei der Auslöseverzögerung erreicht sie mit 7,5 Punkten im Testfeld noch einen Platz vor der Testsiegerin. Bei der Verschlussgenauigkeit trennen die beiden Kontrahentinnen nur ein halber Punkt, ebenso bei der Belichtungsgenauigkeit, die sich im mittleren Bereich bewegt.
Hier gibt es bei der Programmautomatik und bei Lichtwert 6 einen kleinen Ausrutscher von -0,6 Blendenstufen. Die restlichen Ergebnisse liegen alle „im grünen Bereich". Für den niedrigen Stromverbrauch gab es ebenfalls die Bestnote.
Im Gesamtergebnis überzeugt auch die Canon als unsere Testzweite klar mit einer hervorragenden optischen Leistung. Wie die übrigen Kameras des Testfelds ist sie für den täglichen professionellen Einsatz aufs Beste gerüstet.

Die Werte für die Verschlussgenauigkeit bewegen sich bei der Canon EOS-1V alle im grünen Bereich knapp unter der Ideallinie. Bei der Belichtungsgenauigkeit liegen die Zeit- und die Blendenautomatik im grünen Bereich; die Programmautomatik schert bei Lichtwert 6 um -0,6 Blendenstufen aus.

Minolta Dynax 9

Die dritte Kamera im Testfeld steht seit 1998 im Dienste der Profis. Neben einer üppigen Ausstattung bietet sie noch ein Reihe weiterer Superlative: kürzeste Verschlusszeit (1/12000), günstigster Preis und ein eingebauter Blitz, der eine Seltenheit in dieser Kameraklasse ist. Er ist zwar mit einer Leitzahl von 12 nicht extrem leistungsstark, aber er unterstützt in idealer Weise den Fotografen bei allen Aufnahmen im Nahbereich, die eine Aufhellung benötigen, so z. B. in der Porträtfotografie.
Selbstverständlich kann die Kamera auch an die persönlichen Bedürfnisse optimal angepasst werden. So genannte Customfunktionen (21) mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten stehen für die Programmierung zur Verfügung. Besonders benutzerfreundlich ist die Reload-Funktion. Sie ermöglicht den Transport eines teilweise belichteten Films bis zum nächsten freien Bildfeld. Diese technische Möglichkeit wurde bislang nur in der APS-Technologie geboten.
Das Autofokussystem der Dynax 9 basiert auf drei CCD-Bildsensoren. Die exakte Belichtung misst eine Silizium-Fotodiode mit 14-Segment-Wabenmuster. Beide Systeme sind miteinander gekoppelt.
Wie die anderen Testkandidatinnen so ist auch die Dynax 9 mit ihrem robusten Metallgehäuse aus Edelstahl für den intensiven professionellen Gebrauch konzipiert.
Im Test bekommt sie mit Abstand die besten Noten für die Belichtungsgenauigkeit. Sie liegt damit sogar um vier Punkte vor der Testsiegerin. Bei der Autofokusgeschwindigkeit ist sie nur um einen Punkt schlechter als die Canon, bei der Auslöseverzögerung erreicht sie mittlere Werte. Bei der Verschlussgenauigkeit liegt sie mit 15,5 Punkten geringfügig hinter den anderen Testkandidatinnen. Das gleiche gilt für den Stromverbrauch. Mit insgesamt 75 Punkten erreicht die Dynax 9 nicht nur den dritten Platz im Testfeld, sondern noch ein hervorragendes Gesamtergebnis.

Die Werte für die Minolta Dynax 9 liegen bei der Verschlussgenauigkeit überwiegend im idealen Bereich. Für die Belichtungsgenauigkeit ermittelten die Prüfer in der Testfactory für alle Messbereiche sehr gute bis hervorragende Ergebnisse; sie liegt mit diesen Werten noch vor der Nikon.

Leica R8

Etwas außer Konkurrenz lief die Leica R8 in unserem Testfeld mit. Sie gilt zwar als Topmodell in der Leica-Range, da sie aber über keinen Autofokus verfügt, ist ein direkter Vergleich mit den anderen Profikameras nur bedingt möglich.
Wie die Nikon F5 wurde auch sie 1996 der fotobegeisterten Öffentlichkeit vorgestellt. Und es soll immer noch Fotografen geben, die bewusst auf den Autofokus verzichten und der manuellen Fokussierung den Vorrang geben - natürlich auch im professionellen Bereich. Gerade Leica-Fotografen beweisen immer wieder, dass es für eine moderne Bildgestaltung und Ästhetik nicht unbedingt immer der neuesten Technologien bedarf.
Das Kamera-Innengehäuse besteht aus einer Aluminiumlegierung, die Deckkappe aus Zinkdruckguss. Die Ummantelung des Gehäuses ist aus Kunststoff. Für die Belichtungsmessung bietet die R8 drei Möglichkeiten: Selektiv-, Integral- und Mehrfeldmessung. Ferner stehen fünf Betriebsarten zur Verfügung, davon drei Automatikprogramme. Fünf wechselbare Einstellscheiben ermöglichen eine individuelle Anpassung.
Für die Konstrukteure war neben der soliden Kamerabauweise das oberste Ziel vor allem eine einfache Bedienung.
Bei den Testläufen schnitt die RS bei der Verschlussgenauigkeit am besten ab. Sie erreicht das hervorragende Ergebnis von 18,5 Punkten und kann sich hier dem Vergleich mit den anderen Kameras durchaus stellen.
Bei der Belichtungsgenauigkeit ist die Bewertung mit 2,5 Punkten nicht ganz so optimal. Jedoch muss man sich die Kurven und Werte dazu genauer anschauen. Es fällt auf, das die Abweichung fast durchgehend ein Drittel Blendenstufe beträgt, fast als wäre es auf diesen Wert eingestellt. Dieses Drittel Blendenstufe Unterbelichtung hat in der Diafotografie durchaus seine Auswirkungen. Im besten Falle erreicht man sattere Farben.
Für Auslöseverzögerung haben die Prüfer in Stuttgart vier Punkte vergeben, also eine mittlere Note. Beim Stromverbrauch lag sie in der Wertung mit fünf Punkten ganz vorne. Insgesamt erreicht die Leica RS von 80 möglichen Punkten 52, damit erreicht sie umgerechnet das Prüfsiegel gut.

Die Leica R8 überzeugt mit einer hohen Verschlussgenauigkeit, nahe dem Idealzustand, und hat damit alle Voraussetzungen für eine Profikamera. Bei der Belichtungsgenauigkeit liegt sie minimal außerhalb des grünen Bereichs. Sie unterbelichtet fast durchgehend mit ungefähr einer Drittel Blendenstufe.

Fazit:

Beatrix Leser

„Auf die ist Verlass", lautet das Fazit unseres Kameravergleichstests in der Profiklasse. Alle drei AF-Spiegelreflexkameras erreichen hervorragende Ergebnisse. Unsere schon etwas in die Jahre gekommene Testsiegerin, die Nikon F5, schafft die jüngeren Konkurrentinnen noch immer mühelos und setzt damit den absoluten Standard in der Profiklasse.

Punktewertung:

Nikon F5: 80

Canon EOS-1V: 78

Minolta Dynax 9: 75

Leica R8: 52 

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